Montag, 26. Mai 2014

Gemeinsame Gegenwart 2014





Zehn Menschen, zehn Stile, zehn Lebensmodelle, eine gemeinsame Gegenwart.

Vielen Dank an alle Teilnehmer für ihre gelungenen Beiträge. Wer sich für einen bestimmten Tag aus der Gemeinsamen Gegenwart 2014 interessiert, kann diesen mit einem Klick nachlesen. Wer sich für die Woche eines bestimmten Autors interessiert, benötigt zwei Klicks. Immer noch sehr lohnenswert und weit unter der „3-Klick-Regel“.

Alle Texte vom:

Montag, den 28. April
Dienstag, den 29. April
Mittwoch, den 30. April
Donnerstag, den 1. Mai
Freitag, den 2. Mai
Samstag, den 3. Mai
Sonntag, den 4. Mai

Alle Tage von den einzelnen Autoren: Gemeinsame Gegenwart 2014

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Sonntag, 25. Mai 2014

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Martin

Gegen Mittag bin ich das erste Mal wach und mir fällt irgendwann wieder ein, dass mein Portemonnaie seit gestern weg ist. Dazu noch fiese Kopfschmerzen. So sollte kein Tag beginnen. Naja, lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern. Also bis abends weiter pennen und Fußball verpassen. Gegen 18Uhr rufe ich bei der Polizei in Bremen an, ob etwas abgegeben wurde. Wurde es natürlich nicht aber zumindest hatten die auch keine Anzeige für mich vorliegen. Darum buche ich den Anruf als Erfolg ab.

Das Einschlafen funktioniert abends natürlich kein Stück. Ich habe keine Ahnung wie ich den morgigen Arbeitstag schaffen soll. Zum Glück endet die gemeinsame Gegenwart hier und nach Sonntag ist einfach vorbei.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Verena



C arbeitet. Ich frühstücke und schaue die Wiederholung von Schlag den Raab, aber die Spiele kenne ich noch also schalte ich um. Bis der Teil kommt, wo ich am Vorabend aufgehört hatte, hab ich in der Regel vergessen wieder umzuschalten und hänge auf einem anderen Kanal fest. Ich weiß bis heute nicht, wer gewonnen hat, aber ich tippe auf Raab.

Nebenbei bearbeite ich noch die Fotos von der Comic-Messe und schreibe den Blog Post dazu. Ich schaff es auch noch mal zum Sport, wieder 45 min. Irgendwann später muss ich mich für die Arbeit fertig machen und nach Gummersbach fahren. 

Unsere Nachbarn streiten sich wieder lautstark. Das erste Mal seit ein paar Wochen als sie vom Vermieter eine Abmahnung bekommen haben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es wieder los geht und gerade jetzt muss ich zur Arbeit, verdammt!

Ich telefoniere mit S von der Rezeption. Die Anreise läuft überraschend super; alle rechneten mit Chaos, weil am gleichen Tag Ab- und Anreise einer internationalen Seminargruppe ist, was nicht allzu häufig vorkommt. Ich bin beruhigt, druck noch was aus, pack meine Unterlagen und gehe rüber ins Hauptgebäude. Um 18 Uhr ist Staff-Meeting: Meine Chefin und ich, Seminarleiter, Assistent und die Dolmetscher besprechen die Details des Seminars. Mit drei Sprachen sind wir diesmal wieder ein großer Stab. Um 18:45 Uhr ist der Begrüßungs-Empfang für die Teilnehmer, kurze Vorstellung des Teams, a warm welcome und so. Anschließend das Abendessen. Ich sitze mit Indonesien, Südafrika und Tibet an einem Tisch. Wir reden über Flugzeiten, Flughäfen, Umsteigemöglichkeiten, Pro und Kontras. Nach dem Essen geht es im Seminarraum los. Meine Chefin stellt die Stiftung vor und ich erkläre Details zu Haus und Orga: Wo die Sauna ist, wer einem Geld wechselt, wie das Internet im Haus funktioniert, dass man drinnen nicht rauchen darf, das Prinzip von German Time und dass Leitungswasser absolut trinkbar ist. Wenn Leute über 15 Stunden gereist sind, ist ihre Aufnahme- und Begeisterungsfähigkeit unter Umständen eingeschränkt, aber alle sind gut gelaunt. Anschließend geht es in die Bar, aber ich seile mich ab, um nicht allzu spät wieder zuhause in Köln zu sein. Vor der Tür treffe ich noch A und S beim Rauchen und wir quatschen doch noch ne halbe Stunde. Dann fahr ich endlich und bis gegen 23 Uhr zu Hause und fall ins Bett. C hielt mich über die Streitereien der Nachbarn per SMS auf dem Laufenden, endlich können die wichtigen Detailfragen geklärt werden. 

Die nächsten 12 Tage betreue ich diese Seminargruppe, da ist immer viel los und auch noch einiges zu organisieren.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Thomas

Vom Studio aus geht es in die Lila Eule. Meiner Meinung nach der Beste Laden in Bremen. Hier verliert sich die Spur von Paul. Linus, Martin, Paco, im Grunde der gesamte Rest, sind schon vorher auf der Strecke geblieben oder wieder zurück oder schon da. Das wird wieder einer dieser Abende, die unmöglich zu rekronstruieren sind.
Der Türsteher vor der Eule kennt mich, so aus dem Augenwinkel halt. Es ist immer derselbe Heini. Zu Bremer Zeiten übernahm ich mal auf sein Bitten hin den Posten an der Tür, weil er sich um Störenfriede in der Krachmacherstraße kümmern musste. An und für sich habe ich einen guten Job gemacht. Frauen rein, Typen raus.
Der Türsteher meint, ich würde bereits wanken und zweifelt mein Vorhaben an. Merkwürdigerweise konnte ich ihn davon überzeugen, dass das was ich da veranstalte, an der Basis, von der er hier oben nicht viel mitbekäme, DER neue Tanzstil sei. Vermutlich war es einfach nur eine Mischung aus Mitleid, Verachtung und Ekel, was mir den Zutritt gewährte oder das Drittel an Konzentration. Ich habe damals den Job besser gemacht. In der Lila Eule treffe ich Easy, Charly und Denise. Ich glaube, wir sind direkt wieder gegangen. Grob Richtung Bahnhof.

Am Bahnhof treffe ich Martin und Paco wieder. Sie haben sich geprügelt oder jemanden verprügelt, ich weiß es nicht genau. Sie sagen immer nur "verwackelt" und machen dazu die passenden Gesten. Zwischen den Zeilen vermisst Martin jedenfalls sein Portemonnaie. Als ich mich im Zug umsehe, kann ich die beiden nicht entdecken. Warum auch immer, womöglich hat sie nur das Licht des Bahnhofs angelockt oder sie wollten Nachschub holen.

Ich wache dankenswerterweise in Hassel auf und werde direkt bei Martin in Hämelhausen ausgesetzt. Mein Handyakku ist leer und auf die Türklingel reagiert niemand. Zum Glück ist die Terrassentür offen, was ein Anzeichen dafür ist, dass Martin und Paco erstens da und zweitens nicht direkt ins Bett gefallen sind. Offensichtlich gab es vorher erst noch Chili. Meine Taschen stehen im Wohnzimmer, inklusive Ladegerät für das Handy. Martin liegt wie tot in seinem Bett, nicht ansprechbar. Egal, ich wüsste eh nicht was ich ihm erzählen oder fragen sollte. Das Chili auf dem Herd ist noch lauwarm. Ich nehme mir einen Teller und haue mich auf das Sofa. Das WG Tablett zeigt an, dass die beiden um 7 Uhr bei Facebook einen Post abgesendet und direkt kommentiert haben: „Am Arsch“.
Jetzt ist es 10 Uhr. Auf Sky kommt ein selten dämlicher Film mit Jamie Fox. Stealth - Ein Düsenjäger macht sich selbstständig.

Heute ist Fußball angesagt. Ich schätze wir haben um 12 Uhr Treffen, vorsichtshalber bin ich um 11:45 Uhr am Sportplatz in Balge und damit genau pünktlich. Schwein gehabt. Wir spielen in Langendamm. Ich fahre. Der Plan: direkt nach dem Spiel auf die B6 zurück nach Hannover. Ich darf ausnahmsweise Mal von Beginn an auflaufen, obwohl ich nie zum Training komme… Wir befinden uns mitten im Abstiegskampf, Langendamm hingegen hat es irgendwie auf den 5. Tabellenplatz geschafft. Die sind wirklich nicht gut, wir schaffen es aber noch schlechter zu sein. Bei uns geht nur eins zur selben Zeit, entweder Kampf oder Fußballspielen. Ein Elend. Besonders nerven mich die Ivan Campo Pseudogrätschen. So ist man nie gezwungen einen Ball anzunehmen und weiter zu spielen, zusätzlich sieht es nach Kampf aus. In der zweiten Halbzeit lassen wir den groben Scheiß weg und spielen entsprechend besser. Wir erspielen uns mehr Chancen als der Gegner und sind gefühlt nah am 0:1. In der 55. Minute werde ich ausgewechselt und darf mir in den nächsten 20 Minuten die vier Gegentreffer von der Bank aus anschauen. Viertelstunde vor Schluss darf ich wieder rauf (in der 2. Kreisklasse geht das) und wir spielen wieder auf deren Tor. 4:0 verloren, viel zu hoch und verdammt unnötig. Nüchtern wäre mehr drin gewesen. Irgendwer gewinnt dem Spiel schon etwas Positives ab. Mein Plan direkt nach Hannover zu entschwindet: scheitert. Ich bin dran mit Trikots waschen. Da ich nie weiß, ob ich das nächste Wochenende Zeit habe, bringe ich die Trikots zu meinen Eltern, das Auto lasse ich auf dem Hof stehen. Ich benötige es in Hannover nicht und kann später den Zug nehmen.

Der Abend endet in der Sonne am Sporthort.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Dörte

Ein Tag nur für Patrick und mich. Lange schlafen, ausgiebiges Frühstück mit Ei und Bacon, danach aufs Sofa.
Und weil das irgendwann zu langweilig wurde, haben wir uns einfach ins Auto gesetzt und sind an der Küste spazieren gegangen. So muss die Woche ausklingen.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Ralf

Der Sonntag gilt traditionell der Vorbereitung auf den Montag. Sprich: Füße hoch, TV, Internet und/oder irgendwas lesen. Abends schnell noch die Tasche für den Montag fertig machen, dass war es dann oft schon mit dem Sonntag.

