"This is it, I can say
I’m the light of your world , run away
we can feel, this is real
Every time I’m in love that I feel" Michael Jackson
Was ihr hier lest ist die dritte Version des Textes. Erst wollte ich aufzählen was war gut, was war nicht so gut dieses Jahr, während ich das so aufschrieb dachte ich: ein Glück musst du das nicht lesen. Ist das Langweilig.
Beim zweiten Anlauf wollte ich es mir einfacher machen und stumpf eine Linkliste erstellen, die für sich sprechend, das Jahr rekapitulieren sollte. Nicht so schlecht die Idee, aber gewisse Dinge müssen abschließend gesagt werden, die ich so nirgends im World Wide Web fand.
Jetzt also doch einwenig plaudern.
Finanzkrise einander mal
2009 ist im Nachhinein betrachtet, und darum geht es ja bei einer Retrospektive, ein ziemlich ereignisreiches Jahr gewesen. Irgendwo las ich auch von 2009, dem Krisenjahr. Im Managermagazin womöglich. 2008 fing die Scheiße mit den Lehmann Brothers an. Letztes Jahr war ich ein frischgebackener, also arbeitsloser, Bauingenieur, der, falls er die Gelegenheit gehabt hätte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, eine ganze Versicherungsgesellschaft mit seinen Beiträgen durch die Krise hätte schleppen können. In der Zeit habe ich mich unter der Finanzkrise schön weggeduckt und Tabletten gegen meinen gereizten Spinalnerv gefressen, als wären es Nimm 2.
Im Dezember 2008 unterschrieb ich einen Arbeitsvertrag, der mir die Möglichkeit eröffnete nach Bremen zu ziehen. Die ersten Wochen wohnte ich noch bei einer Freundin, bis ich im Februar meine eigene Wohnung bezog.
Die eigene Wohnung. So mächtig wie das klingt ist es nicht. Ich finde es wichtig, dass man das mal sagt, sonst denken andere sie müssten um so etwas ein riesiges Geschiss machen. Abitur, erstes Auto, erster Arbeitsvertrag, erste Wohnung, 30, Kind, Hochzeit, Scheidung. Darauf darf man anstoßen, aber bitte erzählt mir nicht, wie heftig das alles ist.
Das alte, leidige Thema
Wenn Ärzte sich Röntgenbilder anschauen, sollten sie nicht fluchen. Allgemein sollten Ärzte nie fluchen. Mein neuer Neurochirurg verschrieb mir innerhalb von zwei Minuten eine Physiotherapie. Ich bekam letztes Jahr bereits Physiotherapien und ging dazu noch ins Fitnessstudio, ein speziell auf Bandscheibenprobleme abgestimmtes Programm. Besser wurde es nur für kurze Zeit. Was bei der Tortour letztendlich herauskam waren erneut Rückenschmerzen. Nun hat man in Bremen eine größere Auswahl an Ärzten und Kompetenzen. Der erneute Anlauf einer Physiotherapie verzeichnete früh Erfolge. Vor allem, weil mir endlich vieles richtig erklärt wurde. Die Psyche mischt sich ja in jede Krankheit ein und wenn es ein gebrochenes Bein ist. Seit ungefähr dem vierten Quartal kann ich gänzlich auf Tabletten verzichten. Selbst das Härteprogramm, Ostkurve im kalten Weserstadion, läuft problemlos ab. Die versprochene Besserung ist eingetreten. Leider wurde mir auch versprochen, dass ich eine vollkommene Heilung, mit der dazugehörigen Beweglichkeit, bei meinem Schreibtischjob ausschließen könne.
Die Schlacht ging aber erstmal an mich. Ich darf wieder Fußball spielen und habe im November mein erstes Spiel gemacht. Konditionell ungefähr auf demselben Niveau, auf dem sich Paul Gascoigne heute befinden dürfte, aber dafür sind die zwanzig Minuten, die mir vergönnt wurden, schmerzfrei abgelaufen. Ich konnte sogar einwenig brillieren.
