Samstag, 30. Mai 2009

Proportionierung

"Fertig ist nicht fertig wenn du sagst ist fertig. Fertig ist fertig wenn ich sag` ist fertig. Fertig!" schönes Zitat von Jan Fedder

"où est-il de la prochaine demande de supermarché?" nicht so schönes Zitat von mir

Supermarché ist das einzige Wort, das ich einst aus Paris mitgebracht habe.
Supermärkte sind zum abhängen und Zeit vertreiben perfekt geeignet. Das geht bei der Klimaanlage los und hört beim Autosuchen wieder auf. Ich sagte mal, dass man Supermärkte nur für den täglichen Markenalkoholeinkauf braucht, alles andere bekommt man auch beim Discounter. Das stimmt was den Einkauf betrifft. Was das Ambiente angeht, sind die wohl klimatisierten Riesen unübertroffen. Schöne Frauen gehen bei Real einkaufen wäre ein passender Slogan. Ich mag die großen Gemüseecken, wie dort die Fleischbeilagen hintrapiert werden und mittels Sprühnebel eine gesunde Frische suggeriert wird. Die Bildchen auf der Gemüsewaage zum selbst quittieren waren für mich wie ein kleines Memory Spielchen. An der Kasse wurde dann immer laut gelacht wenn ich eine Banane als Apfel quittiert hatte.
Der hauseigene Radiosender spielt wirklich gute Musik, es hat mich sehr amüsiert, als aus den Lautsprechern über dem Weinregal The Verve mit The Drugs don´t work gespielt wurde. Einmal ging ich an der Käsetheke nicht an mein Handy, weil ich dachte, die spielen jetzt tatsächlich Kanye West - School Spirit im Markt. Die verdutzte Käsefachverkäuferin beneidete mich sicherlich um meine stoische Ruhe.

Ich kann mich wirklich lange in solchen Märkten aufhalten. Ich esse die Gratisproben mit den Holzpiekern drin, lehne mich über die Tiefkühltruhen und warte auf einen Rentner und wenn einer kommt sage ich: „Stalingrad war kälter“, ich schaue nach, ob auch wirklich alle Verkaufstricks angewendet wurden, zum Beispiel die sogenannten „Wagenstopper“ an den Regalenden zu den Querfluren. Dort wird oft Bifi oder anderes „Mama, ich muss das haben“ Gedöns platziert. Ich lege heimlich Wassermelonen in fremde Einkaufwägen und schaue Fleisch TV an der Wursttheke. Treffpunkt Wursttheke, dort spielt sich das Leben ab. Ich kenne Leute, dessen Freundinnen bekommen noch die obligatorische Scheibe Wurst an der Wursttheke geschenkt! Beneidenswert. Sei eingestreut.
Wirklich jemals etwas gekauft habe ich dort nur Alkohol und Grillaccessoires, Fleisch und so.

Wo Neonlicht ist, ist meist wenig Schatten.
Die beiden dicken Nachteile an den Supermärkten sind zum einen die Preise und zum anderen die Propotionierung. Wenn man sich Hamburger machen möchte, gibt es 16 Buletten in einer Verpackung zu kaufen und die dazu passenden Brötchenhälften gibt es nur in einer 6er Verpackung. Wo ist denn da der gemeinsame Nenner?* Mit Hot Dogs wird genauso verfahren. Das Spiel lässt sich beliebig fortsetzen. Überall wo kombiniert werden muss, wird über oder unter dimensioniert. Eine andere Frechheit ist die Personenangabe passend zum Inhalt. Wenn da steht für zwei Personen, dann ist das für eine Person! Ich beruhe mich da immer wieder auf die Statik. Da ist die „Mannlast“ mit 100 kg realistisch bemessen. Das scheinen Fahrstuhlhersteller oder Ernährungsforscher noch nicht mitgeschnitten zu haben.
Doof nur, dass dann Soßen wiederum, wenn da für 2 Personen draufsteht, es locker 3-4 Personen gereicht hätte, überproportioniert sind. Nachher schwimmt noch immer der Teller und es ist kein Reiskorn mehr übrig. SCHWEINE.

