Donnerstag, 2. Februar 2017

Geht ein Einarmiger in den Second-Hand Shop

"Doch wer A sagt, muss auch B zahlen
Wir warten alle auf dein' Einsatz
Drei, Zwo, Eins, Tschüß, nix geht mehr
Für krumme Spiele ist hier kein Platz"
Dendemann

Ganz aktuelles Thema: Das Internet!

Letztens sah ich im Fernsehen eine Reportage über den Onlinehandel und dessen Tücken. Dort hieß es, die Händlerseiten erkennen mit welchem Gerät du online gehst und passen die Preise entsprechend an. Soll heißen, gehst du mit dem iPhone 7 auf Amazon, gehen die Preise mit.
In der Reportage wurden übrigens als günstigste Variante das Internetcafé und als teuerste Variante sämtliche Apple Produkte genannt.

Man möchte ja immer derjenige mit dem Durchblick sein und nicht hinter die Fichte geführt werden. Das Gelernte konnte ich kurz darauf anwenden. Zufällig zwar, oder sagen wir: instinktiv alles richtig gemacht.

Ich hatte von einer Bestellung aus dem Netz einen 10€ Gutschein für einen Onlinehändler, der gebrauchte Medien verkauft und ankauft, mitgeliefert bekommen. Der Gutschein war an einen Mindestbestellwert von 50€ gebunden. Für 50€ bekommt man richtig viel an gebrauchten Büchern, CDs, Konsolenspiele oder DVDs. Eine Wunschliste halte ich bei dem Händler eh immer auf dem Laufenden. Nicht dass ich etwas vergesse, das ich sonst in meinem Regal vermissen würde.

Zu Hause am Laptop stellte ich mir ein Paket zusammen. Bücher, Filme, CDs, Hörbücher… zwei Stunden später kam ich genau auf die 50€ Mindestbestellwert. Punktlandung, gut gelaunt speicherte ich die Liste und klappte den Laptop zu. Direkt bestellen konnte ich leider nicht. Der Gutschein mit dem Gutscheincode lag bei mir am Arbeitsplatz. In der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitspause öffnete ich die Händlerseite, rief die Wunschliste auf und was musste ich feststellen? Gesamtkosten von 48,50€! Die ganze nächtliche Arbeit war zwar für`n Arsch, aber so ging noch ein Buch mehr in den Warenkorb.
Drei Prozent günstiger als vom heimischen Laptop. Was sagt das über den PC am Arbeitsplatz oder dem sozialen Umfeld aus?

Aber es wird noch merkwürdiger! Beim Zusammenstellen meiner Bestellung gab ich altbewährte Autoren und Musiker in die Suchfunktion ein und war bei so manchen Angeboten aufgrund des hohen Wiederverkaufswertes erschrocken. Zum Beispiel wurde dort eine Maxi CD einer deutschen HipHop Band, die gerade mit ihrem neuen Album durch die Charts tingelt, angeboten. Die Single war damals limitiert und ist sicherlich selten, insofern man mehrere zehntausend Exemplare als selten bezeichnen möchte. Ob selten oder nicht, was rechtfertigt einen Preis von 3500€ für digitale Medien? Zumal ich die Single in einem guten Zustand bei mir im Regal stehen habe! Das gleiche Phänomen wiederholte sich bei den Büchern. Drittauflagen kosteten 300€.

Ein Grund mehr da mal anzurufen. Mein Vorschlag war, die geben mir für meine limitierte Maxi CD 2000€ und machen somit eine Marge von über 1500€. Für das Geld müssten die normalerweise eintausend Bücher weiterverkaufen. Ein sogenannter Quick Win. Eine Quick Win Win Situation. Gedanklich hatte ich das Geld bereits ausgegeben eingeplant. Der junge Mann am Telefon sagte mir, der Einkaufspreis der CD liege aktuell bei 59 Cent. Frustriert fragte ich ihn, ob ihm bewusst sei, dass Niemand für eine deutschsprachige CD über 3500€ zahlen würde. Vielleicht in Dubai, meinte er. Deutsche leben überall. Mit anderen Worten, es besteht überhaupt gar keine Nachfrage, wo kommt also der Preis her?

Mir wurde erklärt, ein Algorithmus sucht das Internet nach weiteren Pressungen dieser CD ab. Falls bei Amazon, eBay, Shpock, rebuy oder oder oder die CD ebenfalls zum Verkauf steht, fließt die Anzahl und der angebotene Preis in den Algorithmus ein. Die besagte Maxi CD gab es offensichtlich nirgends sonst zu kaufen. Meine Recherchen bestätigten die Aussage. Obwohl auf Vinyl mit Bonus Tracks und weiteren Instrumentals wurde die Single für 17€ angeboten. Verstand oder ein Kontrollsystem steckt demnach nicht dahinter. Den Algorithmus für den Einkauf, der geschieht über eine App und den Scan des Barcodes, konnte er mir nicht nennen. Bei meinen Büchern, egal wie selten, kam jedes Mal der Hinweis: behalt deinen Scheiß! Die Angebote für CDs lagen im Cent-Bereich und Videospiele gehen für circa zwei bis drei Euro weg. Keine Konkurrenz zum Flohmarkt, dem echten, draußen.

Jetzt wo ich das weiß… Für gewisse DVD Boxen werden auf der gleichen Händlerseite ebenfalls horrende, aber leider marktübliche Preise angesetzt. Wenn ich nun bei eBay Kleinanzeigen eine Anzeige für genau diese DVD Box reinstelle und die Stückzahl auf 5 setze, was macht der Algorithmus daraus? Ein Bild des Covers der DVD Box nehme ich aus dem Netz, das Einstellen einer Anzeige kostet auch nichts. Den Interessenten kann ich einfach schreiben, dass die letzte DVD gerade verkauft wurde und ich die Anzeige zeitnah rausnehmen werde. Eigentlich müsste sich der Preis für das von mir angestrebte Produkt doch senken? 
Möchte das mal jemand ausprobieren und berichten?

Übrigens ist der Preis für die Maxi CD mittlerweile auf 50,79€ runtergerechnet.

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