Extrablatt, Extrablatt, alle Tot
Was wurde in diesem Jahr viel gestorben? Wenn ich die ganzen Einträge lese und die schlecht zusammengestellten Videos betrachte, mit dieser scheiß Musik unterlegt, dann hoffe ich, dass diese Social Network Blase bereits geplatzt ist, wenn ich abtreten muss.
Zeitweise fühlte ich mich richtig bedroht von Leuten, die mir ihre Links und Gruppeneinladungen schickten. Mir kam es vor wie am 11. September, als mir von überall her gesagt wurde, was ich zu empfinden habe.
Jeder soll auf seine Weise trauern, aber ich weigere mich zuglauben, dass es irgendwem hilft mit seiner Trauer besser fertig zu werden, indem er sie über das Internet verbreitet. 99 Prozent dieser „Trauernden 2.0“ geht es bei ihrer Anteilnahme nur um den Gutmensch Charakter, den man billig absahnen kann. Trauer, Pietät und Mitgefühl funktionieren im Stillen viel besser.
Einige machen sich noch nicht einmal die Mühe Rest in Peace auszuschreiben.
Und warum auf Englisch, warum nicht auf Chinesisch? Hat man sich das etwa irgendwo abgeschaut? Genau wie das Verhalten in solchen Situationen einfach kopiert wird? Nach dem Motto: Mein gewissen ist rein, ich habe ein Kreuz an den virtuellen Straßenrand gestellt?
Eine StudiVz Gruppe zum Gedenken an einen verstorbenen Menschen zu gründen, macht aus dir noch lange keinen besseren Menschen.
Allgemein wurde sich dieses Jahr wie bescheuert auf Gutmensch Themen gestürzt: Trauer, Mitleid, Toleranz, Ein Herz für Blogs, daran sieht man mal wie verunsichert alle sind.
Der King of Pop lebt im Kühlregal
Die mediale Inszenierung von verstorbenen Personen des öffentlichen Lebens ist zum einen Berichterstattung und zum anderen ein Fluch für die Verbliebenen. Wenn es hieß Michael Jackson wurde in einem Studio gesehen, dann interessierte mich das genauso wie dessen Todesursache. Nämlich sehr. Was da dieses Jahr in den Medien passierte, war nur die logische Konsequenz eines arrangierten Lebens und die ganzen R.I.P. - Schreiber kaufen konsequenterweise die CD Regale leer.
Ich wurde tatsächlich von jemand gefragt, ob bei 6 GB Michael Jackson Material alles dabei sei…
Wen Michael Jackson nicht als Kinderstar oder Frontmann der Jacksons oder als Solokünstler erreicht hat, den hat er spätestens mit seinem Tod erreicht. Wie viele das letztendlich wirklich waren, soll jeder für sich einschätzen.
Ich bin mal gespannt, wann die Werbung Michael Jackson ausschlachtet, wie bei Elvis mit dem Curry King...
Courage und Suizid
Dominik Brunner wird vor lauter Zivilcourage von ein paar Jugendlichen erstochen und Robert Enke hat Depressionen und schmeißt sich vor einen Zug. Natürlich besteht besonders im zweiten Fall ein öffentliches Interesse. Nur wie mit der Trauer umgegangen wurde, war für viele wieder die falsche Art. Der Trubel war pietätlos und wer das behauptete war selber pietätlos und kann sich mal bitte jemand Gedanken um den Lokführer machen usw.
Hätten die mal alle die Schnauze gehalten. Klar haben die Medienmacher am Modell Michael Jackson gesehen, wie sich mit der Verunsicherung der Menschen und deren daraus entstehender Auseinandersetzung mit dem Reizthemen Tod und Anteilnahme, Kasse machen lässt. Wäre Michael Jackson noch am Leben, dann hätte es keine Kerner Sondersendung über den Tod von Robert Enke gegeben. Sage ich.
