Montag, 27. August 2007

Support your local Antifa

„Scheißegal, ob extrabreit oder abstinent
jeder, der diesen Spasti kennt
schreit: Hurra, die Klapse brennt
wir haben noch nichts vom Leben gesehen
lass uns doch mal daneben benehmen
weil die meisten Spacken nur heiße Backen
statt große Reden verstehen.“ Dendemann

"Antifa, das haben uns die Rechten eingebrockt!" Linus Volkman

Vom 17. – 19.08. war in Stemwede ein Open Air (draußen) Festival gewesen. Kein Kartenverkauf, also umsonst das Ganze. Es ist das erste Festival auf dem ich bin, bei dem das Auto mit auf den Zeltplatz gestellt werden darf. Ist das ein Segen. Keine Schlepperei. Die Laune steigt weiter, als wir mein Zelt in zwei Minuten aufgestellt haben. Das Zelt der anderen braucht länger. Es ist das Model Tibet 2. Was wohl mit Tibet 1 passiert ist? Wahrscheinlich zusammen mit der letzten Nordpolexpedition erfroren.

Das Line-up geht mir, genau wie diese kuriosen Menschen, die dieses Festival besuchen, am Arsch vorbei. Schön, wenn man sich keinerlei Stress machen muss, weil man sonst Angst hätte z.B. die legendären Spermbirds zu verpassen. Wir sind zu viert. Es regnet nicht, die mitgebrachten, rohen Mikrowellenburger schmecken auch ohne Mikrowelleneinsatz überraschend gut und die glatzköpfigen Zeltnachbarn grüßen ebenfalls noch. Es gab viele Punks, Hippies und Metaltypen. Alle sind harmlos und drehen ihren Scheiß laut. Es stört mich nicht. Wir sitzen in unseren Campingstühlen, trinken Springer, rauchen und lauschen den völlig übertriebenen Geschichten eines mitteilungsbedürftigen LKW Fahrers. Er ist hier, weil einer ja fahren muss. Das Festivalgelände ist groß, angeblich sollen hier 20.000 Menschen herumlungern. Viele von denen laufen in skurrilen Verkleidungen rum, zu denen ich auch Bademäntel und Camouflage zähle. Ich kenne Punks nur vom Schulhof oder aus Hannover. Die weiblichen Punks vom Schulhof waren Punks, weil sie ein körperliches Gebrechen hatten, dem in der Punkszene keine so große Bedeutung zugeteilt wurde, wie in der Mitte der Gesellschaft. Oder sie wollten Jemanden beeindrucken. Ich habe mal das Buch „Verschwende deine Jungend“ von Jürgen Teipel gelesen. Keiner der hier anwesenden Punks sah so aus, als ob er mir die Punkphilosophie erklären könnte. Jedenfalls nicht so schlüssig wie Jürgen Teipel. Oi. Mit einigen möchte ich mich über Vivian Westwood und Andy Warhol unterhalten. Es kommt nicht viel dabei herum. Ich sehe immer noch nicht ein, warum man aus Langeweile gleich einen Lebensstiel machen muss. Eine Zecke, mit offensichtlich schwarz gefärbten Haaren, sieht unser geparktes Auto, einen neuen Audi A4 und mit Abstand das Auto mit dem höchsten Widerverkaufswert, und fragte mich, ob das mein Auto sei. Danach sprach er den nächsten an, bis er ein ja bekam und fragte gleich weiter nach Zigaretten. Es gibt keine Zigaretten für den kleinen Schnorrer. Ich lege ihm nahe, beim nächsten Mal besser ein Mitleiderweckendes Zirkustier mitzubringen. Ein Ankommer.

Hippies sind auch schlimm. Man muss kein Hypochonder sein, um ansteckende Infektionen zu fürchten. Die sind so leichtgläubig, denen kann man alles erzählen. Nur sieht keiner von den Hippies so aus, als ob sie sich schon viele Waschmaschinen haben anquatschen lassen. Für die Alternativen beginnt die Pubertät mit einem paar Chucks und endet mit Billy Talent.

Die Nacht kommt, wir gehen. Wir schauen uns an der Hauptbühne um. Vor der Bühne ist kein Geschupse, es ist eher angenehm voll. Ich auch, obwohl ich nie vor der Bühne war. Ich verbringe die meiste Zeit in einem Musikzelt, in dem Drum & Bass und Dancehall gespielt wird. Hendrik und ich rempeln im Dunkeln Autos und Zelte an und reden viel betrunkenen Unsinn. Hendrik war bei „das Model und der Freak“ und dabei wurde er von den Models bestohlen, während er in der Umkleidekabine von GAP sein neues Outfit bekam. Gleichzeitig ist er Profi Dressurreiter. Übrigens, sein Pferd heißt Battlecat. Irgendwann falle ich ins Zelt. Es ist meins.

Am nächsten Morgen sind die Metaller neben uns wieder gut laut. Die Sonne scheint. Wir latschen über das Gelände und schauen, was wir gestern übrig gelassen haben. Lange bleiben wir nicht mehr. Mein Zelt lässt sich genau so schnell wieder abbauen, wie aufbauen. Die beiden Tage haben sich auf jeden Fall gelohnt. Nächstes Jahr kommen wir wieder und bringen Verstärkung mit. Ich habe ein Video von dem Festival gemacht. Vielleicht stelle ich es ins Internet. Es ist eigentlich zu gut für alle.

