Donnerstag, 10. Januar 2008

Bombenteppich

"Die würde ich sofort aus dem Bett schubsen! Auf dem Fußboden ist doch viel mehr Platz!" Lunchmann
„Warum aufräumen wenn einmal jeder Handgriff sitzt?“ Martin Cordes

Ich verstehe nicht warum etwas, das auf dem Fußboden liegt gleich als unaufgeräumt betrachtet wird. Wer solcher Ansicht ist, der räumt selbst Schuhe im Flur in ein Regal. Für mich ist der Fußboden ein riesiges Möbelstück. Manchmal schlafe ich darauf, manchmal sitze ich darauf und manchmal esse ich vom Boden, weil man es kann. Unarchiviert ist nicht gleich dreckig. Der Fußboden ersetzt einen zweiten Tisch, ein CD-, Platten- und Bücherregal. Mein letztes Geld habe ich für Bücher ausgegeben. Bücher, die ich zwar alle schon gelesen habe, aber nicht besessen. Mir geht es nicht darum Besuch zu beeindrucken und auf die Frage zu hoffen: „haste die alle gelesen?“. Damit ich dann sagen kann: „geschrieben!“.
Mir geht es darum Dinge nachzuschlagen. Woher habe ich denn den schlechten Witz hergenommen und von wem kommt die Formulierung – sozial auffällig? (Heinz Strunk)
Dies geht am besten, wenn die Bücher griffbereit in der Nähe des Bettes rum liegen. In der Klausurenzeit liegen Skripte, hunderte von kopierten Blättern und aufgeschlagene Bücher, einem kompliziertem Konzept folgend, überall auf dem Fußboden verstreut. Es sieht aus wie bei David Aames aus dem Film Vanilla Sky, als dieser sich über seine Gesichtschirurgie informiert.
Klamotten, die zusammengelegt auf dem Teppich liegen, könnte ich sicherlich in den dafür vorgesehenen Schrank packen. Sie stören aber auch nicht wenn sie vor dem Schrank liegen bleiben. So habe ich eine gute Übersicht davon welches Shirt ich noch fürs Wochenende habe und wann ich die Wäsche waschen sollte. Der Durchlauf ist gewaltig, es lohnt gar nicht richtig die Shirts zu sortieren und zu wegzuräumen. Das ist dann wohl Single Luxus, wie Frauen hinterher pfeifen oder pupsen.
Boxen- und Cinchkabel verlaufen quer durch den Raum, vom Verstärker zu den Plattenspielern, rüber zum Notebook, hin zum Fernseher und wieder zurück. Man kann quasi kein Staub saugen ohne mindestens einmal ein Kabel aus dem Staubsaugerkopf zu rupfen. dieser Aufwand wird wohlwollend in Kauf genommen, die Kabel zu verlegen lohnt sich nämlich ebenfalls nicht. Zu oft räume ich den Elektrokram um. Es hört sich jedes Mal geil nach Arbeit an, wenn der „Staub“ durch den Sauger klöttert. Die Warnlampen werden ignoriert, dass das Gerät trotzdem arbeitet, ist ja deutlich zu vernehmen. 
Es gibt den Teppich jetzt schon seit zehn langen Jahren und ich warte immer noch auf den Tag an dem er wieder (haha) angesagt sein wird. Hätte ich einen 4 cm dicken, weißen Kaschmirteppich würde ich wohl auch anders damit umgehen, was die Sache nicht gemütlicher macht.
Cinchkabel und Brandfleck

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