Dienstag, 22. Dezember 2009

Marilyn Hausmann

"Meine Wohnung lebt, bebt, klebt, denn ich hab seit Dekaden nicht gefegt,
Gewischt, und alles, was dazu gehört
Hätt´ ich doch auf Mutti gehört:
Ach mein Sohn, wie oft hab ich dir schon gesagt,
Mach deinen eigenen Kack wech
Heute fängt sie schon zu kotzen an, sieht sie nur mein Backblech" Fischmob
Neben Fensterputzen, meine Fenster gehen wenigstens noch nach innen auf, weshalb ich sie trotzdem nicht putzen werde, ist Wischen das lästigste, was dir deine Wohnung abverlangen kann. Ich habe Laminat. Damit wird oft in den Wohnungsanzeigen geworben, obwohl es kaum Gründe dafür gibt. Laminat sieht nur aus wie Holz, ist aber Plastik, ein fußkalter Staubmagnet, der selten richtig verlegt wird und obendrauf angeblich sehr empfindlich ist.

Bei der Unterschrift des Mietvertrages ermahnte mich die Maklerin, den gerade neu verlegten Boden nur Nebelfeucht zu wischen. Laminat sei ja so empfindlich. Vor dem Einzug kaufte ich mir, billig billig, einen Wischmop, ohne irgendwelchen modernen Schnick Schnack. Im Grunde ein Kunststoffstiel mit Lappen unten dran. Die Vormieterin hat mir die Bude, und damit auch den Boden, blitzblank übergeben. Die ersten Monate gab es also keinen Grund für mich den Boden zu wischen. Eine Freundin teilte diese Meinung, meinte dennoch mir erklären zu müssen, wie man den Umgang mit dem Mop möglichst Nervenschonend über die Bühne bekommt. Sie empfahl beim Wischen immer ein Tuch bei sich zuführen, falls man zuviel Wasser auf den Boden geklatscht hat. Es besteht die Gefahr, dass der Boden sonst stumpf und oder wellig wird. Laminat ist ja so empfindlich. Ich sah schon die hinterlegte Kaution davon treiben. Meine Nervosität muss auf sie übergesprungen sein. Sie selbst stand kurz vor einem Umzug und wollte plötzlich los, ihren Laminatboden begutachten.

Mehr aus Neugierde als aus einer Notwendigkeit heraus, beschloss ich im Sommer dieses Jahres den Boden zu wischen. Bei geöffneten Fenstern ist die Bude wieder ratzfatz trocken, so meine Idee dahinter. Fläche Freiräumen, Fegen, Eimer, spezielles Reinigungsmittel, Warmwasser, Wischmop, Tuch, allein der Aufwand ließ die Erwartungen steigen. Im Grunde habe ich den Dreck vor mir her geschoben, bis an die Türschwelle ran.

Ein halbes Jahr später, also im Winter, genauer dieses Wochenende, wurde ich gezwungen den Boden ein zweites Mal zu wischen. Bisher haben die Socken den gröbsten Dreck aufgenommen, aber gegen den Schneematsch unter den Schuhen und das Gekleckse beim Kochen und Essen kamen die dünnen Businesssocken nicht mehr an.

Die Werbung würde diese Flecken als hartnäckig bezeichnen. Mal eben drüber gleiten war nicht, stattdessen war Schrubben angesagt. Der billige Teleskopstab des Mops hielt dem Druck nicht stand und brach in zwei Hälften, also musste ich in gebückter Haushälterinhaltung weitermachen. Auf Nebelfeucht war danach geschissen. Viel hilft viel. Auch auf taktisches Vorgehen, um Fußabdrücke auf der frisch gewischten Fläche zu vermeiden, verzichtete ich wohlwollend.
Hauptsache es bremst nichts mehr beim Moonwalk üben. Der Flur bleibt wie er ist, mit mehr Fußabdrücken versehen als der Walk of Fame. Solange draußen Schnee liegt ist das die reinste Sisyphusarbeit.
Die Auszeichnung zum Hausmann des Jahres hat mir meine Waschmaschine verliehen, in Form einer einzelnen Socke. Sowas passiert wirklich.

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