Donnerstag, 28. Januar 2010

Muskelprotz

„Es ist groß, wenn du als Schmalhans mit deinen Muskeln prahlen kannst“ Dendemann

„Ich besuche deine Frau und mach mich in deinem Haus breit als wärst du ein Fitnessclubbesitzer“ Kollegah

Seit dem 26. Januar gehe ich nach einem Jahr wieder in ein Fitnessstudio. Mein altes Studio war gar kein richtiges Studio. Eher ein therapeutischer Turnverein. Es war sehr Familiär dort und nie überfüllt. Die Beratung war gut. Es muss an mir gelegen haben, dass die Muskelpartien falsch belastet wurden und mein Rücken wieder anfing zu schmerzen.
Der neue Laden passt genau in das Klischeebeladene Bild der Fitnessszene. Angefangen hat alles mit Arnold Schwarzenegger, das hatte damals wenigstens noch einen fundierten Hintergrund. Immerhin Mr. Universum und ich meine, Conan der Barbar ohne Muskeln hätte auch scheiße ausgesehen.

Die Proleten in meinem Studio wollen alle nicht aussehen wie Conan, sondern wie Zuhälter. Das schaffen die auch. Fünf komplett identische Türken, gleich groß, gleicher Bart, gleiche Frisur, gleicher Kleidungsstil, trainieren sogar mit Goldkette um den dicken Hals. Ich schwör. Voll den Körper wollte ich mir nicht reinziehen. Die übertriebenen Hohlkreuze lassen diese Nachwuchsluden aussehen wie Howard the Duck. Bei mir dreht sich alles um den Rücken und Bauch. Die Stabilität und Kondition sollen her. Die Wäsche, die zurzeit auf meinem Waschbrettbauch liegt, bekomme ich so schnell nicht runter, das ist mir klar. 5 bis traumhafte 10 Kilo weniger wären dennoch wünschenswert. Um den Überblick zu behalten, habe ich mir eine Tabelle an die Badezimmertür geheftet. Datum, Gewicht und Differenz werden jetzt einmal die Woche dort festgehalten.

Die Muskelprotze posen ja nicht umsonst. Das Fitnessstudio hat eine relativ hohe Frauenquote zu bieten. Vielen Frauen sieht man an weshalb sie die Mitgliedschaft unterschrieben haben. Die besseren sind die, bei denen man das Gefühl hat, sie begleiten nur ihre plumpe Freundin oder sie sind aus demselben, latenten Grund hier wie ich: mal schauen was so geht.
Wie hoch mag wohl der Flirtfaktor sein, wenn mich die Feuerwehr aus einer dieser Foltermaschinen raus schneiden muss?

Um die Ecke gibt es einen Laden, der meinen Trainingserfolg beschleunigen könnte. Aber gesünder sehen die Menschen auf den Abbildungen auch nicht aus und die handgeschriebenen Preisschilder wirken auf mich ebenfalls unseriös. Als ob der Laden innerhalb einer Stunde die Segel streichen könnte, falls er müsste. Thomas, der Kampfkoloss.


Im Vertrag sind zwei Monate Solarium inbegriffen. Ich habe bisher diese ausgeleuchteten Särge gemieden. Gar nicht mal wegen der Karzinome, ich finde ganz einfach, dass Bräune etwas für Rentner ist. Mal ehrlich, wer findet denn lederbraune Menschen attraktiv? Frauen, die regelmäßig ins Solarium gehen, hinterlassen immer dasselbe Bild. Die Haare strohig, zuviel Schminke, zu viel Make up, zu große Sonnenbrille, zu dünn, die Titten zu hoch gebunden, zu tätowiert, zu hohe Absätze, zu hoher IQ… von allem zuviel. Gebräunte Männer sehen dagegen schnell aus wie Indianer bei Karl May. Ausprobieren möchte ich das aber trotzdem unbedingt, allein schon wegen der angeblich positiven Wirkung auf das, von den dunklen Wintertagen getrübte, Seelenleben. Böse Zungen behaupten, bei meinem Hauttyp würde ich unter intensiver UV Bestrahlung elendig zugrunde gehen. Ich sage: es ist kostenlos!

Montag, 25. Januar 2010

Ich grüße euch die Sonne

„Oh when it all, it all falls down
I'm telling you ohh, it all falls down” Ms Lauren Hill

Am Wochenende geht es in den Kurzurlaub. Das erste Mal Urlaub, das erste Mal Fliegen. Fast.
Die internationale Verbindung der MC-DJs macht einen Klassenausflug. So richtig Urlaub wird das also nicht werden, allein wegen des Suffs. Das ist in meinem Fall ja ganz normaler Alltagsstress. Und geflogen bin ich als kleines Kind schon mal, in einer sportlichen Maschine am Tag der offenen Tür des Flughafens in Holzbalge. Das Dorf hat keinen Bäcker, aber einen Flughafen. Merkwürdig.
Chrissler, LinBob und meine Wenigkeit nutzen die letzte Gelegenheit, um Bogomier in Barcelona zu besuchen. Zehn Grad Fahrenheit Temperaturunterschied. Nach oben. Minimal.
Das Kulturprogramm besteht aus Strand, Senioritas und Doppelkopf.

Da mein Nervenkostüm die Tatsache ignoriert, dass ich bereits schon einmal geflogen bin, stelle ich mich diesbezüglich ungewohnt uncool an. Ein paar Randinformation habe ich einholen können, aber genaue Erkenntnisse über Ablauf und Verträglichkeit habe ich dabei nicht gewonnen.