Wie wenig wirklich nachgedacht wird, sah man an dem Länderspiel Deuschland : Elfenbeinküste. Vor dem Spiel fanden eine Schweigeminute und sonstige Huldigen für den verstorbenen Nationaltorhüter statt. Es wurde nochmals an die schwere Last erinnert, die Robert Enke mit sich herum trug. Alles verständnis- und rücksichtsvolle Menschen im Stadion, denkt man. Als dann in der circa 70. Minute Mario Gomez eingewechselt wurde, wurde dieser von demselben Publikum, noch vor dessen ersten Ballkontakt, ausgepfiffen. Idiotie, wie sie die Simpsons-Macher nicht besser hätten inszenieren können.
Außerdem wette ich, dass Leser mich darauf ansprechen werden, dass ich ja selber Stellung nehmen würde und dass man so was nicht schreiben dürfe. Dazu kann ich nur sagen: lasst mich, ich habe Depressionen.
Apropos, das Thema Depression ist zurzeit total hip. Wenn jetzt eine weitere Staffel von Germanys next Topmodel laufen würde, dann gäbe es keine Diskussion über mangelnde Bildung oder Magersucht, sondern die dummen Bohnenstangen wären alle Depressiv. Mit Sicherheit.
Musik, Buch, Film – Glück ist positiver Cashflow
Musik, Buch und Film bleiben in Kombination ein guter Parameter um das Jahr einzuschätzen.
Ich bin oft ins Kino gegangen. Die kindliche Vorfreude musste ich mir nie erhalten, für mich wird der Kinobesuch immer ein Ereignis, auf das es sich zufreuen lohnt, bleiben. Egal wie der Film letztendlich war. Ähnlich wie beim Stadionbesuch, für Licht- wie Fußballspiel gilt: beides kann ereignislos ablaufen.
Ganz in meiner Nähe wohnt eine Videothek, mit einer bisher ungekannten Vielfalt. Man kann nachfragen, bekommt Empfehlungen und sogenannte Geheimtipps. Da kann das Internet nicht mithalten. Der Preis ist ungeschlagen, billiger als jede Abmahnung, weshalb ich auch dutzende Filme in diesem Jahr gesehen habe. Der beste von Ihnen war Inglorious Bastards.
Das Knalleralbum dieses Jahres kam bereits 2008 heraus. The way I see it von Raphael Saadiq. Ansonsten wurden 2009 viele gute Alben veröffentlicht. Jay Z, Reakwon, Jan Delay, Depeche Mode, U2, Air, Jochen Distelmeyer, Element of Crime, Muse, Williams usw. Wirklich gekauft habe ich mir davon keins. Das wird aber nachgeholt, sobald ich einen neuen CD-Player, bzw. mich mit iTunes angefreundet habe. Meine größte Aufmerksamkeit genießt weiterhin das totgesagte HipHop Genre und dem damit verbundenen Ausverkauf der Vinyl Scheiben. Eine Single für 3 Euro, Ein Album 6 Euro, bitte!
Viele gute Bands erschlossen sich mir, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte. Bei anderen, mir bekannten Interpreten, entdeckte ich wiederum in den Tiefen ihrer Discographie so manche Perle. Die Charts habe ich mir mittlerweile, eher unfreiwillig, völlig abgewöhnt.
Drei Jahre ohne MTV oder Viva gehen spurlos an einem vorbei.
Genau wie die großen Festivals wieder Mal an mir vorbei gingen. Trotzdem war ich, für meine Verhältnisse, auf vielen Konzerten vertreten. Ob die Band Live besser ist, kommt natürlich auf die Band an. Der Zustand Live garantiert noch lange kein gutes Konzert. Das denken häufig kleine Jungen mit Zahnspange, die trotz allem eine Chance bei Mädchen haben wollen, die genauso denken. Ich wurde aber nicht enttäuscht, gerade Kool Savas hat seit dem Splash Finale von 2005 nicht nachgelassen.
