Genug Frauen glauben doch tatsächlich noch daran, dass sie mit Männern auf einer rein freundschaftlichen Basis den Tag oder sogar die Nacht verbringen könnten. Lächerlich.
Solche Frauen ernstzunehmen fällt mir sehr schwer. Männer die so etwas glauben, kann und will ich nicht ernstnehmen.
„I don´t wanna be your Friend, I just wanna be your Lover“ Radiohead
Ausgerechnet das schönste Mädchen der Klasse wollte neben mir sitzen. Neben mir! Ich sah weder gut aus, noch war ich besonders beliebt. Damit ich akzeptiert wurde, musste ich schon ziemlich lustig sein, was manchmal in eine anstrengende Pointenjagd ausartete.
Den Grund für ihr Interesse lieferten meine Noten. Darauf kam ich schnell, war ja nicht blöd. Sie dagegen war schon ziemlich… trist.
Warum sie zudem die Unterrichtspausen unbedingt mit mir verbringen wollte, leuchtete mir nicht ein. Ich sei witzig, sagte sie. Pausenclown, dachte ich. Wie gesagt, ich war ja nicht blöd. Na gut, beschweren durfte ich mich nicht. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, ein so hübsches Mädchen zum lachen zu bringen, hätte mein Ego nicht gestreichelt. Wir verstanden uns gut. Viele ihrer Probleme, und ich durfte mir alle ihre Probleme anhören, konnte ich zwar nicht nachvollziehen, aber vielleicht waren es meine gleichgültig vorgetragenen Ratschläge und feurigen Pamphleten, die sie hoffen ließen, es findet alles im Leben ein gutes Ende. Sie kam mir mit Dingen, die ich in meinem Denken längst abgelehnt oder bereits abgeschlossen hatte. Es musste auf sie gewirkt haben, als hätte ich von allem einen Masterplan gehabt. Dabei wollte ich nur meinen Spaß.
Irgendwann ging das Ganze auf privater Ebene weiter. Wir trafen uns auf Partys und nachdem sich die anderen an den ersten Schock, sie und ich, gewöhnt hatten, gingen wir auch mal gemeinsam dorthin. Auf den Partys durfte ich dann mal reden. Probleme hatte ich keine, sie war mein einziges Problem und darüber wurde selbstverständlich nicht geredet, weshalb ich eines meiner Lieblingsthemen breit trat. Mein gut ausgeprägter Musikgeschmack kam mir dabei sehr entgegen. Ich nahm ihr Tapes auf und erklärte ihr warum Oasis besser ist als Blur. Sie hatte nicht soviel zu erzählen. Welcher Sänger gerade süß war und welcher wohl das meiste Geld verdienen würde, sowas halt.
Sie brachte nicht gerade viel in die Freundschaft mit ein. Das durfte mir auch egal sein, schließlich war ich es der anfassen wollte. Die Hilfestellung beim Geräteturnen reicht einem irgendwann nicht mehr und dann hört man sich halt die Probleme an und investiert einfach mehr als der andere.
Als sie mir von ihren geplanten, kosmetischen Operationen erzählte, war das Ding für mich klar. Sie wollte sich übel aussehende Pigmentierungen vom Dekolletee weglasern lassen. Die Prozedur ziehe sich über Monate hin und so weiter. Der einzige Grund warum Frauen einem von ihren körperlichen Unzulänglichkeiten erzählen, ist doch der, dass es später im Bett zu keinem großen Hallo kommt. Ich meine, hätte ich eines gehabt, dann hätte ich auch versucht mein Holzbein rechtzeitig zu thematisieren. Dass ich sie so wie sie war ganz ok fand, interessierte im Nachhinein nicht.
Es endete wie solche Freundschaften immer enden. Sie hatte plötzlich einen Freund und ich durfte seine reichlich vorhandenen Charakterlücken stopfen. Bei ihr durfte ich nichts stopfen. Als ich ihr daraufhin erklärte, sie sei für diese Art von Freundschaft einfach nicht interessant genug, wurde ich zum anstrengenden Part von uns beiden degradiert. Ich wäre ein schlechter Freund, ein Blödmann gar.
Der Fairness halber muss ich zugeben, ihre Präsenz wirkte sich sehr wohlwollend auf andere Frauen aus. Nach dem Motto: Wenn die mit dem, dann kann der gar nicht so doof sein. Und so war es ja auch. Dass man einer von den Guten ist, bekommt man selbst nie glaubwürdig vermittelt, das müssen andere für einen tun oder man muss es, wie in diesem Fall, herzeigen.
Heute sind wir befreundet, es ist lange genug her. Gut, sie nennt es eine Freundschaft und ich widerspreche ihr nicht, aber eines ist mal sicher, meine Freunde nehme ich ernst, nur bei ihr will mir das nicht so recht gelingen.
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