Sonntag, 30. September 2007

Fear and Loathing in Göttingen

"Schmeiß die Möbel aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum Dancen" Deichkind

"Aber hier leben, nein danke" Tocotronic

Am 28. September feierten zwei Leute aus dem Verein die Einweihung ihrer neuen vierer Wohngemeinschaft in Göttingen. Wir treffen uns am Bahnhof. Wir, das sind 15 Leute, die die zweieinhalbstündige Zugfahrt nach Göttingen auf sich nehmen wollen. Proviant dabei, fehlt irgendwie nur noch Musik. Irgendwo zwischen Hannover und Göttingen hält der Zug. Ein anderer Zug hat sich ihm in den Weg gestellt. Wahrscheinlich sind wir das Problem… Der Alkohol geht langsam zu Neige.


In Göttingen angekommen sind es nur noch fünf Minuten zu Fuß und wir stehen vor einem alten Sandstein gefertigtem Haus. Nette Bude. Ich schmeiße meinen Schlafsack in die Ecke und das Gastgeschenk in den Kühlschrank. Es gibt belegte Stullen und drei Flaschen Havanna Club sehe ich auch. Das geht schon mal. Außer uns sind ansonsten nur noch Studenten auf der Party, was ja auch einen Sinn ergibt. Aber versammelte Studenten sind nur schwer zu ertragen. Von deren Aussehen, über die Sprache, bis hin zum Trinkverhalten… alles doch sehr verhalten. Wenn Jemand sagt, die Studentenzeit war die beste Zeit seines Lebens, dann frage ich mich immer was derjenige vorher und nachher gemacht hat.

Auf einem Pappplakat konnte man sich verewigen. Als ich was schreiben will sind bereits zwei Starschnitts von zwei, weniger Star, Schnitten aufgemalt. Inspiriert von „Mr. Bitch Power“ Rick James, schreibe ich in eine Sprechblase „I´m a Bitch, Rick James!“ hinein. Kracher. Kurz darauf reißt einer der mir unbekannten Mitbewohner das Plakat von der Wand. Ob der auch für den Professor die Tafel wischt? Die Karikaturartige Zeichnung sollte seine Freundin darstellen. Na und? Und die ist Russin könnte das falsch verstehen! Mit anderen Worten: sie kennt Rick James nicht. Wir schauen uns betroffen an, als ob jeder das gleiche denkt: Vor Katalogfrauen sollte man lieber keine Schwächen zeigen! Nachdem der Typ fertig ist mit lächerlich machen, hängen wir eine neues Pappplakat auf.


Es kommt zum ersten Sachschaden. Ich und eine Bekannte zerlegen einen Küchenstuhl. Zugegeben, ich wollte wissen, ob das durch das Verlagern unseres Körpergewichts geht. Es ging. Im Verlauf der Party nervt mich ein Langweiler mit einem Vortrag. Er dachte, er müsse auf einer Party, in einer Küche eine Gastvorlesung über Empathie halten. Ich flüchte in ein anderes Zimmer, dort liegt mein Cousin auf dem Sofa und verblutet gerade. Hä, was ist denn hier passiert. Der Notarzt kommt. „Wenn ich wieder aus dem Krankenhaus da bin, reden wir weiter Heise!“ ja gerne. Was ist passiert? Bei der Bescheuertesten Art zu tanzen, dem Pogo, ist er durch eine Glastür geflogen.


Irgendwann ist er verarztet zurück, wir sitzen auf dem Sofa und hören lautstark Led Zeppelin und den Wu-Tang Clan. Der Tutor aus der Küche ist mir ins Wohnzimmer gefolgt und lamentiert wieder. Bis der Besitzer der Glasscherben auf dem Fußboden lauter als die Musik wird und ruft: „Dich kenne ich, Dich kenne ich, Dich kenne ich nicht, Dich kenne ich und Dich kenne ich. Die, die ich aufgezählt habe und ich nicht kenne sollten sich verpissen. Meine Scheibe ist kaputt!“ Der Tutor macht zum ersten Mal in seinem Leben eine Inventur und kommt auf fünf gegen einen. Selbst diese deutliche Situation muss er noch mit einem, ich glaube ich bin hier nicht mehr willkommen, kommentieren und geht endlich.