Die schönen, sporadischen Besuche in den Supermärkten sind in Bremen leider vorbei. Hier ist zuwenig Platz in den Läden, für zuviel Durchgangsverkehr. Da sieht auch ein REWE schnell aus wie ein liebloser ALDI. Palette rein, Palette leer, Palette raus. Zum schlendern gibt es hier IKEA, nur mit gratis Bleistiftenden anstatt gratis Cabanossi.

Adieu

*Wer soll denn bitte schön 48 Hamburger essen?

Donnerstag, 28. Mai 2009

Aus dem Handgelenk

„Ich mache das im Handumdrehen wie Türabschließen“ Das Bo

Mal einfach so einen positiven Text fabrizieren, völlig unangestrengt aus der Hüfte schießen, wer kann das schon noch von sich behaupten? Was eben noch wie eine Wette klang, wird eine richtig entspannte One Man Show werden.

Noch genau ein Tag und ich lege die Füße so dermaßen hoch, dass das überschüssige Blut in meinem Kopf mir die freie Woche wie einen einzigen lauen Nachmittag vorkommen lässt. Wenn man arbeitet, lernt man seine Freizeit überhaupt erst wieder zu schätzen. Gut, auf die Erkenntnis hätte ich auch verzichten können, aber der Clou ist ja, und das wollen viele nicht begreifen, die wenigen, die es begreifen übertreiben es sofort und ziehen in den Friedenseinsatz, wer arbeitet, kann in der Zeit auch nicht das verdiente Geld verprassen. Das macht die Frau. Scherz. Sei erwähnt. Wetter Dot Punkt Slash Komm Punkt D E sagt, das Wetter werde in den ersten Juni Tagen gut! Zum Glück sitze ich dann in einem LKW und schwadroniere über Raststättenhygiene. Das wird ebenfalls gut. Bei dem Gedanken macht sich David Lynch Stimmung in mir breit. David Lunch, warum ist da noch niemand drauf gekommen?
Das stelle man sich mal vor, mitten am Highway im No Man´s Land steht eine versüffte Imbissklitsche für hungrige Trucker und Highway Bullen.
Eine, in der die verlotterte Bedienung, nennen wir sie Rosie, ständig rauchend, unfreundlich auf schlechte Flirtversuche reagiert. Daneben eine einigermaßen attraktive, junge Version der Kaffee nachschenkenden Highwayrutsche, die im festen Glauben ist, dies sei nur eine Durchgangsstation auf ihrem Weg zum Country Star. Ein vertrockneter Strauch weht am riesigen Imbissfenster, in dem seit Jahren das Schild mit der Aufschrift „hilfe gesucht“ hängt, vorüber. Früher, stand da mal „Aushilfe gesucht“ auf dem Schild, aber das „Aus“ ist über die Jahre verschwunden, warum weiß keiner. Und weshalb das auf Deutsch da steht, weiß erstrecht keiner. Und dieser Laden heißt halt David Lunch. Ich würde anhalten, ein Foto davon machen und schnell weiter fahren. Vielleicht gibt es das ja schon, wer weiß? Fuck!

Aus dem Fenster gucken reicht bei meinem Arbeitsplatz vollkommen und man hat wieder Stoff für die nächsten hundert Wörter. Gegenüber befindet sich das Hilton Hotel. Echt schickes Ding. Es lässt erahnen, wieso die jüngsten Sprösslinge der Familie Hilton nicht mehr arbeiten oder denken müssen. Hihi. Am Empfang stehen tatsächlich stereotypisch zwei schwarze Kofferträger bereit und die Fenster werden von Türken geputzt. Wie wild die rumgestikulieren wenn derjenige, der für das Seilzugsystem verantwortlich ist, den falschen Knopf gedrückt hat und die Schwebebühne ein paar Zentimeter nach unten rauscht. Herrlich, wie in einem Stummfilm. „Yüksek!“ würde man zwischen den bewegten Bildern einblenden.