Montag, 20. August 2007

Abenteuer Alltag

„Watch me come undone“ Robby Williams

„I wasting my Time in the Waiting line“ Zero 7

„Mit Zahnschmerzen bist du nur ein halber Mann“ Jens Husmann

Ohne Geld bist du nur ein halber Mann. Jetzt bloß keine Zahnschmerzen bekommen. Ich war schon länger nicht mehr unter Menschen, also ein zufällig zusammen gewürfelter Haufen Alkoholiker bei irgendeinem Anlass. Es ist kein Geld dafür da, sonst wäre ich dabei. Ganz sicher. Ich sehe in der Woche und am Ende jeder Woche immer nur dieselben zehn bis fünfzehn Gesichter. Mein Alltag sieht so aus, dass ich im Idealfall aufwache. Um 13 Uhr. Mittagessen. Gebeugt über den Teller, schaufele ich recht hastig das Essen in mich hinein. Am besten dafür geeignet ist der Löffel, egal was es gibt. Den nervenden Fragen in Richtung Karriere, Finanzen und Wie soll das nur mit dir weiter gehen, kann ich nicht lange mit Argumenten zufrieden stellend standhalten.

Nach dem Essen schaue ich noch den Rest der Oliver Geissen Show. Irgendwann werde ich sagen können: den Gast kenne ich noch von Früher. Um 14 Uhr ist dann ein kleines Programmloch. Richtersendungen und diese Psychotante von Sat 1 schaffe ich geistig nicht. Noch nicht. Stattdessen höre ich Musik und versuche brauchbare Übergänge zwischen den Songs hinzubekommen. Um 15 Uhr hallt in meinem Kopf eine ABM nach. Da kam etwas hinterher, als ich nach dem Mittagessen die Treppe hochging… war es Rasenmähen? Etwas mit hochnehmen? Oder war es ein Déjavu? Um 15 Uhr 20 kommt auf RTL 2 Captain Tsubasa a.k.a. Super Kickers ´06. In jeder Folge wächst Jemand über sich hinaus und mir kommen die Tränen. Ein Highlight des Tages ist, traurigerweise, die Anime Serie Naruto. Mangas und Animes waren in meiner Jugend ein absoluter Insider, heute gaffen sie alle Dragenball Z, Naruto und Kollegen.

Um 16 Uhr 20 verlangt der Tag wieder nach meiner Aufmerksamkeit. Wenn die Sonne scheint ist das schlechte Gewissen am schlimmsten. See? Fahrrad? Wie weit kommt man ohne Auto? Ohne Geld? Wenn kein Training ist, laufe ich manchmal, aber derzeitig sind meine Kopfhörer verschwunden und ohne Musik ist Laufen wie… eine schlechte Ausrede. Internet oder Videospiele besitze ich nicht. Bei Geissen habe ich gelernt, dass man sich ständig bewerben muss, sonst kommt man direkt von der heimischen Couch selber in die Sendung. Das tue ich auch recht erfolglos.

17 Uhr, Taff kommt. Hochglanzmagazin mit 25 Bildern in der Sekunde. Spontan fällt mir kein Promi ein, der in dieser Sendung gezeigt wird und mir sympathisch ist. Von 17 Uhr 55 bis 18 Uhr 10 wird das erste Mal Abendbrot gegessen, vorausgesetzt es ist kein Training. Dann eine Folge Simpsons. Der erste Schmunzeler des Tages wird mir entlockt. Die fünf Kilometer mit dem Rad zum Training geben mir das Gefühl zurück, nicht am Leben, aber zumindest am Straßenverkehr teilzunehmen. Kann ja schnell auch das genaue Gegenteil bedeuten. Beim Training merke ich die Verwahrlosung.

Abends beginnt der Tag. Ich sitze zu Hause schreibe, lese und rechne. Bei Sonnenlicht kann ich das nicht. Zwischendurch sitze ich auf der Bettkante und beobachte Insekten - das Fenster war auf, es ist einfach zu warm - und haue sie dann vorsichtig, mit einem Buch von Moritz von Uslar, tot. Der Trick ist das Buch langsam heranzuführen und dann nicht schlagen, sondern drücken. Sonst verdrängt man zu schnell die Luft und diese leichten Biester werden zum Rand hin weggetragen, bevor das Buch die weiße Vertäfelung erreicht. Meine Theorie. Ich schlafe erst um 6 Uhr ein. Mein Tag hat sich noch weiter nach hinten verschoben. Die Lieder aus den Boxen werden jetzt merklich harmonischer. Ich habe keinen Stress mehr, nur noch Zeit. Open End, sozusagen. Der Fan wird jetzt fragen: Welcher Stress denn? Gute Frage. Es ist kein Stress, es ist mehr ein Gefühl, eine Stimme, die jeden Satz mit „eigentlich…“ beginnt. Das gleiche Gefühl habe ich bei Warteschleifen von Ämtern. Nachts kommen dann manchmal gute Filme oder Kabarett oder Reportagen. Stets auf den öffentlich rechtlichen Sendern.

Alles bequem vom Bett aus erreichbar
Das hake ich dann unter Bildung ab. Schöner Selbstbetrug. Bis ich glaube müde zu sein, lese ich die dicken Bücher von Walter Moers. Da mein CD – Wecker mich nicht mehr wecken muss, benutze ich ihn zum einschlafen. Die Lautstärke wird heruntergedreht und ich höre Hörbücher oder den japanischen original Soundtrack von Akira.

Am letzten Wochenende kam es zur Reizüberflutung. Sozialer Umgang ist wie Fahrradfahren, man muss immer wieder üben, üben, üben, damit man es nicht verlernt. Großraumdisco, Schützenfest, so viele Menschen, so viele Eindrücke, an die ich mich nur vage erinnern konnte… das musste ja schief gehen.

