Freitag, 3. Oktober 2008

Cold turkey - ein andermal

„Er würde es allein schaffen oder allein untergehen. Dieser Gedanke erschreckte und begeisterte ihn zugleich, während er über ein Leben in Amsterdam nachdachte.“ Die letzten Sätze aus Trainspotting



„Contrôle“ Franck Ribéry



Die Reaktionen auf meinen Rücktritt als Bierbaron und stadtbekannten Trunkenbold waren allesamt sehr verhalten bis hin zum Spott. Unverständnis macht sich breit von Herford bis nach Nörten – Hardenberg. Und selbst so eine Lichtgestalt des geflissentlichen Handelns wie ich es sein möchte, ist etwas durcheinander. Das liegt einzig daran, dass einem der Grund des Verzichtes erst immer dann wieder aufkeimt, wenn es zu spät ist. Es ist wie mit Videotheken. Geht man da durch den Ausgang, fällt einem plötzlich ein was man sich eigentlich ausleihen wollte. Mich belasten erste Zweifel. Nein, noch krabbeln keine Babys kopfüber an meiner Zimmerdecke herum. Das was ich meine, sind die kultivierten Partys, Geburtstage, Hochzeiten oder Vernissagen zu denen man eingeladen wird. Besonders die Vernissagen sollten an dieser Stelle noch einmal besonders erwähnt werden.

Ist es nicht etwas blasiert, eine Einladung dankend anzunehmen und dann nichts zu trinken? Ein Schlag ins Gesicht für den Gastgeber? Früher haben sie in die Ecke gekotzt um den Gastgeber nicht zu beleidigen! Keine Panik, sei an dieser Stelle gesagt.

Ich habe für mich den Entschluss gefasst: wenn ich eingeladen bin, dann trinke ich auch.

Hier geht es ausschließlich um meine herausragenden Qualitäten als Gast, die ich pflegen möchte. Niemand soll unter meinen gedankenlosen Krisen leiden müssen. Oder anders formuliert: solange es nichts kostet, bin ich dabei. Das könnte man auch weiter ausbauen, bis hin zu einer Avantgarde des fast Verzichtes. Klappt mit dem anderen Kram ja auch. Scènes de la vie de Bohème.



Weshalb ich darum so einen Wind mache? Ich versuche dem Scheiß einen Sinn zugeben. Für mich. Sehr oft beobachte ich, wie Wochenendveranstaltungen nur vom Alkohol gestützt werden. Das Alternativprogramm für Fahrer und anders nüchterne (Gespräche, Fernsehen, Rumsitzen, Starren) animiert einem ja gerade zu zum saufen. Ich versuche den überflüssigen Partys (Gelage) aus dem Weg zugehen und dafür muss man scheinbar erstmal radikal werden. Dann aber wiederum beschleicht mich dieses geil selbst zerstörerische, arrogante „Was kostet die Welt“ Gehabe, das einem die Gallagher Brüder oder diverse popkulturelle Jungschriftsteller vorleben. Alles ausleben was den Rock´n`Roll ausmacht. Bis auf die Musik vielleicht. Das ist das schwerste an der „Endlich Nichttrinker“ Sache, es cool aussehen zulassen.

Auch am Strand zu sitzen und unterhaltsamen Quatsch zu reden, bis man sich, besoffen wie der Jever Mann, in die Dünen fallen lässt. Oder mal schauen was der Super Nintendo Kanal einem zu bieten hat. Das muss doch okey sein. Ich meine, es wird nur jedes Mal schwerer das als einen Event zu verkaufen. Schließlich ist es auch immer derselbe Quatsch, der da geredet wird. Das sollte man schon ausbalancieren… können. Don`t let the sun go down on me. Ich will nicht enden wie Udo Lindenberg.



Was ich schon immer mal sagen wollte: einmal Raucher, immer Raucher!

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