So ein Single-Leben jenseits der 40 ist nicht mehr zwingend von Partys, Abenteuern und aufregenden Ereignissen geprägt. Meins zumindest nicht. Ich bin zu 90% zufrieden und halte das für einen ganz guten Wert. Es gibt immer etwas zu meckern und sei es nur der Job der nur noch wenig Spaß macht. Aber Spaß und Selbstverwirklichung haben für mich nicht mehr eine so hohe Priorität wie früher. Mein Job bringt Geld ein das ich zum Leben brauche. Nachdem ich schon viele Höhen und Tiefen in meinem Leben durchschritten habe, habe ich eingesehen das es durchaus reichen kann wenn man „nur“ zufrieden ist und Geld hat zum Leben. Wichtiger ist es, irgendwo anzukommen. Ich bin angekommen, nicht da wo ich mich in meinen Träumen aus jungen Jahren gesehen habe, eher am Stand wo mich das Leben hingespült hat. Is ganz ok hier, also bleibe ich.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Silke


Osnabrück
 
Die Woche endet erschöpft – die Kombination Dänemark/Flugbakterien/Restbestände/Kleinkind Bespassung hat mich geschafft und ich schaffe es heute nicht so richtig zu etwas Produktiven. Wir bleiben im Bett und gucken „Die Brücke – Staffel II“, später wird etwas von Osnabrück’s Finest bestellt.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Ole

„Aua, aah!“ – Betrunkener auf der Love Parade

Kurz nach Mittag. Die Blase drückt. Ich werde wach und stelle fest, dass ich letzte Nacht ganz schön viel getrunken habe. Ich habe aber gar keinen Kater. Sehr schön. Oder? Warum sagt mir mein Körper nicht, dass das letzte Nacht viel zu viel war? Mein Verstand ist so ehrlich. Abwarten. Ich denke an die schöne Feier und checke mein Handy nach möglichen Beweisfotos. Nichts. Stimmt. Dafür gab es ja an jedem Tisch eine Digi-Cam. Ich lasse mich vorsichtshalber die nächsten paar Stunden auf dem Sofa liegend von Musik und Internet berieseln. Der Alkoholpegel müsste längst die Katergrenze unterschritten haben. Der Kater bleibt aber tatsächlich aus. Ich bin nur Müde. Das steckt mir morgen früh sicher wieder in den Knochen. Ich denke kurz an Montag und überlege, was nächste Woche sonst so ansteht. Ich freue mich schon seit Tagen auf nächsten Donnerstag: endlich wieder nach Kopenhagen. Am späten Abend skype ich mit einer Freundin. Es gibt viel zu erzählen. Plötzlich und ohne Vorwarnung zerlegt es mir dabei, auf einem Stuhl sitzend, den äußeren Meniskus. Gelenksperre im rechten Knie. SCHMERZEN. Rettungswagen, Notaufnahme, Wartezeit auf Doktor, Schmerzmittel und OP bis über Mitternacht hinaus…
Zum Glück verpasse ich diesen Sonntag nicht Dittsche! Ist ja Sommerpause. Für mich jetzt auch.
 
Tune des Tages:              Champion Jack Dupree – Junker‘s Blues

“Some people call me a junker,
Say I'm loaded out of my mind
But I just feel happy
I feel good all the time…”

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Kyra



Viel zu schnell ging das Wochenende wieder rum und allgemein die Woche. Für nächste Woche nehme ich mir vor, es wieder ruhiger angehen zu lassen. Ich freu mich auch schon wieder auf mein Zuhause in Bremen. Aber morgen geht’s erst einmal nach Buenos Aires. Ich würde auch gerne nach Bremen, aber besser Buenos Aires als Teheran muss ich mir in Erinnerung rufen. Und dann freu ich mich- ich freu mich auf den Pool, auf ein leckeres Steak und auf ein bisschen Ruhe im Hotel. Obwohl Buenos Aires auch einiges zu bieten hat, vielleicht unternehme ich auch was... oder ich mach mal wieder ein bisschen Sport.

Sonntag, den 4. Mai 2014 - Christoph



Als ich heute morgen aufgewacht bin, machte sich ein dumpfes Gefühl breit. Ich fühle mich zwar relativ gut, aber mit der Zunge ertaste ich nichts gutes. Neben einem, bzw. im Pappmaul: Ein Backenzahn hat außen eine Absplitterung, ein anderer einen Riss, der von oben bis unters Zahnfleisch geht. Ich befürchte das Schlimmste und überdenke, ob ich mir Vorwürfe machen sollte. Ich komme zu dem Schluss, dass ich einfach Pech hatte, aber das irgendwie schon die Strafe für irgendwas sein könnte. Ändern kann ich es nicht. Ich gönne es mir wieder lange im Bett zu bleiben. Als ich aufstehe ist Lisa da und will in die Stadt gehen, ein Eis essen. Ich weiß, dass ich jetzt nicht alleine sein sollte und freue mich mit ihr gehen zu können. Ich sehe lädiert aus, fast wie geprügelt. Ich habe das Gefühl die Leute starren mich erschrocken an, als wir auf dem Weg zur Eisdiele sind. Wir setzen uns in die Sonne auf dem Platz der alten Synagoge. Ein Typ gegenüber vor dem Theater hat einen Verstärker, wo Schlagzeugbeats rauskommen und er irgendwas zu den Leuten ruft. Er will wissen, ob er weitermachen soll. „Gebt mir Hände für 'Weitermachen'. Gebt mir Hände für 'Aufhören'. Ah keiner, hmm, gebt mir Hände für 'Der Sitznachbar will, dass ich aufhöre. Gebt mir Hände für... Hände!“ Es ist eine witzige Stimmung. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und eine junge, hübsche Frau kommt vorbei und fragt mich, ob ich bei einer Studie mitmachen möchte. Ich frage mich, was sie sich fragt, woher meine fiesen Wunden im Gesicht kommen. Ich frage mich, ob es ihr schwer fällt das zu ignorieren und so zu tun, als wäre ich ein normal aussehender, nicht verletzter oder behinderter Gesprächsgegenüber. Ich kann gar nicht denken. Ob sie mit mir flirtet brauch ich mich nicht mehr zu fragen. Aber beantworten muss ich ihre Frage. „Ja, okay, Freitag 18oo Uhr, geht klar.“. Später am Tag fahre ich die Säule und den Punto holen. Ich weiß gar nicht, ob ich schon Autofahren durfte. Vom Alkohol her schon, aber ich war noch so verstrahlt und die Ersatzbrille hat auch nicht die aktuellste Stärke. Der Auspuff röhrt wieder und ich überwinde mich gute Miene zu machen. Der Transport klappt. Abends treffe ich mich noch mit V, wir gehen spazieren, reden über dies und das, aber nicht über uns. Das ist für den Moment sehr gut so. Die Lage ist entspannt. Morgen geht’s wieder zur Arbeit. Als erstes muss ich versuchen einen Zahnarzttermin zu bekommen. Ich hoffe die nächsten Tage werden nicht zu hart. Müde bin ich geh zur Ruh, schließe meine Äuglein zu. Gute Nacht liebes Tagebuch, schlaf gut!

Samstag, 24. Mai 2014

Samstag, den 3. mai 2014 - Ole

Ich trinke nur Klare - die sieht die Leber nicht!

Ein herrlicher Sonnentag. Den Damen läuft die Schminke vom Gesicht. Die Herren mit Sonnenbrille sehen aus, wie Reservoir Dogs. Kinder in erwachsenen Outfits laufen aufgeregt durch die Gruppenkreise vor der Uralten Kirche. Endlich geht es los. Alle verdrehen die Köpfe zum Eingang. Ladies First. Nein. Der Vater geht direkt vor der Braut Richtung Altar. Der Photograph weiß nicht wo hin. Der Vater lächelt in die Kamera. Das Paar küsst sich. Jetzt schon? Die Zeremonie beginnt. Teilweise witzig. Fettnäpfchen. Gesang. Witzig. Gesang. Peinlich. Langweilig. Spannend. Schön. Gesang. Schön. Zu Tränen gerührt. Gesang. Schön. Shit – hab ich Kleingeld dabei? Puh! Outro. Sunshine. Herzluftballons. Alle warten. Brautpaar First. Ah, nee doch nicht. Anschnallen. 6ter Gang. Parken. Warten. Pärchen/Gruppenfoto in leerem Bilderrahmen. Geschenkübergabe. Sektchen. Sektchen. Rauchen. Rauchen. Gruppenfoto. Endlich guter, trockener Weißwein. Hinsetzen. Zuhören. Klatschen. Singen. Erzählen. Essen holen. Essen. Rauchen. Trinken. Zugucken. Trinken. Singen. Schnacken. Saufen. Dans op de Deel. Dans op de Deel. Spielchen. Dans op de Deel. Draußen diskutieren. Ikea oder nicht. Theke. Schnacken. Abschlussschwof. Taxi. Sonnenaufgang. Bett. Schön.
Wie ich es mir vorgestellt hatte.
  
Tune des Tages:              Phil Collins – You’ll Be In My Heart / Dir gehört mein Herz

Samstag, den 3. Mai 2014 - Ralf

Der Samstag beginnt etwas verkatert. Beim Einschlafen auf der Couch habe ich mir den Rücken verdreht. Es zieht im Kreuz, ich kenne das schon lange. Das kommt nicht nur vom Schlafen auf der Couch, der Job fordert seinen Tribut.

So erledige ich unter leichten Schmerzen die Hausarbeit, gehe einkaufen und wasche die Wäsche. Bewegung hilft gegen die chronischen Schmerzen die, sofern man sie einmal erfolgreich ausgeblendet hat, jederzeit durch eine unachtsame Bewegung wieder da sind.

Abends geht es in den Goldenen Stier, mein Bruder hat Geburtstag. Goldener Stier, wie kommt man auf so einen Namen? Gebratener Stier wäre sinnvoller gewesen. Aber es ist ein Chinaasiatischjapanischkoreanisch-Restaurant und sein Name muss deswegen aus einer Farbe und einen Tier bestehen. Ist das eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz das die Namen von Restaurants aus einer Farbe und einen Tier bestehen müssen? Goldener Stier, Schwarze Ente, Roter Hahn, Silberner Löffel … oh!

Das Restaurant bietet keinerlei Überraschungen, eine sichere Sache für alle beteiligten. Die Einrichtung erweckt den Eindruck als hätte man sie gerade aus der Blister-Verpackung geholt. Alles wirkt wie Plastik. Die Bedienung wirkt irgendwie asiatisch, hier arbeitet jeder der auch nur ansatzweise wie ein Asiat aussieht. Woher sie kommen, ob nun aus China, Vietnam, Korea, Duisburg oder Neu Kölln, wissen wahrscheinlich nur sie selber und die Götter. In manchen Fällen würde ich darauf tippen das nur die Götter es wissen.