Ich kann kaum schlafen. Sechs von fünfzehn sind übriggeblieben. Wir gehen zum Bahnhof. Es ist jetzt circa 10 Uhr. Bei Burger King wollten wir schnell noch etwas frühstücken. Einer von uns hat eine lieblos zugeschraubte 2 Liter Cola Flasche mitgenommen. Wir werden kurz darauf hingewiesen, dass es verboten sei mitgebrachte Getränke zu verzehren. Es trinkt ja keiner. Es mag ein Klischee sein, aber hinter diesem Burger King Tresen standen wirklich fast nur Türken oder meinetwegen Südländer. Ein Tablett fällt herunter, es wird wieder aufgehoben…


Als wir gehen wollten, fällt die fast volle 2 Liter Colaflasche herunter, schlägt einmal auf und rast aufgrund des Überdrucks aus den Burger King in die Mitte des Bahnhofes und hinterlässt einen reißenden Cola Fluss. Letztendlich dreht sich die Flasche im Kreis und kommt zum erliegen. Wow, unsere Augen leuchten. Eine Talk Show Türkin regt sich auf. „ALTER, seid ihr Kindergarten oder was? Wie Kindergarten. Das musst du aufheben! EY!“ Mit den Händen aufschöpfen oder was? Kindergarten ruft jetzt auch ihr Landsmann mit dem lächerlichen BK Hut auf. Es ist wie in dem Film „Die Brücke“ da konnten die Amerikaner nur das Wort Kindergarten und was ist passiert?

Wir gehen. Auf dem Bahnsteig fällt mir auf, dass ich meinen Schlafsack im Burger King habe liegenlassen. Shit. Jetzt noch mal zurück? Ich muss ja. Der Schlafsack liegt leblos im Bahnhof rum. Der Angry Whopper ruft noch mal Kindergarten und ich frage ihn, ob wir nicht die Justiz von Antalya dazu holen wollen, dann dauert das hier aber noch 10 Wochen. Servicewüste.

Ich steige in die Bahn und komme irgendwann zu Hause an. Total erledigt.

Donnerstag, 20. September 2007

Die großartigen Bayern

„Der Verein sucht sich seine Fans aus, nicht der Fan seinen Verein“ Christian Ulmen

"Das verstehen dieses Textes trägt zum Inhalt des Textes bei." Smudo

"Sorry, Bayern München spielt" Olli Banjo

das alte, häßliche Gesicht des FC Bayern München

"Was? Du bist Bayernfan? Bis eben warst Du mir noch sympathisch." Das höre ich oft. Aber Bayernfan zu sein ist nur die logische Konsequenz aus guten Geschmack. Jeder mag doch anspruchsvollen Fußball, sprich schnelle Kombinationsspiele, seriöses Auftreten, Namen, Charaktere und seit neuestem auch Talente aus der eigenen Schmiede. Es gibt viele gute Argumente für die Bayern und viele lausige gegen sie. Menschen, die wissen, dass sie George W. Bush doof finden müssen, genau wie die Bild Zeitung und eben den FC Bayern München, kommen einem immer mit: „Da kannste ja gar nicht ins Stadion fahren. Das ist soweit weg!“ Natürlich kann man da ins Stadion fahren. Man muss eben nur etwas weiter fahren. Aber dafür macht es auch viel mehr Spaß. Wer zu Auswärtsspielen seines Vereins fährt, der weiß was ich meine. Nur aus geographischer Bequemlichkeit sich einem „heimischen“ Verein anzuschließen ist recht arm. Michael Jackson werde ich wohl auch nicht mehr live erleben, trotzdem gefällt mir die Musik. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele nicht Bayernfans, also Bayernhasser, nicht mit dem Glamour zurechtkommen. P 1, BMW, hübsche Frauen und riesige Gagen. Da fühlt sich der kleine Mann unwohl. Ein anderes altersschwaches Argument ist: „die kaufen doch nur die anderen Mannschaften kaputt.“ Richtig und nur selten haben sie sich dabei selbst gestärkt. Aber Niemand, der seiner Zeit voraus war, hatte es jemals leicht. Bayern denkt als einzige deutsche Mannschaft international und Uli Hoeneß ist der vielleicht beste Fußballmanager der Welt. Obwohl, die Welt ist groß.

