Dienstag, 27. November 2007

Trainerlehrgang feat. Jimmy Hendrik

„Da war nie etwas mit Drogen und wird auch nie etwas sein“ Christoph Daum

Im Trainerlehrgang wird nichts anderes vermittelt als die Umsetzung der aktuellen Spielsituation in eine für jeden verständliche Sprache. Kurze, laute Argumente. Nebensätze haben sich höchstens in der Taktikbesprechung vor dem Spiel verirrt. Ganze Sätze hört man dann nur noch in der Kabine. Die Sprache unserer Trainer. Der Schnack ist groß, der Schnack ist groß!

Direkt vom Taktiktisch:

Männer heute…
Wir haben heute einen großen Platz
Zeigt, dass ihr Fußball spielen könnt
Die Ecken mit halber Kraft
Sprecht miteinander
Die Bälle flach in den Fuß
Wir wollen da oben mitspielen
Ich will Spaßfußball sehen
Männer heute müssen wir umstellen
... soooo Männer…
Ball laufen lassen
Lasst die doch meckern wir sind ruhig
Das geht bei der Trainingsbeteiligung schon los…
Trinkt genug Wasser, es ist heiß
Das ist einfach so
Die sind hier heute nicht zum verlieren hergekommen
Wir haben heute da vorne starke Kopfballspieler
Wir können die da oben noch ärgern
Männer, wir haben es in der Hand heute
Da haben wir wieder das Dreieck
Wenn der geht, dann muss auch einer dafür hinten bleiben
Nutzt die Räume

In der Kabine schon etwas deutlicher:
Die Leute draußen sind alle heiß Männer
Unterschätz die nicht
Lasst die anderen meckern
Hart aber nicht unfair
Die können nicht mehr
Das Ding ist noch nicht gegessen
Wenn der Schiri gepfiffen hat ist ruhe
Macht euch richtig warm
Geht noch mal in euch
Habe ich kein Problem mit
Jeder rennt für den anderen
Der läuft sich auf der rechten Seite tot
Wir sind eine Starke Truppe
Macht die Wege für die anderen
Auch mal aus der zweiten Reihe versuchen ein Tor zu schießen
Ich habe kein Problem damit Jemanden nach 20 Minuten vom Platz zunehmen. Es sitzen starke Leute da draußen

Auf dem Platz:
Klare Dinger
Wenn hier einer meckert, dann bin ich das
War richtig
Kann passieren, nächstes Mal klappt das
Rüber schieben
Die Idee war gut
Nicht stehen bleiben
Stellen! STELLEN! STELLEEEEN! … Man, Man, Man…
Heise! MENSCH!!!
Mosert nicht rum
Versucht es mal aus 20 Metern
ABSCHLUSS suchen
Schießt ruhig mal
Versuch es!
Junge, du hast nen Schuss
Nicht zuschauen da
Guck dir das da mal genau an
Schiri, da steht er!

Hätten wir ein Phrasenschwein, würde es uns die schönsten Mannschaftsfahrten bescheren.
Auswendiglernen, an den Spielfeldrand treten und munter mitmachen. Passt immer.

Donnerstag, 22. November 2007

Tankstellen

”Some of the work gets kinda hard
This ain't no place to be if you planned on bein' a star
Let me tell you it's always cool
And the boss don't mind sometimes if you act the fool” Bruce Springsteen

Ich fahre nicht gerne an Tankstellen. Überraschung! Dabei meine ich nicht die viel zu hohen Preise, sondern mehr das Ambiente Tankstelle an sich. Ich habe erst nach einem Jahr Führerschein das erste Mal getankt. Es war einfach nie nötig. Bis heute habe ich die richtige Handhabung des Zapfhahns nicht verstanden. Drückt man zu fest, macht es klick und man muss neu ansetzen. Das soll ja gar nicht gut für die Umwelt sein, weil die entstehenden Dämpfe beim „Tickern“ nicht abgesaugt werden können… aha. Zu lasch gedrückt und man steht für einen Liter Super eine halbe Stunde an der Säule. Ich habe mal davon gehört, dass man den Hebel auch einhaken kann und dieser solange betankt, bis der Tank voll, das Portemonnaie leer ist. Den Versuch kann ich mir, im wahrsten Sinne des Wortes, sparen, bzw. nicht leisten. Es muss recht bescheuert aussehen, wenn ich tanke. Hausfrauen neben mir gehen weitaus geschickter mit der Anlage um als ich. Den Tankdeckel schließe ich nie ab. Ich bekomme es einfach nicht hin. Beim bezahlen dann werde ich hin und wieder mal gefragt, ob ich aus Versehen falsch getankt hätte. So erklären sich zumindest die Angestellten die geringe Füllmenge. Im Laden selber gibt es alles, was man an Sonntagen / Spieltagen benötigt. Nur kostet einem die exklusive Öffnungszeit auch 200% extra. Nirgends sonst wo bekommt man Lipton Ice Sparks oder Jack Daniels / Cola in 0,33l Dosen (4 €), einzelne Briefumschläge oder BIFI Carazza XXL.

