Dienstag, 8. Juli 2008

Kraft mal Weg

"Ich guck noch mal in die Flasche wie spät das ist" Brösel

"Wenn Arbeit hier nicht Kraft mal Weg ist, widerleg es!
Denn als nächstes bewege ich Träges als wäre es Tetris" Aphroe

Im Oktober und November 2007 habe ich die Gelegenheit bekommen ein wenig Geld zu verdienen. Endlich wieder. Ausgemalt habe ich es mir schon... ich betrete die Bank und knall ein Bündel Scheine auf den Tresen. Daraus wurde zwar eher eine heimliche Überweisung vom Automaten aus, dennoch wurde ein Kasten Bier gekauft und angestoßen. Die Zahlungsmoral war gut und überschau - Bar. Schuldenfrei und Spaß dabei, trotzdem hatte ich daraufhin kein Geld zur Verfügung. Auch die Hoffnung, das Verschwinden des Solls schlägt sich positiv auf meine Gefühlslage nieder trat nicht ein. Ich habe wahrscheinlich nicht fest genug daran geglaubt.
Ich war Handlanger / Gerüstkellner und (Achtung Wortspiel) Bewehrungshelfer auf einem Bau. Einfamilienhaus. Wer jetzt schlimme Wortspiele erwartet (s.o) ist hier an der falschen Adresse. Wortspiele wie Mörtel Kombat oder Kalk Fiction sind gemeint. Ich arbeitete mit den Maurern zusammen. Nee, ich arbeitete für die Maurer. Maurer sind die Diven des Baus. Alles muss denen in die Hand gelegt werden. Nur das Bier holen sie sich hin und wieder selber. Ich brauchte nie auf die Uhr zu schauen, ich machte anhand der verbleibenden Bierflaschen im Kasten klar, wie lange noch gearbeitet wurde. Schön Kasten Herforder Handgranaten 27 Flaschen. Früher 30 Flaschen. Früher hätte ich länger arbeiten müssen. Ich selber trank nichts. Bei dem Tempo in den frühen Morgenstunden hätten die mich am Feierabend jedes Mal aus der Regenwassertonne fischen können. Der 11 Uhr Zug war mir ja bekannt, aber die eindutzend Sonderfahrten waren mir neu. Jedes Mal, wenn der Bauherr vorbeischaute, wurde der Ton etwas schärfer und man sollte plötzlich drei Dinge auf einmal erledigen, unter anderem die leeren Bierflachen einsammeln und verstecken. Dabei kam mir der Herr Bauherr überhaupt nicht streng oder wie ein Lehrer vor, eher sehr unentschlossen und unstetig. Ständig mussten Änderungen vorgenommen werden.
Alles hier, außer mir, hatte einen Kosenamen bekommen. Die große Steinsäge hieß zum Beispiel: „das Moped" und der Bolzenschneider hieß: „Mattenschere". Ich habe mir nicht alles merken können, aber Mörtel hieß jedenfalls: „Mucks".

- „Ma`ma Mucks!" hörte ich oft.

Egal voran ich drehte oder rüttelte, irgendwer drehte und rüttelte ein zweites Mal daran und sagte: „SO!" Das machte wenig Spaß. In den Pausen wurden Geschichten vom Bau erzählt. Von spektakulären Unfällen und unangekündigten Kontrollen vom zuständigen Amt war da die Rede. Es erinnerte stark an den Film „Was nicht passt, wird passend gemacht".
Ansonsten lallten (die Maurer), nuschelten (ich) wir herum und der Mischer knatterte so laut, dass ich mich nicht mehr denken hören konnte. Trotzdem verstanden sich alle offensichtlich prima.

- „Kannst... rüttel, schramm ...von draußen... Schepper, Schepper ...schnell holen?"
- „Yo!"

Ich hatte Blasen an den Füßen. Ich sollte öfters privat meine Arbeitsschuhe tragen und Frühaufstehen üben. Aber das Wetter war toll. Goldener Oktober

kaputt malocht

Die fünf wichtigsten Benimmregeln auf dem Bau:

- Nirgends anlehnen
- Mit einem gepressten „YO" antworten. Das klingt immer schwer beschäftigt.
- Hölzer, besser noch Metall, immer knallen oder scheppern lassen. Das klingt noch mehr nach Beschäftigung.
- Mittrinken
- Imperativ

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