Zu Essen gibt es alles was der Deutsche im weitesten Sinne mit Asia in Verbindung bringt. Als besonderer Clou wird der „Mongolen Grill“ angepriesen. Man kann sich nun unter einen Mongolen Grill etwas wildes, abenteuerliches mit unbekannten Speisen und Gewürzen vorstellen. Wird bei näherer Betrachtung jedoch arg enttäuscht. Es handelt sich dabei um eine Kühltheke mit verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten, diese schreitet man entlang und füllt sich in einer kleinen Schüssel alles was man gerne in seinem Essen drin hätte. Die Schüssel stellt man dann auf einen Tresen und befestigt mit einer Wäscheklammer einen Zettel auf dem man neben der Tischnummer die Nummer der Soße notiert die man gerne dazu hätte. Die Soßen reichen von „ein bisschen Scharf“ über „gar nicht scharf“ bis hin zu „ganz schön scharf“. Ein Asiatisch-Scharf wird erst gar nicht angeboten, vielleicht weil der gemeine deutsche Kunde das nicht mit Asia in Verbindung bringt oder weil es ihm einfach zu scharf ist. Wer weiß. Die Schüssel übernimmt dann ein Asiate der den Inhalt auf eine heiße Grillplatte schüttet, alles nach seinen Vorstellungen zubereitet und das ganze dann auf einen Teller packt. Die Grillplatte ist eine ganz gewöhnliche Grillplatte aus Edelstahl wie man sie in jeden Imbiss zum Zubereiten von Würstchen und Grillfleisch benutzt. Der Mann hinter der Grillplatte ist ein finster drein blickender Asiate in weißer Kochkleidung. Ich suche das Mongolische an diesen Grill und werde im ganzen Verlauf des Abends nicht fündig. Das Essen ist dennoch gut, es schmeckt.

Samstag, den 3. Mai 2014 - Kyra

Für heute habe ich mich mit N. zum brunchen verabredet. Er kommt auch aus Aachen und mit ihm habe ich meine Ausbildung gemacht. Also muss ich heute früh aufstehen. Es ist schön Ihn auch mal wieder zu sehen. Und dann geht’s wieder nach Frankfurt. Ich verabschiede mich von A. und wir wissen nicht wann wir uns das nächste mal sehen. Wie gut, dass es heutzutage so viele Möglichkeiten zum Austauschen gibt, aber dann passiert es doch zu wenig.

Ich fahre mit einer Flugbegleiter Freundin  zurück nach Wiesbaden und dann gehen wir noch mit S. ins Kino. Ein Treffen zu dritt ist auch immer schwierig, denn meistens muss immer einer fliegen, ja und ich wohn ja dann eigentlich auch in Bremen. Also gehe ich mit den beiden ins Kino obwohl ich viel lieber mal entspannen würde. Abends fahre ich in meine Stand-by Wohnung. Wie gut, dass ich mir am Donnerstag schon ein Zimmer reserviert habe, denn die restlichen sind nun alle belegt. Obwohl ich nur ca. 6 Nächte im Monat hier bin, mag ich diese Wohnung nicht. Aber für richtig frühe Flüge ist es schon praktischer.

Ich lese noch ein bisschen und schlaf dann endlich ein.

Samstag, den 3. Mai 2014 - Christoph



Heute habe ich lange geschlafen. Wieder. Zum Glück habe ich eine Kanne Wasser auf meinen Nachttisch gestellt, als ich ins Bett gegangen bin. V ist vorhin gegangen, Lisa war in der Küche und hat neugierige Augen gemacht. Ich liege im Bett und überlege, wie der Tag weitergeht. Wir wollten doch früh zur Bötzeparty. Das geht mit mir erstmal nicht. Ich muss schlafen. Jonathan und Ina sind ja auch noch nicht da. Sie wollten mit dem Auto aus KA herkommen. Solange die nicht da sind, kann ich mich ja entspannen. Zu etwas anderem bin ich auch nicht in der Lage. Irgendwann ruft Ina von der Autobahn auf meinem Handy an und sagt, dass sie noch etwas brauchen. Das ist mir natürlich recht. Es klang so als würden sie Bescheid geben, dass sie sich verspäten. Dabei haben wir gar nicht wirklich was abgemacht, aber so fällt nicht das Augenmerk auf meine desolate Verfassung. Als sie da sind, ist die Küche auch schon voll mit Leuten. Wir trinken Bier und hören Franzis Musik. Meine Laune wird besser. Mit Jonathan mache ich mich an die Licht-Säule, die wir vor einigen Monaten gebastelt haben. Wir fixieren die zwölf Schalter in einer Reihe, sodass man nacheinander die Lichter von Grün auf Rot und umgekehrt schalten kann. Das fertige Stück muss noch in den Punto verfrachtet werden, Ina fährt ihn, Jonathan mit Mietwagen vorweg und ich mit Fahrrad nach einer Weile hinterher. Erstaunlich, dass eine Zwei-Meter-Säule in den Wagen passt. Reines italienisches Raumwunder. Der  kaputte Auspuff röhrt und ab geht's. Ich fahre wieder mit Klappjens die Dreisam runter und komme entspannt auf dem Grillplatz an. Die Zelte stehen, die Bar ist eröffnet, das Lagerfeuer lodert, der Kicker wird bekickt und das Buffet ist für umme.  Bierchen gibt’s aus dem Rucksack und ich freue mich all die Freunde und Bekannten zu sehen. Ein erstklassiges Hippi-Fest. ;)  Ich sah sogar das interessante Mädchen von der Demo wieder. Wir begrüßten uns und ich erfuhr ihren Namen. Bestimmt ist sie mit ihrem 'Wohnprojekt von außerhalb' hier, die kennen sich doch untereinander oft. Aber egal. Als es dunkel wird, baue ich mit Jonathan und Frieder die Säule neben der Tanzfläche auf. Es klappt und die ersten Leute lachen über die Ironie der „Säule des Tanz“. Um 22oo Uhr habe ich eigentlich ne Schicht am Crêpes-Stand. Ich komme ein paar Minuten zu spät und darf Kolle gleich mal ablösen. Das Bratgeschick hat mich nicht verlassen und die schmackhaft verzierten Fladen gehen über die Theke, die Hände, den Mund in den Bauch der spendenfreudigen Freunde. Doch die meiste Zeit in dieser Nacht verbrachte ich unter dem Tanzzelt, nachdem ich meinen roten Glitzerzylinder und -schal angezogen hatte. Auflegen tat zunächst Ole, der mir bekannt wurde eigentlich über meine aktuelle Mitbewohnerin, aber so stellte es sich heraus, auch vor einiger Zeit kurz zur Zwischenmiete in meiner Ex-WG gewohnt hatte, deren Bewohner auch hier waren und wir uns alle freuten, dass Freiburg und die Welt so klein ist, dass alle alle kennen. Friede, Freude Crêpes-Kuchen. Und Fusion-Feeling bis um halb sieben. Zwischendurch war noch die Polizei da, ich konnte es in angedudeltem Zustand nicht unterlassen dem Beamten meine Meinung zu sagen und begann den Einwurf mit: „Hallo Herr Wachtmeister...“ Ich habe mir vor der Party verboten Polizisten zu beschwichtigen. Deshalb hielt ich mich sehr kurz. Der Beamte wiederholte dann kurz meine Meinung (Jaja, das ist ja einfach ein ganz nettes, friedliches Fest!) und ich ging schnell weg, bevor ich peinlich werden konnte. Im Morgengrauen entschloss ich mich, dass ich nun genug hätte und tritt den Rückweg an. Wieder strampelte ich die Dreisam hoch und freute mich unheimlich und zufrieden auf mein Bett. Ich kam gut voran, gab mit unter Gas, weil ich auch sehr müde war. In Lehen muss man die Dreisamseite wechseln und über die Brücke dort fahren. Vor ein paar Wochen habe ich hier Maulwurfshaufenerde geholt, für mein Gemüsebeet auf der Fensterbank. Heute flitze ich die abschüssige andere Brückenseite hinab, biege links auf den geteerten Fahrradweg ab und merke, dass ich einem entgegenkommenden Fahrradfahrer ausweichen muss, was bei der Geschwindig- und Abschüssigkeit mit dem kleinen Klapprad nicht so einfach ist. Ich komme von der Straße ab, und rutsche mit dem Vorderrad den 15cm-Absatz hinab. Nach rechts kann ich nicht, da ist ein Zaun,  also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als nach links gegen den Absatz zu lenken und zu stürzen. Zack. Nach einem Moment wird mir bewusst, dass ich auf der Straße liege und nicht mehr fahre und denke, dass ich mich wohl hingepackt habe. Ach Mist, denke ich, aber scheiß drauf, aufstehen und weiter geht’s. Als ich stehe kommt der andere Fahrradfahrer auf mich zugelaufen und hat schon im nächsten Moment sein Handy an der Backe und ruft den Notarztwagen. Ich merke, dass mir Blut aus dem Gesicht läuft und meine rechte Hand ein wenig saftet. Ich meine zwar, dass mir nichts passiert ist, aber ich setze mich, um den Herren zu beruhigen, auf einen Baumstamm und warte auf den Rettungswagen. Ich merke leichte Schmerzen am Kiefer und schmecke Zahnbrocken in meinem Mund. Kacke, die wachsen doch nicht nach. Die Sanitäter stellen mich auf die Beine, checken mich kurz durch und kleben meine Wunden zu. Ich muss vor ihnen zugeben, dass ich 'zwei, drei Biere' getrunken habe und das wird mir nicht übel genommen. Aber auch nicht so recht geglaubt. Egal. Ich kann wieder gehen und fahre nach Hause, lege mich ins Bett, versuche meinen Kiefer ruhig zu halten und schlafe sofort ein.

Samstag, den 3. Mai 2014 - Silke

Bücken – Osnabrück

Der Tag beginnt früh, zu früh, entweder waren die Restbestände nicht mehr gut oder einfach zu viel.

Um 9 Uhr geht es babysitten, ich kümmere mich um meine einjährige Nichte, während mein Vater beim umräumen hilft. L. ist ein ganz großartiges, fantastisches Kind, in das ich sehr verliebt bin, egal wie vorwurfsvoll sie mich anguckt, wenn sie sich selbst beim Kopf stoßen oder auf den Boden fallen wehtut. So vorwurfsvoll, wie sie jetzt schon gucken kann (wirklich sehr vorwurfsvoll), wird man für spätere Verehrer Mitgefühl entwickeln – muss sich aber gleichzeitig keine Sorgen um sie machen.