Zum 24. Dezember hin werden wieder überteuerte Geschenkalternativen angeboten, die aufgrund dutzender möglicher Scheidungen am 25. Dezember wieder aus dem Sortiment verschwinden...

Mein persönlicher Alptraum ist aber die Autowaschanlage. Das darf man ja nicht mehr vor der eigenen Haustür erledigen. Umwelt und so. Als Kind fand ich es absolut cool durch die riesigen Bürsten chauffiert zu werden. So muss sich Marlon Brando am Waschtag fühlen.

Nervtötend sind nur der laute Staubsauger und das „Personal“. Diese beiden Eineurojobber haben eine so dermaßen nachfühlbare scheiß Laune, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme wenn ich im Auto von den Classic Soul Dogs – Car Wash aufdrehe. Der Mann mit dem Gartenschlauch in der Hand brüllt irgendetwas. Ich verstehe nichts. Das Fenster ist logischerweise unten, die Musik laut, der Motor soll an bleiben und im Hintergrund dröhnt immer noch der Staubsauger, weil ich zu viele 50 Cent Stücke eingeworfen habe. Was? Wo soll ich hinfahren? Weiter rechts? Aber warum winkt er dann links rüber? Einmal in der Waschanlage kann man nicht mehr viel falsch machen.

Auf der anderen Seite der WA ledert ein Schüler meine Karre ab. Dafür muss er die Türen öffnen, was dazu führt, dass er auch gleich den gesamten Inhalt des Türfaches wieder einräumen darf. Dem ist aber zum Glück alles egal. Fünf Euro zahlen, kein Trinkgeld und zusehen, dass man vom Hof kommt.

Mittwoch, 21. November 2007

Saturday Teenage Kick

„Go, Go, Go, Go,Go,Go,Go shawty
It's you're birthday
We gonna party like
It's you're birthday
We gonna sip Bacardi
Like It's you're birthday
And You know we don't give a Fuck
It's not you're birthday” 50 Cent

Ich gehöre zu denen, die zu einer House Party gehen, weil sie denken es handele sich um eine Haus-Party. So wie die Partys aus Menace II Society oder diversen Rap Videos. Nichts ist. Man bekommt die Ohren vollgedröhnt, von zugedröhnten Vollidioten, die Musik ist gar nicht mal gemeint. Und wenn man sich dann mal den einzigen guten House Song wünscht, kennt den keiner. Das ist denen auch egal was da läuft, mir im Grunde auch. Tschüß.

„Feierst du?“

„Nein, ich mache ein Sit-In.“

Wohl wahr, wohl wahr. Sit-In Partys gibt es nicht, da ist ein Wort zuviel.
Sit-In hat das gegenteilige Problem wie die House Partys. Dort muss zwangsläufig geredet werden. Das können alle. Aber unterhalten können nur die wenigsten. Irgendwann fällt den Gästen nichts mehr ein, wie einem Blogger, der drei Videos hintereinander Postet… Die Atmosphäre muss stimmen, man kann den anderen ja nicht ausweichen. Schnell steht jeder Satz schwer im Raum wie Tine Wittler. Sit-In ist vielleicht vorteilhaft, wenn man verschiedene Bekanntenkreise zusammenführen will. Gerne, aber was macht man die restlichen vier, fünf Stunden? Wenn mir eine gefällt, dann auch auf einer Party lauter lauter Betrunkenen. Außerdem setzt das Zusammensitzen auch eine gewisse soziale Intelligenz voraus, die ich nicht jedem zusprechen möchte. Im Hintergrund läuft meist feige Radio, entweder weil der eigene Musikgeschmack noch nicht einmal für den zwangsläufig eingeladenen Untermieter aus der Kellerwohnung reicht oder weil immerhin das Beste aus den 70ern, 80ern, 90ern und von heute gespielt wird. Kurz, man kann nichts für das Radioprogramm. Aber für den eingeschalteten Sender kann man schon etwas. Hört man einen Song das zweite Mal, sollte man gehen oder fahren. Was kein Problem nach einem Sit-In ist. Dennoch findet man mich dort. Ich unterhalte eben gerne.

