zu Teil III
"Du und ich, ich und du, viel mehr gehört wohl nicht dazu." Dendemann
Sie bekam ihr Fahrradschloss nicht auf. Endlich, das war meine Gelegenheit, ihr zu beweisen was ich auf dem Kasten hatte. Eine schlechte Partie war ich mit Sicherheit nicht. Ich konnte den Ball auf dem Finger drehen, trug betrunkene Freunde nach Hause, stritt nicht beim Autofahren, wusste genau wo welcher Sender auf der Fernbedienung zu finden war und verschenkte mühsam aufgenommene Tapes. Nur handwerklich geschickt war ich nicht besonders. Die sollten in Pornofilmen mal mehr Fußballer und Bauingenieure in ihre komplexen Handlungen einbinden, dann wäre der Umgang mit dem Hammer für viele Frauen auch kein so wichtiges Auswahlkriterium. Ich bekomme noch nicht einmal einen vernünftigen Knoten hin, geschweige denn auf. Wäre ihr Fahrrad angeknotet gewesen, dann wäre an dieser Stelle womöglich schon wieder Schluss.
-Komm, gib mal den Schlüssel her.
Einmal den Schlüssel im Schloss gedreht und das Rad war von der Straßenlaterne befreit. Mich erstaunte es selbst wie lässig ich das habe aussehen lassen. Na, wenn sie das nicht beeindruckte, dann muss sie mit David Copperfield per Du gewesen sein.
-Haste gesehen wie das geht? Ich werde nicht immer da sein können, um dein Fahrrad von Straßenlaternen zu befreien.
Sie verdrehte die Augen und boxte mir auf die Schulter.
Vor einer Stunde lagen wir noch auf einem Wäscheberg in einem Geschäft für die Dame von Welt. Sie suchte ein Sommerkleid und ich flanierte hinter ihr her und kommentierte ihre Auswahl mit super und damit siehst du aus wie eine richtige Dame aus einem Pariser Vorort. Keine Ahnung ob das ein Kompliment war, es war jedenfalls so gemeint.
-Nervt es dich nicht, wenn ich ständig hinter dir herlatsche?
-Nee, was willst du denn sonst machen? Die Kleider anprobieren?
-Ich könnte mich hinsetzen und später beim bezahlen helfen.
Während sie durch die Reihen hüpfte und anprobierte, holte ich mein Handy raus und schrieb ins Telefonbuch vor ihren Namen ein doppeltes A, damit sie über allen anderen stand. Eine Frau, die einem beim Fahrstuhl fahren umarmt, sollte man nach ihrer Telefonnummer fragen. Sie hatte Höhenangst, so zumindest die offizielle Version. Seit diesem Tag waren wir noch auf so manchem Berg oder Dach und es ging immer gut, ohne großartiger Nervosität. Beim Fahrstuhl fahren umarmten wir uns dennoch weiterhin.
Als ich sie wiederfand, stand sie gerade vor einem drehbaren Kleiderständer.
Ihr zu folgen war nicht besonders schwer. Überall lagen Klamotten, Gürtel, Schäle über den Regalen geworfen und markierten ihre Spur.
-Warst du das?
-Ja, dafür arbeiten die Leute doch hier.
-Okay.
Ich räumte ein bisschen hinter ihr her, wusste aber auch nicht wohin mit den ganzen Sachen und warf alles wieder lieblos über einen Tisch mit Angeboten. Eine Verkäuferin beobachtete mich und fragte, ob sie das schon mal zur Kasse bringen dürfe. Ich erklärte ihr, das sei alles noch in der engeren Auswahl und verschwand in die Entgegengesetzte Richtung.
Wofür brauchte sie überhaupt ein Sommerkleid? Das passte doch gar nicht zu ihr.
-Wie findest du das?
-Sehr schön, aber wie bekommst du so deinen Walkman mit und überhaupt, hast du dann vor eine Handtasche zu tragen und wer trägt dann deine Handtasche wenn wir tanzen gehen wollen?
-Es gibt auch sportliche Taschen.
-Ich habe auch so was. Du kennst sie, die liegt bei mir stinkend in der Ecke. Die mit den Fußballschuhen drin.
Das Musikargument hinterließ Eindruck. Musik war ihr Ding. Sie bekam in Clubs oft ungefragt gebrannte CDs von den DJs geschenkt. Auf den CDs waren eine einfallslose Auswahl von angesagten R´n´B Songs und eine Telefonnummer. Diese Saftnacken. Die CDs liegen heute alle bei mir unterm Autositz. Die meisten ungehört. Sie war es auch, die mir früh beibrachte, dass man Kopfhörer aufsetzt und nirgends hineinstopft.
Ich sagte ja, ein Sommerkleid passte zu ihr wie ein Zigarettenautomat ans Weserstadion. Sie war sowieso mehr der sportliche Typ. Fast täglich rannte sie der Bahn hinterher und rief dabei: „erst aussteigen lassen!“. Jetzt also Kleider anstatt urbanen Sneaker Look.
Eine nicht so sportliche Frau, die ihren Arsch der Breite von Wühltischen angepasst hatte, vermutlich um so besser die Schnäppchen jagende Konkurrenz abzuwehren, versuchte sich zwischen uns und den Kleiderständern durchzudrängeln. Ich zog sie zu mir.
-Komm zu mir, damit die dicke Frau…
-Denkt wir wären zusammen?
Die sperrige Dame interessierte sich nicht für uns. Selbst nachdem sie uns mit ihrer ausladenden Hüfte erwischt hatte, drehte sie sich nicht um. Ich hielt sie immer noch fest als wir gemeinsam in die kompletten Kollektionen der letzten paar Sommer fielen. Es war ein bisschen wie Fahrstuhl fahren.
-...durch den Gang passt.