Ich weiß so Dinge wie: Das Gepäck darf nur 10 kg wiegen und den Abmessungen von 55 cm x 40 cm x 20 entsprechen. Flüssigkeiten müssen in einen verschließbaren, durchsichtigen Beutel gepackt werden. Volumen maximal 1 Liter. Die Beutel soll es für einen Euro am Flughafen geben. Die Behältnisse für die Flüssigkeiten dürfen ein maximales Volumen von 100 ml aufweisen. Das hat uns der Taliban eingebrockt. Bedeutet, bei einer Dichte von 1,65 kg/dm³ kann man in seinem Plastikbeutelchen (V = 1 dm³) 1,65 Kilogramm PLX mit ins Flugzeug nehmen. Sicherer fühle ich mich dadurch nicht. Soviel Sprengstoff bekommst du nicht um den Knöchel gebunden.

Viel mehr weiß ich gar nicht über den Ablauf. Ich stelle mir Flughäfen unheimlich stressig vor. Kevin allein zu Haus, LOST, The Terminal, Stirb langsam 2, Final Destination, Dumm und Dümmer, The sexy Beast, Air Force One… immer gab es Schwierigkeiten.

Dazu kommt dieses unangenehme Gefühl, beim Fliegen dem Alkoholproblem des Piloten ausgeliefert zu sein. Man sitzt da und kann nicht eingreifen. Statistisch gesehen ist Fliegen immer noch die sicherste Art zu reisen, aber wenn man mal von einem Blitz getroffen wurde oder im Lotto gewonnen hat, fängt man an auf solche Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu scheißen. Achtzig Prozent der Leser würden mir da sicherlich zustimmen.

Erstmal sind das nur unangenehme Gedanken. Ich weiß noch nicht, ob sich diese Gedanken in der Luft auf einer emotionalen Basis widerspiegeln oder sich in eine handfeste Paranoia manifestieren oder einfach nur der Grund für so manchen Schnaps sein werden.

Mehr Erfahrungen habe ich da mit der Trägheits- und Erdanziehungskraft. Das sind schon zwei ziemlich zuverlässige Jungs. Von der Kirmes her weiß ich, dass ich alles was sich dreht, runterfällt, über Kopf steht, sich rückwärts oder einfach schnell bewegt, meiden sollte. Ähnliches, bis auf das mit dem runterfallen hoffentlich, passiert ja auch im Flugzeug. Dagegen hilft aber vielleicht der Tomatensaft.

Ich erkundige mich mal bei zwei befreundeten Stewardessen. Ja, ich kenne zwei Stewardessen. Und sie mich.

EDIT: Fuck!

Freitag, 22. Januar 2010

Beobachtungsgabe

"Ich gerate immer in's Schwärmen
mag Wartezimmer ganz gern
die Versuchung anderer Leuts Diagnose zu erahnen
sind sie ängstlich oder abwesend
was sie für'n Blatt lesen
was sie sonst wohl so machen, wie und wo sie vorher waren." Dendemann

Es hilft, wenn man pinkeln muss. Was wie ein guter Tipp aus einem Sexratgeber klingt, soll eigentlich ein Rat sein, um die Beobachtungsgabe zu schulen. Ein gutes Trainingslager sind Kassenschlangen.

Umso weniger man einkauft, desto unfairer beurteilt man seine schlechte Position in der Schlange. Erstmal steht man sowieso immer ganz hinten an, aber mit vollem Einkaufswagen wirkt die Zeit an der Kasse zu der verbrachten Zeit im Supermarkt eher gering und damit leichter akzeptabel. Kauft man dagegen zum Beispiel nur Delfinflossenseife ein, für die man dann ewig in der Schlange warten darf, beginnt man die Gerechtigkeit in der Welt anzuzweifeln. Und jetzt stellt euch dazu noch vor, ihr müsstet pinkeln.
Alles läuft in Zeitlupe ab und diese Zeit sollte man produktiv nutzen. Anstatt zu versuchen sich in den verchromten Dingen zu spiegeln oder sich über die viel schneller voranschreitende Schlange nebenan zu ärgern, sollte man gelassen das sich bietende Szenario beobachten. Dabei den PC-Muskel zu trainieren kann auch nicht schaden.

Alles was den reibungslosen Deal Ware gegen Geld stören könnte, tritt natürlich in diesem Moment auf.

Hausfrauen, denen im letzten Augenblick, am besten kurz nach dem Empfang des Wechselgeldes, einfällt, dass sie ja eine Plastiktüte bräuchten. Das macht dann noch mal 30 Cent und nachreichen darf die Tüte grundsätzlich immer nur ich. Junggesellen stopfen ihre Einkäufe in den Rucksack. Die sind mir eh am liebsten. Kein Gequatsche, in der einen Hand das bereits abgezählte Geld und in der anderen den geöffneten Rucksack, um, von der dafür gedachten Ablage aus, alles Tetris like, aber vor allem schnell, zu verstauen.

Quengelnde Kinder, die in ihrer Augenhöhe plötzlich das Überangebot an Süßwaren entdecken und der damit verbundene, oft peinliche, Umgang der gereizten Mütter mit dem fast schon rituellen Problem. Väter geben zum Glück sofort nach. Studien über die Entwicklung der Kinder im Bezug auf ihre Wahl an der Süßigkeiten Auslage würden mich interessieren. Ich wette Kaugummi Kinder sind später alles Arschlöcher und Nuts oder Snickers Kinder die coolen, beliebten Kids.

