Donnerstag, 21. April 2011

Gemeinsame Gegenwart

"Es drängt dich zu schreiben
Als ob du mit dem Leben im Rückstand wärst
wenn es so ist dann geh Deinen Quellen nach
Eile dich
Eile dich weiterzugeben
Was dein ist an Wunder Wohltun und Rebellion" René Char

Gemeinsame Gegenwart ist ein Projekt, das mit Absicht an die in Vergessenheit geratenen JETZT Tagebücher erinnert. Zehn Autoren schreiben vom 25. April bis 1. Mai 2011 an einem gemeinsamen Tagebuch, das drei Wochen später, am 16. Mai, unter anderem auf DeinLieblingsmensch.de veröffentlicht wird. Die Autoren sind international vertreten und allesamt Kinder der Achtziger.

Als mir die Idee kam, Kunststück, die Grundidee gab es ja bereits, wollte ich ausschließlich Blogger mit in die Autoren-Runde nehmen. Somit wäre eine achtbare Leserschaft garantiert gewesen, zudem sind einige Blogger es gewohnt regelmäßig zu schreiben.

Der Gedanke stellte sich als sehr naiv heraus. A-Blogger, klar, müssen ständig strugglen. Wohin platziere ich den neuen Werbebanner, wo finde ich den nächsten Link, der mir das Schreiben abnimmt usw. Bloggen im erweiterten Sinne eben.
Bloggen im eigentlichen Sinne, also wirklich etwas abliefern, dessen einzige Eigenleistung nicht darin besteht den Aufwand und Geschmack anderer zu kreditieren, ist zwar nicht selten, dafür selten gut.

Natürlich gibt es viele schreibende Blogger im Netz. Nur hatten diejenigen, bei denen ich quer las einen am ungedruckten Wort gescheiterten, unauthentischen, humorlosen Eindruck bei mir hinterlassen. Davon abgesehen, dass diese, falls sie mein Interesse geweckt hatten, ja noch hätten zusagen müssen.

Oft kam es mir vor wie eine simulierte GSZS Realität, in der man ständig auf unbeantwortete Fragen stößt, wie: Was soll das? Wo kommt das Geld dafür her? Wieso gibt es immer noch Menschen, die nicht fähig sind sich in die Gefühlslage anderer hineinzuversetzen? Weshalb ist es denen egal ob sie einen dummen Eindruck hinterlassen? Warum sehen die alle gleich aus?

Von manchen Bloggern hätte ich mir gerne das Profil von einem kleinen Kind, mit süßer Lispelstimme nachsprechen lassen. Es käme authentischer rüber.

Ich reise gerne, brauche meinen täglichen Kaffee und gute Musik, mag meine Freunde, schöne Orte, bin immer mein sonniges Selbst. Ihr könnt euch den Rest denken. Es klang wie eine abschreckend verzweifelte Kontaktanzeige an sich selbst gerichtet. Chiffre: Hornbrille. Ich würde gerne ein paar Zeilen aus den besagten Profilen zitieren, nur habe ich keine Ahnung wie das rechtlich von statten geht, dafür habe ich eine leise Ahnung wie der Schlachtruf solcher Menschen lauten könnte.

Nun habe ich zum Glück einen Bekanntenkreis, der größer ist als von jemanden, der sich öffentlich im Fernsehen zum Millionär rätselt.
Interessante, kernige, blitzgescheite, in der weiten Welt verstreute Menschen, von denen ich weiß wie emphatisch und klar ihr Blick auf sich und ihr Umfeld gerichtet ist. Von denen fängt keiner an zu weinen, wenn mal das Licht aus ist, also, warum nicht die fragen, oder zumindest neun von denen? Genau!

EDIT: Die Liste der Autoren, auch oben bei den Seiten zu finden.

