Mittwoch, 11. Januar 2012

Liebes Arbeitsamt...

"Also gebt mir ´nen Job und sei es auch so unfaßbar für so manche
wenn ich nicht mein Cheddar krieg dann heirate ich Frau Antje
und teuer ist guter Rat nur, ist dein Flavor nix als guter Matur
ich freu mich auf Resonanz und bin draussen wie Mutter Natur" Dendemann

Über das Arbeitsamt hört man selten etwas Gutes. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Behörde in Agentur für Arbeit unbenannt wurde. Jedenfalls darf ich mich mit dem Verein seit Beendigung meiner Indienreise herumschlagen. Die Agentur für Arbeit beweißt ihr Gespür für Timing und führte ungefähr im selben Zeitraum ihren neuen Telefonservice ein. Die Service-Nummer Arbeit kostet vom Festnetz aus 3,9 ct/min und vom Mobilfunknetz aus 42 ct/min. Ich besitze kein Festnetz, der Anschluss würde mich 5 Euro im Monat kosten, was nicht in Relation zum Gebrauch steht. Wer hat denn noch Festnetz von den unter 30 Jährigen? Zwar steht mir ein Festnetz zur Verfügung, nur wird mir bei Eingabe des Zahlenlabyrinths - drücken Sie die 1, drücken Sie die 8, geben sie ihre Postleitzahl ein – gesagt, mein Gedrücke könne nicht verwertet werden. Ob das nun am Telefonhersteller oder an der Software der Arbeitsagentur liegt, sei mal dahin gestellt… an mir liegt es nicht!

Seit der Weihnachtszeit rufe ich fast täglich bei der Service Hotline an. Von allen Versuchen erreichte ich nur zweimal einen Menschen. Bei meinem ersten Erfolg, gar zwischen den Feiertagen, war die junge Dame am Telefon nicht bereit mir einen Termin zugeben weil ich so doof war und ehrlich antwortete. Die Arbeitsbescheinigung würde mir in den nächsten Tagen zugesandt werden und somit hätte ich die beiden Dokumente, Lohnteuerkarte und Arbeitsbescheinigung, die ich laut Service-Dame benötige, in kürze beisammen. Darauf antwortete sie, sie dürfe mir nur einen Termin geben, wenn ich die Dokumente aktuell beisammen hätte. Meinen Einwand, ich würde doch niemals 2011 noch einen Termin bekommen, wurde mit der dreisten Aussage: doch, der könne schon morgen sein, zerschlagen. Morgen schon, das ist früh, lobte ich die Agentur und versuchte es einfach noch mal: „Wissen sie, dann will ich auch ehrlich sein, eigentlich habe ich beide Dokumente zusammen und hätte gerne für morgen den besagten Termin.“
So ginge das wiederrum nicht, ermahnte sie. Ich entschuldigte mich für meine Unwissenheit und beendete das zehnminütige Gespräch. Dieser Anruf war der erste und einzige, den ich vom Festnetz aus führen konnte. Seitdem verpulverte ich mehrere Euros in der Warteschleife.

Die Frechheit ist, das Arbeitsamt wirbt sehr aggressiv mit dieser Hotline. An den Türen der Agentur sind große Plakate angebracht, die einen auffordern doch besser anzurufen, als persönlich vorbeizuschauen. Auch mir wurde Vorort bereits gesagt, ich solle einen Termin telefonisch vereinbaren. Den Zusatz: So einfach ginge das ja nun nicht, musste scheinbar sein. Als wäre ich der anstrengende Part. Ironischerweise lief an dem Tag eine kurze Dokumentation im ZDF über die Telefonabzocke der Arbeitsagentur. Es wurde der Preisvergleich mit einer Erotik-Hotline gemacht, sowie einige interessante Zahlen kommentiert. Das brachte mich auf folgendes Zahlenspiel: nehmen wir die geschönte Zahl von 2,78 Millionen Arbeitslosen in Deutschland, lassen jeden von denen einmal im Monat die Warteschleife der Arbeitsagentur anrufen, dabei benutzen eine halbe Million ihr Handy, der Ansagentext geht genau 2:02 Minuten bis man ein Amt hat, man zahlt also bereits drei Minuten bis es überhaupt tutet. Wer Erfahrung hat, der weiß was er drücken muss um den Ansagetext abzukürzen, aber glaubt mir, dafür tutet es auch sehr lange! Außerdem gehe ich davon aus, dass der Anrufer sich eine Beratung verspricht und entsprechend lange dranbleibt.
Ergebnis: (2.280.000 x 0,039€/min + 500.000 x 0,42€/min) x 3min/M = 896.760 €/M
Wie gesagt, nur ein Zahlenspiel.