Sonntag, 12. August 2007

Freiwillige Selbstkontrolle

„Schüttele mir den Salat, Baby“ Henry van Damp

Die Leute sagen immer: „Heise, erzähl doch mal einen Schwank aus deiner Jugend.“

Na gut, das tun sie zum Glück nicht, aber dennoch finde ich die folgende Geschichte erzählenswert.

Irgendwann in den späten Neunzigern, ging das Gerücht um, dass ein gewisser Herr S. die größte Pornosammlung im gesamten Kreis besitzt. Ich rede hier nicht von so einem softi Kram, der vielleicht mal nach 24 Uhr auf Sat 1 oder VOX lief und, mühevoll die Werbung herausgeschnitten, auf VHS gebannt wurde. DVDs gab es damals nämlich noch nicht, liebe Kinder. Herr S. hatte zu Hause zwei hochwertige Videorecorder und einen weißen Kasten dazwischen, der, wie ich später erst erfuhr, zum decodieren der original Pornofilme gedacht war. Lästige schwarze Balken am Bildschirmrand wurden irgendwie wegretuschiert. Oder so. Herr S. wohnt nicht weit von mir und war an kalten Wintertagen eine beliebte Adresse für ein schnelles Pils und eine Leihgabe aus seinem gewaltigen Video Repertoire. Er hatte auch normale Filme. Eigentlich hatte er nur normale Filme. Ich habe nie einen Pornofilm bei ihm gesehen. Der Schrank war voller VHS Kassetten, aber kein einziger Porno darin. Darum blieb es für mich auch immer ein Gerücht. Bis zu diesem Tag…

Was tun? Videoschauen! Ab zu Herrn S.

Seine Filme waren geschmacklich eher einfach. Alles von Sylvester Stalone, Arnold Schwarzenegger, Michael Dudikoff, Steven Seagal usw., aber eben auch von Helge Schneider, Didi Hallervorden, Otto Waalkes. Als ich ihn mal nach dem dritten Bier direkt gefragt habe, wo denn nun seine legendäre Pornofilmsammlung sei, antwortete er nur: „Versteckt.“ Alles klar. Als er pinkeln war, wollte ich mal schauen wie gut man hunderte von sperrigen VHS Kassetten auf 20 m² verstecken kann. Ich habe sie nicht gefunden. Eventuell auf der Toilette? Nee. Vielleicht doch nur alles ein Gerücht? Seine Filmsammlung war sehr gut archiviert und es gab ein kleines Handbuch, in dem alles feinsäuferlich per Hand eingetragen war. Jeder Film mit seinen Hauptdarstellern, Regisseur, und Filmlänge wurde aufgeführt. Da stand zum Beispiel:

Der weiße Hai

Archivnummer 237

Regie: Steven Spielberg

Darsteller: Roy Schneider, Robert Shaw, Richard Dreyfuss, Murray Hamilton

FSK 16

Horror

ca. 119 min.

Ich lieh mir damals den Film „Praxis Doktor Hasenbein“ von Helge Schneider aus und trottete enttäuscht ab. Mir kam es gar nicht in den Sinn, dass VHS Leerkassetten 240 Minuten bespielbar waren. Warum also nur einen Film pro VHS, wenn doch locker zwei darauf passten? Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht. Als ich Praxis Doktor Hasenbein schaute muss ich eingeschlafen sein… ich wurde von heftigem Gestöhne wieder geweckt. Scheiß Nachbarn! Aber das Gebrüll kam es dem Fernseher.

Ca. 23 Minuten nach dem „Hauptfilm“, mit dem auch die Videokassette betitelt war, kam ein Hardcore Porno. Versteck gefunden! Fickrige Rotzgören hieß der Streifen, es ging um eine Rotzgöre, die ein Portemonnaie findet und es dem Besitzer zurückt bringt. Natürlich steckt sie den Finderlohn sofort ein… auf die Faust, quasi.

Top Five der lustigsten Pornotitel:

Analdin und die wunde Schlampe

Affentanz im Negerarsch

Teenies im Spermagewitter

Pulp Fickschön

Kompanie Huren 2: Trommelfeuer aus der Sackkanone

Transformers

Ich war am Donnerstag im Kino. Transformers. Der neue Film von Michael Bay, produziert von Stephen Spielberg. Was macht ein Produzent genau? Sein Genie ausleben auf jeden Fall nicht. Die Story ist hauch dünn. Von Beginn an nervt der Hauptdarsteller, ein kleiner hippeliger Junge. Sein Mädchen, die er in laufe des Films erobern muss, ist eine Bombe von Latina Braut. Ebenfalls super sexy / Computergenie / Glückspilz / Heldin ist die junge Lady, die für die Regierung die Transformers ausfindig macht. Okey, das kann auch Zufall sein. Einen Quoten Schwarzen gibt es übrigens auch. Das Geräusch, das die Autobots bei der Transformation machen, kommt nur zweimal vor. Das war der Grund, warum ich überhaupt ins Kino gegangen bin. Gänsehautsound. In der ersten Stunde bekommen wir Albernheiten und schlechte Gags geliefert. Ein böser Transformer erinnert stark an Jah Jah Binks aus Star Wars Episode 1. Die Größenverhältnisse der Roboter ändern sich ständig (auf die Brille achten!), auch fallen die Akteure bei einer Verfolgungsjagd fast aus dem Auto und im nächsten Schnitt sind sie im selbigen gefangen! Hä? Es passiert kaum etwas. Dann plötzlich, unerwartet aus dem Nichts… Pause. Im Kino wurde tatsächlich auf die Stinkeraucher Rücksicht genommen und eine Raucherpause eingerichtet! Es geht weiter. Das Namedroping und Product Placement ist jetzt nicht mehr zu ignorieren. Überall Marken, Marken, Marken. Die Musik ist schrecklich, schrabbel, schrabbel, schrabbel. Kurz vor Schluss wird es hektisch. Gut gegen Böse und der kleine Mensch mittendrin. Ein durchgeknallter, ätzender Regierungstyp, der auch von Chris Tucker hätte gespielt werden können, macht den typischen Actionfilmfehler. Er hört nicht auf den Jungen, sondern lieber auf Paragraphen. Guckt der denn nie Actionfilme? Der Outsider hat immer Recht. Verdammt! Es kommt zum Showdown. Die Musik macht Anspielungen auf den Terminator. Nette Idee. Der Oberbösewicht wird nach hundert Jahren aufgetaut und brüllt als erstes seinen Namen. Jetzt geht`s los. Latina mutiert zu einer Sarah Connor und ballert und fährt Auto, als ob sie vom Terminator Himself gejagt wird. Wenigstens ist der Nagellack einwenig abgeblättert. Nebenbei, die Oberteile halten jeder Explosion stand. Oft wird es eng, gerade so, super knapp, passieren tut aber nichts. Warum Autos mit voller Geschwindigkeit auf eine meterhoch aufgerissene Straße zurasen und erst im letzten Moment abbremsen, wird nicht geklärt. Idioten halt.

Dennoch, die Leute von dem Special Effects Team haben es schon drauf! Kompliment, diese Angeber. Das ist gelungen.

Damit auch der letzte Zuschauer begreift, dass dies ein amerikanischer Film ist, ballert ein GI alles nieder und besiegt diese angebliche Übermacht. Das Gute gewinnt übrigens! Happy End. Ficki Ficki. Alles gut. Achtung, Spoiler.

Michael Bay hat scheinbar den einen oder anderen Actionfilm gesehen und versucht mit den Klischees zu spielen. Gelingt aber nie. Die Charaktere sollten natürlich wirken, haben aber alle diese abgebrühte Art an sich, inklusive dummen Actionsprüchen und dann gibt es wieder welche, die völlig überdreht sind. Der GI merkt an, dass sie den Kampf in der New Yorker Innenstadt niemals überleben werden. Okey, dachte ich, dann verreck endlich. Niemals! er rutscht mit einem coolen Motorrad unter den Roboter durch und verpasst ihm mehrere Granaten. Er überlebt das Ganze. Unsympathischer Typ. Das Dreisteste ist aber der Abspann. Eine sauschlechte Regierungskritik und ein Cliffhanger, der einfach nur erbärmlich ist. Ein Böser überlebt und rast zurück ins Weltall. The End?

Fazit: Meine Spielsachen waren cooler und so oft wie eBay im Film erwähnt wurde, würde es mich nicht wundern, wenn es die alle dort zu ersteigern / erstehen gibt.

Zum Glück kamen am Donnerstag auch noch Donnie Darko auf VOX und 2001 Odyssee im Weltraum auf ZDF im Fernsehen.

neulich bei Ihr

„Jetzt sitz` ich hier mit meinen vier Programmen und denke die besten Wochenenden hatten wir zusammen. Genau so eins könnte ich mal wieder vertragen, ich würde längst Sturmschellen, wollte nur lieber mal fragen“ Dendemann
 
“All I want is your understanding
As in the small act of affection
Why is this my life
Is almost everybody´s question
And I´ve tried, everything
But Suicide
But it´s crossed my mind” Cee-Lo Green

"Jetzt stell dir vor, so eine Vorstellung wäre nichts für dich und du wehrst dich schlicht, dann wärst du wie ich“ Pahel
Es regnet. Nachdem ich bei ihr Klingel, klickt kurz die Gegensprechanlage auf, ein einfaches „Hallo“ von mir reicht aus und der Türsummer folgt dem Klicken. Sie ist weggezogen. Raus. Nicht raus auf das Land, sondern raus aus der Einöde, in die Stadt. Auf dem Weg zu ihrer Wohnungstür im Erdgeschoss muss ich durch den weiß gefliesten Gemeinschaftsflur. Den muss sie sicherlich auch sauber halten oder ist eine Putzfrau im Mietvertrag inbegriffen? In dem Flur steht ein Rad. Es ist neuer oder zumindest nicht kaputt, ob das ihres ist? Ich habe sie noch nie auf einem Rad gesehen. Die Tür steht einen Spalt offen, sie empfängt mich nie persönlich an der Tür. Ich klopfe zweimal und trete ein. Sie ist, wie immer wenn ich vorbeischaue, zuerst im Bad. Ist das ein gutes Zeichen? Und was macht sie da für die zehn Sekunden?
- Hey Hey Hey, ich bin einwenig spät, die Bahn halt.

Sie umarmt mich, eine beschissene Geste wie ich finde, erstrecht wenn man untereinander ist. Ginge es nach mir, müsste man sich unter Freunden nicht die Hand geben, geschweige denn umarmen oder die Luft küssen, kein rhetorisches: wie geht es dir? und auch kein Bitte oder Danke. Das ist alles überflüssig wenn man sich einig ist.
- Ieehh, nass.
- ja, trotz Taxi. Ich habe mich schon wieder auf den Beifahrersitz gesetzt, dabei nehme ich mir jedes Mal vor,  wie die Amerikaner, hinten einzusteigen.