"Du und ich, ich und du, viel mehr gehört wohl nicht dazu." Dendemann
Sie bekam ihr Fahrradschloss nicht auf. Endlich, das war meine Gelegenheit, ihr zu beweisen was ich auf dem Kasten hatte. Eine schlechte Partie war ich mit Sicherheit nicht. Ich konnte den Ball auf dem Finger drehen, trug betrunkene Freunde nach Hause, stritt nicht beim Autofahren, wusste genau wo welcher Sender auf der Fernbedienung zu finden war und verschenkte mühsam aufgenommene Tapes. Nur handwerklich geschickt war ich nicht besonders. Die sollten in Pornofilmen mal mehr Fußballer und Bauingenieure in ihre komplexen Handlungen einbinden, dann wäre der Umgang mit dem Hammer für viele Frauen auch kein so wichtiges Auswahlkriterium. Ich bekomme noch nicht einmal einen vernünftigen Knoten hin, geschweige denn auf. Wäre ihr Fahrrad angeknotet gewesen, dann wäre an dieser Stelle womöglich schon wieder Schluss.
-Komm, gib mal den Schlüssel her.
Einmal den Schlüssel im Schloss gedreht und das Rad war von der Straßenlaterne befreit. Mich erstaunte es selbst wie lässig ich das habe aussehen lassen. Na, wenn sie das nicht beeindruckte, dann muss sie mit David Copperfield per Du gewesen sein.
-Haste gesehen wie das geht? Ich werde nicht immer da sein können, um dein Fahrrad von Straßenlaternen zu befreien.
Sie verdrehte die Augen und boxte mir auf die Schulter.
Vor einer Stunde lagen wir noch auf einem Wäscheberg in einem Geschäft für die Dame von Welt. Sie suchte ein Sommerkleid und ich flanierte hinter ihr her und kommentierte ihre Auswahl mit super und damit siehst du aus wie eine richtige Dame aus einem Pariser Vorort. Keine Ahnung ob das ein Kompliment war, es war jedenfalls so gemeint.
-Nervt es dich nicht, wenn ich ständig hinter dir herlatsche?
-Nee, was willst du denn sonst machen? Die Kleider anprobieren?
-Ich könnte mich hinsetzen und später beim bezahlen helfen.
Während sie durch die Reihen hüpfte und anprobierte, holte ich mein Handy raus und schrieb ins Telefonbuch vor ihren Namen ein doppeltes A, damit sie über allen anderen stand. Eine Frau, die einem beim Fahrstuhl fahren umarmt, sollte man nach ihrer Telefonnummer fragen. Sie hatte Höhenangst, so zumindest die offizielle Version. Seit diesem Tag waren wir noch auf so manchem Berg oder Dach und es ging immer gut, ohne großartiger Nervosität. Beim Fahrstuhl fahren umarmten wir uns dennoch weiterhin.
Als ich sie wiederfand, stand sie gerade vor einem drehbaren Kleiderständer.
Ihr zu folgen war nicht besonders schwer. Überall lagen Klamotten, Gürtel, Schäle über den Regalen geworfen und markierten ihre Spur.
-Warst du das?
-Ja, dafür arbeiten die Leute doch hier.
-Okay.
Ich räumte ein bisschen hinter ihr her, wusste aber auch nicht wohin mit den ganzen Sachen und warf alles wieder lieblos über einen Tisch mit Angeboten. Eine Verkäuferin beobachtete mich und fragte, ob sie das schon mal zur Kasse bringen dürfe. Ich erklärte ihr, das sei alles noch in der engeren Auswahl und verschwand in die Entgegengesetzte Richtung.
Wofür brauchte sie überhaupt ein Sommerkleid? Das passte doch gar nicht zu ihr.
-Wie findest du das?
-Sehr schön, aber wie bekommst du so deinen Walkman mit und überhaupt, hast du dann vor eine Handtasche zu tragen und wer trägt dann deine Handtasche wenn wir tanzen gehen wollen?
-Es gibt auch sportliche Taschen.
-Ich habe auch so was. Du kennst sie, die liegt bei mir stinkend in der Ecke. Die mit den Fußballschuhen drin.
Das Musikargument hinterließ Eindruck. Musik war ihr Ding. Sie bekam in Clubs oft ungefragt gebrannte CDs von den DJs geschenkt. Auf den CDs waren eine einfallslose Auswahl von angesagten R´n´B Songs und eine Telefonnummer. Diese Saftnacken. Die CDs liegen heute alle bei mir unterm Autositz. Die meisten ungehört. Sie war es auch, die mir früh beibrachte, dass man Kopfhörer aufsetzt und nirgends hineinstopft.
Ich sagte ja, ein Sommerkleid passte zu ihr wie ein Zigarettenautomat ans Weserstadion. Sie war sowieso mehr der sportliche Typ. Fast täglich rannte sie der Bahn hinterher und rief dabei: „erst aussteigen lassen!“. Jetzt also Kleider anstatt urbanen Sneaker Look.
Eine nicht so sportliche Frau, die ihren Arsch der Breite von Wühltischen angepasst hatte, vermutlich um so besser die Schnäppchen jagende Konkurrenz abzuwehren, versuchte sich zwischen uns und den Kleiderständern durchzudrängeln. Ich zog sie zu mir.
-Komm zu mir, damit die dicke Frau…
-Denkt wir wären zusammen?
Die sperrige Dame interessierte sich nicht für uns. Selbst nachdem sie uns mit ihrer ausladenden Hüfte erwischt hatte, drehte sie sich nicht um. Ich hielt sie immer noch fest als wir gemeinsam in die kompletten Kollektionen der letzten paar Sommer fielen. Es war ein bisschen wie Fahrstuhl fahren.
-...durch den Gang passt.
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