Party Hopper sind Leute, die hier und da mal auftauchen. Sie sind nie alleine, weil einer alleine gar keine drei Partys wüsste, auf denen er an einem Abend auftauchen könnte. Es wäre auch eine sehr einsame Sache. Solche Menschen glauben wirklich, dass sich die Gastgeber freuen sie zu sehen. Auch wenn sie noch nicht einmal ihre Jacke ausziehen oder etwas mitgebracht haben. Sind ja eh gleich wieder weg. Auf ihren Touren durch die Dörfer und Diskos halten sie an jeder Bushaltestelle und schreiben mit Edding auf die Bänke: Ich war hier. Die sind das!

Für Studenten wie mich ist das „Vorsaufen“ zu einem unverzichtbaren Ritual geworden. Eine tolle alternative zum Geld ausgeben. Man sitzt mit fünf bis zehn Leuten in Zimmern und verhilft sich bei guter Musik (vielleicht das letzte Mal an diesem Abend) einen rein. Ab 23 Uhr wird an das weiterziehen gedacht. Die Stimmung, gemischt mit Vorfreude (Achtung: hier die Vorfreude nicht zu hoch ansetzen), ist erfahrungsgemäß so gut, dass man eigentlich auch bleiben könnte. In der Regel sind die besten Partys die, bei denen sich vorher getroffen wurde. Egal ob der Alkohol dort umsonst ist oder ein Vermögen kostet.

Sonntag, 18. November 2007

Geilomat feat. Frau Krüger

Wortkreationen, die ich nie wieder hören möchte:

spastisch - deutsch

Wunderbest - Wunderbar

Tippi Toppi - Okey

Okäse - Okey

Zwiebelringe - Zwillinge

Bis Baldrian - Bis bald

Alles Klärchen Bärchen - Alles klar Bär

Naturloch - Natürlich

Tel Aviv - C`est la vie

Kugelbär - Kugelschreiber

Zum Bleistift - Zum Beispiel

Na Bernd - Guten Abend

Bli - Ali

Schanke dön - Danke schön

Chillen - Hinsetzen, Schnauze halten

Regal - Egal

na sichi - mit Gewißheit

Funktionuckelt - Funktioniert

Bis dannemanski - Bis dann

Tschüsikowski - Tschüß

Schitte bön - Bitte schön

See you later Alligator - See you later alegater

Das darf nicht Warstein - Das darf nicht wahr sein

An und Pfirsich - an und für sich

Tschö mit ö - Tschüß

Schiss - Tschüß

Stück ein Rück - Rück ein Stück

The Artist formally known as Prince - Prince

Knoff Hoff - Know How

Hier sind die dazu passenden Sprüche, fertig für den Alltag.

Mittwoch, 7. November 2007

Stehst du noch oder lebst du schon?

„Genauso, genauso, genauso sieht das aus“ Dendemann

"All the Things she said running through my Head, this is not enough" TaTu

„100 Leute haben wir gefragt, was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen“ Werner Schulze-Erdel

Was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen?

Guthaben…….100

Ne, so leicht ist es womöglich nicht. Diese Frage beschäftigt mich seit Monaten, fast solange wie dieser Blog. Gestellt bekam ich die Frage auch nicht von Manuel Andracks ehemaligen Schützling Werner Schulze - Erdel, sondern von einer völlig geistlosen Bekannten. Sie behauptete indirekt, dass ich nicht mit beiden Beinen im Leben stehen würde. Was soll ich da auch? Da sind doch schon alle anderen!

Es war mehr eine hilflose Abwehrreaktion ihrerseits als eine wirkliche Feststellung. Aber deshalb ist die Frage nach der Bedeutung nicht belangloser. Was könnte den Eindruck hinterlassen, ich wäre ein „Hans Gaffindieluft“? ein wirklichkeitsferner Mensch? Ein Hippie? Und was ist der Umkehrschluss? In Kontaktanzeigen ist es oft ein wichtiges Attribut mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Die Frage beinhaltet Stillstand, wirkt spießig und meint es wahrscheinlich auch genauso…

Was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen?

Als erstes denke ich daran, dass es einem scheiße gehen muss. Bemitleidenswert, wirklicher und näher kann das Leben nicht sein. Krankheit, Schulden, Existenzangst, Hartz IV, nicht vermittelbar, Der Staat schaut zu, wehe du lachst! Umschulungen, RTL2, Bus fahren. Da steht man nicht im Leben, man ist einbetoniert. Nein, das kann es nicht sein.

Was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen?

