Mittwoch, 23. Januar 2008

Stickeralbum

"Deine Sammlung ist der Spiegel deiner Seele und nicht etwa, weil ich dir hier irgendeinen erzähle" Dendemann

Früher kamen die Newsletter von Plattenlabels noch mit der Post und mit ihnen kamen zu Werbezwecken Aufkleber und Postkarten der angepriesenen „Stars“. Auf Konzerten gab es auch immer gut was für die Jackeninnentasche. So kam es, dass sich über die Jahre dutzende von Aufkleber in meiner Schublade für solche Dinge sammelten. Wohin damit? Zum aufkleben waren die mir immer zu schade. Beziehungsweise wollte ich den Wiederverkaufswert meiner Billigmöbel nicht völlig auf Null senken. Ich weiß noch, wie ich es in frühen Kindestagen gehasst habe, wenn mir gebrauchte Möbelstücke gekauft wurden, auf denen fremde Kinder mir ihre Panini- und sonstigen Sticker vererbt hatten. Von Geschmack zeugten nur die wenigsten Aufkleber, darunter die Nationalmannschaft ´90 an meinem Bettkasten. Ich selber war nicht ganz unschuldig. Damals kaufte ich mir für einen Groschen diese Kaugummis mit den kleinen Stickern vom A-Team, ALF oder Knight Rider darin. Das Kaugummi schmiss ich weg, das Bild klebte ich auf das Schutzblech meines Fahrrads. Michael Knight landete in der Innenseite von der Minibar meines Vaters. Heute möchte ich nicht mehr unbedingt, dass mein Zimmer aussieht wie das Schanzenviertel. Außerdem hinterlassen Etiketten auf Holzfurnier genauso einen albernen Eindruck wie Jan Cux und Cuxi auf süddeutschen Autos. Beim entrümpeln der Uni Sachen habe ich das Merchandise in der Schublade mit den X-Akten wieder entdeckt. Also wohin damit? Das meiste sind Aufkleber von deutschen HipHop Bands, die es zum Teil gar nicht mehr gibt und welche von Klamottenmarken sind auch dabei.
Früher hätten sie die Rostflecken meines Autos kaschieren können, leider kommt die Idee ein bisschen spät. Wenn einer weiß was ich damit anfangen kann, der soll sich bitte melden. Verschenken werde ich sie nicht! ...vielleicht aber tauschen.

Stick up Kids

Donnerstag, 10. Januar 2008

Bombenteppich

"Die würde ich sofort aus dem Bett schubsen! Auf dem Fußboden ist doch viel mehr Platz!" Lunchmann
„Warum aufräumen wenn einmal jeder Handgriff sitzt?“ Martin Cordes