Sie trägt eine rosa Jogginghose, die einwenig länger hätte ausfallen können, man sieht die drei bunten Streifen am Gummibund der Tennissocken. Dazu trägt sie einen schwarzen Pullover von Armani, den kenne ich noch von früher, sonst hätte ich die Marke nicht erkannt. Alles wirkt so, als ob sie gerade vom Kiosk kommt, Zigaretten holen. Aber auch irgendwie gemütlich, wäre ich nicht nass. Die Wohnung ist groß. Zu groß für die wenigen Möbel, zu groß für sie. Es wirkt, als wäre sie immer noch nicht ganz eingezogen oder müsste nächste Woche wieder ausziehen. Hotelzimmer sehen so aus. Derweil liegt sie auf dem Sofa, raucht Marlboro light im Softpack und schaut Talk Shows. Mit ihr auf dem Sofa zu liegen und sich über die anderen Assis im unterschichten Fernsehen lustig zu machen, ist ein guter Anfang, denke ich. Aber zuerst will ich mir die gesamte Wohnung anschauen.
- Ich schaue mir mal deine Wohnung an.

Es ist ewig her, dass ich das letzte Mal hier war. Direkt nach dem Einzug war das, weil ich aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen hatte. Die Küche sieht vertraut aus. Ach so, alles von IKEA. Hier wird aber nicht viel gekocht. Alles sauber, fast neu, keine Kochbücher, keine aus dem Internet ausgedruckten DIN A2 Blätter mit schnellen Rezepten darauf, keine angefangenen Wein- oder Sektflaschen im Kühlschrank. Nichts was eine Geschichte erzählt. Ich versuche mir vorzustellen, wie sie hier steht und mit drei überkochenden Töpfen fertig wird. Es klappt nicht.
Ihr Schlafzimmer ist öde. Hier kann man schon aufwachen, aber nicht liegen bleiben. Kein Fernseher. Das Bad fällt in Wohnungen immer zu klein aus und ist in bester hörweite zu allen anderen Räumen. Es sieht überall so aus, als ob Architekten nie scheißen müssten.
- Was haste denn gedacht, könnte man heute unternehmen?
Kommt es aus dem Wohnzimmer.
- Gegenseitiges betrunken machen?!

Mittlerweile werden auf Pro 7 Berichte von Frauen mit der Konfessionsgröße 0 gezeigt. Klatsch und Tratsch, das macht mir schon weniger Spaß dabei zuzusehen. Ich will Musik anmachen, aber ich finde nicht eine einzige CD. Sie hat eine tolle, aus Bausteinen bestehende Anlage, aber keine CDs?
- Wenn du Musik suchst, die ist im Auto.
Tatsächlich nicht eine einzige CD im Haus!
-Ich dachte du hättest dein Auto verkauft und bist auf Rad umgesattelt? Ich habe eines im Flur stehen sehen.
- Wollte ich ja auch, aber dann irgendwie doch nicht. Das Rad gehört dem Arschlochnachbarn, dem Spannerarsch. 

Aha, noch nie von dem gehört. Sie besitzt weder ein CD-Regal noch ein Bücherregal oder irgendetwas Ähnliches. Da will ich auch gar nicht vorschnell urteilen, keiner meiner Bekannten besitzt so was und früher war es mir auch egal. Dennoch hängt Billy oder Bob oder Billybob von IKEA an der Wand und darin nichts was von Geschmack zeugen könnte. Plasikblumen die im Dunkeln leuchten können, eine Uhr, die dasselbe kann und anderer Kitsch werden darin ausgestellt. An der reichlich vorhandenen freien Wandfläche hängen Bilder mit ihr und einem Pferd darauf. Alles normal pubertär.
- Das sind Pferdi und ich. 

Stimmt, davon hat sie mal erzählt, sie musste ihren Gaul verscherbeln. Ich hätte ihr vom Bahnhof eine Wendy mitbringen können, zum Trost und zum Beweis, wie gut ich am Telefon zuhören kann. Sie ist fünfundzwanzig und hat scheinbar keinerlei Interessen mehr, zumindest stellt sie diese nicht öffentlich aus.
Ich stehe am Fenster und schaue auf die Straße. Es geht circa zwei Meter runter, dann kommt der Fußgängerweg. Zuwenig zum springen.
- Hatte deine Mutter keine Angst vor Einbrechern? wenn du in das Erdgeschoß ziehst, meine ich.
- Nö.

Hm. Meine Arme sind vor der Brust verschränkt und ich wippe vom Haken auf den Ballen vor und zurück. Für einen Sonntag regnet es gewaltig viel. In der Stadt hat Niemand etwas vom Regen, besonders wenn dieser auch noch sauer ist. Es sei denn, die haben hier ein Mischsystem und das Regenwasser wird benötigt um das Schmutzwasser zur Kläranlage zu spülen. Das denke ich wirklich, so sehr langweile ich mich. Man, ist das Scheiße hier. Ich setze mich neben sie und überlege, ob ich mich an einem Club erinnern kann, der auch gut ist.
- Lass uns ins Acer gehen! Vorher kaufen wir ein und schauen DVD.
Sie denkt nicht nach, trotzdem lässt die Antwort ewig auf sich warten.
- Ich habe keine DVDs.
Wow, ich frage mich, warum wir früher eigentlich befreundet waren? Weil mir alles egal war? Klar, sie sieht gut aus, das wird mir wohl nie egal sein. Zum Glück. Aus Zeit verbringen, wird Zeit totschlagen.