Genau einhundert Wörter, vorausgesetzt man zählt das türkische Wort als vollwertiges Wort mit und nicht als Terroristischen Code oder so. Keine Ahnung wie Deutschlehrer da vorgehen. Apropos Deutschlehrer, ein Deutsch- und Sportlehrer an einem Gymnasium glorifiziert den Trendsport Ultimate Figthing bei Günther Jauch. Das fördere den Respekt gegenüber seinem Gegner, meinte der Lehrer. Jetzt habe ich im Nachhinein nicht verstanden, warum man an einem Gymnasium Gegner haben muss, aber wenn er meint. Insgesamt ging es darum, dass UFC ein Sport ist und keine Gewaltverherrlichende Sache wie… zum Beispiel… hm… Schützenvereine. Im Grunde sagt das ja jeder über seinen Sport.

Ich fände den Satz „Lass uns unseren kleinen Disput doch in einem sportlichen Wettkampf austragen, ich schlage Ultimate Fighting vor. Aber bring einen Kasten Bier mit, wir sind ja schließlich keine Profis“ auf den Schulhöfen einfach nur zu geil. Oder der Gedanke, wie Stefan Raab, der ja bekannt dafür ist, dass er Sportarten miteinander kombiniert, mit Gotcha Gewehren auf Ultimate Fighter schießt. Ein Sport ist das für mich beides nicht. Wenn zufällig gerade ein Bus durch die Arena fahren würde, dann würde ein ultimativer Kämpfer seinen Gegner davor schupsen. Da fehlt mir der Sportsgedanke dahinter, das Ehrgefühl. Zudem ist es mir zu weich. Bei dem Stern TV Bericht hätte man auch meinen können, es ginge wieder mal um deutschen Gangsta Rap. Hat ja alles irgendwie seine Daseinsberechtigung. Bin mal gespannt wie die Klientel in solchen UFC „Trainingslagern“ oder „Dojos“ aussehen wird. Ich würde gleich daneben einen Frisursalon eröffnen.

Peace out Brothers and Sisters

Edit:

Stern TV Reportage I
Stern TV Reportage II
Stern TV Reportage III

Montag, 25. Mai 2009

Pro Brille

„Wie kann jemand mit einer so dicken Brille nur so dämlich sein? Bart Simpson

Harald Schmidt hat in seiner Focus Kolumne mal einen Text veröffentlicht mit dem vielsagenden Titel: Pro Brille. Das ist jetzt ein paar Jährchen her und deshalb auch bereits in Buchform veröffentlicht. Quadrupelfuge heißt dieses.
Wenn Harald und ich etwas gemeinsam haben, dann das Schicksal Brillenträger zu sein.

Schicksal deshalb, weil einem so etwas auf langer Sicht wirklich prägen kann. Man benötigt nur ein Gebrechen und etwas Potenzial nach oben und schon kann die Schulzeit das beste Trainingslager für angehende Entertainer/Arschlöcher werden. Vorausgesetzt man kompensiert es mit Humor/Sarkasmus. Hätte Karl Dall kein hängendes Augenlid, gäbe es keinen Karl Dall und Mike Krüger musste sich sicherlich auch ordentlich was über seine Nase anhören.

Nur mal so nebenbei. Ich wollte mich, 10 Jahre nach Schmidts Text, ebenfalls für die Brille aussprechen. Wenn man sich mal genauer umschaut, ist die Brille doch stark ins Abseits geraten. An einem ausgiebigen Abend unter Menschen, zähle ich gerade mal fünf Brillenträger, was bestenfalls zwei Prozent ausmacht. Dies bedeutet nochlange nicht, dass der Rest fantastisch gucken kann oder aussieht. Die Alternative lautet Kontaktlinsen. Auf den ersten Blick (ha!) haben die Kontaktlinsen nur Vorteile gegenüber dem guten, alten Kassengestell. Beim Sport wird es deutlich. Dennoch vermute ich, dass ganz viele Menschen morgens richtig mies gelaunt sind, eher sie nicht in popliger Fingerarbeit wieder für eine klare Sicht gesorgt haben. Ähnlich wie beim Kaffee trinken.
Ich habe mich davor immer gesträubt, mir einen rundgelutschten Glassplitter ins Auge zu drücken. Der Stress mit der vernünftigen Konservierung kommt erschwerend hinzu. Tageslinsen, die man betrunken irgendwo unterbringen muss und am besten nicht in die Alkoholrestbestände, nerven. Ich kenne jemanden, der ist so hartgesotten, der legt seine Kontaktlinsen übernacht in Tigerbalsam ein. Betrunken ist aber ein gutes Stichwort. Kontaktlinsen fallen natürlich schwerer in den Tzaziki Pott oder zerschellen bei spektakulären Fahrradunfällen.