Abgesehen davon ist sie ein fröhliches und aktives Kind und so bin ich wahrscheinlich wesentlich erschöpfter als sie, als wir gegen Mittag wieder fahren.

Im Zug nach Osnabrück kann ich mich bei einem Mittagschlaf erholen, jedenfalls genug, um beim abendlichen Kinoprogramm aufmerksam der Storyline folgen zu können. Der Film war in Ordnung (Transcendence) und wohl dass, was passiert, wenn Rosamunde Pilcher zusammen mit Spock eine Liebesgeschichte schreibt.

Samstag, den 3. Mai 2014 - Martin

Nach dem Aufstehen gegen 9Uhr und Frühstück, mache ich die Bude sauber. Geht recht schnell die größten Schandflecke zu vertuschen oder sogar zu beseitigen. Dabei kommt mir zugute, dass ich kein Perfektionist bin. In einer 4er WG und dann auch noch in unserer Besetzung das Haus komplett sauber und aufgeräumt zu halten, ist eh ein Kampf gegen Windmühlen. Daher haben wir in der Beziehung frühzeitig das Handtuch geschmissen. Unordnung stört mich nicht groß, ich muss nur alles immer schnell finden.

Nach der Pause gestern geht es heute wieder aufs Rad. Mein Mitbewohner Paco kommt mit. Er ist erst dieses Jahr mit dem Rennradfahren angefangen und schlägt sich dafür sehr gut. Langsam kann ich sowieso immer mehr Freunde davon überzeugen. Vielleicht suchen die auch nur eine Ausrede für Ihre Medikamentenabhängigkeit. Das Timing ist heute perfekt. Nachdem wir wieder da sind, bleibt noch locker genug Zeit zum Duschen, Bier kaufen usw. Und trotzdem nicht zu viel, dass es vor dem Anstoß noch mal langweilig wird.

Heise, Brosche, Andre, Markus und Tewes sind zum Fußball gucken hier. Seit langer Zeit gibt es mal wieder Weizen. Eine feine Sache, wenn man mit dem Anstoß im Nacken im Getränkemarkt nicht hektisch das Falsche erwischt (Kristallklar, oder Alkfrei). Im Laufe der Zeit hat sich bei Weizen und Fußball folgende Regel gezeigt: 4 Weizen = normales Spiel,  5 Weizen = sehr solides Spiel, 6 Weizen = sehr selten, da muss alles passen. Von der eigenen Tagesform bis zum Ergebnis. Dortmund gewinnt heute das letzte, unbedeutende Heimspiel der Saison und ich bin auch ganz gut dabei. Meine, es wurde ein 4,5 Weizen Spiel.

Auf jeden Fall was worauf man aufbauen kann, denken wir uns und fahren mit dem Zug um 19Uhr nach Bremen. Andre, Paco, Heise, Markus und ich sind am Start. Eine gute Truppe. Zuerst geht es ins Paddys und auch die Letzten verabschieden sich schnell von dem Gedanken evtl. den letzten Zug am Samstag zu nehmen. Wie es so kommen muss, artet der Abend ziemlich aus und meine Erinnerung ist sehr lückenhaft. Mehr eine Diashow als ein Film. Dias können zum Glück nicht reißen.
Es lief in etwa so ab:

Paddys (sehr gut, Kurze haben uns gekillt)
Taxi zur Lila Eule (nicht so gut, weil nicht reingekommen wegen offensichtlichem Suff)
In irgendeiner Bar gewesen (evtl. auch ganz gut)
Klopperei (gut, weil gewonnen)
Portemonnaie verloren (überhaupt nicht gut, weil alles weg)
Morgens mit Zug zurück (wieder gut, weil der Schaffner mich nicht wach bekommen hat)

Samstag, den 3. Mai 2014 - Dörte

Der Samstag war ein Tag nur fürs Pferd. Hab den ganzen Tag im Stall verbracht. ...Pferde betüddelt, geputzt, bewegt, Tee getrunken mit den Mädels und natürlich auch so unangenehme Sachen wie ausmisten...

Samstag, den 3. Mai 2014 - Thomas

Um 9 Uhr summt das Handy. Der Vibrationsalarm wird durch den Glastisch ordentlich verstärkt. Kurz darauf kommen Easy und Charlie mit Frühstück ins Wohnzimmer. 1A Service. Mir geht es wieder ganz gut, also normal. Ab 15 Uhr ist bei Martin Bundesliga Konferenz schauen, was mich nicht daran hindert bereits um 13 Uhr da zu sein. Martin und Paco wollen Rennrad fahren, ich verzichte gerne auf etwaige, sportliche Betätigung und spiele lieber Zelda auf dem Super Nintendo. Solange, bis die anderen kommen. Als Dark Souls Durchspieler hatte ich Zelda leichter in Erinnerung. Ich verliere schnell den Ehrgeiz. Zombies ate my Neighbors ist nicht minder schwierig. Sind Videospiel-Skills etwa nicht abwärtskompatibel oder was?

15 Uhr. Martin kommt mit einem Kasten Weizen vom Einkaufen zurück. Das Haus füllt sich mit fußballbegeisterten Nachbarskindern. Martin hat drei Mitbewohner, ergibt also eine Wohngemeinschaft von vier Personen. Teilt man aber die Anzahl der Leute, die hier ständig ein und ausgehen durch sieben Tage in der Woche, kommt man auf eine Sechser bis Siebener WG.
Am vorletzten Spieltag treffen alle Bundesligateams zeitgleich aufeinander. Der große FC Bayern trägt dazu bei, dass der HSV am letzten Spieltag direkt absteigen könnte. Sogar eine Standardsituation wird verwandelt. Der HSV hat soviel ungenutztes Potenzial, wenn die absteigen, hätte wenigstens das Kopfschütteln ein Ende.
Für mich ist es ein vier Weizen Spieltag. Schnell Duschen und dann ab nach Bremen, erfahre ich von den anderen. Meine Taschen und das Auto lasse ich in Hämelhausen stehen.

Wir treffen so gegen 20 Uhr in Bremen ein. Vor dem Bahnhof unterhält sich Martin mit einem Rentner, der nebenbei Pfand einsammelt. Aber nur die Dosen! Flaschen haben zu viel Gewicht für zuwenig Pfand und machen die Tüte, also den Müllbeutel kaputt. Er sieht aus wie ein später Bukowski. Solche Leute haben ja öfters einen klareren Kopf als man denkt oder selbst. Er spielte mal Verbandsliga bei Komet Arsten und hätte den Sprung nach ganz oben fast geschafft. Ich glaube ihm, obwohl er Walter Frosch nicht kennt.

In Paddy´s Pit treffe ich nach über einem Jahr Linus und Paul wieder. Linus war damals mein Nachbar in Bremen, Paul wohnt im Viertel und beides sind jahrelange Freunde. Das sagt schon viel über eine Freundschaft aus, wenn man nach so langer Zeit direkt da weitermachen kann, wo man aufgehört hat. Ein paar Stunden später sind wir ziemlich ruiniert vom Lachen, oder geht das nur mir so?

Wir verschwinden aus dem Pub. Es geht ins Studio. Oder nur davor?

Samstag, den 3. Mai 2014 - Verena

C muss vormittags arbeiten, so verbringe ich den Vormittag faul mit Fernsehen und lasse nebenbei noch eine Waschmaschine laufen, frühstücke, staubsauge ein bisschen. Mittags holt er mich ab und wir fahren nach Mühlheim zur Comic-Messe, wo ich unbedingt hin wollte. Die Halle ist voll mit Ständen, die voll gepackt sind mit Comics. Viel altes Zeug, was ich gar nicht kenne. Sigurd und so was. Natürlich Micky Maus, Donald, Fix & Foxi, Superman. Ich komme spät dahinter, dass Die Spinne Spiderman ist. Zum Glück hab ich das nicht laut gesagt. Es sind einige Zeichner vor Ort, aber ich kenne nur eine von ihnen und ich frage auch nach keinem Autogramm. Ich kaufe eine Spardose von Felix the Cat für 6 Euro und bin glücklich. Ich verliebe mich in einen kleinen Plastik-Woodstock, der auch 6 Euro kosten soll. Ich finde das zu viel und wir gehen weiter, aber der dumme Vogel geht nicht mehr aus meinem Kopf. Also für 3 Euro sofort. Ich geh noch mal hin. Handeln ist leider nicht mein Ding. Also steh ich da und überlege. Soll ich? Ach nee. Oder doch? C ist genervt. Am Ende geh ich noch mal hin und kaufe ihn. Und noch ein Superman-Heft für 2,50 Euro. Supermann vs. Mikrowellenman!
Genug gesehen. Wir laufen zum Wiener Platz und ich esse eine Currywurst mit Fritten. C behauptet immer, es wäre die Beste in ganz Köln oder sogar überhaupt. Ich bezweifle das ja, aber gut ist sie schon.

Wieder Zuhause hol ich beim Nachbarn ein Päckchen ab, was er freundlicherweise angenommen hat. Ich hatte auf einem Blog bei einem Gewinnspiel gewonnen: Ein Parfüm und eine Kette. Sachen gewinnen ist toll!

Später fahren wir noch nach Siegburg zu einem großen Fahrradladen, um für C einen neuen Reifen für sein Rennrad zu holen und mir ein Eis. In einem anderen Geschäft finde ich endlich die kleinen Weck-Gläschen, die ich schon lange haben wollte und in denen ich dieses tolle Schokokuchen-Rezept ausprobieren wollte, welches ich letztens auf dem Blog hatte.

Abends recherchiere ich heimlich, was meine Comic-Messe-Ausbeute wirklich wert ist oder ob ich womöglich doch arglistig übers Ohr gehauen wurde. C sagte, ich solle das nicht machen, sonst würde ich mich nur ärgern. Aber ich hab Glück und freue mich.

Wir gucken Schlag den Raab und trinken eine Flasche Weißwein, weil ich beschließe, dass die Kalorienbilanz nach Currywurst und Eis jetzt eh fürn Arsch ist. Wir sind zu müde, um noch zu sehen, wer am Ende gewinnt.