Weiß, Führerschein, durchschnittliches Abitur, danach Ausbildung, langweiliger Job, Vereinsmitglied, Rechnungen kommen, Volksbank oder Sparkasse, Soll, ein Partner, ein fester Partner, AOK, Wohnung, Auto, Urlaub, Deutsch Rock, Pizza, Tätowierung, Hilfiger Hemd… Nein, das ist zwar annährend normal aber klingt noch zu sehr nach „mit beiden Beinen durchs Leben gehen“.

Was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen?

Frau, Kinder, Familie oder Alimente, Deutsche Bank, Haben, Haus, Garten, Hund, Privatpatient, Combi, Rechnungen schreiben, Vereinsgründer, Restaurants, Camel Hemd, DSL 16.000, HDTV, iPhone… auch das nicht.

Was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen?

Eine Gegenbewegung zu alldem darstellen, was andere für „mit beiden Beinen im Leben stehen“ halten. Klingt mehr wie eine Ausrede, als nach einem Erklärungsversuch.

Was bedeutet es mit beiden Beinen im Leben zu stehen?

Zwei Beine und der Rest kommt von alleine, man muss es sich nur bewusst sein. Der Anteil deiner Sorgen sollte so groß sein, dass sich deine Bekannten noch darüber erkundigen, es ihnen aber nicht unangenehm ist, sich darüber zu unterhalten!

Dienstag, 6. November 2007

Eintragung ins Nichts

„Auf jeden Fall ist das Leben hart doch es wird erträglicher
Wenn man den Geist massiert deswegen les' ich ja
Wenig zwar aber die Quellen der Inspiration
Sind ausschlaggebend für meine Motivation“ Torch

„Schenk Deiner Schwester doch einfach ein gutes Buch“
„Hat die schon“ aus Doppelpack

Eines der Themen, denen ich bisher zwar eine Menge Zeit gewidmet aber nur indirekt Platz auf der Seite eingeräumt habe, ist das Lesen. Das Alter, in dem Lesen uncool war, habe ich übersprungen. Heute lesen nicht unbedingt mehr Menschen, aber man hört aus ihren Entschuldigungen schon etwas wie Reue heraus. Sie ahnen, dass da was hinter stecken könnte. Das wahrscheinlich größte Problem dabei stellt die Tatsache dar, dass Bücher nicht so schnell und einfach zu konsumieren sind wie Musik oder Filme. Außerdem ist es zu kompliziert sich Bücher aus dem Netz illegal herunter zuladen. Wo ist denn da noch der Reiz? Ein anderes Problem ist das Bild einer Dreißigjährigen, die in einem selbst gestrickten Pullover, den sie, an einem regnerischen Tag, beim Sitzen auf der Fensterbank über die Knie gezogen hat, neben sich eine dampfende Tasse grünen Tee, Harry Potter lesend, das viele in ihren Köpfen haben. So was gibt es sicherlich und ist auch verdammt uncool, aber nicht das, was mit Lesen gemeint ist. Alles was wir machen, wobei wir uns so unheimlich lebendig, frei, unabhängig fühlen, all diese lehrreichen Erfahrungen, die man meist nur macht, um davon später erzählen zu können, wurden allesamt schon einmal durchlebt oder in irgendeiner Form verarbeitet. Es ist alles schon einmal da gewesen. Noch mehr sogar, die Gefühle, Eindrücke und Empfindungen wurden analysiert, begründet, gemalt und formuliert. Kurz, sie wurden Bewusstsein. Viele meiner Altersgenossen können nicht begründen warum ihnen etwas missfällt oder, was häufiger vorkommt, gefällt. Wie äußert sich etwas? Es reicht ihnen unterscheiden zu können, ob es gefällt oder nicht. Bücher oder andere Quellen sind im Grunde nichts anderes als ausführliche Gedankengänge, die man nachvollzieht. Man bekommt Vergleiche, Informationen, Anregungen, Begründungen geliefert, die erklären was warum den Unterschied ausmacht. Es gibt Millionen Ideologien und Weltbilder. Das schwierigste und deshalb das reizvollste ist es diese Leben, Geschichten und damit die Erfahrungen der anderen auf sein Leben zu reflektieren, um dann irgendwann sich selbst bewusst zu werden. Eingeständnisse zu machen muss man scheinbar erst lernen. Die puren Fakten und die Unterhaltung sind ein netter Nebeneffekt. Irgendwer sagte mal: Literatur ist dann gut, wenn man jeden Satz als richtig abhaken kann. Da wäre ich nie von alleine draufgekommen. Wenn man alleine hinter all diese Dinge kommen soll, dann wird es ganz schön knapp mit der Zeit die einem bleibt. Umso früher, desto besser.