- Was hast du die letzte Zeit getrieben?
Sie erzählt von einem Typen, wohl ihr Freund und wie dämlich der sich benommen hat. Es scheint, als ob es ihr wichtig wäre, sie erzählt aber so schnell und gleichzeitig stoisch vor sich hin, dass ich die Lust verliere zuzuhören. Das kann es doch nicht sein, die Geschichte dauert sehr lange. Hin und wieder sage ich: also ich hätte das nicht gemacht, oder: ja, sehe ich genau so. Leider klappt das sehr gut. Ich bin keine Alternative für sie, das haben wir bereits vor Jahren versucht. Sie gibt mir das Gefühl, dass ich sie tierisch langweile, ich eine Zumutung bin.
- Wollen wir etwas essen gehen und dann ins Nachtleben?

Ich gebe mir Mühe den Abend zu designen. Als Kumpelfreund ist es meine Mission sie aus dieser Lethargie herauszuholen, schätze ich.
- Mal sehen, ob ich was zum anziehen habe.
 
Was für ein Satz. Sie hat zu nichts wirklich Lust. Ich überlege, ob ich sie gestern angerufen habe oder sie mich. Letztendlich muss ich ins Handy schauen. Peinlich, wir sitzen nebeneinander sagen nichts und fummeln am Handy rum, anstatt aneinander. Oh, eine SMS von ihr: „Bring Beck´s Lemon mit! Habe nichts hier!“ Von dem Zeug wirt doch noch nicht einmal eine Zwölfjährige betrunken. Was das soll? Sie hat mich angerufen! Warum?
- Es ist doch nun wirklich scheißegal, ob wir nass werden. Wir schauen die Simpsons und trinken meinetwegen dieses Beck´s Light Bier und vielleicht hat es bis dahin sogar aufgehört zu regnen.
Mein letzter Versuch.
- Ich finde die Simpsons doof.

Uff. Ich kenne nicht viele Menschen, die keinen Platz im Herzen für die gelbe Familie haben. Mit ihr sind es zwei. Also irgendwie selbst unterhalten. Die richtigen Fragen, die ein Gespräch beleben, fallen mir bei ihr nicht ein. Ich kann mich nur über Musik, Bücher, Fernsehen und Fußball unterhalten alles darüber hinaus wird in einen aufreibenden Streit enden. Meine resoluten, schwarzweißen Ansichten würden ihr Angst machen. Meine Ideologie ist eben nicht nett, demokratisch oder die von Ned Flanders, sondern scheiß realistisch und bewusst. Das versteht nicht jeder und ich habe es satt immer wieder erklären zu müssen, warum ich zum Beispiel Klischees mag, wobei die doch einen so schlechten Ruf haben. Mir ist nichts Gleichgültig. Also lieber die Schnauze halten. Ich bin auf gar keinen Fall kompliziert, es hat alles eine klare Linie, meine Ideallinie, das ist mein ERNSTL. Wir haben uns beide sehr verändert.

Meine Fresse, ich bin aber auch langweilig… ne ne ne, noch nicht. Das hier liegt jawohl nicht an mir. Das kann ich mir später einreden, auf dem Rückweg, im Zug. Sie kommt damit offensichtlich besser zurecht. Nach vorne schauen, durchhalten, jetzt heißt es: Fronten…
Als ihr Softpack leer ist, schlage ich ihr vor, dass sie sich schon mal aufstrapst und ich hole in der Zwischenzeit Zigaretten und Alkohol. Ich gehe aus der Wohnung und habe nicht vor wieder zurückzukommen. Das einzige was ich bereue, ist, dass es die Sendung „Bitte melde Dich“ mit Jörg Wontora nicht mehr gibt. Nachdem die schwere Haustür ins Schloss gefallen ist, fühle ich mich 21 Gramm leichter. Es regnet immer noch und ich konnte natürlich kein Taxi rufen.

neulich bei Ihr - Otherside Remix

„Ist das alles was das Leben fragt? Kommst du mit in den Alltag?“ Jochen Distelmeyer

„Sag ruhig, dass du hier nicht mehr leben kannst, das habe ich schon öfter gehört und da du vor Jahren gegangen bist, ist es nicht so, dass mich das noch stört.

Die Frage ist nur, was du reden sollst, wenn der Nostalgiequatsch nichts mehr bringt und du merkst, dass der Klang deiner Stimme mir keine Liebeslieder mehr singt“ Sven Regener

“How does it fell like to let forever be?” Liam Gallagher

Es regnet und er hätte schon längst hier sein sollen. Er war früher immer pünktlich. Na ja, er hatte ja auch immer genügend Zeit zum pünktlich sein. Bei dem Regen darf er sich nicht beschweren, dass ich ihn nicht vom Bahnhof abhole. Jetzt kommt er mit dem Taxi. Außerdem umziehen, jetzt raus aus den gemütlichen „Sonntagssachen“ etwas für draußen anziehen und dann, wenn er hier ist, wieder rein in die bequeme Klamotte. Nee.

Huch. Die Klingel erschreckt mich immer noch, obwohl ich jetzt über ein Jahr hier wohne. Ich bekomme einfach zuwenig Besuch.

- [Knister]…Hallo

Ich öffne ihm die Tür, schnell rein bei diesem shitty Wetter. Heute ist drinnen das bessere draußen. Flink ins Bad und schauen welche meiner beiden Schokoladenseiten heute die schokoladigere ist und die Haare, die verdammt aufsässigen Haare! Ich lasse die Tür auf, das verschafft mir ein paar Sekunden.

- Hey Hey Hey, ich bin einwenig spät, die Bahn halt.

