Dienstag, 10. November 2009

Kleinscheiß

„Tu es, tu es, tu es“ aus dem Film Starsky & Hutch

„Das ist der Angriff der Gegenwart auf meine übrige Zeit“ Jochen Distelmeyer

Die kleinen Dinge, die man erledigen muss, damit das Zuhause ein Zuhause und der Mensch ein Mensch bleibt, nehmen langsam überhand, bzw. werden immer mehr von mir vernachlässigt. Bisher kam es mir so vor, als sei solcher Kleinscheiß völlig normal, weil er nebenbei verlief und sich unauffällig durch den Alltag zog. Mittlerweile ist es der Alltag. Kleine Handgriffe, die einem dank bahnbrechender Entwicklungen immer leichter fallen sollten, vereinnahmen meine Zeit zusehends. Vielleicht liegt es daran, dass die Tage kürzer werden, die Temperaturen niedriger und man selbst bequemer.

Es beginnt bereits am frühen Morgen. Der Hinterreifen meines Fahrrades muss jede Woche neu aufgepumpt werden, per Hand. Das kleinere Elend, dennoch jeden morgen ein nettes Hallo.
Der Brief-/Zeitungskasten möchte jeden Tag geleert werden. Ich habe das Gefühl, meine Nachbarn stecken mir ihre nutzlosen Zeitungen ebenfalls in den Kasten. Beim Restmüll ist es jedenfalls schon soweit. Weil ich die Haustür dafür offen lasse, um sie nicht wieder aufschließen zu müssen, laufen die beiden Katzen eines Nachbarn, trotz Haustierverbot, unbeobachtet in den Hausflur und mir treudoof hinterher. Die muss ich bis zu meiner Wohnungstür abgeschüttelt haben, was bei einem recht übersichtlichen Treppenhaus gar nicht so leicht ist. Aus dem Zeitungsstapel wird die Werbung genommen, der Rest kommt ins Altpapier.

Irgendwelche Wäsche muss immer gewaschen werden, vom Bettbezug über die Unterwäsche, hin zu den Hosen. Die zum trocknen aufgehängte Wäsche muss dafür vom Wäscheständer runter, damit die neue Ladung Platz hat. Bügeln ist den Montagen vorbehalten, wegen „Wer wird Millionär“. Bereits gebügelte Wäsche liegt aufgestapelt im Schlafzimmer, aber nicht im dafür vorgesehenen Schrank. Schließlich ist es leichter sich ein Shirt von oben abzugreifen, anstatt Schranktür auf, Schranktür zu. Socken zusammenlegen.

Abwaschen, und zwar das gesamte schmutzige Geschirr und nicht nur jenes, welches man zum kochen benötigt. Musik raussuchen, dabei am besten gleich die gehörten CDs und Platten wieder den richtig Hüllen zuordnen.
Abtrocknen. Essenkochen. Den Ofen benutze ich nicht, weil ich den erst vor der nächsten Benutzung sauber machen wollte. Das Ofenlicht ist durchgebrannt, was die Verschmutzungen auf einen Schlag verschwinden ließ. Aus den Augen, bedeutet in diesem Fall noch lange nicht aus dem Sinn.
Den Verschnitt wegräumen. Der Restmüll und die Einweggläser müssten mal wieder die Wohnung verlassen. Dasselbe gilt für das Altpapier, dabei habe ich ebengerade erst diese beschissenen lokalen Zeitungen hoch getragen.

Das Essen kredenzen. Wäsche aufhängen und am Bullauge der Waschmaschine entlang wischen, um die Fusseln und anderen Mist zu entfernen. Essen und dabei Simpsons schauen. Tisch abräumen. Überlegen was einem fehlt, es fehlt immer irgendetwas.
Einkaufen gehen, natürlich vergisst man beim verlassen der Wohnung das Überflüssige mit in den Keller zunehmen. Auf der Straße dran denken, dass morgen die Müllabfuhr kommt und man eigentlich das Altpapier mit in den Keller hätte nehmen können. Einkaufen und dabei etwas Wichtiges wie Zahnpasta vergessen.

Kühlschrank einräumen und Undefiniertes im Gemüsefach vorfinden. Gemüsefach auswischen, Gemüsematsch entsorgen und sich daran erinnern, dass man ja den Hausmüll runter bringen wollte, nur um es daraufhin trotzdem nicht zu erledigen. Im Internet nach der aktuellen Serie suchen. Für den Fall, dass man mal 45 Minuten Zeit hat.

Rasieren. Zahnpastatube ausquetschen, sich eingestehen, dass das keinen Zweck hat und in den Markt gehen, Zahnpasta kaufen. Brötchen für morgen früh mitbringen.
Zähneputzen. Den Zahnpastaspritzbeschuss vom Spiegel wischen. Sich im Bad umschauen und sich für die kommenden Tage weitere Putzaktionen vornehmen. Rechnungen und Quittungen wegheften. Sich über dumme Ausgaben ärgern und fragen wo denn die ganzen Krümel um den Toaster herum schon wieder herkommen.

Der nächste Tag beginnt damit, dass ich die Brötchen auf dem Toaster aufbacke und alles um den Toaster herum vollbrösele. Nach dem Frühstück steige ich auf mein fast plattes Fahrrad und sehe wie die Müllabfuhr am Haus vorbei fährt. Nach der Arbeit geht dann der ganze Scheiß wieder von vorne los. Das ist doch Wahnsinn. Im Sommer hat sich der Haushalt bis zum Wochenende aufgetürmt und wurde dann weggeschafft. Leider sind die Wochenenden bis 2010 reserviert, sodass ich gezwungen bin, die Wohnung täglich bis zum 20:15 Feierabend notdürftig zu präparieren. Zufriedenstellend ist das nicht. Dabei sind so beschwerliche Arbeiten wie das Staub- und Bodenwischen, Bloggen, Rückenübungen oder Schuhe putzen, nicht einmal in den Tagesablauf inbegriffen.

Falls jemand vor hat einen Kommentar zu schreiben: Ich bin nicht der Meinung, dass eine Frau dafür da ist hinter mir herzuputzen und einmal die Woche meinen Fahrradreifen aufzupumpen. Auch Zugehdamen sind die Töchter von irgendwem.

erstes, prominentes Opfer

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