Hippelige Raucher, die das Gitter vor dem Zigarettenfach nicht aufbekommen, bis sie schnallen, dass das an der Kasse erst entriegelt werden muss. Klaro, sonst wäre das Gitter ja überflüssig. Da sind mir Säufer lieber. Übrigens die einzigen Abnehmer der kleinen Schnapsflaschen im obersten Kassenregal. Wer kauft sonst eine 0,2l Flasche Springer oder anderes Pennerglück? Amüsant zu beobachten wie nebenbei die den Stoff zu den anderen beiden Pseudoartikeln legen. Oft so was wie Duschgel oder Deo. Hinterlässt an der Kasse einen gepflegten, also falschen Eindruck.

Die kleine Oma, die beim Einkauf ihre Waren Einleuchtenerweise in Griffnähe stapelt. Nicht selten klappt sie sogar den Kindersitz im Einkaufswagen aus und stapelt ihr Obst da drin. Doof nur, dass sie an der Kasse um den Wagen herumgeht und versucht von vorne an ihren Einkauf zu gelangen. Die Arme zu kurz, der Busen zu groß, der Bauch zu dick, es ist ein Trauerspiel.

Das Kleingeld ist alle und es muss eine neue Kleingeldrolle am Kassenrand aufgeschlagen und ins richtige Fach gekippt werden. Schlimmer wird es, wenn die Kleingeldrollen ausgegangen sind und Nachschub via Mikrofon geordert werden muss. Dagegen sind EC Karten Zahlungen unter 5 Euro oder Ausweiskontrollen nervöser Siebzehnjähriger noch harmlos. Weiter geht es mit Payback Karten oder Menschen, die auf die Frage „Sammeln Sie unsere Punkte?“ mit ja antworten. Sowieso sollten Rentner eine eigene Kasse bekommen. Am besten besetzt von einer Rentnerin, die jedes Mal grimmig guckt, wenn mit einem großen Schein bezahlt wird.

Ein anderer, sich anbietender Schauplatz sind Bahnhofcafés. Idealerweise mit kostenlosem W-Lan.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Bob & Jim

„Ich habe nun zwei neue Freunde, Ben und Jerry.“ Bridget Jones

In der letzten Zeit las ich öfters von dem unwerfenden Geschmack des Ben & Jerrys Eises. Lustige Namen haben die Eissorten ja, zugegeben, aber probiert habe ich es bisher noch nie. Der Preis und die Kalorien schreckten mich ab. Eigentlich auch heute noch. Hätte ich den Namen des Eises nicht im Kopf gehabt, wäre mir das Angebot im Schaufenster des Supermarktes meines Vertrauens gar nicht aufgefallen. Ben & Jerrys 500 ml Becher für schlappe 4 Euro. Normalerweise kostet ein halber Liter 5 Euro. Ein Wink des Schicksals oder anders ausgedrückt, so funktioniert Werbung. Bei den Sorten entschied ich mich für Chocolate Macadamia. Vanille, Schokolade und Nuss, ich wollte keine Experimente eingehen. Das Zeug schmeckt nicht schlecht, Eis eben. Dennoch oder gerade deswegen merkt man die Kalorien mit jedem Löffel.

Die Nüsse sind mit einer dicken Schokoschicht ummantelt und für meinen Geschmack ist zuwenig Vanille im Pott, weshalb der Schokogeschmack gewaltig überwiegt. Man muss schon die Schokonussstückchen mit dem Löffel umkurven, um nicht bei jedem Löffel diesen intensiven Schokoladengeschmack im Mund zu haben. Diabetes lässt grüßen. Es ist so, als ob ihr auf einem großen Stück Schokolade Nuss Nougat einen halben Liter Cola folgen lasst. Unglaublich. Nach ungefähr einem viertel wurde mir schlecht. Mein Magen rebellierte gegen soviel Süßes. Der Amerikaner mag das gewohnt sein, ich hingegen hätte mich erstmal aufs Sofa gelegt, wenn ich nicht schon dort gelegen hätte. In meinen Augen ist das Eis völlig überschätzt. Für das Geld bekommt man einen Liter Vanille Eis und drei Soßen dazu und selbst das würde ich nicht essen.
Ben & Jerrys bleibt ein Frauen Ding. Entweder für den Liebesfilm am Abend oder für verlassene Tanten, die nach der Trennung auf ihre Diät scheißen. Das Eis ist sowieso vielmehr für den Arsch als für den Genuss gedacht.

Der Vollständigkeit halber müsste ich eigentlich dieses dänisch anmutende Eis aus Amerika probieren. Häagen Dasz. Ich warte damit aber bis mein Blutzuckerspiegel wieder auf einem normalen Level runter ist.

Sonntag, 17. Januar 2010

Vermögensschaden Teil III

"Like a turtle on its back i must have looked so bad
Didn’t wanna show the so i said that i’m all right" Pain in the Ass

Obwohl man ständig aus Gläsern trinkt, ist Glas einer der vielen Feinde des Trinkers.
Dieses Mal betraf es mich nicht direkt. Also auch keine Entschuldigung an dieser Stelle.

Seitdem Jack Beauregard seine Freundin rausgeschmissen hatte und sich als Ersatz einen Premiere Receiver zulegte, schlugen wir öfters in seinem Wohnzimmer auf als Boris Becker in Wimbledon.
Im Anschlag hatte jeder von uns seinen Oddset Fußballtipp. Bundesliga Konferenz mit Freunden, die jeweils auf die acht Spiele getippt haben, macht Spaß. Noch mehr Spaß macht es mit Weizen Bier und den richtigen, herbeigebrüllten Endergebnissen in den letzten Spielminuten. Die Euphorie war groß an diesem Wochenende, ein unerwarteter Geldsegen stand ins Haus. Vor lauter Fußballschauen juckte es uns in den Füßen. Wir räumten den Glastisch an den Sofarand und befreiten den Laminatboden von allen störenden Gegenständen. Jack Beauregard bastelte mittels Wischmöpsen und Eimern zwei Tore aus den sich gegenüberliegenden Türen. Unser Tor führte ins Schlafzimmer und das andere raus auf den Flur.