Wer für alle 18 Vereine in der Bundesliga einsteht, der wird nicht mehr ernst genommen. Ein Trugschluss ist es stattdessen einfach gegen Bayern zu sein. Dann ist man wenigstens auf der Seite der anderen 17 Vereine. Solche Leute werden ebenfalls nicht ernst genommen! Das sollte Jedem einleuchten. Wer im Ruhrpott in Dortmund, Schalke, Bochum und Duisburg aufgrund seines Fußballfachwissens einen ausgegeben bekommen möchte, der sollte nicht einfach über Bayern herlamentieren, sondern sich bewusst sein, dass er mindestens dreimal eins in die Fresse bekommt!

Früher hörte man auch gerne: „Die haben doch nur Geld!“ Woher das Geld kommt, darüber wird nicht nachgedacht. Tipp: es ist kein neureicher Russe. Es gibt auch den Typ: „eigentlich interessiere ich mich nicht für Fußball, aber Bayern geht gar nicht. Wenn, dann St. Pauli oder FC Freiburg. Die finde ich gut.“ Was für ein mutiges Geständnis. Ich ergänze dann immer stellvertretend für diese Menschen: und mein Lieblingsalbum ist das Weiße von den Beatles.

Am meisten unter den dümmlichen Ansichten leiden die Spieler, die zum FC Bayern wechseln. Charakterlos, geldgeil werden diese tituliert. Natürlich sind die Fans sauer, dass ein guter ihren Verein verlässt. Was aber immer nicht berücksichtigt wird, weil der Rufmord in der Stammkneipe ja gerade soviel Spaß macht, ist, dass diese Spieler vielleicht schon immer bei Bayern spielen wollten. Sie spielen dort mit den besten zusammen was die Bundesliga zu bieten hat und gegen die besten was Europa zu bieten hat. Und charakterlos (Mehmet Scholl, Oliver Kahn, Jürgen Klinsmann, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Uli Hoeneß, Sebastian Deisler, Thomas Strunz, Giovanni Trappatoni, Mario Basler, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Franck Ribery, Karl-Heinz Rummenigge… alle nur ein Schatten ihres Kontos?) ist der größte Quatsch. Die tollsten Eskapaden werden einem vom FC Bayern geliefert. Es ist nie langweilig. Ich will als Fan einen Uli Hoeneß, der vor dem ersten Spieltag ansagt: „Wir werden Meister!“ und keinen kleinlauten Hampelmann, der mit 10 Punkten Vorsprung bei noch 3 verbleibenden Spielen, den Underdog raushängen lässt (gesehen bei Klaus Allofs). Sekundärscharm. Bei Bayern gibt es kein verlogenes Rumgedruckse. „Ja… mmmh… wir müssen ja nicht… mmh… nu… ein Punkt reicht uns…

Jeder kennt einen, der aus der Klausur kommt und sagt: „das lief nicht gut, ich habe bestimmt eine 5.“ Er weiß es besser, du weißt es besser, aber keiner traut sich etwas zu sagen und später hat er eine 2. Es könnte ja anmaßend klingen. Uli Hoeneß kommt aus dieser Klausur und sagt: „ich habe gelernt, ich fand es leicht, alles unter einer 1 wäre eine Enttäuschung.“ Also, ich finde das besser so.