Die Brille ist für Blinde das, was die Pfeife für den Raucher ist. Pure Geste. Zudem bietet sie zusätzliche Werbefläche. Wenn man Horashio Kain aus CSI Miami mal zuschaut, was der aus seiner Sonnenbrille für coole Moves holt, das ist an einem Pokerabend unverzichtbar.
Menschen hingegen, die Ihre Beine übereinander geschlagen haben, dabei auf ihrer Brille rumkauen und immer wieder „ja, ja, ja“ sagen, muss man nicht so ernst nehmen. Sie tun es selbst auch nicht.

Unterm Strich kann man sagen, Brillenträger haben alle mehr Humor, aber dafür hält sich das mit dem Willen in Grenzen…

EDIT: Top 10

Warum wurde die Sendung "Looki Looki" mit Nils Ruf eingentlich nie ausgestrahlt?

Freitag, 15. Mai 2009

Mein Fünfjahresplan

Eine Freundin erzählte mir von ihrem Fünfjahresplan. Ich dachte so was gibt es nur in der Theorie und käme, wenn überhaupt, ausschließlich in Vorstellungsgesprächen zum Einsatz. Gerade beruflich ist das Thema ja stinklangweilig. Egal hinter welchem Schreibtisch man an welchen super interessanten Projekten sitzt.
Privat finde ich die Frage dennoch recht spannend. Während Frauen ihren Traummann suchen, Kinder Profifußballer werden wollen, Jugendliche zu Hause ausziehen möchten und etliche auf den Reichtum oder das Glück hinarbeiten, fallen mir spontan ausschließlich banale Dinge ein.
In fünf Jahren würde ich doch gerne im Guinness Buch der Rekorde stehen und zwar mit den meisten Ballkontakten, ohne dass der Ball den Boden berührt. „Ballhochhalten“ nennen die Stümper das. Soweit ich weiß hält den Rekord eine Frau!! Das kann ich unmöglich so stehen lassen. Etwas über 8000-mal hat sie geschafft, glaube ich. Nebenbei, sie ist Brasilianerin. Ich halte das keineswegs für ein utopisches Ziel. Die Frage drängt sich auf, warum haben Profis noch nie versucht den Rekord zu beanspruchen? Neben dem Aufwand: Notar, Training, Einhaltung der Bedingungen etc, ist da noch die finanzielle Sache. Ohne Sponsor wird das nichts.
Des Weiteren wollte ich mir schon immer für jeden Buchstaben im Alphabet eine Stadt, ein Land und einen Fluss bereit legen. Am besten ausgefallene Exoten. Das würde mir einen gewaltigen Vorteil bei dem Gesellschaftsspiel Stadt, Land, Fluss verschaffen.

Das Alphabet in einer imposanten Zeit rückwärts aufsagen, kann ich bereits. Abgehakt.

Ein Buch schreiben will ja jeder. Dieser Gedanke bremst das Projekt gewaltig aus. Diese Leute geben ein Heidengeld dafür aus, damit das überhaupt in den Druck kommt und dieselben Leute verlieren dann ihren gesamten Freundeskreis, weil sie ihn zwingen das Buch zu kaufen. Aber fünf Jahre sind ja noch lange hin.

Reise Reise, Brügge sehen und sterben heißt es doch. In den nächsten fünf Jahren…? naja, vorgenommen habe ich es mir jedenfalls.

Jedoch der wichtigste Punkt wäre: großartig sein.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Über die Blogosphäre

„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ 1. Gebot

„Dein Lohn, mein Sohn, Du kannst der nächste sein, muss man zwar Texte schreiben, aber keine Angst, da wächst Du rein.“ Dendemann


Dieser Text krebst schon seit längerem auf meiner Festplatte herum. Des Öfteren im Detail umgeändert, nur um dann letztendlich komplett neu geschrieben zu werden.

