Freitag, 23. Juli 2010

Funky for you III

„I'm gonna make it real funky for you“ Nice & Smooth

An Zufall glaubte ich bei ihr schon lange nicht mehr. Inszeniert wirkte es aber auch nie. Es passte einfach. Mit solchen Dingen wie einer Affinität zu Anime Serien oder allgemein zum Comic hält man lieber hinter dem Berg wenn man sich als potenzieller Geschlechtspartner etablieren möchte. Zum Glück hat sie damit angefangen. Aus Langeweile mal erwähnt, dass die neue Dragonball Z Staffel ziemlich lahm und außerdem bereits jedem aus den Mangas bekannt sei. Ich kannte den Kram, weil ich zu jener Zeit täglich den Bus am Bahnhof nehmen musste und zum Zeitvertreib die Manga Hefte im Bahnhofskiosk las. Das ging schnell und war unterhaltsam. Sie kannte die Serie von einem befreundeten Comiczeichner. Na toll, sie hängt mit interessanten Super Urban-Typen ab, während ich am Bahnhof rumlunger. Mittlerweile stand es 3:0 für sie.

Verrückt was einem so durch den Kopf geht während man vom Beifahrersitz aus versucht die komplette Gangschaltung wieder in die dafür vorgesehene Halterung, ich glaube Getriebe heißt das, zu bekommen. Beim Hochschalten hatte sie den Knauf samt Hebel plötzlich in der Hand. Ich rühre in der Mittelkonsole rum wie ein Irrer. Um die Dramaturgie zu unterstreichen, schlingert sie demonstrativ mit dem Lenkrad umher und schreit dabei gekünstelt. Was ist das denn für ein scheiß Spaß? Jetzt rühren wir gemeinsam. Einer sollte besser mal lenken. Irgendwann rastet der Hebel wieder ein, alles gut. Ich selbst habe keinen Führerschein, kann mir aber denken, dass so ein Verhalten nicht der Straßenverkehrsordnung entspricht.
Sie fährt einen unkaputtbaren, trotzdem ziemlich verschlissenen, Pick up Truck (4:0). Nicht so einen übertrieben coolen Pick up wie Colt Sievers ihn fährt, eher so das Modell Howie Munson. Dennoch verliert man schnell den Respekt vor gegnerischen Autos und Straßengräben.

- Was war das denn eben?
- Das hat der manchmal. Schlimmer ist, wenn das Tape-Deck Anstalten macht.
- Aber du hättest doch wenigstens vom Gas gehen können.
- Das ist nicht gut für den Motor, wenn man so rumschleicht. Komm, ich lade dich zum Essen ein. Also McDonalds…

Yes, mit einem Pick up durch den Drive In. Ein Kindheitstraum, den ich erst seit ein paar Wochen habe, erfüllt sich. Es ist tatsächlich so cool wie man sich das vorstellt. Auf dem Parkplatz stellen wir uns in die einzige freie Parklücke, die genug Platz bietet. Die Burger teilen wir akribisch in Fleisch und nicht Fleisch unter uns auf (4:1). Es lief, wie die meiste Zeit, Soulmusik. Sie ist schon länger dabei (5:1), für mich hingegen eröffnete sich ein ganz neues Genre. Frauen, die Soulmusik hören und etwas damit anfangen können, sind per se klasse. Erst dachte ich, sie will auf das Erwachsenenimage raus und Jazz sei ihr dafür zu verkopft, aber sie lebt das. Egal wie das klingt.
Barry White, Al Green, Marvin Gaye, Curtis Mayfield und wie sie alle heißen, zeigen einem stilvoll auf wie das funktioniert, so zu zweit. „Komm Baby, ich mache dir den Barry White.“ Immer noch einer meiner favorisierten Körbe.

Es läuft gerade der Klassiker Respect von Aretha Franklin. Neben uns im Auto beißt ein etwas korpulenterer Herr in seinen Big Mac. Schön genüsslich im Zeitlupentempo, als ob er dafür bezahlt werden würde. „Just a little bit, just a little bit“, singt Aretha. Wie wahr und einen Lacher wert. Von oben herunter fühlt man sich nicht so beobachtet und kann sich richtig auslassen.
Ich will meine Füße auf das Armaturenbrett verfrachten, nur bin ich zu groß dafür. Die Sitze lassen überhaupt kein Spiel zu. Peinlich wie das aussieht.

- Was ist eigentlich in der Kiste drin? Die, die auf der Ladefläche steht?

Ich kann es mir denken. Eine Abdeckplane und darunter bestimmt Maschinengewehre.

- Meine Liebhaber.
- Na, viele können das ja nicht sein.
- Klein gehackt.
- Ohh. Kay.

Wir unterhalten uns darüber wie peinlich es ist, jemanden Liebesgrüße via Laken oder Sonstigem das man so an Straßenbrücken befestigen kann, zu übermitteln. Joa, finde ich jetzt nicht. Um ehrlich zu sein, entsprach das schon meiner Vorstellung von maximaler Romantik. Abgesehen von der Barry White Nummer natürlich. Dann kann ich das ja von der Liste streichen. Auf Ewig. 6:1, der Tag geht deutlich an sie.

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