Freitag, 23. Mai 2014

Freitag, den 2. Mai 2014 - Dörte

Der Freitag begann etwas später für mich. Ich hatte ja Urlaub. Nach einem kleinen Frühstück begann ich das Abendessen vor zu bereiten. Patrick wünschte sich Hühnerfrikassee. Oder zerbombtes Huhn, wie wir es auch gerne nennen. Da ich dieses fertige Zeug nicht so lecker finde, koche ich es lieber selber. Außerdem bleiben da dann noch ein paar Portionen Hühnersuppe über.
Mittags bin ich dann zu meinem Pflegepferd gefahren. Das kam die ganze Woche über zu kurz. Gott sei Dank sind wir eine nette Stallgemeinschaft, so dass der Zossen trotzdem betüddelt wurde.
Nachmittags ging's dann wieder zu Oma und Opa. Schrank wieder aufbauen und den Rest der Möbel in die neue Wohnung schaffen. Als ich ankam war der Ofen schon ordentlich am Kochen. Die Familie war schon seid mittags dabei den Wohnzimmerschrank wieder zusammen zu schrauben. Mit sechs Leuten standen sie davor und fauchten sich an. Irgendwie hat es denn aber trotzdem geklappt. Das Ding steht und alle anderen Möbelstücke sind auch am richtigen Platz gelandet.
Nach der Aktion war der Tag auch gelaufen. Patrick war schlecht gelaunt und ich irgendwie auch ziemlich müde. Da konnte auch das Hühnerfrikassee nichts mehr dran ändern. Obwohl es echt gut gelungen war.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Christoph


Lange geschlafen. 4 Stunden arbeiten gegangen. Ich will nicht mit den Stunden ins Minus rutschen. Mit Kolja war ich in die SUSI gegangen zum Essen. Gute Idee. Kolja erzählt mir, dass er sein Studium schmeißen will. Gute Idee? Fragezeichen. Ich sage nichts dazu. Habe da gerade kein Urteil dazu. Im Zweifelsfall ist es das Beste, wenn er macht, was er für richtig hält.
Ich komme nach der Arbeit nach Hause und es läuft schöne Musik in der Küche (ein downbeatiger Remix von Sokos 'I'll kill her'), aber keiner da. Ich mache lauter und freue mich. Ich wollte immer noch ein Schild an die Küchentür machen: „Mit Bass gekocht“
Wenig später treffe ich im WG-Flur Lara und Palle, die auf dem Weg nach Bötzingen sind. Also doch jemand daheim. Ah, Lärm aus Franzis Zimmer... Ich schaue hinein und da stehen die beiden schönen Mädchen, mich mit breitem Lächeln anschauend. Beide mir zugewand, Franzi vor Mareike. Etwas errötete Gesichter und leichte und bequeme Stoffbekleidung tragen sie. Ich erfahre, dass sie 'jogieren'. Ich freue mich über die freundliche Situation und schließe im Rückwärtsgang wieder die Türe.
Später am Tag fragt Franzi mich, ob ich Lust habe mit in Schmidts Katze zu kommen, da spielt Matou Noir und danach Rasga Rasga. Ich denke kurz an den letzten Abend und sage Ja. Gar nicht viel später treffen wir uns dann in der Küche, das gemeinsame Kochen fällt wegen Zeitmangel aus. Wir sitzen trotzdem zusammen, ich esse mein Brot, die Mädels essen ihre schnell gekaufte und zubereitete TK-Pizza. Mit Spinat drauf. Außerdem haben sie einen Wein aus Ihringen gekauft, Sonderangebot. So sitzen wir in der Küche und stoßen an. Mein Alkoholfasten ist also gebrochen. Wir machen uns keinen Stress, obwohl ja eigentlich Zeitnot ist. Wir rufen Franzis Freund an und geben durch, dass wir später kommen. Und trinken den Wein aus. Jut, jetzt geht’s aber los. Mit dem Radl über die Dreisam, geparkt, hingegangen, Wegbier ausgetrunken und mit Leuten vor dem Eingang getroffen und gequatscht. Als wir dann rein sind, mussten wir feststellen, dass Matou Noir schon gespielt hatten. Verpasst. Aber halb so wild, denn jetzt kam schon die nächste Band. Die Stimmung war gut und wir haben getanzt. Als ich mich umsah, fiel mir auf, dass ich niemanden kannte. Und das gefiel mir. Tanzen, ein bisschen Bier trinken. Warm. Jacke ausziehen und in die Fensterbank legen. Ich habe schon lange nicht mehr zu skaiger Musik getanzt. Irgendwann, nach der zweiten Zugabe ist auch dieser Act durch. Die Menschen gehen raus und schauen sich im Vorübergehen an. An der Bar gibt es noch Bier. Draußen mieselt es und die Leute tummeln sich unter den Zeltdächern auf den aufgestellten Sofas. Was danach passierte weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich tanze aus Platzmangel kurz auf einem Tisch, oben auf der kleinen Stage, zwischen den Mädels. Die Stimmung ist klasse, es macht Spaß hier zu sein. Irgendwann gehen Franzi, Lukas und Mareike nach Hause. Ich bleibe noch. Treffe Joachim aus dem DG. Wir reden wahrscheinlich über Frauen und wenig später tanze ich mit einer auf der leeren großen Tanzfläche. Das macht Spaß, aber ich bin total besoffen. Vielleicht deshalb. Wir wollen nach Hause, aber ich kann meine Jacke nicht finden. So betrunken wusste ich auch gar nicht mehr, wo ich sie abgelegt hatte. Obwohl, doch ich bin mir sicher, sie auf das Sofa oben gelegt zu haben. Sie ist nicht mehr da. Ich darf an der Bar noch einen Zettel ausfüllen, mit der Beschreibung der Jacke und meinen Kontaktdaten. Es ist gar nicht so einfach sich betrunken auf die wichtigen Details eines verschwundenen Kleidungsstückes zu konzentrieren. Ich hatte das Gefühl verhört zu werden, ich darf nichts falsches schreiben. Bescheuert. Egal. Ich komme eh nochmal wieder. Ich frage meine Tanzpartnerin, ob sie mit zu mir kommt. Sie kommt mit. Jacke weg aber eine liebe Frau dabei.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Kyra

A. hat ein Tempurbett, darin kann man perfekt schlafen, vor allem wenn man vorher wieder über 24 Std. wach war und die letzte Nacht viel Wein getrunken wurde. Wenn ich bei Ihr zu Besuch bin ist es immer sehr entspannt. Sie macht mir leckeren Latte Macchiato à la Barrista perfetto. Dann bleiben wir lange im Bett, quatschen viel und machen uns dann auf in die Aachener City. Wer noch nicht auf dem Kölner Dom war, sollte lieber mal den Aachener Dom besuchen. Das habe ich mir auch gedacht.

Abends fahren wir dann aber nach Köln. Nicht zum Dom hoch, aber so ähnlich. Wir helfen unserm Freund G. heute beim Umzug. Sachen schleppen ist schon scheiße, wir ziehen uns schnell aus der Situation mit der Erklärung des erhöhten Risikos eines Gebärmuttersturzes. Dann dürfen wir coole Ikea-Möbel aufbauen. M. ist übrigens auch zum Helfen gekommen. Dieses ist einer der Momente, die man planen muss damit man sich wenigstens für einen Abend sieht.

Spät wird es aber nicht mehr, schließlich bin ich auch nicht mehr die Jüngste und die letzten Nächte waren schon wieder lang genug, A. und Ich fahren wieder mit dem Zug nach Aachen. Und M. sehe ich dann erst in einer Woche wieder.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Thomas

Ich wache auf. Solange das klappt, machen sich nur die anderen Sorgen. Körperlich am Arsch bin ich trotzdem. Das liegt entweder an der ungewohnten Matratze oder an eine gestrige Aktion, die ich besser einem professionellen Stuntman überlassen hätte.

Ich liege im Bett mit Kater, wie Beyoncé Knowles. Super Punchline von Kollegah, gerappt sogar noch besser. Dazu muss man wissen, dass Beyoncé mit Jay-Z verheiratet ist und dessen bürgerlicher Name lautet Shawn "Carter". Und deshalb liegt die mit einem "Kater" im Bett, wie ich im Moment.
Mehr als mir selbst Punchlines zu erklären, ist gerade nicht drin. Über das iPhone höre ich das neue Kollegah Album King, komplett auf Youtube verfügbar. Dass der da nichts gegen hat...?

Auf dem Dorf muss man sich vorzeitig um die Abendgestaltung kümmern. Die Zeiten jemanden auf Verdacht zu besuchen, sind definitiv vorüber. Alle sind reserviert. Hier abends zu Hause zu hocken, weil nichts los ist, ist schlimmer als in der Stadt zu Hause zu hocken und sich zu sagen „Ich könnte, will aber nicht raus.“ Daran ist im Grunde gar nichts schlimm, das ist eher angenehm.
"Das ist das Problem mit dem Trinken. Wenn etwas Schlimmes passiert, trinkt man, um es zu vergessen. Wenn etwas Gutes passiert, trinkt man, um es zu feiern. Und wenn nichts los ist, trinkt man, damit was passiert." Charles Bukowski. Nun muss ich aber echt mal aufstehen, sonst komme ich aus der Mitleidsnummer nicht wieder raus. 

Easy und Charlie veranstalten einen Grillabend. Das ist doch schon mal eine Option. Ich hole mein Auto aus Drakenburg ab und fahre einkaufen. Von den Drakenburgern hat Niemand Zeit, ich kann mir denken woran das liegt.

Ganze sieben Leute erscheinen heute zum Fußballtraining. Zum Glück steht nichts Anstrengendes auf dem Programm.
Um 21:30 bin ich in Hassel. Der Grill ist zwar bereits aus, aber es gibt noch Reste. Der Vorteil wenn Frauen Grillen: Die Salate sind selbst gemacht. Der Nachteil wenn Frauen Grillen: Das Fleisch ist verbrannt. Für mich reicht das allemal. Wir schauen The Voice Kids. Überzüchtete Kinder, die sich irritierend souverän vor den Kameras artikulieren, singen um die Wette. Die Jury macht einen auf coole Onkels und verrückte Tante und am Ende kommen zwei Kinder ins Finale. Die Mini Playback Show war damals sehenswerter. Wir hocken auf dem Sofa und unterhalten uns, wenn nicht gerade auf die Handys gestarrt wird. Biertrinken funktioniert wieder, obwohl, es hat eher eine Konterwirkung.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Verena


Im Büro fällt uns ein, dass es doch gut wäre, wenn wir den Südasien-Kollegen in der Geschäftsstelle darüber informieren, dass eine pakistanische Ministerin zum Seminar kommt. Gesagt, getan. Er freut sich. 10 min später kommt die Info, dass sie doch nicht kommen kann, weil man sich in ihrem Büro anscheinend nicht rechtzeitig um das Visum kümmerte. Facepalm. Während ich sämtliche Listen ändern muss und das Hotelzimmer abbestelle, frage ich mich, ob in ihrem Büro jetzt ein Job frei wird oder ob es ihre eigene Schuld war. Dinge, die ich nie erfahren werde. 