Als Ball nahmen wir eine Klopapierrolle, dessen Perforierung mit Klebeband zusammengehalten wurde. Wir bildeten drei Teams, jeweils zwei gegen zwei. Auf dem Laminat ließ es sich gut schlittern, was die Grätsche ersetzte. Kurzpassspiel und Powerdribblings auf engsten raum. Van Gaal wären die Tränen in die Augen geschossen. Vor Freude. Tore fielen auch.

Als es zu einem Tackling auf Kreisklassenniveau kam, fiel Klöden rücklings in Jack Beauregards innig gepflegtem Glastisch. Das knallte aber mal richtig. Im Western wird die tödliche Kugel oft durch eine Bibel, die die guten Jungs in der Brusttasche tragen, abgefangen. Entweder war Klöden kein guter Junge oder er hatte einfach Pech und Western sind sowieso alle unrealistisch. Eine circa 10 Zentimeter lange Glasscherbe verpasste ihm ein zweites Arschloch. Das Ding bohrte sich tief in sein Hinterteil, da hätte selbst ein Fakir angefangen zu schreien.

Die Scherbe war so schnell wieder draußen, wie sie drinsteckte. Klödens Exfreundinnen werden an dieser Stelle denken: passt. Er aber blieb erstaunlich cool. Das musste an den vielen Korn Blutorange Mischungen liegen, die er sich beim Fußballschauen einverleibt hatte. Korn mit Blutorange zu trinken war damals der hirnrissige Versuch einen Trend zu starten. Der Korn war in Jack Beauregards Hallen heilig. Um ihn gab es einige Rituale, wie die simulierten Kuppelnübungen an den leeren Flaschen, der zelebrierte Marschschritt zum Kühlschrank oder hin zum Regal, in dem dutzende leerer Kornflaschen wie Pokale glänzten. Es wundert mich bis heute, warum an seiner Wand kein Dankesschreiben der Strothmann Brauerei hing. Undankbarer Haufen.

Klödens Kiste blutete saumäßig. Um das Laminat zu schützen stellten wir einen Plastikbecher unter seinen Hintern. Nicht alle wollten das unbedingt sehen. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, trank er gerade den Becher mit dem Blut auf Ex. Ich schloss nicht aus, dass man so was bei der Feuerwehr lernte. Hohen Blutverlust vermeiden, oder so. Bevor ich in die Blumenvase kotzen konnte, erklärte man mir, dass das sein Korn Blutorange Getränk gewesen sei. Nach dem Motto: Einfach weitersaufen, irgendwer wird sich schon um meinen Arsch kümmern. Das war mein Junge. Die Blutung war einigermaßen unter Kontrolle gebracht worden.
Gringo konnte noch fahren. Klaro, wie kamen wir sonst von A nach B, wenn alle betrunken gewesen wären?

Wir trugen den Patienten in das Auto und verfrachteten ihn vorsichtig auf die Rückbank. Mit dem Heck nach oben natürlich und ab ging die wilde Fahrt. Zusammen mit den anderen Hinterbliebenen setzte ich mich wieder aufs Sofa, auf den Schreck erstmal ein Arbeitersekt. Im Krankenhaus angekommen, erfand Klöden eine zufriedenstellende Ausrede, die nicht schwul klang und wurde ohne Betäubung mit ein paar Stichen genäht. Die Stimmung soll grandios gewesen sein. Auch ein "Vorsichtig mit der Nadel, ich bin da empfindlich", soll er sich nicht verkniffen haben. Ein riesiger Spaß für alle Beteiligten.

Samstag, 16. Januar 2010

Vermögensschaden Teil II

"Here in my car
I feel safest of all
I can lock all my doors
It's the only way to live
In cars" Gary Numan

Auch für den zweiten größeren Schaden kann ich mich nur immer wieder entschuldigen. Er entstand in einer Nacht der letzten August Woche. Insider wissen, dass ich da unmöglich nüchtern gewesen sein kann. Was ist passiert?

Ich parkte mein Vehikel, ein roter Opel Vectra, auf dem Anwesen von MC-DJ Chrissler. An den für Autos angestandenen Platz. Da wo die Autos normalerweise immer stehen, weil sie woanders nichts zu suchen haben. Genug Stellfläche für alle Besucher des Bauernguts. Sollte man meinen. Jedenfalls parkte an diesem Tag MC-DJ C.J.C. im Neunziggradwinkel zum Parkplatz, genau vor der Diele. So weit, so nebensächlich.

Nachdem sich die MC-DJ Bagage komplett versammelt hatte, gingen wir zu dem nahegelegenen Rummelplatz. Viele Stunden später taumelten ich und Schwiens, den ich auf dem Rummel eingesammelt hatte, zurück zum Gutshof, wo mein Auto übernachtete. Da wir uns zu blöd anstellten um in den Bauernhof einzusteigen, entschlossen wir uns kurzerhand dazu im Auto zu pennen. Im August kann es nachts schon ziemlich kalt werden, weshalb ich für einen kleinen Moment die Klimaanlage laufen lassen wollte. Mit dem umgedrehten Zündschlüssel sprang das Tapedeck ebenfalls an. Es lief Who wants live forever von Queen.

Obwohl der Opel Vectra das größte Auto war, das ich bisher gefahren bin, war für zwei Hünen wie den Schwiens und mich kaum Platz. Es war kalt, eng, schlichtweg ungemütlich. Im Gegensatz zu den Schwuchteln vom Brokeback Mountain, fanden wir die Situation untragbar. Wenn der Motor schon einmal läuft, dann kann er uns auch nach Hause bringen, so denken betrunkene. Wer fuhr? Schnickeldi, Schnackeldi, SCHNUCK. Stein schlägt Schere. Ich fuhr.