„Das Fundament“

Ich habe mich bisher aus der so genannten Blogosphäre gerne rausgehalten. Ich habe nie bei anderen Kommentiert und habe selber nie einen anderen Blog verlinkt, es sei denn, es handelte sich um einen Freund (aus dem realen Leben). Nach der „ein Herz für Blogs“ Aktion klingt das wenig glaubwürdig.

Die Themen Blogs machen einen guten Job, was das recherchieren von Informationen angeht. Oft wird das noch in einem amüsanten Kontext gebracht. Somit haben sie für mich ihre Daseinsberechtigung. Die müssen sich ihre Leser nicht erst erziehen. Diese Form der Blogs betrachte ich deshalb auch nicht als Bestandteil der Blogosphäre. Sympathiepunkte sammeln ist hier zweitrangig, der Nutzen steht im Vordergrund. Löblich. Löblich ist es auch, dass keiner großartig politisch in seinen Texten wird. Ausgenommen die Politik für den kleinen Mann. Die wirkliche Ahnung möchte ich auch niemanden, der einen Blog betreibt, zusprechen. Wer weiß schon welche Lobby wen bezahlt. Heißes Thema, Finger weg. In China gehen Politik Blogger ins Gefängnis, das ist der Maßstab der Dinge. Dagegen klingt jede Aufregung in Deutschland wie eine Lappalie.

„Ich gehe gerade mit meinem Hund raus und danach esse ich einen Apfel!"

Auch ich habe einen Account bei Twitter. Aus Neugierde. Als erstes kamen die ganzen Spam „Follower“, die ihren Scheiß anpreisen wollen. Da weiß man gleich, dass diese Plattform erschlossen ist. Bis heute weiß ich nicht, warum Menschen wissen möchten, was ihnen völlig fremde, uninteressante Personen des privaten Lebens gerade denken oder machen. Vielleicht suchen die einen Vergleich nach unten oder Bestätigung oder es ist schlicht und einfach der gute, alte Voyeurismus.

Wenn mal jemand etwas einfallsreiches „twittert“, hyperinflationiert dieses sofort zum geflügelten Wort. Ähnlich den Studivz Gruppen, bei denen sich viele ihren Humor und ihre Schlagfertigkeit ausborgen. Bonmots werden ironisiert, alle stellen sich dümmer als sie glaubhaft sein können und alles nur um sich aneinander zu gefallen. Wer weniger als 100 „Follower“ hat, dem sitzt die soziale Verachtung im Genick.
Meinen Account habe ich, sage und schreibe, nie benutzt, wenn ich was zu sagen habe, dann doch denen, die wirklich etwas damit anfangen können.

„Die Avantgarde des guten Geschmacks“

Was mich wirklich zusehends langweilt, sind die privaten Blogs, wie meine Mutter einen betreibt. Professionell gemacht, gut aufgezogen mit bunten Buttons und alles was das Web 2.0 hergibt. Leider sind die Texte, und das muss man mal deutlich sagen, scheiße. Selten bis nie ein Lacher, angestrengte Schreibe, oft peinlich, nichts zitierbar, keine Ideen, absolut feige formuliert und ironisch bis in den letzten Pixel.

Dazu passen die Kommentare. Es kommentieren immer dieselben „Kollegen“ denselben Scheiß. Die Ironie wird gebrochen, einmal, zweimal, dreimal und das nachdem der Autor die Ironie bereits zweimal über die Tastatur erbrochen hat.
Wenn man Kommentare schreiben kann, dann sind sie auch erwünscht. Aber bitte wer freut sich über ein „jaha, das kenne ich auch“ oder „bin derselben Meinung“ oder oder oder? Nie ein „So ist es!“ oder „das musste mal gesagt werden!“ Es würde einfach nicht passen.
Die kommentierenden Blogger stehen auch alle in den sich ähnelnden Blogrolls und blasen sich gegenseitig den Zucker in den Arsch. So würde ich reagieren, wenn ich möglichst viel Laufkundschaft als Leser bevorzugen würde.