Für mittags wird ein weiteres Interview anberaumt. Kein Problem, steht ja alles. Als ich in den Raum komme, stelle ich fest, dass alles weggeräumt ist. Ich möchte alles hinschmeißen und habe keine Lust mehr, so schnell noch mal alles zusammen zu suchen und mühsam aufzubauen. [Hier das verärgerte FFFFUUUUUU-Rageface vorstellen]. Aber wie immer im Leben: Hilft ja nix! Also bau ich wieder alles auf während ich verärgert vor mich hingrummel. Ich suche meine Chefin und E, um ihnen zusagen, dass ich ne halbe Stunde länger brauche. Sie kommen mir in einem Gang entgegen. Glücklicherweise passt ihnen das sehr gut. Also kommen sie mit Mr B eine halbe Stunde später zum Interview. Mr B ist Schriftsteller und Editor bei einem großen Magazin in den USA und sieht älter aus als auf den Fotos im Internet. Dafür ist er sehr lustig. Das Interview wird gedreht, aber diesmal vergas E leider eine Frage und wir drehten sie nach und ich muss sie nachher irgendwie reinschneiden und am besten so, dass Ton- und Videospuren synchron sind. I have no idea what I’m doing here. Pokerface, kriegen wir schon irgendwie hin. Haha. 


Am Nachmittag bekomme ich auch endlich die Russisch-Übersetzung des Seminarprogramms und ändere noch ein paar Uhrzeiten darin. Ich bin erstaunt, wie viel ich lesen kann, wenn man weiß, was da stehen soll. Zu allerletzt schickt mir D auch die spanische Version. Endlich konnte ich alles drucken und die Mappen für die Teilnehmer packen, noch ein paar Listen drucken und alles an der Rezeption abgeben, damit sie bei Anreise an die Gäste gegeben werden können.

Endlich Wochenende. Ich fahre nach Hause.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Ole



„Freitag ist Hightag, vielleicht ein paar Drinks!“ - SIDO

Schon wieder ausgeschlafen – JEAH! Fix gefrühstückt und dann in eines meiner Lieblingsoutfits: der Scheibenschießen-Dress. Es kam mir äußerst komisch vor, in diesem Outfit außerhalb der fünften Jahreszeit durch das Dorf zu laufen. Alle schauten mir nach, Autofahrer grüßten, … Und alles nur, weil Thorben seiner Ayleen ausgerechnet am Abend des Ausmarsches 2013 vor allen Drakenburgern ein Antrag auf dem Festzelt machen musste. Ich erinnere mich, was das für ein Geschwätz nach dieser Aktion gab. Ob alt oder jung – alle hatten nichts anderes erwartet. „Wie sich das gehört“ aber „das hat der doch morgen eh wieder vergessen…“ Nun ist tatsächlich der Tag gekommen. Ich freue mich für die beiden. Wünsche ihnen von Herzen das Beste für die gemeinsame Zukunft und drücke sie fest. Ich frage mich, ob sich bei den beiden durch die Hochzeit wohl irgendetwas ändert? Ich glaube einige von den Jungs haben nur Thorben zur Hochzeit gratuliert. „Ladies First“ ist den meisten hier auf jeden fall kein Begriff. Die eine Hälfte dieser Jungs geht nun in die Kartbahn und beginnt ab 14:00 Uhr damit towerweise Weinbrand-Cola zu konsumieren, die andere Hälfte und ich gehen nach Hause, bevor es später zum Polterabend geht.
Ich höre ein paar Platten, mache meinen Balkon fit für den Sommer und suche nach ein paar hochwertigen Gartenstühlen für den Balkon meiner Cousine. Als mein Sebastian B. dann auch endlich mal wieder in der guten alten Heimat ankam, machte ich mich auf den Weg, um ihn abzuholen.
Circa zur gleichen Zeit wie gestern, befinde ich mich wieder auf dem Hof des nunmehr Brautpaars. Eine der Porzellantassen, die ich zum Poltern mitgebracht habe, zersprang erst nach dem vierten Wurf auf den Boden. Hinterher habe ich mich geärgert, dass ich die Tasse nicht spätestens nach dem zweiten Versuch behalten habe. Die war echt gut! Das Haus ist voll. Ich stehe auf dem Balkon, rauche, trinke Bier und unter Aufforderung auch sämtliche Schnäpse, die tabletweise an mir vorbeikommen. Wir haben spaß. Dabei entwickle ich mit Küppi, Burkhard und Gerd ne reine Weltidee. Wir wären gemachte Männer – wenn es nicht wie immer bei der Schnapsidee bleiben würde… Ich habe mir die Idee dieses Mal immerhin notiert, falls aus mir in der Möbelbranche nichts werden sollte. Wir verlagern das Trinken nach drinnen und ich lerne einen Arbeitskollegen von Thorben kennen. Martin, ursprünglich aus Dessau. Wie immer frage ich mich als erstes, was jemanden wohl nach Nienburg verschlägt. Arbeit und Liebe. Lasse ich gelten. Wir unterhalten uns gut. Er kennt das von mir verehrte Bauhaus und denkt nicht ich spreche von einem Baumarkt… Endlich mal neuer Input. Jemand, der nicht hier geboren und geblieben ist.
Als einer der letzten Gäste verlasse ich die gute Stube. Auf dem Heimweg schreibt mir überraschend eine Freundin, wie großartig „The Black Keys Work“ von Erlend Øye ist. Wieder einmal werden viele schöne Erinnerungen wach.

Tune des Tages:              Erlend Øye – The Black Keys Work

„Kissing you is nice, but hard…“

Freitag, den 2. Mai 2014 - Ralf

Der Freitag beginnt früh. Gefühlt ist es Grade-Ebend-Nachdem-Ich-Eingeschlafen-Bin als der Wecker klingelt. Selbst als ich um 5 Uhr im LKW sitze habe ich noch das Gefühl Mitternacht sei noch nicht rum. Es geht nach Stollberg ins Rheinland, gute 120km hin und 120km wieder zurück. Normalerweise müsste ich gar nicht so früh im LKW sitzen, es würde durchaus reichen wenn ich 2 Stunden später los fahren würde. Aber ich bin halt nicht alleine auf der Straße. Fahre ich um 5 Uhr los, komme ich ohne Staus durch und bin nach knapp 1:45 Stunden in Stollberg. Eine Stunde später, also um 6 Uhr, komme ich zwar wunderbar an Köln vorbei, gerate aber spätestens im Kreuz Aachen in den Stau und brauche für die gleiche Strecke schon mal eine halbe Stunde länger. Um 7 Uhr loszufahren wäre nur noch in der Theorie möglich. Ich habe es mal ausprobiert und bin von einen Stau in den nächsten gekommen: 3 Stunden für 120km. Grade Freitags oder Montags ist es die Hölle. Ist wahrscheinlich nur etwas psychologisches und lässt sich nicht rational erklären, aber an diesen beiden Wochentagen fahren alle wie bekloppt.

Also quäle ich mich um 5 Uhr morgens in den LKW damit ich die Tour in einen Rutsch ohne Pause hin und zurück schaffe. Mit etwas Glück schaffe ich noch ein wenig Abladen und dann zwingt mich das digitale Kontrollgerät auch schon zu einer Pause die ich eigentlich nicht machen will.

LKW fahren hat schon lange nichts mehr mit Romantik zu tun. Die Lenkzeiten werden von einen gnadenlosen digitalen Kontrollgerät aufgezeichnet. Genauso die Geschwindigkeit.. Da das vielen Unternehmern nicht mehr ausreicht und sie live verfolgen wollen wo sich ihre Fahrzeuge gerade befinden, gibt es dann noch zusätzlich die Fernüberwachung.
Einfach mal da lang fahren wo es schön ist? Schon lange nicht mehr. Pause machen weil man gerade mal keine Kraft mehr hat? Bringt einen in Erklärungsnot. Wenn man denn mal einen Platz findet wo man Pause machen kann.

Viele Kraftfahrer kämpfen jeden Abend um ihren Schlafplatz. Parkplatznot nennt sich das Drama lapidar im Politikerdeutsch. Gegenmaßnahmen? Keine. Selbst tagsüber ist es schwer geworden einen Platz zu finden an dem man seine vorgeschriebenen Pausen machen kann. Es kommt vor, dass sich Anwohner über einen „wild parkenden LKW“ beschweren. Wenn dann die Ordnungsbehörden vor Ort sind, stellt sich heraus das der Fahrer dort abladen muss weil sich genau dort irgend eine kleine Firma befindet die halt mal mit einen großen LKW beliefert wird. Wenn sie denn schon mal da sind, dann wollen sie auch nicht umsonst gekommen sein. Ihr Einsatz muss irgendwie finanziert werden. Also stellen sie ein Bußgeldbescheid aus. Begründung? Egal, irgendwas findet sich immer. Oft hört man dann von den Polizisten, dass der Chef dann halt einen kleineren LKW schicken müsse. Erwidert man darauf das die Straßen dann noch voller seien weil sich dann ja große und kleine LKW diese teilen müssten, bekommt man zum Bußgeldbescheid ein Achselzucken gratis hinzu.

LKW fahren macht einfach keinen Spaß mehr. Es kommt eher selten vor, dass ich irgendwo in kleinen Straßen anliefern muss. Kann man positiv oder negativ sehen. Aber genauso selten kommt es vor, dass ich mal irgendwo in einer schönen Gegend unterwegs bin. Ich sehe zu 90% nur die Rückseite der Ballungszentren. Die kleinen Firmen die früher irgendwo auf dem Land ansässig waren, sind zum großen Teil verschwunden. Überleben können nur die großen Unternehmen. So juckelt man von einen Industriegebiet zum nächsten und sieht in erster Linie Autobahnen, Rasthöfe, Industriegebiete und deren schmutzige Betriebshöfe.
Ich könnte auch etwas anderes als Altmetall in Containern fahren. Das würde aber Termindruck, Stress und der ewige Kampf mit Lenk- und Ruhezeiten bedeuten. Und wenn nicht das, dann schlechte Bezahlung weil die Konkurrenz aus Osteuropa auf den Markt drängt.