Die letzte Saison war im Grunde die beste Saison für mich als Bayernfan. Endlich zahlte sich meine jahrelange (25) Treue zum FC Bayern aus. Eine total verkorkste Saison. Endlich durfte ich mal lautstark zu meinem Verein halten ohne den Neid. Übrigens, Real Madrid finde ich ebenfalls klasse.

das neue, häßliche Gesicht des FC Bayern München

Mittwoch, 19. September 2007

Mit Gefühl durch den Herbst

„Die Zeit, da die Tage kürzer und die Bremswege länger werden“ Markus M. Ronner

Man glaubt bevor man's hinterfragt, der erste Wintertag,
sei ne Supersache, schön kalt und Arschglatt,
Es gibt immer einen Grund zu fragen
und ich bin hier um zu sagen, dass eigentlich toll ist
die Belüftung am Eingang vom Karstadt“ Dendemann

Ohne das Fußballtraining wäre ich wahrscheinlich, was den Bodymaßindex angeht, weit über den 25 Punkten oder wie die Einheit auch immer bei dem Index ist. Vermutlich wird die Lebenserwartung in Jahren ausgerechnet… Und ohne das Fußballtraining hätte ich nicht bemerkt, dass der Herbst bereits begonnen hat. Was für eine Luft, was für ein Wetter draußen vorherrscht. Ich brauche keine Kalender oder andere Bauernregeln, um klar zumachen, es ist Herbst. Der Herbst macht alles edel. Die Natur bezogenen Farben sind meine Lieblingsfarben. Wenn man mal darauf achtet sind Musikalben mit braunem oder grünem Cover meist die besten Nummern. Zumindest im HipHop. Mit den Farben assoziiere ich nur gute Dinge und ich weigere mich den Rechten Pack die Farbe braun kampflos zu überlassen. Ihr merkt, hier ist einer mit dem Herzen dabei. Der Frühling kommt mit all den enttäuschten Erwartungen, der Sommer kommt mit all seinen Zwängen etwas muss doch gehen und der Winter kommt mit all seinen Heucheleien. Im Herbst beginnt man damit, die Wochenenden mit Musik hören und Filme schauen zu verbringen. Es gibt soviel Musik, die nur im Herbst richtig funktioniert. Zum Beispiel: Wyclef Jeans „Gone till November“ und „911“, für all die, die keine Fantasie besitzen.

Rasenmähen lohnt nicht mehr und das Laub hält sich auch noch ein paar Wochen an den Bäumen. Offene Feuer sehen nicht nur gut aus, sondern haben jetzt endlich auch einen ökonomischen Sinn, genau so wie warmer Kakao. Die beste Zeit des Jahres.
D
ie Herbstkataloge von Quelle und Otto hatten die schönsten Models, weil brünett. Das ist auch ein riesiger Vorteil des Herbstes. Die Herbstfrauen. Frauen in Mäntel und Schal haben etwas elegantes, wenn es nicht sogar die Eleganz himself ist. Penelope Cruz im Film „Vanilla Sky“, wie sie in der Allee auf Tom Cruise wartet... das Bild brennt sich ein.
Ich selber konnte meine Abercrombie & Fitch Jacke, die mein Bodymaßindex so wunderbar versteckte, aus dem Schrank holen. Da steht „konnte“, weil ich sie verloren habe. Nicht schon wieder dran denken…

Wer ebenfalls in Herbststimmung kommen will, dem empfehle ich von Funny van Dannen die Geschichte „Der Weltcup“ aus dem Buch „Neues von Gott“.

Top Five der "Brauncover Alben":

D`Angelo - Voodoo

Mos Def & Talib Kweli are Blackstar

Common - One Day it`ll all make sense

Black Eyed Peas - Bridging the Gap

Nas - Illmatic