Ich umarme ihn. Ich weiß, dass ihn das verunsichert, egal, ich mag diese Gesten der Freundschaft. Am liebsten noch Küsschen links, rechts, links, wie die Franzosen. Aber ich will keine falschen Signale aussenden.

- Ieehh, nass

- ja, trotz Taxi. Ich habe mich schon wieder auf den Beifahrersitz gesetzt, dabei nehme ich mir jedes Mal vor, wie die Amerikaner, hinten einzusteigen.

Macht er mir jetzt Vorwürfe? dass ich ihn nicht abgeholt habe? Er sagt nie gerade heraus was er denkt oder fühlt. Immer in Rätseln, ich komme da nie hinter was er meint, was er mir mit solchen Sätzen sagen will. Mehr als eine Bedeutung hat es auf jeden Fall. Da bin ich mir sicher. Er steckt voller Überraschungen oder eher Neurosen. Das macht einen ganz Bekloppt.

Wir gehen ins Wohnzimmer. Es läuft die Oliver Geissen Show, irgendeine Erna ist schwanger von irgendeinem Gringo. Ich lege mich aufs Sofa. Früher haben wir immer total gerne zusammen Fern gesehen. Ich finde es wichtig, dass beim Fernsehen geredet werden darf. Nein, sogar geredet werden muss. Wir haben viel gelacht bei Arabella, Ricky, Peter Imhof und wie sie alle hießen. Darauf könnte ich den gesamten Abend: liegen, erzählen, vergleichen, wohlfühlen.

- Ich schaue mir mal deine Wohnung an.

Er steht bereits in der Küche als er das sagt. Alles sauber Junge, hier findest du nichts was auf eine schlechte Hausfrau schließen lässt. Bei Room Raiders würde ich wahrscheinlich immer gewinnen. Die Amis sind aber auch zu dämlich. Beim Umzug war er nicht dabei. Er sagte, das sei Scheiße oder so ähnlich…

- Was haste denn gedacht könnte man heute unternehmen?

- Gegenseitiges betrunken machen!

Kommt es aus dem Badezimmer. Gegenseitiges betrunken machen, die Zeiten sind vorbei. Dann lieber jeder für sich. Und warum hat er dann bitte keinen Sechserträger Beck´s Lemon mitgebracht? Ich habe ihm doch extra eine SMS geschickt. Er schaut nie auf sein Handy, er hat das Ding nur um mitten in der Nacht anzurufen und mir ins Ohr zu schreien: Sie spielen gerade „Round Are Way“ von Oasis. Das war mal lustig und unser Lied. Jetzt sucht er wahrscheinlich nach dem Selbigen. Er hat mir mal die Wonderwall Single geschenkt. Die hat mittlerweile aber mein Ex-Boxfriend.

- Wenn du Musik suchst, die ist im Auto.

Die gesamte Musik habe ich entsorgen müssen, alles erinnerte an den Ex. Okey, insgesamt waren es fünf CDs. Dennoch konsequent alles.

-Ich dachte du hättest dein Auto verkauft und bist auf Rad umgesattelt? Ich habe eines im Flur stehen sehen.

- Wollte ich ja auch, aber dann irgendwie doch nicht. Das Rad gehört dem Arschlochnachbarn, dem Spannerarsch.

Oder wie ich ihn liebevoll nenne: der Ex, der Arsch. Der soll ruhig sehen, dass ich Männerbesuch habe und endlich mal Farbe annehmen. Vor Neid.

Oh, er hat mein Regal mit den Zauberblumen entdeckt. Gibt es etwas Cooleres?

Er schaut sich aber auch alles zu genau an. Meine Bilder von mir und Fury, dem super Hengst, das sind doch keine Aktaufnahmen! und für Delphinposter bin ich nun wirklich zu alt. Nichts zum gaffen dabei.

- Das sind Pferdi und ich.

Das Foto hat er doch selber gemacht, er war ständig dabei als ich reiten war. Kein Turnier verpasst und sich sogar die Mühe gemacht die schweren Begriffe zu lernen. Dafür habe ich beim Fußball schauen nicht mehr ständig ABSEITS! gebrüllt. Kompromisse, so funktionieren gute Beziehungen. Unsere Beziehung war im Grunde toll. So schön wie die Streicher am Ende von Blumfelds „Tausend Tränen tief“ und auch genau so kurz. Es regnet immer noch. Ein bisschen England. Das gute an der Stadt ist ja: das Kabelfernsehen. Keine Störungen mehr im Empfang, weil der Regen die Satellitenschüssel nervt.

- Hatte deine Mutter keine Angst vor Einbrechern? wenn du in das Erdgeschoß ziehst, meine ich.

- Nö.

Hallo? Was soll das denn jetzt wieder? Ich bin doch schon groß. Außerdem habe ich im Moment mehr Angst vor Radfahrern.

Ich klopfe auf den Platz neben meinen Füßen. Er setzt sich sogar. Ein Kumpelfreund, der von alleine begreift, dass er jetzt eigentlich auch meine Füße massieren könnte… das wäre doch mal was. Aber er rezitiert lieber den Fußmassagedialog aus Pulp Fiction als selber aktiv zu werden.

Dieses scheißcoole Gelaber ist nichts für den Alltag.

- Lass uns ins Acer gehen! Vorher kaufen wir ein und schauen DVD.