„Aber es sind doch nur Blogs“ wird jetzt so mancher denken und genau so sollte man diese auch behandeln, nur als Blogs. Viele sind auf einem Level mit selbstgemalten Bildern der eigenen Kinder zu Weihnachten. Die „Eltern“ schätzen das anders ein, besser oder ironisch oder niedlich oder noch viel schlimmer. Wenn man das mal mit der ersten Liga der Kolumnisten vergleicht, die schon Blogeinträge schrieben, als es noch keine Blogs gab, ich würde mich neu orientieren. Blogger erinnern mich an die Kandidaten bei DSDS, die überhaupt nicht singen können und das nicht einsehen wollen. Wenn ich mir das anschaue, dann nur gezwungenermaßen und nie die Vorrunden. Erstaunlicherweise werden gerade die untalentiertesten Teenager von denjenigen bevorzugt, die auch die Fernbedienung in der Hand halten. Das sei witzig. Es scheint eine gewisse Faszination zu beinhalten, textlich so dermaßen zu scheitern. Ich dagegen winde mich in der Sofaecke und habe Angst, dass ich nie wieder unbeschwert einen Lauren Hill Song hören kann. Dann lieber Saw I – V.

"Nein ich singe nicht gut, aber ich tue es gern, weil ich den Scheiß liebe wie eine Schmeißfliege." Falls mir jemand mit einem Dendemann Zitat zuvorkommen möchte... Singt und schreibt soviel ihr wollt.

„Tell me what it takes to be number one“

Tatsächlich kamen auch bei mir mal die Themen Geld und Mainstream auf. Natürlich. Ich wollte wissen wie viel und womit. Eine der Vorraussetzungen wäre gewesen, nicht mehr zu fluchen. Wer schon mal versucht hat meine Seite von einer Bibliothek aus aufzurufen, wird enttäuscht werden. Ich kenne die Liste der bösen, jugendgefährdenden Wörter nicht, aber scheinbar benutze ich sie ganz gerne. Das finden viele nicht besonders förderlich. Klar. Die Zweite Auflage ist es, niemanden zu diskriminieren! Spätestens da wurde es mir zu albern. Sollen die Werber sich doch an Menschen halten, die bereit sind sich zu verkaufen. Schließlich gibt es genug bloggende Webdesigner.

„Opferrolle Rückwärts“

Ich werde das Thema für mich neu überdenken und vermutlich den Blog (mit seinem kranken Scheiß) auf meinen Bekanntenkreis beschränken. Eine Gegenbewegung zur Blogosphäre. Cool im Underground agieren, wie die Rapper, die nicht rappen können.
Zu wissen für wen man es tut und bei wem man den Büroalltag aufhellen darf ist schon Triebfeder genug. Ich halte es für wichtig, dass ein persönlicher Bezug zu mir besteht, weil ich auch keine Lust habe alles zu verallgemeinern oder komplett auf Insider zu versichten. Wenn man betrachtet, dass ich mit dem Bloggen angefangen habe, weil ich keine seitenlangen eMails mehr an die fünf bis sechs Freunde, die ich in meinem Mailverteiler habe, verschicken wollte, sondern am besten an alle, ist das hier schon sehr gewachsen. Ich meine, ich habe ja noch nicht einmal ein Impressum eingerichtet und der Feed Reader scheint auch nicht zu funktionieren. Den Counter habe ich ebenfalls gelöscht. Laufkundschaft bleibt weiterhin ein netter Nebeneffekt und ist herzlich willkommen, solange sie sich die Schuhe ausziehen. Also fühlt euch elitär!

Mittwoch, 6. Mai 2009

Plattenbörsen

"DJ bekommen den Scheiß doppelt zum halben Preis" Dendemann
"ich kauf mein schwarzes Gold second hand im Vinyl West
oder bei Freddys Record Store direkt aus Übersee
bevor ich zum Thomilla rübergeh'
um abzuhängen in relaxter Atmosphäre
hör' die begehrte Ware von der ich mich fast bloß ernähre" Massive Töne

Vor Jahren bin ich noch mit einem Kumpel regelmäßig zu Plattenbörsen nach Hamburg oder Hannover gefahren. Es gibt Menschen, mit denen möchte man nicht so gerne Plattenbörsen besuchen, weil die einen zu ähnlichen Musikgeschmack haben und somit eine Konkurrenz an den Plattenregalen darstellen. Mit Manuel hingegen ging das ganz hervorragend, er wusste sogar was mir in meiner Sammlung noch fehlte und ich schwatzte ihm dafür Michael Jackson Platten auf.

