Montag, 4. Januar 2010

Tatort

"“Wir hassen die Bösen nicht, weil sie uns schaden, sondern weil sie böse sind.” Jean Jaques Rousseau

Ich habe gestern den Tatort mit dem Titel „Weil sie böse sind“ geschaut. Das kann ich als GEZ Zahler ruhigen Gewissens zugeben. Da ist es schon gewagter zuzugeben, dass es mein erster Tatort war. Krimis haben mir nie etwas gegeben, besonders keine deutschen. Doch gestern war das Fernsehprogramm so schwach, da wollte ich es einfach mal drauf ankommen lassen.

Die ersten Fünf Minuten bekam ich nicht so richtig mit. Das lag an meiner Angewohnheit Fernsehen oft ohne Ton zu schauen. Im Nachhinein konnte ich aber den fehlenden Anfang rekonstruieren. Ein Typ mit dem bestechenden Namen Rolf fragt bei dem reichen Adelsmann Stauper persönlich an, ob dieser seinen autistischen Sohn Manuel nicht in dessen Stiftung aufnehmen könne. Es kostet dem Fürsten von Stauper doch nur einen Anruf. Rolf ist Witwer und hat es auch sonst sehr schwer im Leben, zu allem Überfluss hat er sich als Hobby die Ahnenforschung ausgesucht. Der Fürst von Stauper lehnt nicht nur ab, er reizt auch noch den bettelarmen Angestellten solange, bis dieser ihn mit einem Morgenstern erschlägt. Ein kurzer Blick in die Überwachungskamera, Tatwaffe und Akten am Tatort liegen gelassen und ab nach Hause gerannt.

Am nächsten Morgen kommt der scheinbar versnobte Sohn Stauper auf das Anwesen gefahren und entdeckt die Leiche seines Vaters. Der Sohn Balthasar wurde von Matthias Schweighöfer gespielt. Ich habe mich eigentlich dazu entschieden den seit Soloalbum nicht mehr zu mögen. Die Schweiger Filme rechtfertigten den Entschluss ja nur. In diesem Tatort spielte aber er sehr überzeugend. Wenn auch einige seiner Reaktionen gegenüber der Polizei zu overacted waren…

Am Tatort angekommen macht der Junge logischerweise was zuerst? Er kopiert die Aufnahmen der Überwachungskamera auf CD und löscht den Eintrag. Die Mordwaffe versteckt er vor der Polizei, nur den Aktenordner lässt er offen rum liegen.

Unerwartetes passiert. Der Balthasar Stauper findet die Adresse des Mörders in dessen Akten und stattet ihm einen Besuch ab. Anstatt voller Rachegelüsten ist er dankbar, dass das miese Schwein von Vater endlich abgedankt hat. Er beschließt ein besserer Mensch zu werden als sein Vater es war, hilft Rolf bei der Erziehung seines Kindes und lässt sonst noch weitere Kontakte fließen. An dieser Stelle dachte ich, wieso müssen die Therapeutinnen, die sich um den armen Jungen kümmern, so verdammt sexy sein? Irgendwie klar, aber auch irgendwie dumm.

Balthasar Stauper beschäftigt sich intensiver mit den Geschäften seiner Familie und kommt auf den Trichter, dass seine einzigen verbliebenen Verwandten ebenfalls ordentlich Dreck am Stecken haben. Rolf wird von Balthasar genötigt seinen Onkel und seine Tante zu töten. Argument war die scheiß Ungerechtigkeit auf der Welt und das Druckmittel war der Mord an Fürst von Stauper. Jeweils aus Notwehr heraus tut Rolf Balthasar den Gefallen. Der junge Stauper verschafft sich Alibis und deckt seinen Komplizen Rolf. Den Kommissaren, die bis hierhin höchsten Mal die Verwandtschaft und einen Hafenpenner befragt hatten, sind die Hände gebunden.

Bis, ja, bis eine Mitarbeiterin vom Rolf, aufgrund ihrer Affinität zu Siegertypen, ihm auf die Schliche kommt. Sie entdeckt die Mordwaffe bei ihm zu Hause und grabbelt sie an. Dummer Fehler, so was macht man nicht. Rolf gesteht alles. Er ist halt einer von den Guten.
Auf der Polizeistation trifft die Frau auf Balthasar, den sie für einen Polizisten hält und erzählt ihr von dem Geständnis ihres Arbeitskollegen. Dieser sammelt sie sofort ein und überweißt via Anruf eine Million Euro Schweigegeld auf ihr Konto. Daraufhin flüchten sie im Auto vor der Polizei, die zufällig mitbekommen hatte, dass die Kronzeugin gerade unbefragt das Gebäude verlassen hat. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd, an dessen Ende Balthasar mit der Frau gegen eine Wand rast und somit Rolf endgültig den Rücken deckt. Die Frau wird als die Täterin vermutet. Die Fingerabdrücke auf der schlecht entsorgten Mordwaffe, sowie die Million auf dem Konto waren Beweis genug. Rolf kann sich weiterhin liebevoll um seinen Sohn kümmern. Happy End. Irgendwie.

Einwenig dusselig fand ich den Tatort jetzt schon, aber ich war über weite Strecken positiv überrascht. Einige gute Schauspieler, gute Handlung und ein versöhnliches Ende. Kaum Kitsch, bis auf die Szene im Regen beim Mord an der Tante.
Gut war auch, dass der Hauptmord so früh geschah und der Mörder sofort bekannt war. Das schloss den Gärtner schon mal aus und man konnte sich auf die Story konzentrieren.

Jetzt mal ehrlich, an die, die den Tatort ebenfalls geschaut haben, warum sehen die Ermittler nicht die Überwachungskamera am Torbogen? Selbst wenn der Sohnemann diese abmontiert und jegliche Aufnahmen der letzten Woche von dieser Kameraperspektive gelöscht hätte, wäre es doch wenigstens mal sinnvoll gewesen die anderen Kameraaufnahmen zu checken. Dafür braucht man doch kein CSI Miami beauftragen. Womöglich waren die Produzenten so fickrig endlich mal ein gutes Drehbuch in der Hand zu halten, dass ihnen die Details egal erschienen. Der Running Gag mit Bob Dylan ging aber in Orndung.

Nächste Woche gebe ich dem Tatort eine erneute Chance. Krimi Fan wird aus mir dennoch keiner mehr, das kann ich versprechen.

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