Als ich zum Rückwärtsfahren ansetzte, sah man nach hinten raus nichts. Was sollte da auch sein? Die Hauswand konnte ich überblicken und parken tat man jawohl auf dem dafür vorgesehenen Grünstreifen. Oder Parkstreifen, wie es die wohnhafte Familie nannte.
Ich fuhr in einem großzügigen Bogen Rückwärts. Bis es krachte. Im Rückspiegel sah ich noch, vom Bremslicht illuminiert, ein Paar Fetzen fliegen. Mein Einwand, ich könnte da etwas erwischt haben, sicher wäre ich mir aber nicht, blieb von Schwiens unbeachtet. Uns kann man zugute halten, dass wir ausgestiegen sind und wenigsten nachschauten. Hätte ja auch ein Topf voll Gold sein können. Auf dem ersten Blick war da nichts zu erkennen. Nagut, C.J.C.´s Autowagen stand unglücklich geparkt unmittelbar hinter meinem Auto, aber sonst war nichts zu sehen. Den nächsten Morgen wachte ich Zuhause auf.*

Ein paar verpasste Anrufe und eine SMS von C.J.C. ließen mein Handy aufblinken.
SMS: Bist du gestern noch gefahren? Habe rote Lackspuren an meiner Heckschürze…

Man wollte mich der Fahrerflucht bezichtigen. Zu Recht, wie das Auto in der Garage bewies.
Außer einer kleinen Schramme merkte man dem Opel nichts an. Guter Stahl eben und nicht so ein Plastikgedönst. Selbst meine Eltern bekamen die Schramme nie mit. Schließlich war ich es, der seit Jahren das Auto wusch. Im Garten, ohne Ölabscheider übrigens, wo wir gerade bei Geständnissen sind.

Über einer Zeit von einem schnelllebigen Jahr wurde der Schaden von mir, unter der Mithilfe von Christian M., nicht behoben, aber ansehnlicher gemacht. Ein 10 x 20 cm großes Loch prangte in der Heckschürze und legte den Polyschaum frei. Ein Sylt Aufkleber allein hätte das nicht kaschieren können. Also spachtelte ich in feinster Kleinarbeit das Loch wieder zu. Ein Kiste Bier wurde außerdem transferiert.
O-Ton MC-DJ Bogomier: Chrille, du wurdest beschissen.
Aus Schaden wird man klug. Nächstes Jahr lieber woanders parken.

Pointe am Schluss: MC-DJ C.J.C. pennte in seiner Karre und bekam von dem Crash nichts mit. Bin ich froh, dass wir uns zur Tatzeit keiner Schuld bewusst waren, sonst wäre die einzige Alternative das Abfackeln der Beweismittel gewesen.

Grundierung ist drauf, C.J.C. freut sich.

Feinsäuferliche Kleinstarbeit

Chefvisite
Warten bis die Spachtelmasse getrocknet ist


*Liebe Kinder, ich weiß, dass ihr noch gar keinen Führerschein habt, dennoch macht das niemals, niemals nach. Wir sind ausgebildete Stuntfahrer und Alkoholiker. Die Straßen wurden extra für diese Aktion großräumig abgesperrt. Es ist unnötig und uncool. Außerdem ist die Geschichte gar nicht wahr und nie so passiert. Vielleicht war es auch MC-DJ C.J.C., der das ganze inszenierte! Oder ich schreibe das hier gerade quer in einem Baumstamm steckend.

Fortsetzung folgt...

Freitag, 15. Januar 2010

Vermögensschaden Teil I

„Hey, schön hier, aber warum haste die Bilder nicht abgehängt?“ Gast beim betreten eines Sit-Ins von einer Bekannten.

Ich möchte mich hiermit offiziell bei allen entschuldigen, denen ich im Laufe der Zeit einen mehr oder minder hohen Vermögensschaden zugefügt habe. Nein, ich muss nicht sterben. Mir kam nur letztens der Gedanke wie unglaublich viel man im betrunkenen Kopf Kaputt bekommen hat. Auch den Satz „Ach egal, endlich lohnen sich mal die hohen Versicherungsbeiträge“, rechne ich euch hoch an.

Wie damals, als ich unbedingt nach einer Party noch auf ein Schlenderpils bei Lunchmann und Klöden reinschauen musste. Die beengten Zimmer der Zwillinge ließen keine richtigen Sitzmöglichkeiten zu, weshalb ich mir die Kommode mit dem Aquarium als Sitzfläche teilte.
Mein schmaler Hintern passte gerade so auf die schmale Kommodenkante, nur zurücklehnen durfte man sich nicht. Aus einem kleinen Müdigkeitsanfall heraus, passierte es natürlich trotzdem. War ja klar. Ich kippte nach hinten weg, das Aquarium barst und zersprang kurz darauf in dutzende Teile. Ein paar davon landeten in meinem Rücken. Das Zimmer stand unter Wasser. Hilflos zappelten die kleinen Zierfische auf dem Teppich. Panik machte sich breit. Die Eltern waren zum Glück nicht zu Hause. Wenn wir was von Ferris Bueller gelernt hatten, dann dass man alles vertuschen konnte.