In den heruntergerockten Veranstaltungsorten sitzen urige Typen, die in Wuppertal oder Oldenburg ihren Plattenladen betreiben, mittlerweile auch übers Internet, und freuen sich darüber, wenn sie ein Gesicht wiedererkennen. Es sind überall dieselben Freaks, völlig Lost in Music, denen man ihre Rocker Vergangenheit regelrecht ansieht. Deren Sortiment kennt man schnell auswendig, dennoch gehe ich gerne zu deren Ständen, nur um eine Geschichte erzählt zu bekommen, wenn man sich ein Plattencover länger als drei Sekunden anschaut. Es folgt eine Anekdote über die Band, der Entstehung des Covers oder eine wilde Verschwörungstheorie über den Verbleib des Drummers. Nette Leute, die sich bei einem „Ach was?“ meinerseits zum Glück nie verarscht vorkommen. Originale halt.

Das Gegenteil sind jüngere Geschäftsleute, die mal DJ waren oder billig in England oder Amerika einkaufen und ein kleinen, hartnäckigen Aufkleber mit der Aufschrift „US Original“ direkt auf die Plattencover platzieren. Die wollen dann auch mal schnell 40 Euro für eine langweilige Single haben. Singles werden ja auch anders versteuert. HAHAHA. Der Fluch der Steuerklasse 1. Bei solchen Leuten schaue ich eigentlich nur nach Musik, an der in Deutschland nur sehr schwer heran zukommen war oder irgendwelche Promo Sachen, auf denen groß geschrieben steht: Nicht für den Verkauf. Da habe ich schon so manches Schnäppchen machen können.

Nie gebe ich dort das große Geld aus. 10-20 Euro mehr nicht. Ich setze mir kein Limit, aber es ist halt so, dass man genau weiß was man haben möchte und höchstens noch Geld für Experimente ausgibt. Nur noch selten findet man eine Perle, bei der man ins grübeln kommt, ob sich die Investition lohnt. Der Gedanke, dass es da draußen so viel gute Musik gibt, die man niemals zu Gehör bekommen wird, wurmt einen schon ganz schön. Die Recherche ist zu zeitaufwendig und man hat ja nicht immer jemanden zur Hand, der einem gezielt auf die guten Bands hinweißt. Damit mich der Gedanke nicht durchdrehen lässt, habe ich mir, was mein Konsumverhalten in Sachen Musik, Buch und Film angeht, eine gewisse Selektion angewöhnt.

Film: Bei Filmen ist es einfach. Ich bin der Meinung, dass man alle guten Filme in einem Leben schauen kann. Man muss nur jemanden finden, dessen Urteil man vertraut, bzw. professionellen Kritikern glauben schenken, der gute Geschmack kommt von alleine. Ich bin auf einem guten Weg, obwohl ich noch nie der Pate 1-3 gesehen habe (WAAAS?). Das hebe ich mir für harte Zeiten auf.

Buch: Bei Büchern ist es weitaus schwieriger. Man schafft niemals alle guten Bücher, in einem Leben voller Interessenvielfalt, zu lesen und vor allem, welche sind die guten? Es gibt eine Liste der Bücher, die man mal gelesen haben sollte. Hm, ist oft nicht mein Interessenfeld und nur damit ich mitreden kann, ist mir das Durchquälen nicht wert. Für mich habe ich folgende Selektion getroffen:

-Keine Krimis
-Keine Bücher, die von Frauen geschrieben wurden
-Science Fiction nur wenn es sich um veraltete Zukunftsvisionen handelt (zum Beispiel: 2001 Odyssee im Weltraum, 1984, Schöne neue Welt, Krieg der Welten usw.)