Donnerstag, 14. April 2011

Taschengeld

"Es müffelt zwar etwas, doch weil es eben nicht stinkt ist Geld genau das, was im Leben bestimmt!" Dendemann

Falls sich die Eltern ihres, sagen wir… 28 jährigen Sohnes dazu entscheiden sollten ihm rückwirkend ein Taschengeld zu gewähren, dann müsste das um die hundert Euro die Woche betragen. Das ist zumindest der Betrag, den ich am Wochenende ausgebe. Ich schreibe absichtlich nicht „durch den Schornstein jage“ oder eine ähnliche Phrase. Das Geld ist nämlich nicht nur dafür da, um mit den Altersgenossen mithalten zu können, sondern beinhaltet alle möglichen Wochenendausgaben. Die letzten Wochenenden verhielt es sich ungefähr so:

Entweder kaufte ich Geschenke für die Geburtstageskinder dessen Partys ich besuchte, der restliche Abend war demnach kostenfrei, oder ich ging auf ein Konzert, wo ich am Tresen den Kartenpreis verdoppelte. Die teuersten Abende waren jedoch die, an denen man gezwungen war mit dem Taxi in die nächste Lokalität zu fahren. Dort angelangt ist es meist gleichermaßen mies wie teuer.

Es kam vor, dass ich vergaß mir für die Zugfahrten ein Buch mitzunehmen, welches ich dann im Nachhinein am Bahnhofsbuchhandel genau für diesen Zweck erwarb. Über den Fahrkartenpreis brauchen wir erst gar nicht zu reden. Die obligatorischen Biere und Bratwürstchen vor nach dem Fußballspiel sind Pflicht und ersetzen nicht selten die Kür. Ohne ein Bier in der Hand brauchst du erst gar nicht versuchen dich mit jemand über Fußball zu unterhalten. Die „Wenn ich gewollt hätte, wäre mehr drin gewesen“ Haltung muss nach Abpfiff so schnell wie möglich hergestellt werden. Das kostet natürlich.

Sonntags habe ich keine Zeit und Lust großartig zu kochen, weshalb ich beim Dönerladen einkehre. Für bereits vier Euro wird dir ein eingängiges Gericht gebaut.
Fünf Euro gehen für die DVDs drauf, die ich mir am Vortag, für den Restsonntag auf dem Sofa, ausleihe. Die Kosten für die Zigaretten heben sich mit den Geldgewinnen beim Knubbeln auf. Dennoch sollte ich langsam damit anfangen sie in die Rechnung mit einzubeziehen. Iacta alea est - nicht immer läuft es so glatt.

Es ist nicht so, dass ich mir meine Freizeit herbeisehne, unbedingt auf das Schlachtfeld ziehen muss, auf dem das Geld wie Munition verballert wird, aber los ist ja immer etwas. Und alles fordert seinen Tribut, egal was man unternimmt.

Ich frage euch: Hundert Euro am Wochenende, ist das normal?

Donnerstag, 7. April 2011

Christoph Schlingensief - Ausländer raus

"Leb` und tu was für Dich. Das Wunder geschieht, weil es Dich gibt.
Leb`, so wie Du Dich fühlst, leb Dein Leben so, wie Du´s selber nur willst.
Lieb`und Du wirst geliebt. Das Wunder geschieht, weil es Dich gibt." Big Brother

Das Buch zum Film habe ich mal gelesen. So wie es aussieht, abgegriffen und vergilbt, ist das schon länger her. Es waren die ersten Berührungspunkte mit Christoph Schlingensief. Talk 2000 und U 3000 verpasste ich regelmäßig im Fernsehen. Er war mir halt immer einen Schritt voraus, genau wie seinen Klägern. Das Buch konnte ja nicht weglaufen und heute kann Christoph sowieso niemanden mehr davoneilen. Er wartet bis wir ihn eingeholt haben.

Ich kann verstehen, dass die von Christoph behandelten Themen heute die Jugend nicht mehr interessieren, aber Ausländer raus, das sollte doch jeden etwas angehen. Ich denke jeder Leser dieses Blogs versteht worum es bei der Aktion ging und geht. Schlingensief war einer, von dem konnte ich die Meinung 1:1 übernehmen, da lag ich immer richtig mit. Zumindest vom Gefühl her, anderen gegenüber eher selten. Was gleichzeitig meine Überzeugung an die Richtigkeit seiner Worte erklären könnte. Heute hängt sein Konterfei bei mir im Flur, neben dem Wandspiegel. Manchmal schüttelt er den Kopf.

Der Film zum Buch ist komplett auf YouTupe zu bestaunen. Schaut ihn auch an. Worum es geht? Der Trailer erklärt es ganz gut. Big Brothers mit Immigrationshintergrund.