Ich verstehe nicht warum etwas, das auf dem Fußboden liegt gleich als unaufgeräumt betrachtet wird. Wer solcher Ansicht ist, der räumt selbst Schuhe im Flur in ein Regal. Für mich ist der Fußboden ein riesiges Möbelstück. Manchmal schlafe ich darauf, manchmal sitze ich darauf und manchmal esse ich vom Boden, weil man es kann. Unarchiviert ist nicht gleich dreckig. Der Fußboden ersetzt einen zweiten Tisch, ein CD-, Platten- und Bücherregal. Mein letztes Geld habe ich für Bücher ausgegeben. Bücher, die ich zwar alle schon gelesen habe, aber nicht besessen. Mir geht es nicht darum Besuch zu beeindrucken und auf die Frage zu hoffen: „haste die alle gelesen?“. Damit ich dann sagen kann: „geschrieben!“.
Mir geht es darum Dinge nachzuschlagen. Woher habe ich denn den schlechten Witz hergenommen und von wem kommt die Formulierung – sozial auffällig? (Heinz Strunk)
Dies geht am besten, wenn die Bücher griffbereit in der Nähe des Bettes rum liegen. In der Klausurenzeit liegen Skripte, hunderte von kopierten Blättern und aufgeschlagene Bücher, einem kompliziertem Konzept folgend, überall auf dem Fußboden verstreut. Es sieht aus wie bei David Aames aus dem Film Vanilla Sky, als dieser sich über seine Gesichtschirurgie informiert.
Klamotten, die zusammengelegt auf dem Teppich liegen, könnte ich sicherlich in den dafür vorgesehenen Schrank packen. Sie stören aber auch nicht wenn sie vor dem Schrank liegen bleiben. So habe ich eine gute Übersicht davon welches Shirt ich noch fürs Wochenende habe und wann ich die Wäsche waschen sollte. Der Durchlauf ist gewaltig, es lohnt gar nicht richtig die Shirts zu sortieren und zu wegzuräumen. Das ist dann wohl Single Luxus, wie Frauen hinterher pfeifen oder pupsen.
Boxen- und Cinchkabel verlaufen quer durch den Raum, vom Verstärker zu den Plattenspielern, rüber zum Notebook, hin zum Fernseher und wieder zurück. Man kann quasi kein Staub saugen ohne mindestens einmal ein Kabel aus dem Staubsaugerkopf zu rupfen. dieser Aufwand wird wohlwollend in Kauf genommen, die Kabel zu verlegen lohnt sich nämlich ebenfalls nicht. Zu oft räume ich den Elektrokram um. Es hört sich jedes Mal geil nach Arbeit an, wenn der „Staub“ durch den Sauger klöttert. Die Warnlampen werden ignoriert, dass das Gerät trotzdem arbeitet, ist ja deutlich zu vernehmen. 
Es gibt den Teppich jetzt schon seit zehn langen Jahren und ich warte immer noch auf den Tag an dem er wieder (haha) angesagt sein wird. Hätte ich einen 4 cm dicken, weißen Kaschmirteppich würde ich wohl auch anders damit umgehen, was die Sache nicht gemütlicher macht.
Cinchkabel und Brandfleck

Montag, 7. Januar 2008

Funky for you

zu Teil II

"As long as it`s funky...alright" Common

"Schreib doch mal was nettes" Nadieke

Wusch. Die Eingangstür der Drogerie öffnet beim betreten des Ladens automatisch via Lichtschranke. Wenn ich mich unbeobachtet fühle, streiche ich mit der rechten Hand durch die Luft und tue so, als ob ich ein Jedi - Ritter wäre, der die verschlossene Tür mit Hilfe der Macht öffnet. Im Augenblick beobachtet sie mich. Dennoch möchte ich nicht auf die Geste verzichten, was mir sofort einen kleinen Rempeler einbringt.
Einkaufen mit ihr bedeutet: sie kauft ein. Jedes mal wieder völlig unroutiniert wie bei ihrer ersten Fahrstunde schlendert sie zwischen den Regalen entlang und erklärt mir, dass wir Bückwarenkäufer sind. Ich schaue ihr dabei zu, allerhöchstens bücke ich mich für sie gelegentlich nach "JA" Produkten. Es gibt keine Alltagsgegenstände, die ich vorrätig bräuchte. Erst wenn etwas leer ist, gehe ich einkaufen. Nicht umsonst haben die Läden mittlerweile bis 22 Uhr geöffnet. Auf Vorrat kaufen, nennt man wohl auch eher Shopping und das ist sowieso allein ihr Ding.

- Brauchst du keinen Korb?
- Nee, ist nicht viel.
- Okey.

Ich platziere mich vor dem Kondomaushangdrehständer, der dicht an den Kassen steht und lese mir die Rückseiten der Kondomverpackungen durch. Mich interessiert, ob dort Übersetzungen der Gebrauchsanweisung zu lesen sind, wie bei den Single Menus und wenn ja, welche Sprachen bei Kondomen vor der deutschen kommen.
Sie geht wortlos an mir vorüber und holt sich einen dieser roten Körbe, die am Eingang bereitgestellt werden. Sie hat Glück, dass sie nicht mit Mario Barth zusammen ist. Das sage ich ihr auch direkt, als sie auf ihrem Weg zu den Männerdüften wieder an mir vorbei kommt. Ich bin in eine Frau verliebt, die Männerdüfte trägt. Sie rechtfertigt das damit, dass sie es sei, die sich den ganzen Tag riechen müsse und da will sie nun mal gut riechen. Außerdem sei die Zeit Kerle aufzureißen ja erstmal vorbei. Sie sagte tatsächlich erstmal. Komischer Liebesbeweis, so unromantisch, so realistisch.
Aktuell ist es "Jump" von Joop. Unauffällig oft benutze ich es selber, also sage ich ihr nicht, dass man den parfümierten Eigengeruch höchstens fünfzehn Minuten lang wahrnimmt. Womöglich aus Selbstschutz, jedenfalls halte ich aus diesem Grund lieber meine Klappe.
Sie holt mich eine halbe Stunde später mit einem vollen Korb vom Kondomaushang ab.