Wie mache ich ihm klar, dass ich überhaupt keine Lust habe, irgendetwas zu unternehmen? Ich war gestern bereits weg und wenn ich ehrlich bin, mit fünfundzwanzig gewinnst du nach einer durchzechten Nacht keinen Blumentopf mehr oder den zweiten Platz beim Schönheitswettbewerb. Außer vielleicht Paris Hilton, die läuft gerade bei Pro 7 perfekt gestylt über einen roten Teppich und wackelt mit dem Hintern… ach so, antworten!

- Ich habe keine DVDs.

Seinem Gesichtsausdruck nach, würde ich sagen, das war die falsche Antwort. Ich mag es eben nicht, wenn man mich so unter Druck setzt. Ich möchte eigentlich nur mit ihm meine schwere Zeit verbringen und an bessere Tage erinnert werden. Er sagte mal, dass er das ganze Nostalgie Gefasel nicht abkann. Ich dagegen würde liebend gerne über Früher reden. War doch nicht alles schlecht, es war vielmehr alles gut damals. Leider ist er der einzige Draht zu den alten Freunden. Was die wohl machen? Eigentlich weiß ich es ja, aber sich darüber zu unterhalten, ist wie zehn Friseurbesuche hintereinander.

- Was hast du die letzte Zeit getrieben?

Endlich mal.

- Ich war gestern mit Rene, der übrigens nebenan wohnt, so haben wir uns auch kennen gelernt, er war nämlich beim Umzug dabei, okey, Kunststück, er wohnt ja auch, wie schon gesagt, nebenan und wir waren gestern in so einem Laden, wie hieß der noch? Weiß nicht mehr, warum sollte ich auch vor der Tür des Ladens nach oben schauen? Und Stempel sind ja wie du weißt, das aller Letzte, nächsten Morgen haste den Scheiß im Gesicht und an den Beinen gedruckt, auch egal, der Laden war eh Mist, die Musik ist mir ja Wurst, Hauptsache was zum tanzen, aber er stand nur an der Bar und hat sich dieses eklige Whiskey Zeugs reingestellt, tanzen wollte der gar nicht, er sagte dann immer: wer tanzt hat kein Geld zum saufen, das musste dir mal vorstellen, diesen abgedroschenen T-Shirt Spruch…

- also ich hätte das nicht gemacht.

- Ja, ich weiß, wenn wir was konnten, dann war das jawohl mal tanzen, nur hat dieses Whiskey Zeugs bei ihm eine ganz andere Wirkung als bei richtigen Männern, der war schon bald so schnell knülle, dass er angefangen hat eine andere mit mir zu verwechseln! da habe ich mir gedacht: Mädchen, das Spiel beherrschst du auch…

- ja, sehe ich genauso.

- Ich gehe also zu irgend so einem hergelaufenen Typen mit Chucks und langen, zurecht gegelten Haaren, also wenn, dann soll er sich auch richtig ärgern, übertrumpft von einem Spacken, aber ich glaube Rene hat die andere gar nicht verwechselt, plötzlich geht er nämlich mit der tanzen, ich greife mir Perücke und wirbele ihn auf das Parkett…

- also ich hätte das nicht gemacht.

- Gleiches mit Gleichem vergelten, so steht es doch auch in der Bibel, na ja, das Ende vom Lied ist, dass ich Rene dann beherzt ein Glas an die Rübe geworfen habe und ihm so, in bester Völkerballmanier, klar gemacht habe: Junge, du bist raus, du kannst zwar noch vom Spielfeldrand zuschauen, aber mitspielen ist nicht mehr… hat er auch gleich begriffen und jetzt habe ich einen Ex, mit einem weißen Turban um den Kopf gewickelt, nebenan wohnen, da hätte ich auch gleich auf dem Dorf bleiben können.

- Wollen wir etwas essen gehen und dann ins Nachtleben?

Nicht schon wieder, es tat gerade so gut… was antworten? An die Brigitte denken…

- Mal sehen, ob ich was zum anziehen habe.

Er greift zu seinem Handy. Ruft er jetzt jemanden an, der mich überreden soll? Ich kann ja mal bei den anderen anrufen, was die so machen. Schließlich wollte ich ja gestern Nacht noch unbedingt, dass er vorbeischaut, da hat man als Kerl natürlich gewisse Erwartungen. Er hat sich überhaupt nicht verändert. Wir haben beide die Handys in der Hand, so wie früher die Personalausweise. Die anderen bleiben alle zu Hause, es regnet, war das Killerargument.

- Es ist doch nun wirklich scheißegal, ob wir nass werden. Wir schauen die Simpsons und trinken meinetwegen dieses Beck´s Light Bier und vielleicht hat es bis dahin sogar aufgehört zu regnen.

Gedankenlesen jetzt auch noch.

- Ich finde die Simpsons doof.

Eigentlich finde ich sie erst seitdem doof, seit diese furchtbare Anke Engelke die Stimme von Marge geworden ist. Dieses Gekrächze halte ich nicht aus. Das einzige was ihn bei Laune hält und nichts mit anfassen zutun hat, sind Musik, Buch, Film oder Fußball… ich kann ihm ja mal die Abseitsfalle erklären. Das freut doch jeden Mann. Nur leider interessiert mich das alles kein Stück. Hallo! Hier spielt das echte Leben und da wird scheinbar viel geraucht. Die Schachtel ist leer. Eine Schachtel am Tag… normal! Aber auch für ein 1 Meter 60 großes Mädchen vom Land? An Blumen rieche ich eh nie wieder… also was?

Er ergreift schließlich die Initiative und schlägt vor, mir neue Zigaretten und „Beck´s Müll“ zuholen, während ich mich aufbitchen soll. Keine Fußmassage aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung…

Hoffentlich hört es nicht auf zu regnen.