Dienstag, 13. April 2010

Adoleszenz Nightmare Teil II

„Und egal wie schön du bist,
wie schön es mit dir ist
Mann, was hab ich davon,
wenn es mich von inn' zerfrisst
Ich sag: Wieso muss denn immer alles so anstrengend sein“ Jan Delay



Wir reden häufig via Internet. Sie schreibt mir ihre Probleme, die sie mit irgendwelchen namenlosen Typen hat und ich versende die verschiedensten Smilies, passend zu der Stimmung, die ich aus ihren Zeilen herauslese. Ihr irgendetwas zu erklären, habe ich längst aufgeben. Zu kompliziert, zu schlecht formuliert, einfach nicht nachvollziehbar. Für keinen von uns beiden. Oft endete es in selbstgerechter Fernkritik an meiner Person. Als hätte sie diesen Tipp von einem Therapeuten bekommen, um mit mir fertig zu werden. Dann serviere ich doch lieber nichtssagenden Smalltalk oder Euphoriegedudel, alles leicht und eindeutig.



Hin und wieder sehen wir uns noch auf Partys. So ziemlich jeder hatte schon was mit ihr. So sagt man, bin natürlich nie dabei gewesen. Egal ob man das glauben will oder nicht, im Hinterkopf bleibt es. Die gemeinsamen Partyauftritte enden jedes Mal in einem Desaster. Wir unterhalten uns, ich bringe meinen Part, wir machen uns gegenseitig betrunken, ich rede mit einer anderen Frau und kurz darauf kippt der Abend. Sie weint oder stürzt sich auf irgendeinen, mir völlig fremden Kerl oder will urplötzlich nach Hause. Alleine. Ich stehe kopfschüttelnd daneben und denke: Lass sie. Was ich wirklich denke? Ich denke, es hat mit mir zu tun! Obwohl, ein Vorwurf wurde mir nie gemacht. Der Gedanke, dass ich gar keinen Anteil an ihrem Leben haben darf, erscheint mir sehr ungerecht.

Meinen Kumpelpart habe ich drauf. Ich mache kleine Komplimente, warte rauchend vor der Damentoilette, gebe hin und wieder einen aus, organisiere einen Fahrer und lass sie vor ihren Bekannten glänzen. Ihr Problem verstehe ich nicht. Mein Problem ist es, dass ich mich auf Frauen einlasse, die mich nicht ansatzweise attraktiv genug finden, um mich zu küssen. Das ist die reinste Zeitverschwendung. Dieses pointenlose Rumgekumpel sieht nur nach außen hin gut aus.

Viel zu selten kommt was dabei rum, werde ich gefahren, vorgestellt oder kann mich hin und wieder wirklich gut amüsieren. Der Aufwand und das Gefühl, dass ich der einzige bin, der etwas investiert, überwiegen. Besonders wenn ich ihr applaudieren darf, weil wieder ein anderer noch weniger Sätze als Minuten brauchte, um bei ihr zu landen.



Wie Rocky Balboa schon sagte: Treibst du dich mit dummen Menschen rum, hält man dich für dumm. Treibst du dich mit klugen Menschen rum, hält man dich für Klug. Viele Frauen haben diesen Ansatz für sich erweitert: Treibst du dich mit klugen, hässlichen Menschen rum, hält man dich zumindest nicht für oberflächlich.



In unseren Unterhaltungen geht es fast ausschließlich ums Bett, Körper, Männer, Frauen und Beziehungen im Allgemeinen.
Heutzutage ist man ja schon ein potenzieller Sexualverbrecher oder jemand der wild onanierend durch die Fußgängerzone rennt, wenn man bei der Magnum Werbung an Sex denkt. Aber mal ehrlich, an was für einen Kontext habt ihr gedacht, als ich euch eben von unseren Gesprächsinhalten erzählt habe? Seht ihr, es ist unausweichlich.


Der sexuelle Zusammenhang lässt sich nicht ausblenden. Niemand möchte über solche Themen neutral reden. Glauben Frauen denn wirklich irgendein Mann hört es gerne, wenn sie ihm von ihren Liebschaften erzählt oder davon ob ihre Titten zu groß oder zu klein für irgendetwas sind, ohne dass er ein Interesse an seiner Person hineininterpretiert? Da kann man sexuell so ausgelastet sein wie man will, es ist einfach zu offensichtlich und zieht sich wie ein roter Faden durch alle Aussagen.

Wenn sie sagt: ich hatte ein Date mit einem gut aussehenden Typen, er war aber nichts für mich, dann höre ich: Schau her, ich bin begehrt und schwer zu kriegen.
Sagt sie: mein Kleid passt mir oben rum nicht mehr, höre ich: Schau her, ich bin gut proportioniert, aber nicht eitel.
Sagt sie: das klingt ja so, als wäre die Frau perfekt für dich, höre ich: ich bin angemessen verliebt in dich und unumstritten die bessere Alternative.


Es geht weiter mit diversen Geschmacksbekundungen, die ich auch nur als Unterstreichung meiner und vor allem ihrer tollen Persönlichkeit betrachte.

Natürlich findet man diese Frau irgendwann begehrenswert, sie tut ja einiges dafür, aber wenn man ihr dann näher kommen will, hat man in den scheinbar harmlos gemeinten Doppeldeutigkeiten falsche Signale gedeutet. Wie konnte das nur passieren?
Als nächstes wird einem vorgeworfen, man würde während der Magnum Werbung an Sex, anstatt an Eis denken. Was ist man nur für ein oberflächlicher Mensch…?
Ich verstehe meine Rolle in solchen Freundschaften nicht. Manchmal scheint es mir, als wäre ich ausschließlich dafür da, ihren beschissenen Charakter aufzuwerten.

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