- Wie kann man da eine halbe Stunde lang vorstehen? Die Leute müssen ja denken, dass du die Dinger klauen willst.
- Was glaubst du? Heißt die Familienpackung deshalb so, weil da einfach mehr drin ist oder weil die wenigen die drin sind alle Löcher haben?
- ...oh man… jetzt stehe ich hier auch schon rum. Nimm halt welche mit.
- Ich kann mich nicht entscheiden!
- Dann nimm zwei.
- Was? einen ganzen Jahresvorrat?
- Was bist du denn heute so nervig gut aufgelegt?
- Jetzt gerade bin ich froh, dass der Satz nach dem nervig noch weiterging…
- Apropos weitergehen!


Nie würde ich zugeben, wie viel Spaß mir das Einkaufen mit ihr macht.

Samstag, 5. Januar 2008

Gute Vorsätze

„Morgen geht`s früh raus kalt duschen und spätestens mittags
gibt`s Matetee und Mehrkornbrezeln und die ersten Sit-ups
frühstück, halb auf geht`s bald drauf zur Typberaterin
und ich muss in Sachen Sport dringend 'n Halmapartner finden
ich muss Versicherung checken sonst gibt`s noch weniger Rente
wenn ich so weiter mache brauch ich jede Mark für Medikamente“ Dendemann

Vorsätze sind für den Arsch. Das sollte jeder gut einschätzen können, der es mal mit welchen versucht hat. Fitness Center stellen für 2-3 Monate neue Angestellte ein, um den Ansturm von Januar bis März auffangen zu können. Abonnements von Wohlfühl-Magazinen werden abgeschlossen oder wurden letztes Jahr zu Weihnachten verschenkt, weil man nebenbei noch ein Sponsorengeschenk absahnen kann. Ein Klassiker ist es mit dem Rauchen aufzuhören. Das alles dient allein dem Gewissen. Andere sind zu guten Vorsätzen vertraglich gezwungen. Wie zum Beispiel Michael Ballack. Wenn das nicht sein Jahr wird, dann war es das mit seiner Karriere. Halt immer wenn Geld im Spiel ist, sollte man dieses Jahr kürzer treten oder gerade Gas geben. Warum wird eigentlich ständig wenn man von Vorsätzen spricht, das in Verbindung mit dem Wort „gut“ getan? Sollte das nicht selbstverständlich sein?

- Herr Bush, was sind ihre Vorsätze für das neue Jahr?
- Krieg!
- und was sind ihre guten Vorsätze für das neue Jahr?
- Frieden in den USA!
Ist doch das gleiche, egal wie man die Vorsätze nun benennt.

Natürlich müsste auch ich mehr Sport treiben und allgemein gesünder leben. Nur interessiert mich das ab April, ab den ersten Sonnenstrahlen nicht mehre. Da verschwände ich gar keinen weiteren Gedanken dran. Den Charakter formen gehört zu meinen liebsten Hobbys, das muss ich mir nicht vornehmen. Was dabei sonst noch so geformt wird, sind nette Begleiterscheinungen gegen den Magersuchtswahn.
Zwischenmenschlich gäbe es aber einiges für mich zutun.
Kontakte pflegen ist eben mehr als ein Profil im Netz zu erstellen oder regelmäßig seine eigene Homepage anzulügen. Die wenige Zeit besser nutzen, darum geht es doch genau genommen. Jedes Jahr wieder. Sportlich rüber kommen, geil aussehen oder die Karriere nach vorne bringen wollen alle. Das sind einfallslose, feige Vorsätze.
Ich würde gerne viele Menschen öfters sehen. Das zu versprechen wäre jetzt ganz groß, es bleibt aber nur bei einem feigen Vorsatz meinerseits.