Auf ernste Themen habe ich zurzeit überhaupt keine Lust. Heute gibt es einen Text, den ich unbeirrt mit dem Label "Drinnen" versehen kann. Ich saß nämlich im Knast und habe noch nicht einmal jemanden mit Geschlechtskrankheiten angesteckt. Wie es dazu kam…
Vorweg, so aufrührerisch ist die Geschichte nicht. Sie ist nicht einmal lustig. Gefängnis ist kein Spaß Leute. Wer mal in einer Einzelzelle mit Mike Tyson gesessen hat, der weiß wovon ich schreibe. Ganz besonders wenn man unschuldig ist. Das Trauma sitzt so tief, mir fällt es sogar schwer mich über Kachelmann lustig zu machen, obwohl er es verdient hätte.
2001. Es begann wie jede niedergeschriebene Geschichte, die von einem Zwanzigjährigen handelt, in der Disco. Damals fuhren wir auf Grund mangelnder Alternativen zu häufig in die nächstgelegene Großraum Disco, ins Kreml. Wir haben es nie hinterfragt warum sich eine Disco nach dem Amtsitz des russischen Präsidenten benennt, Hauptsache der Wodka war billig. Um es erträglicher zu machen schlugen wir immer in großen Gruppen dort auf. Zwei Autos voll, Minimum. Wir waren dankbare Kunden für jeden Getränkehändler oder eben Discobetreiber. Wir machten keinen Ärger, sahen fantastisch aus, fanden uns mit vielen Dingen ab und schluckten ordentlich was weg. Die immer gleich verlaufenden Abende verschmelzen zwar in meiner Erinnerung, dennoch habe ich den Ablauf dieses speziellen Abends noch glasklar vor Augen.
Der Laden ging bereits in die letzte Runde, das Publikum war überschaubar. Lunchmann und ich waren die letzten beiden Verbliebenen, um nicht zu sagen Zurückgelassenen, aus unserer Anfangsformation. Der Grund war wohl Marnie, eine verzogene, also weggezogene, Freundin, die wir auf der Tanzfläche antrafen. Wir tanzten zusammen mit dem traurigen Rest der Partycrowd zu schlechter Musik entsprechend schlecht. Marnie war das einzige Mädchen auf der Tanzfläche, was natürlich von den Halbstarken, und außer Bauern und Halbstarke ging niemand ins Kreml, als Freifahrtschein zum anbändeln interpretiert wurde.
Klar, die bleibt wegen dir solange! Als es dann nur noch nervig wurde, stellte ich mich mit dem Kommentar: „verzieh dich, du Affe“ dazwischen. Der Diplomatenkönig in mir hatte wieder einmal zugeschlagen. Irgendwer meinte, ich solle den Spinner mal nicht so ernst nehmen, ist halt ein besoffenes Arschloch. Das leuchtete ein. Ich bin sowieso davon ausgegangen, dass nach der Ansage Ruhe ist, naiv wie ich war.
So weit, so langweilig. Nach Ladenschluss wollte Lunchmann seinen Opa Dieter anrufen. Zwecks Abholung. Handys waren für uns noch nicht erschwinglich, weshalb wir zur nächstgelegenen Telefonzelle gehen mussten. Es gab wohl nichts Nützlicheres und gleichzeitig uncooleres, das man in seinem Portemonnaie haben konnte, als eine Telefonkarte.
In der Nähe der Telefonzelle standen die Halbstarken Truppe von der Tanzfläche. Sie waren zu sechst und ja, ich habe die herbei getrunkene Prahlerei berücksichtigt, also die Anzahl bereits durch zwei geteilt. Von denen hatte bestimmt jeder eine Telefonkarte bei sich. Ich dachte mir, mit denen haste dich ja vorhin schon so gut verstanden, da fragst du mal nach, ob die dir eine Telefonkarte gegen eine entsprechende Entschädigung kurz ausleihen könnten. Der kleinste von ihnen fand die Idee ebenfalls gut und griff energisch hinter sich, dorthin, wo ich sein Portemonnaie vermutete. Aber anstatt des erwarteten Portemonnaies, holte er eine Faust hervor. Meine Alkoholikerreflexe ließen kein Ausweichen zu. Der Schwinger traf mich zielsicher am Kinn.
Sollte es zu meiner ersten Schlägerei kommen? und könnte die Überschrift in einem kausalen Zusammenhang mit meinem Knastaufenthalt stehen? Dies und nichts sonst erfahrt ihr morgen ab 12:00 im zweiten Teil, wenn es heißt: der zweite Teil!
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