Mein Beruf bietet keine Zukunft, keine Perspektive und nur wenig Hoffnung. Aber ich hab es ja nicht mehr lange bis zur Rente. 20 Jahre vielleicht noch, wenn ich durch halte. Wenn die Knochen mitspielen, wenn ich nicht vorher irgendwo am Baum lande oder an einen Stauende von einen „Kollegen“ zusammengeschoben werde der nicht bremst, weil er pennt, telefoniert oder einfach nur unfähig ist sein Gefährt zu lenken.

Ich schaffe es Freitag früh Feierabend zu machen. Früh bedeutet 14 Uhr, von 5 Uhr an gerechnet sind das schlappe 9 Stunden. Ich kann froh sein, denn so mancher Kollege hat den Feiertag irgendwo auf einen Rastplatz verbracht, arbeitet täglich 13-15 Stunden, kommt erst Samstags nach Hause und darf sich Sonntags gegen 22 Uhr schon wieder hinters Lenkrad klemmen.

Zu Hause schlafe ich irgendwann auf der Couch vor dem Fernseher ein. Ich weiß nicht wann ich eingeschlafen bin, weiß auch nicht wann ich aufgewacht bin. Ich gehe ins Bett und werde erneut wach als es schon lange Hell ist.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Silke

Bücke
 
Ein Tag des Abschieds, ein schöner Tag, diesmal von einem Stück Kindheit. Das Haus meiner Großeltern, in dem wir früher viel Zeit verbrachten, wird verkauft und muss ausgeräumt werden. Es ist ein schönes, großes Haus mit vielen versteckten Kammern, Truhen und Schätzen, so ist es uns früher jedenfalls immer vorgekommen. Mein Bruder und ich gehen noch einmal von Raum zu Raum und erzählen H. von unseren Erinnerungen, durchleben noch einmal die Stunden, die wir im Büro mit der Katze zubrachten, die Sandkiste, das Tonnenpferd, die Verrücktheiten und Skurrilitäten unseres Opas, den Genie desselben.
 

Wir dürften mitnehmen, was wir möchten – unsere Oma wohnt schon seit einiger Zeit nicht mehr im Haus. Dazu gehören dann auch die Reste der Hausbar, mit denen wir diesen Tag beenden und die Erinnerungen noch einmal aufleben lassen.

Freitag, den 2. Mai 2014 - Martin



Ein sehr komischer Freitag. Fühlt sich an wie Montag, ist jedoch Freitag. Ich steige verwirrt aus dem Bett und denke es ist Mittwoch. Vermutlich bin ich darum bei der Arbeit nicht so recht motiviert und schaffe auch nicht ganz viel. Da passt es gut, dass eh nicht viel los ist und alles rund läuft. Bislang sind in der neuen Montage noch keine Fehler aufgetreten. Also ist am Ende noch kein Opel oder Dacia heraus gekommen.

Highlight des Tages ist das Beenden des Rasenmähens von Mittwoch. Denke das sagt schon einiges über diesen Freitag aus. Meine Unmotiviertheit von der Arbeit setzt sich nach Feierabend nahtlos fort. Ein paar Freunde wollen Grillen und Heise fragt an ob er im Anschluss hier pennen kann. Ich sage sicherheitshalber beides ab und lese noch Oldtimer-Zeitschriften.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Donnerstag, den 1. Mai 2014 - Thomas

Die Taschen sind gepackt. Bis Sonntag bleibe ich in der alten Heimat. Das Rahmenprogramm für die nächsten vier Tage steht, mal davon abgesehen, dass bei der Intensität des Programms der ein oder andere Tag eh zur Erholung dienen wird. Mit dem Auto dauert es etwa 50 Minuten bis nach Drakenburg. Die Straßen sind verhältnismäßig leer, das liegt wohl am Feiertag. Ich fahre nicht gerne Auto. Mehr als Sitzen, Lenken, Gasgeben, Bremsen bzw. Hupen und Radiohead hören kann man nicht machen und das dauert dann solange bis man angekommen ist. Völlig unverständlich wie sich Altersgenossen Gedanken darüber machen, ob sie selbst den Weg vom Sofa bis zur Toilette mit dem Auto zurücklegen sollten.
Ich bin mit den ehemaligen Mitspielern des TUS Drakenburg zum Essen verabredet. Und zwar am Weserwehr. Sei erwähnt.
Danach geht es geschlossen zum Pokal-Viertelfinalspiel Drakenburg gegen Arminia Hannover. Die Arminia spielt nächstes Jahr in der Oberliga und ist entsprechend klarer Favorit. Vielleicht hilft das Fritz-Walter Wetter.

Bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung bekommt der aufmerksame Beobachter bereits einen ersten Eindruck unserer Bierlaune.
Zur Halbzeit steht es 0:0. Gutes Ergebnis. Am Ende setzen sich die Hannoveraner etwas zu deutlich mit 3:0 durch, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Ich möchte nicht wissen, was los gewesen wäre, hätten die Drakenburger das Ding irgendwie gemacht. Es war so schon schlimm genug. Das TUS Heim war proppenvoll, eine riesige Sause. Was im TUS Heim geschieht, bleibt auch im TUS Heim, was mir meiner Erinnerungen nach sehr entgegenkommt. Irgendwann werde ich halt abgeholt.

Donnerstag, den 1. Mai 2014 - Dörte

Der Tag begann mit Kopfschmerzen. Wie sollte es auch anders sein! Es war einfach zu viel Wein.
Dennoch standen wir früh auf. Schließlich hatten wir Oma und Opa versprochen den großen Wohnzimmerschrank auseinander zu schrauben, damit das alte Ding am Freitag in die neue Wohnung umziehen kann. Das war schnell erledigt und zur Belohnung gab's richtig lecker was zu Essen. Bei Oma schmeckt's halt immer am Besten.
Den Rest des Tages verbrachte ich alleine mit meinen Kopfschmerzen auf dem Sofa und kuschelte mich in meine Wolldecke ein. Patrick ist noch los zum Angeln. Der hatte erstaunlicherweise den Mittwoch Abend sehr gut überstanden und keinerlei Nachwirkungen davon getragen.
Ich schlief längst als er nach Hause kam. Er grummelte kurz, dass er nichts gefangen hatte und lies mich weiterschlafen.

Donnerstag, den 1. Mai 2014 - Ole

Die gute alte Zeit

Seit langem mal wieder ausgeschlafen – JEAH! Keinerlei Verpflichtungen heute – entspannt! Ich rolle mich aus dem Bett, rüber zum Plattenschrank und grabe mich völlig unbenommen durchs Regal. Ich bleibe bei dem Album „Overgrown“ von James Blake hängen. Hmmm ich weiß noch ganz genau, als ich diese Platte in der Sound Station in Kopenhagen gekauft habe. Viele schöne Erinnerungen gehen mir durch den Kopf. Das mag ich. Genau das richtige, um gut gelaunt in den Tag zu starten, auch wenn die Melodien selbst von jeder Menge Melancholie geprägt sind. Selbst das Gatefold-Cover erscheint mir melancholisch. Ich trinke einen Becher Kaffee und versinke mit jedem Titel tiefer in Gedanken. In der letzten Endlosrille angekommen, kehre ich zurück in die Gegenwart. Mein Unterbewusstsein möchte jetzt „Just A Blip“ von Arthur Russel hören. Den Gefallen tue ich mir. Danach geht’s duschen. Jetzt bin ich wach. Ich schiebe mir eine selbstgetuned‘te Tiefkühlpizza in den Ofen und stelle mir einen Timer. Der Klassiker, wenn ich mal alleine in meinem Elternhause war. Ich schalte meinen alten Fernseher ein und der Receiver möchte - wie immer wenn ich das Ding mal einschalte - irgendwelche Satelliten updaten. Ich aber nicht. Ich zappe durch das erste Dutzend Sender von fast 300 Kanälen, die kein Mensch braucht. Auf K1 läuft „Vier Fäuste Gegen Rio“. Ich freue mich, entscheide mich aber trotzdem eine halbe Stunde vor dem Ende zum Kranzbinden für die Hochzeit von Ayleen & Thorben zu gehen.

Darum dreht sich schließlich das gesamte lange Wochenende. Morgen ist Brückentag und standesamtliche Trauung mit späterem Polterabend. Samstag dann der Große Tag für A & T. Ich bin gespannt. Ich war zwar schon öfters auf Hochzeitsfeiern, aber es ist für mich die erste Hochzeitsfeier eines Freundes meiner gefühlten Generation, an der ich vollständig teilnehmen kann. Ich fange deshalb an, mich ganzheitlich mit diesem Thema auseinander zu setzen und mache alles was dazugehört mit, um dieses Phänomen auch einmal ausgiebig aus einer involvierten Perspektive zu betrachten. Sogar der Junggesellenabschied auf der Reeperbahn, der mich persönlich sonst immer sehr stört, wenn ich auf dem Weg zum Feiern in die Talstraße oder zum Hamburger Berg über die Reeperbahn muss, habe ich mitgemacht...

Was heißt heiraten und warum heiratet man wohl ein anderes Individuum? Abgesehen von steuerlichen Vorteilen, hat sich mir das bis jetzt immer noch nicht erschlossen. Eine Heirat ist für mich so bedeutungslos, wie der Valentinstag, Halloween oder auch die Figur des Weihnachtsmanns. Diese Bräuche sind meiner Meinung nach Humbug. Eine Tradition, die vorgibt wichtig zu sein, tatsächlich aber ein Schwindel ist. Liebe ist für mich keine Erwartungshaltung. Das kostbarste, was man einem anderen Menschen geben kann, ist ganz einfach seine (Lebens-)Zeit und nicht irgendein Versprechen vor dem Standesamt oder einem Gott.
– Ich muss gerade an „Manfred Mustermann“ vom Blumentopf denken –

Trotzdem: jede/r gerne so, wie sie/er glücklich werden mag. Außerdem freue ich mich natürlich auch auf die daraus resultierenden Feierlichkeiten. Das Kranzbinden erfüllt, wie erwartet, das traditionelle Klischee. Die paar Männer schleppen die schweren Äste rein und raus und trinken das Bier, während die wohlgenährten Frauen mit den Kindern auf wundersame Weise die kleinen Zweige zu einem schönen, grünen Kranz zusammenbinden. Nachdem die Kränze für die Kirche und die Feierstätte wiederum von Männerhand erfolgreich an den Türen angebracht wurden, machten sich alle Binder mit einem Kranz in Herzform auf den Weg zum Brautpaar in Spe. Dafür gab es anschließend im Garten ein paar auf die Zunge. Als es so langsam kalt wurde, machte ich mich mit meinem alten Freund und Kupferstecher Küppi auf den Weg nach Hause. Bei Ihm gab es neben einem Absacker auch noch einige Runden Tekken 3 und Tony Hawks Pro Skater 2 auf einer „gechip’ten“ Playstation 1. Auch das weckte viele Erinnerungen und bereitete großen Spaß.

