„Und was ist mit Kohlrouladen, so als Kompromiss?“ Rüdiger
Hoffmann
Da alles weitermacht, stehen für 2014 einige Dinge auf
meiner Agenda. Mitte Januar, wenn die Reste von Weihnachten weggemampft sind,
will ich einen Monat vegan leben. Mir geht es dabei nicht um den ökologischen
Gedanken, wobei ich gar nicht weiß, wie der genau ausschaut. Repräsentativ
dahinter zu stehen, bedeutet häufig Nichtveganern seinen Protestgedanken
vorzuhalten, ohne erhobenen Zeigefinger geht es scheinbar nicht.
In erster Linie geht es mir dabei um mich. Wenn jemand auf
der Straße einem Reh ausweicht und gegen einen Baum fährt, dann mache ich mir
weiterhin mehr Sorgen um den Fahrer als um das Reh, den Baum oder das Auto.
Sorry.
Wie die Welt funktioniert, ist kein Geheimnis, nur unheimlich
kompliziert.
Um durch das Labyrinth der Lebensmittelindustrie, bestehend
aus nationalen, wie internationalen Gesetzen und Abkommen und dessen Missachtung,
Umwelteinflüssen, gesteuerten Konsumverhalten, Verschwörungstheorien und
hetzerischen Dokumentationen, durchzusteigen, hilft der gesunde Menschenverstand
nicht viel. Tierische Produkte landen bekanntlich nicht nur im Essen. Selbst ein
unbedenkliches Produkt wird von Leuten hergestellt, die Fleisch essen. Besser
mal nicht drüber nachdenken. Die Grenze muss man für sich selbst auspegeln und
eine weitere Perspektive ist der Verzicht auf tierische Produkte in
Lebensmitteln. Das soll für einen Monat die Intention sein. Also die Seife bleibt weiterhin die gleiche und meine Sammlung von seltenen Kleidungsstücken, bestehend aus vom Aussterben bedrohter Tierarten, behalte ich ebenfalls bei.
Viel halte ich nicht vom Veganertum. Dass die Essgewohnheiten
der westlichen Welt nichts mehr mit einem natürlichen Kreislauf zu tun haben, ist klar. Aber sich
vollkommen aus dem System auszuklinken, halte ich ebenfalls für Quatsch und mit
jener Konsequenz für unmöglich. Dazu kommt dieser militante Unterton der
Veganer. In ihren Geschichten geht es ständig darum sich für das hilflose Tier
aufzuopfern, selten geht es in der Sache um die eigene Gesundheit und auf gar
keinen Fall um das eigene Ego. Dabei wissen wir doch alle, geht es dem Veganer nur um das eigene Ego. Ob der Verzicht den Veganer zu einem besseren, im
Sinne von überlegenden, Menschen macht, lasse ich mal dahin gestellt. Auf jeden
Fall sollte der Verzicht auf tierische Produkte dich nicht aggressiv und
intolerant werden lassen. Falls mich mein Eindruck dermaßen täuschen sollte,
entschuldige ich mich und empfehle dem Veganer ein Schweigegelübde gleich noch
obendrauf zu setzen.
Damit ich mich nicht wie ein schlechter Ladendieb minutenlang
vor den Regalen aufhalte oder grundsätzlich alles ablehne, will ich mich informieren.
Ich habe keine Ahnung von den neuen Möglichkeiten. Das
Gewissen warnt einen ja leider nicht vor dem Verzerr: „Kekse, igitt! Wie kann
man nur Kekse essen? da ist Ei drin! Ei! Wie das schon aussieht und dieser
Gestank.“
So läuft das nun mal nicht. Deshalb halte ich mich schon an
die Regeln.
Das wird schwierig. Noch nicht einmal Hack ist erlaubt! Und teuer
wird es werden. Die Preise rechtfertigt die naiv romantische Vorstellung von
weiten Feldern, in denen mittendrin der Bilderbuchbiobauernhof (geschenkt, Inka Bause) uns an seinem autarken
Leben teilhaben lässt, auch nicht.