Meinen Vielleserstatus (ab 30 Bücher im Jahr. Habe ich mal irgendwo gelesen, was sonst?) dürfte ich knapp verfehlt haben. Ist mir eigentlich nicht wichtig, nur, wenn man die Zeit für Bücher findet, hat man anderes ebenfalls im Griff. Diesen Eindruck bekam ich jedenfalls über die letzten Jahre. Total simpel, wer braucht da noch Feng Shui?
Der Verein
Klinsmann ist dann doch voreilig entlassen worden, was natürlich einzig an den hohen Erwartungen lag. Experiment fehlgeschlagen und mit van Gaal auf nun mal sicher gehen. Von wegen. Schwierige Holländer. Die Saison verläuft nicht optimal, aber ich habe auch schon gute Spiele in diesem Jahr gesehen.
Was mich beruhigt, obwohl es gar keinen Grund zur Unruhe gibt, ist die Tatsache, dass Bayern selbst bei einem Neuanfang nach der Ära Hoeneß und einem eventuellen Scheitern van Gaals mit den jungen Spielern eine super Mannschaft zusammen hat. Kroos, Müller, Badstuber, Lahm, Schweinsteiger und Gomez sind über die nächsten Jahre eine gute Grundlage um Deutscher Meister zu werden. Wer die Mannschaft erweitern wird, seien es schwer zu haltende Stars wie Ribery, Robben oder Demichelis, oder ob neu eingekauft werden muss, ist dabei egal. Aber wie es aussieht nimmt alles ein glückliches Ende. Wie so oft.
Bayern Kontext gehört in jeden Jahresrückblick.
Dein Lieblingsmensch
Die Gefühlslage schwankte so vor sich hin. Ein paar Menschen haben mich positiv überrascht und andere hingegen nachhaltig enttäuscht. Nachhaltig ist gut... auch nicht mehr als sonst. Unabhängig von meiner Erwartungshaltung. Das betrachte ich aber als normal. Dafür kenne ich einfach zu viele Menschen, als dass es immer untereinander glatt läuft und außerdem ist es ja schon schwierig genug mit sich selbst klar zukommen. Leider habe ich viele Dinge, die ich ändern oder anpacken wollte, nicht geändert oder angepackt. Das muss ich mir vorwerfen lassen. Mir gegenüber.
Ich wollte die Hände mehr in die Hosentaschen stecken, anstatt sie in den Jackenärmel verschwinden zu lassen. Das sieht so unreif aus. Im Taxi wollte ich mich nach hinten setzen. Bei allen drei Taxifahrten in diesem Jahr saß ich wieder vorne. Das Thema Fremdsprachen habe ich fast aufgegeben, ich kann es einfach nicht. Guido, mach was.
Optimistisch gesehen, gehen mir für 2010 die Vorhaben so schnell nicht aus.
Das Archiv reflektiert mein Jahr im Grunde genug.
2009… This is it.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.
I’m the light of your world , run away
we can feel, this is real
Every time I’m in love that I feel" Michael Jackson
Was ihr hier lest ist die dritte Version des Textes. Erst wollte ich aufzählen was war gut, was war nicht so gut dieses Jahr, während ich das so aufschrieb dachte ich: ein Glück musst du das nicht lesen. Ist das Langweilig.
Beim zweiten Anlauf wollte ich es mir einfacher machen und stumpf eine Linkliste erstellen, die für sich sprechend, das Jahr rekapitulieren sollte. Nicht so schlecht die Idee, aber gewisse Dinge müssen abschließend gesagt werden, die ich so nirgends im World Wide Web fand.
Jetzt also doch einwenig plaudern.
