Montag, 7. Januar 2008

Funky for you

zu Teil II

"As long as it`s funky...alright" Common

"Schreib doch mal was nettes" Nadieke

Wusch. Die Eingangstür der Drogerie öffnet beim betreten des Ladens automatisch via Lichtschranke. Wenn ich mich unbeobachtet fühle, streiche ich mit der rechten Hand durch die Luft und tue so, als ob ich ein Jedi - Ritter wäre, der die verschlossene Tür mit Hilfe der Macht öffnet. Im Augenblick beobachtet sie mich. Dennoch möchte ich nicht auf die Geste verzichten, was mir sofort einen kleinen Rempeler einbringt.
Einkaufen mit ihr bedeutet: sie kauft ein. Jedes mal wieder völlig unroutiniert wie bei ihrer ersten Fahrstunde schlendert sie zwischen den Regalen entlang und erklärt mir, dass wir Bückwarenkäufer sind. Ich schaue ihr dabei zu, allerhöchstens bücke ich mich für sie gelegentlich nach "JA" Produkten. Es gibt keine Alltagsgegenstände, die ich vorrätig bräuchte. Erst wenn etwas leer ist, gehe ich einkaufen. Nicht umsonst haben die Läden mittlerweile bis 22 Uhr geöffnet. Auf Vorrat kaufen, nennt man wohl auch eher Shopping und das ist sowieso allein ihr Ding.

- Brauchst du keinen Korb?
- Nee, ist nicht viel.
- Okey.

Ich platziere mich vor dem Kondomaushangdrehständer, der dicht an den Kassen steht und lese mir die Rückseiten der Kondomverpackungen durch. Mich interessiert, ob dort Übersetzungen der Gebrauchsanweisung zu lesen sind, wie bei den Single Menus und wenn ja, welche Sprachen bei Kondomen vor der deutschen kommen.
Sie geht wortlos an mir vorüber und holt sich einen dieser roten Körbe, die am Eingang bereitgestellt werden. Sie hat Glück, dass sie nicht mit Mario Barth zusammen ist. Das sage ich ihr auch direkt, als sie auf ihrem Weg zu den Männerdüften wieder an mir vorbei kommt. Ich bin in eine Frau verliebt, die Männerdüfte trägt. Sie rechtfertigt das damit, dass sie es sei, die sich den ganzen Tag riechen müsse und da will sie nun mal gut riechen. Außerdem sei die Zeit Kerle aufzureißen ja erstmal vorbei. Sie sagte tatsächlich erstmal. Komischer Liebesbeweis, so unromantisch, so realistisch.
Aktuell ist es "Jump" von Joop. Unauffällig oft benutze ich es selber, also sage ich ihr nicht, dass man den parfümierten Eigengeruch höchstens fünfzehn Minuten lang wahrnimmt. Womöglich aus Selbstschutz, jedenfalls halte ich aus diesem Grund lieber meine Klappe.
Sie holt mich eine halbe Stunde später mit einem vollen Korb vom Kondomaushang ab.

- Wie kann man da eine halbe Stunde lang vorstehen? Die Leute müssen ja denken, dass du die Dinger klauen willst.
- Was glaubst du? Heißt die Familienpackung deshalb so, weil da einfach mehr drin ist oder weil die wenigen die drin sind alle Löcher haben?
- ...oh man… jetzt stehe ich hier auch schon rum. Nimm halt welche mit.
- Ich kann mich nicht entscheiden!
- Dann nimm zwei.
- Was? einen ganzen Jahresvorrat?
- Was bist du denn heute so nervig gut aufgelegt?
- Jetzt gerade bin ich froh, dass der Satz nach dem nervig noch weiterging…
- Apropos weitergehen!


Nie würde ich zugeben, wie viel Spaß mir das Einkaufen mit ihr macht.

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