Den Rest muss man einfach versuchen und den Mut mitbringen es nach 20 Seiten auch wieder weglegen zu können.

Musik: Bei Musik gibt es keinen richtigen Guide. Jedes Genre hat seine Stars. Trotzdem lasse ich Techno und Volksmusik weg. Osteuropäische Musik kann man auch ruhigen Gewissens auslassen. Bei Jazz habe ich mich damit abgefunden, dass es ihn gibt, er mir oft gefällt, ich aber noch mal 25 Jahre brauchen werde, bis ich damit so vertraut bin, wie zum Beispiel mit dem HipHop. Wenn es mir gefällt, frage ich nicht mehr nach was gerade gespielt wird. Ich höre es mir gerne an und das war es. Ansonsten nehme ich die meisten englischen Bands, die bei ihrem Release von Chucks tragenden, unglaubwürdigen Mädchen schnell hochgejubelt werden, nur um danach wieder in der Versenkung zu verschwinden, nicht so ernst. Geht auch gar nicht, wenn man Oasis und Radiohead als Maßstab benutzt.

Samstag ist wieder eine Plattenbörse in Bremen. Was mich angeht, ich muss unbedingt in Sachen Soul nachrüsten. Also bis dann!

Dienstag, 5. Mai 2009

Zurück ins Funkhaus

"I can´t live without my Radio" LL Cool J

Der deutsche April 2009 soll im Durchschnitt wärmer gewesen sein als der April 2009 in der Jordanischen Wüste! So gehört beim Radiosender Bremen 4. Der Satz klang bei denen noch übertriebener, ich wollte nur vorsichtig mit dem genauen Wortlaut sein. Wenn man beachtet, dass es nachts in der Wüste kälter ist als im deutschesten Winter, mag das sogar angehen. Die Leute vom Radio schocken halt gerne. Wer zum Ende des Aprils hin mal mit dem Rad unterwegs war, der wird sich Sorgen um die armen Nomadenvölker in Jordanien gemacht haben. Hier war es ja schon arschkalt. Gestern kam mir einer von den Radioheinis, einer dieser „ich will irgendwann mal, irgendetwas mit Medien studieren“ Dauerpraktikanten, mit einem Mikrofon in der Hand entgegen.

Die weißen Ohrstöpsel von Apple sind deutlich sichtbarer als die normalen, schlicht schwarzen Kopfhörer von der Konkurrenz, was den Vorteil mit sich bringt, dass man weniger von Flyer verteilenden, Zeitung verkaufenden oder anderen Störenfriede angesprochen wird. Die sehen ja, dass man gerade nicht aufnahmefähig ist. Diese Konsequenz traute ich auch den Radiopraktikanten zu. Nichts ist. Er tapste trotzdem unbeholfen auf mich zu und fragte, ob er mir eine Frage stellen dürfe. Also… noch eine.
Ich meinte, ich hätte keine Zeit und ging etwas schneller. Da rief der mir doch tatsächlich hinterher: „Ist auch eine lustige Frage!“. Dieser fast Satz sagt doch alles über die deutschen Radiosender aus. Am liebsten wäre ich zurück gegangen und hätte ihn angebrüllt:

„Hör mal zu du scheiß Mornin` man! Du bist nicht witzig! Keiner von euch ist jemals witzig gewesen! Soviel Schwachsinn erträgt Niemand. Nicht am Morgen, nicht am Mittag und besonders nicht am Abend! und sowieso macht eine Songauswahl von 100 Liedern noch lange keinen Radiosender. Würden alte Leute nicht vor ihren Empfängern einschlafen, hättet ihr doch überhaupt gar keine Quote. Außerdem siehst du das hier? Das sind Kopfhörer und kein Gerät mit dem ich deinen Humor ertrage! Damit höre ich Musik! Kennste das? Musik? Ich hoffe die Antwort war witzig genug für dich und nun geh zurück ins Funkhaus und erzähle denen dort, dass du doch lieber etwas Vernünftiges studieren möchtest!“

Leider hatte ich wirklich gerade keine Zeit.

Selbstverständlich gibt es Alternativen!