Klöden sammelte die Fische ein, während Lunchmann alle Sachen aus dem Schrank riss. Bevorzugt Bettlaken. Anika, die damalige, etwas labile Freundin von Klöden, organisierte den Staubsauger. Ich hielt mir den Rücken und feuerte bestenfalls die anderen an.
Die bereits toten Fische wurden einfach weggesaugt. Es kam uns schon etwas komisch vor, dass ausgerechnet dieser Staubsauger ein hochmoderner aus dem Teleshop sein sollte, der auch mit Flüssigkeiten wie Wasser zurechtkommt. Egal, die Eltern kamen die Nacht noch wieder, da war keine Zeit für erhobene Zeigefinger. Die nassen Sachen wurden, inklusive meines gelben ENYCE Shirts und der Five Pocket ENYCE Jeans, in dessen großen Gesäßtaschen sich der ein oder andere tote Fisch befand, in die Waschmaschine gestopft. Anika wußte das Gerät zu bedienen. Nackt konnte ich nicht nach Hause, also übernachtete ich mit Lunchmann in seinem Queen Size engen Bett.

Nicht nur, dass mir in der Nacht der Rücken weh tat, zu allem Überfluss (...) musste ich auch noch pinkeln. Tranig tapste ich über den Flur, weiter die drei Stufen hoch und dann rechts rum ins Bad. Hätte ich die Augen offen gehabt, hätte ich mit Sicherheit sofort bemerkt, dass ich anstatt der Badezimmertür, das Schlafzimmer der Eltern öffnete. Rösschen kriegte sich bei meinem Anblick nicht mehr ein und Rainer verwies mit enttäuschtem Kopfschütteln auf die Tür gegenüber. Peinlich. Als ich zurück in Lunchmanns Kiste schlich, hörte ich aus dem Nebenzimmer Klöden´s aufgebrachte Stimme.

„War das die Toilettenspülung?“
„Ja, wieso?“
„Man, da waren die Fische drin!“

Mit Findet Nemo konntest du damals noch keinem kommen. Am nächsten Morgen wurde schnell die Wäsche aus der Maschine gesammelt und mir was trockenes zum anziehen rausgesucht. Unnötig zu erwähnen, dass die beiden um einiges kleiner sind als ich, weshalb nur eine kaputte Jogginghose und ein zerfetztes Torwarttrikot in Frage kamen. Es war bereits hell als ich die 300 Meter nach Hause ging. Auf einem Dorf, von dessen Bewohnern du, während du auf dem Bus wartest, als Raucher abgestempelt wirst, weil zufällig neben der Bushaltestelle ein Zigarettenautomat steht, ist es unmöglich ungesehen und vorurteilslos Zuhause anzukommen.
Die krasseste Version beinhaltete Trunksucht, Inkontinenz und einen Straßengraben.

Letztendlich flog alles auf. Das Lügengerüst war zu groß. Glaubwürdig zu erklären, warum der Staubsauger einen Wasserschaden erlitt, Das Aquariam weg war, ich im Pennerlook morgens durch die Straßen taumelte und wo der riesige Wäscheberg mit dem leichten Grünstich herkam, war unmöglich. Es stellte sich heraus, dass die Wahrheit immer gewann. Scheiß Ferris Bueller.

Fortsetzung folgt...

Montag, 11. Januar 2010

Der Monk in mir

"I couldn't change the world, I knew that, but I could fix little pieces of it." Adrian Monk

Perfektion ist was Schönes. Es beruhigt mich, wenn die Dinge zu einem Abschluss finden, eine Pointe haben. Wenn es nicht mehr höher geht oder es nicht besser werden kann, dann macht sich in mir Zufriedenheit breit. Ich mag es auch, wenn Bands sich auflösen. Was anderen Tränen in die Augen treibt oder hyperventilieren lässt, beruhigt mich unheimlich. Eine abgeschlossene Discografie läuft einem nicht mehr weg. Man kann sich auf die Band konzentrieren, ohne Angst haben zu müssen sie könnten sich mit dem nächsten Album blamieren, verraten oder ganz einfach scheitern. Die Sentenz, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, beinhaltet genau dieses wohlige Gefühl. Deshalb gibt es für mich Pink Floyd nur mit Roger Waters und Queen hat nie ein Album ohne Freddie Mercury aufgenommen. Nie. Aus diesem Grund ging der Harry Potter Hype spurlos an mir vorüber und das ist es, was LOST von Akte X unterscheidet.

Ein Anderer Aspekt ist die Symmetrie. Symmetrie ist die Schönheit der Dummen, schrieb einst Heinz Strunk. Aber wenn meine Kotletten nicht gleichlang sind, dann nervt mich das durch den gesamten Tag, bis ich endlich wieder vor dem heimischen Badezimmerspiegel stehe und den untragbaren Zustand korrigieren kann. Wer wissen möchte wie sich das anfühlt, sollte folgendes ausprobieren:
Lasst beim Fingernagelschneiden absichtlich einen der sechs mittleren Nägel aus. Wer es aushält mit einem einzigen, bewusst ungekürzten Fingernagel durch den Alltag zu gehen, hat entweder schwerwiegendere Probleme oder ist innerlich tot.
Ansonsten halte ich mich für sehr umgänglich.

Mein Name ist Thomas und Sie lesen Dein Lieblingsmensch. Guten Abend.

Freitag, 8. Januar 2010

Als McD noch ein Abenteuer war

„Nenn mich den Mac ohne Donalds, den King ohne Burger.
Ich schreib wie'n Gestörter jede Nacht neue Burner.“ Samy Deluxe

Fast Food Ketten sind in meiner Familie recht verpönt. McDonalds zum Beispiel heißt bei meinem Vater, einfallsreich wie er ist, McDoof. Burger King und andere Anbieter kennt er erst gar nicht. Für ihn ist der Hähnchengrillwagen vor dem Supermarkt das Hochgefühl des Fingerfoods. Ein Grund mehr sich schon früh nach den unerreichbaren Hochgenüssen zu verzerren. Mein einziger Zugang zum amerikanischen Lebensgefühl waren Geburtstage von Freunden, dessen Eltern keine Lust hatten die Kinder anderweitig zu beschäftigen oder Schulausflüge in die nächstgelegene Stadt.

