"Es ist kein Heim, wo keine Liebe wohnt." Dendemann
"Wir hatten mit der Wohnung einfach nur viel Glück" und "Ich kenne den Vermieter". Das sind die beiden einzigen Sätze, die ich zuhören bekam, als ich mir Tipps zur Wohnungssuche einholen wollte. Als es zu spät war, kam noch ein Satz hinzu: Hättest du doch was gesagt, wir kennen da jemanden.
Ansprüche hatte ich kaum welche, eben solche, die der Beruf als Bauingenieur so mit sich bringt. Unter diesen Bedingungen bekommt man nur leider keine Wohnung in Bremen. Priorität hatte die provisionsfreie Beziehung zu dem Vermieter. Eine andere Vorraussetzung war die eigene Wohnung für mich. Keine Zweck WG und schon gar keine Nicht Zweck WG.
Dazu kam, dass ich so zeitnah wie möglich einziehen wollte. Einziger Anspruch an die Infrastruktur: innerhalb von 10 Minuten mit dem Rad zur Arbeit, auch bei Gegenwind.
Dass da nur wenige Viertel in Frage kommen, kann sich jeder Hanseat selber ausrechnen. Unter anderem DAS Viertel. Irgendwo habe ich die Bezeichnung „liebevoll von seinem Bewohner das Viertel genannt“ gelesen. Womöglich dieselben Bewohner, die das Viertel zur Kulturmeile erklärt haben. Soll ich wirklich noch erläutern, warum die meisten Hauseingänge im Viertel in einem blauen Licht illuminiert werden? Jedenfalls nicht, damit es Rambo III dort gemütlich hat.
Die erste Wohnung, die ich mir anschaute, lag nämlich genau dort. Straßennamen sagten mir da noch nichts. Ich habe den berechtigten Verdacht bekommen, dass das Wort „Apartment“ nicht geschützt ist. Genauso wenig wie das Wort „Wellnessoase“.
Eine Einzimmerwohnung wird immer als Apartment deklariert. Das kann alles sein. Sogar klein und verdreckt. Was Souterrain bedeutet, wusste ich. Souterrain ist französisch für Rattenloch. Aber wie sich das anfühlt, wusste ich nicht. Der Typ, der mir die Tür öffnete war größer als ich und trug schwarze FlipFlops über seine schwarzen Socken. Auf dem Kopf hatte er ein schwarzes Cap mit Ralleystreifen darauf und auf seinem schwarzen Shirt war natürlich eine relativ unbekannte Metal Band, die mehr wert auf ein ausgefallenes, plakatives Logo legt als auf gute Musik. Das ganze rundete eine Röhrenjeans ab. Farbe: Pink! Nee, in Wirklichkeit war es ein besonders langweiliges Schwarz.
Ich habe dem Typen zwar nur zur Begrüßung einmal kurz in seine Visage gesehen, aber die Frage, was bringt ein Augenbraun Piercing, wenn man sich die Augenbraun wegrasiert? ist hängengeblieben.
Das Viertel. Zum ersten Mal sah ich eine Pantry Küche außerhalb eines Campingbereiches. Also drinnen. „Sehen“ ist eigentlich übertrieben, ich konnte sie unter dem Abfall erahnen, trifft es besser. Überall Dreck. Verglichen mit dem Rest, hätte das angeblich frisch sanierte, einen Quadratmeter große Bad auch schon mit einer einzigen weißen Kachel renoviert gewirkt. Die angepriesene Terrasse war von zwei Meter hohen Mauern umgeben und bot gerade mal Platz für zwei Gartenstühle. Falls mal der Kumpel zum kiffen vorbei kommt, dachte ich. Der schwarze Riese nannte es: „im Sommer ganz chillig“. Alles klar, hatte ich also recht gehabt was das Kiffen anging.
„Allen Dreck aufzubewahren, macht dich noch lange nicht zum neuen Maradona!“, waren meine Abschiedsworte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen