Als Bewegungsbruder der zweiten deutschen HipHop Stunde Ende
der 90er Jahre, muss ich mit Entsetzen, also enttäuscht, feststellen, dass
genau dieser Eckpfeiler meines Lebens einzustürzen droht. Statisch unbestimmt,
sagt der Ingenieur im weitesten Sinne.
Wenn ich bei Saturn die Deutschrap-Ecke durchstöbere, kenne
ich die meisten Interpreten zwar vom Namen, aber nicht deren Musik. Den Inhalt
kann ich mir denken bei Albumtiteln wie Asphalt Massaker oder High & Hungrig. Den Moment, in dem die deutsche Hip Hop Kultur für mich zu einer lediglich deutschen Hip Hop Szene verkümmerte, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Phillie MC habe ich problemlos ignoriert, der ging ja spurlos an allem vorbei. Bis heute feilt er womöglich an den sieben Sätzen, die seinen Wikipedia Eintrag ausmachen.
Vielleicht
war es die Aggro Berlin Ansage Nr. 3 im Jahr 2003? Irgendwann dann kamen die
ersten Idioten auf den Plan. Insgesamt ein schleichender Prozess.
An eine wesentliche Änderung im Hip Hop kann ich mich dagegen gut erinnern. Die Konzerte von Samy Deluxe und Dendemann wurden seit 2010 von einer Live Band begleitet. Der DJ durfte zwar ein paar Cuts beisteuern, was aber weit vom klassischen "zwei Plattenspieler und ein Mikrofon" Standard entfernt war. Keine schlechte Entwicklung, im Grunde. Ein Konzept, das zumindest eine nachvollziehbare
Richtung vorweist und durch die Roots, Beste Live Band ever, erprobt war.
Peinlich wurde es allerdings, als plötzlich viele Rapper
meinten, sie beherrschen ebenfalls das Singer Songwriter Genre. Was mich früher mit
Clueso oder Jazzkantine nur peripher erreichte, scheint heute eine nicht zu
unterschätzende Quote bei den Radiosendern zu haben.
Man kann sicherlich nicht jedem vorwerfen auf den Zug der
Singer Songwriter aufgesprungen zu sein, bei Chima und Max Herre zum Beispiel funktioniert
das, aber mal ernsthaft, kann Dennis Lisk von den ABs Gitarre spielen? Vielleicht,
aber sollte er? Sam Sorge experimentiere ebenfalls in dieser Sparte, heraus kamen Verschwörungstheorien mit schönen Melodien.
Der
bürgerliche Name auf den Alben sollte wohl Seriosität vermitteln und
gleichzeitig die street credibility nicht gefährden. Hatte Curse nicht auch solche Nummern verzapft…? Aber sind ja Künstler, lasse
machen.
Die Rap Musik hat sich also verändert, besonders inhaltlich. Okay,
akzeptiert. Zwanzig Jahre später. Wenn es damit mal abgehakt wäre. Mit der
Musik wandelt sich natürlich auch das Lebensgefühl, die Werte und die Sprache. Ich jedenfalls kann mich damit nicht mehr identifizieren. Die Hip Hop Kultur hockt im Früherbunker und verharrt der Dinge, die da kommen.
Gibt es überhaupt noch Jams? Hip Hop Tanz
wird in der Provinz für 28 Euro im Monat angeboten, erinnert an Bollywoodgehampel
und Jochen Distelmeyer singt dazu. Graffiti Künstler studieren Design und haben
eine eigene Homepage mit ausführlichem Impressum.
Die Jugendbewegung Hip Hop ist
durch. Ich behaupte an mir erkennen zu können, was damals bewegt wurde, umso
trauriger, dass sich eine gute Idee nicht fortsetzt.
Mein Kleiderschrank ist voll mit Klamotten von Marc Ecko und
Enyce. Beides Marken, die heute nicht mehr produzieren. Pleite. Letztens lachte
mich ein auf jugendlich machender, etwa vierzigjähriger Verkäufer bei Backslash aus, weil ich mich nach den
beiden Marken erkundigte und echte Jugendliche fragten mich, wo ich denn die coolen
Vintage Sachen her hätte. 15 Jahre Waschmaschine, Bro.
Irgendwo bei meinen Eltern liegen meine Baggy Pants rum. Herrlich ungeeignet für das Büro. Die ziehe ich mal wieder an. Sie werden nicht mehr passen, weiß ich jetzt schon, in der Weite nämlich! Mein Cap habe ich im Zug liegen gelassen, ich komme eh nicht mehr dazu es zu tragen… Wieso habe ich es im Zug überhaupt abgenommen? Achja, Ich saß im Bord Bistro des ICEs auf dem Weg nach München zum Oktoberfest. Man selbst ist womöglich auch nicht mehr ganz der Alte. Halb der Alte, maximal.
Irgendwo bei meinen Eltern liegen meine Baggy Pants rum. Herrlich ungeeignet für das Büro. Die ziehe ich mal wieder an. Sie werden nicht mehr passen, weiß ich jetzt schon, in der Weite nämlich! Mein Cap habe ich im Zug liegen gelassen, ich komme eh nicht mehr dazu es zu tragen… Wieso habe ich es im Zug überhaupt abgenommen? Achja, Ich saß im Bord Bistro des ICEs auf dem Weg nach München zum Oktoberfest. Man selbst ist womöglich auch nicht mehr ganz der Alte. Halb der Alte, maximal.
Dendemann hat beim Neon Magazin Royal aufgehört,
Hip Hop is dead von NAS ist über zehn Jahre her, das Beste am neuen Beginner
Album sind die Vocal Cuts, Dein Lieblingsmensch bloggt nicht mehr und keiner sagt: so, das war es!
Bei mir auf der Arbeit wurde gerade ein Graffiti-Künstler engagiert, der irgendwas Banksy-mäßiges in unseren Speisesaal sprühen soll - zum Zuschauen während der 50-Jahr-Feierlichkeiten im Sommer. Keine Pointe.
AntwortenLöschenUnd das fand ich gerade auch: https://www.blogrebellen.de/2017/01/30/nur-noch-koks-hoes-und-bitches-was-ist-los-mit-dem-deutschen-rap/
Danke für den Link. Ich habe heute in die Berliner Autotune Szene reingehört... naja, die Kids stehen drauf. Falk Schacht und sone Wasabi haben einen Deutschrap Podcast ins Leben gerufen. Die erste Folge hinterließ nur Fragezeichen und Fremdscham. Ebenfalls keine Pointen.
LöschenSehr geiler Blog! Etwas anders als TikTok aber sehr unterhaltsam. Zwinkersmiley.
AntwortenLöschenDanke Robin. Leider pieft der Blog gerade eine Runde, wie es bei Monty Python heißen würde.
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