Die Zeit, in der das Spielzeug, das im Happy Meal steckt, noch interessant für mich war und das Happy Meal noch Junior Tüte hieß, gab es in der näheren Umgebung keinen einzigen McDonalds. Auf dem Lande durften wir uns mit Nachahmern begnügen, dessen Küchen vermuten ließen, dass sie mehr mit dem Gesundheitsamt als mit Millionenklagen zu kämpfen hatten. Heute würde ich sagen es schmeckt dort besser, aber bei Spielautomatenambiente war es unmöglich einen coolen, weltmännischen Eindruck bei den umworbenen Klassenkameradinnen zu hinterlassen. Da half es auch nicht, wenn man den Vornamen der Bedienung kannte.
Solange Big Bull, Kochlöffel und die Hamburger Ranch halbe Hähnchen auf ihrer Karte stehen hatten, konnte ich sie einfach nicht als Burger Buden akzeptieren.

Als Freunde ihren Mofaführerschein machten und die ersten Mädels mit ihrer neuen Mobilität beeindrucken konnten, nutzte ich die Gunst und ließ mir jedes Mal etwas von McDonalds mitbringen. Damals waren Mädels noch Bodys, im Sinne von Kumpels. Wir saßen, aßen und schauten diesen neuen, individuellen Scheiß im Fernsehen. Bullyparade und wie das alles hieß.
Mit dem ersten Autoführerscheinbesitzer stieg der Level erheblich an. Drive-in ist das Stichwort. Wer ist nicht schon mal mit einer Fahrgemeinschaft an den Bestellschalter gecruist, die wummernde Rapmusik bis zum letzten Moment auf Anschlag, und hat versucht so lässig wie möglich vom Beifahrersitz aus zu bestellen? Gegessen wurde dann direkt auf dem Parkplatz. Das hatte was von Autokino, nur ohne Kino. David Lynch Szenario, wie Harald Schmidt es nannte.

Christoph hat es sogar mal fertig gebracht, die leere Burgertüte von der Fahrerseite aus, über das Autodach, direkt in den Müllbehälter auf der Beifahrerseite zu werfen. No Look Hakenwurf. Danach sind wir natürlich im Leerlauf lässig vom Hof gerollt. Waren ja keine Amateure mehr.

Nach dem Disco oder Club Besuch noch bei McDonalds vorzufahren, war so selbstverständlich wie mein herbei getrunkener Heißhunger. Außerdem eine gute Gelegenheit der Begleitung ihren Fahrdienst mit Essen zu vergelten.
Es macht ungeheuren Spaß nach Mitternacht einem naiven, aber süßen, Mädchen in einem unaufgeregtem Burger Restaurante gegenüberzusitzen und ihren angelesenen Theorien über die Machenschaften diverser Weltunternehmen wie McDonalds zu lauschen.
Schöner kann man nicht in Erfahrung bringen, dass McD seine Kunden gar nicht zum bleiben animieren möchte. Alles sei auf nervig und schrill ausgerichtet, vom Ambiente bis zur Musik. Die Bedienungen täte ihr übriges. Man solle dort nicht rumlungern. Außerdem solle man immer zum mitnehmen bestellen, auch wenn man sich an einen Tisch setzt. Warum habe ich vergessen.

In den vielen Jahren, in denen ich nun kurz entschlossen jederzeit einen McDonalds aufsuchen konnte, entwickelte ich beim Essen eine gewisse Vorgehensweise.
Da die Pommes nur zwei Längen kennen, über kurz oder lang, nehme ich immer gleich fünf Stück von einer Länge auf einmal und tunke sie in die Majo ein. Keinen Ketchup zu den Pommes, der ist schon reichlich auf den Burgern drauf. Zuerst esse ich die Pommes, dann erst den Burger. Wenn es überhaupt so etwas wie ein Sättigungsgefühl gibt, soll wenigstens der Burger dafür verantwortlich sein. wie so oft steht das Fleisch im Mittelpunkt. Erst kürzlich ist die Angewohnheit dazugekommen, bei Menus auf das Getränk zu verzichten und stattdessen zweimal Pommes zu ordern. Das funktioniert ohne Diskussionen. Was soll man mit einem Getränk? Es sieht schon merkwürdig aus wie das Sirup Wasser Gemisch in den Becher läuft, zudem nervt der kalt/warm Wechsel beim essen. Zu trinken hat man im Auto oder im Supermarkt nebenan.

Für diejenigen, die auf irgendwelche Charakterzüge aus der Wahl zwischen McDonalds oder Burger King schließen möchten, sei abschließend gesagt: Burger King schmeckt besser.

Montag, 4. Januar 2010

Tatort

"“Wir hassen die Bösen nicht, weil sie uns schaden, sondern weil sie böse sind.” Jean Jaques Rousseau

Ich habe gestern den Tatort mit dem Titel „Weil sie böse sind“ geschaut. Das kann ich als GEZ Zahler ruhigen Gewissens zugeben. Da ist es schon gewagter zuzugeben, dass es mein erster Tatort war. Krimis haben mir nie etwas gegeben, besonders keine deutschen. Doch gestern war das Fernsehprogramm so schwach, da wollte ich es einfach mal drauf ankommen lassen.

Die ersten Fünf Minuten bekam ich nicht so richtig mit. Das lag an meiner Angewohnheit Fernsehen oft ohne Ton zu schauen. Im Nachhinein konnte ich aber den fehlenden Anfang rekonstruieren. Ein Typ mit dem bestechenden Namen Rolf fragt bei dem reichen Adelsmann Stauper persönlich an, ob dieser seinen autistischen Sohn Manuel nicht in dessen Stiftung aufnehmen könne. Es kostet dem Fürsten von Stauper doch nur einen Anruf. Rolf ist Witwer und hat es auch sonst sehr schwer im Leben, zu allem Überfluss hat er sich als Hobby die Ahnenforschung ausgesucht. Der Fürst von Stauper lehnt nicht nur ab, er reizt auch noch den bettelarmen Angestellten solange, bis dieser ihn mit einem Morgenstern erschlägt. Ein kurzer Blick in die Überwachungskamera, Tatwaffe und Akten am Tatort liegen gelassen und ab nach Hause gerannt.

Am nächsten Morgen kommt der scheinbar versnobte Sohn Stauper auf das Anwesen gefahren und entdeckt die Leiche seines Vaters. Der Sohn Balthasar wurde von Matthias Schweighöfer gespielt. Ich habe mich eigentlich dazu entschieden den seit Soloalbum nicht mehr zu mögen. Die Schweiger Filme rechtfertigten den Entschluss ja nur. In diesem Tatort spielte aber er sehr überzeugend. Wenn auch einige seiner Reaktionen gegenüber der Polizei zu overacted waren…

Am Tatort angekommen macht der Junge logischerweise was zuerst? Er kopiert die Aufnahmen der Überwachungskamera auf CD und löscht den Eintrag. Die Mordwaffe versteckt er vor der Polizei, nur den Aktenordner lässt er offen rum liegen.

Unerwartetes passiert. Der Balthasar Stauper findet die Adresse des Mörders in dessen Akten und stattet ihm einen Besuch ab. Anstatt voller Rachegelüsten ist er dankbar, dass das miese Schwein von Vater endlich abgedankt hat. Er beschließt ein besserer Mensch zu werden als sein Vater es war, hilft Rolf bei der Erziehung seines Kindes und lässt sonst noch weitere Kontakte fließen. An dieser Stelle dachte ich, wieso müssen die Therapeutinnen, die sich um den armen Jungen kümmern, so verdammt sexy sein? Irgendwie klar, aber auch irgendwie dumm.

Balthasar Stauper beschäftigt sich intensiver mit den Geschäften seiner Familie und kommt auf den Trichter, dass seine einzigen verbliebenen Verwandten ebenfalls ordentlich Dreck am Stecken haben. Rolf wird von Balthasar genötigt seinen Onkel und seine Tante zu töten. Argument war die scheiß Ungerechtigkeit auf der Welt und das Druckmittel war der Mord an Fürst von Stauper. Jeweils aus Notwehr heraus tut Rolf Balthasar den Gefallen. Der junge Stauper verschafft sich Alibis und deckt seinen Komplizen Rolf. Den Kommissaren, die bis hierhin höchsten Mal die Verwandtschaft und einen Hafenpenner befragt hatten, sind die Hände gebunden.

Bis, ja, bis eine Mitarbeiterin vom Rolf, aufgrund ihrer Affinität zu Siegertypen, ihm auf die Schliche kommt. Sie entdeckt die Mordwaffe bei ihm zu Hause und grabbelt sie an. Dummer Fehler, so was macht man nicht. Rolf gesteht alles. Er ist halt einer von den Guten.
Auf der Polizeistation trifft die Frau auf Balthasar, den sie für einen Polizisten hält und erzählt ihr von dem Geständnis ihres Arbeitskollegen. Dieser sammelt sie sofort ein und überweißt via Anruf eine Million Euro Schweigegeld auf ihr Konto. Daraufhin flüchten sie im Auto vor der Polizei, die zufällig mitbekommen hatte, dass die Kronzeugin gerade unbefragt das Gebäude verlassen hat. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd, an dessen Ende Balthasar mit der Frau gegen eine Wand rast und somit Rolf endgültig den Rücken deckt. Die Frau wird als die Täterin vermutet. Die Fingerabdrücke auf der schlecht entsorgten Mordwaffe, sowie die Million auf dem Konto waren Beweis genug. Rolf kann sich weiterhin liebevoll um seinen Sohn kümmern. Happy End. Irgendwie.

Einwenig dusselig fand ich den Tatort jetzt schon, aber ich war über weite Strecken positiv überrascht. Einige gute Schauspieler, gute Handlung und ein versöhnliches Ende. Kaum Kitsch, bis auf die Szene im Regen beim Mord an der Tante.
Gut war auch, dass der Hauptmord so früh geschah und der Mörder sofort bekannt war. Das schloss den Gärtner schon mal aus und man konnte sich auf die Story konzentrieren.

Jetzt mal ehrlich, an die, die den Tatort ebenfalls geschaut haben, warum sehen die Ermittler nicht die Überwachungskamera am Torbogen? Selbst wenn der Sohnemann diese abmontiert und jegliche Aufnahmen der letzten Woche von dieser Kameraperspektive gelöscht hätte, wäre es doch wenigstens mal sinnvoll gewesen die anderen Kameraaufnahmen zu checken. Dafür braucht man doch kein CSI Miami beauftragen. Womöglich waren die Produzenten so fickrig endlich mal ein gutes Drehbuch in der Hand zu halten, dass ihnen die Details egal erschienen. Der Running Gag mit Bob Dylan ging aber in Orndung.

Nächste Woche gebe ich dem Tatort eine erneute Chance. Krimi Fan wird aus mir dennoch keiner mehr, das kann ich versprechen.