Heute sprach ich das zweite Mal mit einem richtigen Menschen. Es ging immer noch um einen Termin für meinen Arbeitslosengeldsantrag. Das Zwölfminutengespräch (5€) brachte mich im Grunde nicht viel weiter. Was positiv aus dem Gespräch hervorging, war die Information, dass ich den Antrag auch per Post einschicken kann. Der Zusatz: so ginge das schon, aber ich müsse davon ausgehen, dass der Antrag nicht sofort bearbeitet und wahrscheinlich irgendwann bei fehlerhaften Angaben zurück geschickt wird, durfte nicht fehlen. Also bräuchte ich eigentlich sehr wohl einen Termin. Der nächst freie Termin ist überraschenderweise nicht morgen, sondern am 31. Januar. Zudem fragte er erst sich, dann mich wieso mir bei meinem damaligen Beratungsgespräch kein Antrag auf ALG1 mitgegeben wurde. Gute Frage. Zuschicken darf man den nämlich nicht. Wir einigten uns darauf, dass der zuständige Berater das verpennt hat. Ich wusste bis dahin gar nichts von irgendeinem Passierschein Antrag. Wie logisch das Ausfüllen eines solchen Antrages im Nachhinein auch erscheinen mag, wieso taucht der vorher in keinem Gespräch auf oder wurde mir zusammen mit der Arbeitsbescheinigung zugesandt? Das ginge nämlich sehr wohl...

Jetzt gehe ich morgen zur Bundesagentur für Arbeit, persönlich und frage mich solange durch bis ich jemanden gefunden habe, der mir weiterhelfen kann. Der Vorschlag kam von dem erst inkompetenten, dann latent aggressiven Mitarbeiter der Service-Nummer. Das ist ja nicht seine Schuld, wie er immer wieder minutenlang beteuerte. Den Antrag Vorort ausfüllen und zusammen mit der Lohnsteuerkarte und Arbeitsbescheinigung gleich zur Bearbeitung dalassen, ginge so aber nicht! Damit soll ich warten bis zum 31. Januar. Meine Hoffnung liegt darin, dass der ALG1 Antrag bis zu meinem Beratungsgespräch im Dezember zurückdatiert wird.

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele viele Menschen, die in Kontakt mit dem Arbeitsamt treten müssen, anstrengend, unsachlich und unfreundlich sind. Ich kann auch nachvollziehen wieso, aber so blöd bin ich nicht und fange am Telefon Streit an. Das führt nur zu Verzögerungen und Anfeindungen, die niemand gebrauchen kann. Traurig ist es nur, wenn am anderen Ende der Leitung Leute sitzen, die ihrem eigenen Schriftverkehr nicht folgen können, Entscheidungen zwischen den Instanzen nicht begreifen und dabei selbst wenig entscheidungsfreudig sind. Die Argentur für Arbeit weiß doch um ihren Ruf, wie kann man da Leute mit einer Nullbockhaltung hinter die Service-Nummer setzen, auf die sie sich so sehr stützen? Einzelfälle, na klar, aber das bin ich ja auch.

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