Tune des Tages:              James Blake – Life Round Here

„Part time love is the life round here
We're never done
Everything feels like touchdown on a rainy day…”

Donnerstag, den 1. Mai 2014 - Christoph



Ich habe heute bis nach 12 Uhr geschlafen. Dann habe ich mit Lisa, Lukas, Franzi und Lukas gefrühstückt. Plötzlich Lärm. Lore ruft, da draußen geht’s voll ab. Wir hasten auf den Balkon. Die Demo kommt am Haus vorbei, der kosmische Käfer läuft und macht elektronische Musik. Ich ziehe mir schnell Schuhe und Jacke an, haste die Treppe runter und vor der Tür: der Käfer. Sofort sehe ich Henner und Natalie, dann Rene, den sehe ich in letzter Zeit ja überall (und zwar meistens barfuß). Ich reihe mich ein und freue mich über die schöne Musik. Etwas später sehe ich ein Mädchen mit Kinderwargen, der mit Plane überzogen vor sich her geschoben wird. Ganz in der Nähe ein Einkaufswagen, der genauso gestylt ist. Hej, das Mädel kenn ich doch. Ich spreche sie an und frage, ob sie mit X zusammen wohnen würde. Denn dort in der WG habe ich sie gesehen. Sie erinnert sich auch und erzählt mir aber, dass sie außerhalb in einem Wohnprojekt wohnt. „Und was ist da in dem Kinderwagen?“ Darin wird die Anlage transportiert, erfahre ich. Die Anlage, die gestern Nacht den Stühli-Park beschallt hat. Ahja, interessante Info, interessantes Mädchen. Im nächsten Moment dreht sie ab und tschüss. Als wir durch die halbe Stadt gefahren sind, erblicke ich L (meine Ex). Das war nicht so geil. Habe mich dann im Demozug nach hinten fallen lassen. Dann gab es ne Kundgebung vor dem Bahnhof, dann weiter, Polizeisperre, dann die 'Auflösung'. Ungeachtet der selbst angesagten Auflösung zieht ein Teil des Zugs weiter und macht nun vor dem Stadttheater Mucke. Dort sehe ich Miri, lade sie morgen zu der Bötzeparty ein und tausche mit ihr die Nummern. Ich verabschiede mich sogleich und drehe mich um. Zwei Meter hinter mir sehe ich L (meine Ex) mit ihrer Freundin M. Sieht so aus als hätten sie mich nicht gesehen. Ich drehe mich schnell um 90 Grad und gehe flotten Schrittes aus der Szene. Mit den anderen gehe ich zum nahegelegenen Dönerladen, sie wollen Bier holen. Ich habe mich in Sicherheit gefühlt doch M und L (Ex) wollten zur gleichen Zeit zu diesem Döner. Ich bleibe recht ruhig, merke aber, dass mir das unangenehm ist. Sie spricht mit K und Jasi. Ich höre, dass ihr neuer Freund in der gleichen Kneipe arbeitet wie Jasi. Das nervt, ich will sowas nicht wissen! Weg da. Ich entscheide mich die Innenstadt zu verlassen. Ich will jetzt Ruhe. Ich gehe nach Hause und entschließe mich mit dem Fahrrad nach Bötzingen zu radeln. Immer die Dreisam runter in das gelobte Land. Es fängt leicht an zu regnen, als ich schon fast da bin. Die kleine Radtour hat mir sehr gut getan. Als ich auf dem Hof ankomme erblicke ich viele fremde Menschen, aber sehen natürlich alle nett aus. Es wurde ja angekündigt, dass auch einige Freunde aus Berlin und sonst woher anreisen. Es wird an dem freistehenden Herd unter dem Schirmdach gekocht, oder besser gesagt, gebacken, nämlich Pfannkuchen. Ich begrüße die Leute die vornean stehen mit Handschlag, stelle mich vor und versuche mir die Namen zu merken. Vielleicht gibt’s für mich ja später noch einen Pfannkuchen, die Leute hier sind ja erfahrungsgemäß sehr gastfreundlich. Ich gehe erstmal weiter zu Frieder um ihm Hallo zu sagen. Er ist gerade mit seinem Hofmitbewohner dabei Fackeln zu machen. Dabei wird ein neuer Ansatz verfolgt: Klopapierrollen in einen Eimer voll flüssiges Wachs tauchen. Es steht gleich auf dem Plan mit der VW-Pritsche zu dem Biohof 'Diestel' zu fahren, dessen Besitzer mit Frieder und Wolle befreundet ist. Sie bekommen auch öfters mal Gemüse von ihm, dass dann im Solarofen (10m²-Kollektorpanel im Garten) getrocknet wird. Ich werde gefragt, ob ich mit will. Dort ist Tag der offenen Tür. Kurzerhand sage ich 'klar'. Wenig später sitze ich mit fünf anderen Kerlen und zwei Kindern im VW-Transporter und kurve um den Kaiserstuhl. Ich bin müde und genieße es einfach aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft an mir vorbeiziehen zu sehen. Die Kinder machen quatsch, ist aber gut. Wir fahren zuerst zum Hof und gucken da mal rein. Felix macht Bilder, weil er das gut kann und die für Werbezwecke (für den Hof) nutzen will. Die zwei Leute die dort Gemüse sortieren, haben dunkle haut und sehen indisch aus. Ich mache mir kurz vorurteilige Gedanken. Wir merken schnell, dass das eigentliche Geschehen am Feld stattfindet und fahren dort hin. Da treffen wir dann auch Moki, den Besitzer. Er ist größer als ich, kräftig und trägt Vollbart und Turban. Sein indischer Akzent klingt nett und er ist es auch. Alle finden ihn toll. Da ich immer noch müde bin, halte ich mich aus den Gesprächen raus. Moki nimmt kein Blatt vor den Mund und macht fröhlich anrüchige Witze. Sehr sympatisch. Die Kinder klettern auf die modrigen Strohballen, eine Frau fährt Trecker über das Feld (was sehr interessant auf mich wirkt), Mokis Frau hat Avocado-Mus gemacht, wir schauen in den Schuppen die neu reparierte Maschine an, Wasser läuft über. Wir essen die Avocado-Creme mit leckerem Brot, reden über dies und das und fahren nach gefühlten 1,5 Stunden wieder. Wir waren die einzigen echten Gäste. Aber das macht nichts, die Leute sind froh und ich auch. Zurück am Hof in Bötzingen gibt es bald Abendessen. Am großen Tisch unter dem Scheunendach bekommt jeder davon ab. Eine tolle Gemeinschaft. Aber ich weiß, dass ich die Gäste von Auswärts  nie wirklich kennen lernen werde.  Die Motivation es zu versuchen hält sich deshalb in Grenzen. Macht nichts, ich entspanne mich. Auf diesem Hof ist so viel. So viel Zeug, das schön ist zu besitzen, und sicher auch praktisch ist, aber ich frage mich, was man damit macht, wenn man es nicht mehr braucht. Was wenn man umzieht und das alles nicht mitnehmen kann. Man muss sich eigentlich immer Gedanken machen, wenn man sich Dinge anschafft, schon beim Anschaffen, wie man sie wieder entsorgt. Das machen die Menschen viel zu wenig. Deshalb vermüllt dieser Planet auch. Und die Menschen hier am Hof sind in dieser Hinsicht sicher die besseren Menschen. Achja, egal. Es regnet noch ein Weilchen, dann hört es aber auf und das ist ein prima Anlass für mich wieder nach Freiburg zu fahren. Die Heimfahrt tut mir wieder gut, ich bin recht schnell mit Klappjens unterwegs. Kurz vor der Stadt offenbart sich ein wunderschöner Himmel mit Nebelschwaden über dem Roßkopf, ein Bild, dass man sonst nur aus dem Auenland kennt. Unter der B31-Brücke ist immer noch dieser kleine Rave in Gange, der schon lief, als ich raus gefahren bin. Sieht aber nicht einladend aus und ich bin froh, dass ich nicht dort sein muss. In Freiburg fahre ich in meine alte WG zu Jasi, weil wir einen Film schauen wollten. Und zwar: Liebling ich habe die Kinder geschrumpft. Ein lustiger Film aus den 80ern, den ich als kleiner Junge im Kino gesehen habe. Mir fällt auf, wie amerikanisch er ist und wie mir das damals überhaupt nicht aufgefallen ist. Der Sohn des verrückten Erfindervaters macht einen guten Spruch, als seine Schwester ihm verkohlten Toast auf den Teller gibt: „Ich mache eine Spezialdiät. Keinen giftigen Müll mehr.“ Haha,  gerade genau mein Geschmack. Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit zappen wir und landen bei Vicky Christina Barcelona. Sehr interessant erzählte Geschichte. Wir sehen die Szene, in der der Spanier die Frauen nach Oviedo einlädt, mit ihm dorthin mit dem Flugzeug zu fliegen und gemeinsam Zeit zu verbringen und miteinander zu schlafen. Es kann eine schöne Einstellung sein, mit Liebe und Sexualität so offen umzugehen. Und es gibt auch viele gute Argumente dafür. Ich gehe nun aber, will nicht weiter darüber nachdenken. Gute Nacht Jasi, bis morgen. Als ich an der Eschholzstraße ankomme denke ich, dass ich noch kurz in die Beatbar gehen könnte. Vielleicht ist Daniel da. Gesagt getan und tatsächlich. Ich stelle mich zu ihm, er hat Zeit und es hängt gerade niemand sonst bei ihm an der Anlage rum. Schön, dass ich mal diese Position einnehmen kann. Ich würde gerne öfters mit ihm Zeit verbringen. Aber das klappt nicht und erhält aber auch die Spannung in einer herzlichen Männerfreundschaft. Nachdem wir uns von unseren neuesten Gedanken erzählt haben und nachdem ich Bescheid gegeben habe, dass die Bötzeparty um einen Tag verschoben wird, gehe ich nach Hause. In der Küche treffe ich Franzi mit Mareike. Zwei schöne Frauen, die mich anlachen. Ich begrüße Mareike, die ich zwar schon kannte, aber nicht als so interessant in Erinnerung hatte. Ich setze mich also noch in Jacke dazu und quatsche mit den Mädels. Ich bin gespannt auf die nächsten Tage und darauf, mit ihnen nach Bötzingen zu fahren. Müde gehe ich nun zu Bett. Gute Nacht!