Finanzkrise einander mal
2009 ist im Nachhinein betrachtet, und darum geht es ja bei einer Retrospektive, ein ziemlich ereignisreiches Jahr gewesen. Irgendwo las ich auch von 2009, dem Krisenjahr. Im Managermagazin womöglich. 2008 fing die Scheiße mit den Lehmann Brothers an. Letztes Jahr war ich ein frischgebackener, also arbeitsloser, Bauingenieur, der, falls er die Gelegenheit gehabt hätte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, eine ganze Versicherungsgesellschaft mit seinen Beiträgen durch die Krise hätte schleppen können. In der Zeit habe ich mich unter der Finanzkrise schön weggeduckt und Tabletten gegen meinen gereizten Spinalnerv gefressen, als wären es Nimm 2.
Im Dezember 2008 unterschrieb ich einen Arbeitsvertrag, der mir die Möglichkeit eröffnete nach Bremen zu ziehen. Die ersten Wochen wohnte ich noch bei einer Freundin, bis ich im Februar meine eigene Wohnung bezog.
Die eigene Wohnung. So mächtig wie das klingt ist es nicht. Ich finde es wichtig, dass man das mal sagt, sonst denken andere sie müssten um so etwas ein riesiges Geschiss machen. Abitur, erstes Auto, erster Arbeitsvertrag, erste Wohnung, 30, Kind, Hochzeit, Scheidung. Darauf darf man anstoßen, aber bitte erzählt mir nicht, wie heftig das alles ist.
Das alte, leidige Thema
Wenn Ärzte sich Röntgenbilder anschauen, sollten sie nicht fluchen. Allgemein sollten Ärzte nie fluchen. Mein neuer Neurochirurg verschrieb mir innerhalb von zwei Minuten eine Physiotherapie. Ich bekam letztes Jahr bereits Physiotherapien und ging dazu noch ins Fitnessstudio, ein speziell auf Bandscheibenprobleme abgestimmtes Programm. Besser wurde es nur für kurze Zeit. Was bei der Tortour letztendlich herauskam waren erneut Rückenschmerzen. Nun hat man in Bremen eine größere Auswahl an Ärzten und Kompetenzen. Der erneute Anlauf einer Physiotherapie verzeichnete früh Erfolge. Vor allem, weil mir endlich vieles richtig erklärt wurde. Die Psyche mischt sich ja in jede Krankheit ein und wenn es ein gebrochenes Bein ist. Seit ungefähr dem vierten Quartal kann ich gänzlich auf Tabletten verzichten. Selbst das Härteprogramm, Ostkurve im kalten Weserstadion, läuft problemlos ab. Die versprochene Besserung ist eingetreten. Leider wurde mir auch versprochen, dass ich eine vollkommene Heilung, mit der dazugehörigen Beweglichkeit, bei meinem Schreibtischjob ausschließen könne.
Die Schlacht ging aber erstmal an mich. Ich darf wieder Fußball spielen und habe im November mein erstes Spiel gemacht. Konditionell ungefähr auf demselben Niveau, auf dem sich Paul Gascoigne heute befinden dürfte, aber dafür sind die zwanzig Minuten, die mir vergönnt wurden, schmerzfrei abgelaufen. Ich konnte sogar einwenig brillieren.
Extrablatt, Extrablatt, alle Tot
Was wurde in diesem Jahr viel gestorben? Wenn ich die ganzen Einträge lese und die schlecht zusammengestellten Videos betrachte, mit dieser scheiß Musik unterlegt, dann hoffe ich, dass diese Social Network Blase bereits geplatzt ist, wenn ich abtreten muss.
Zeitweise fühlte ich mich richtig bedroht von Leuten, die mir ihre Links und Gruppeneinladungen schickten. Mir kam es vor wie am 11. September, als mir von überall her gesagt wurde, was ich zu empfinden habe.
Jeder soll auf seine Weise trauern, aber ich weigere mich zuglauben, dass es irgendwem hilft mit seiner Trauer besser fertig zu werden, indem er sie über das Internet verbreitet. 99 Prozent dieser „Trauernden 2.0“ geht es bei ihrer Anteilnahme nur um den Gutmensch Charakter, den man billig absahnen kann. Trauer, Pietät und Mitgefühl funktionieren im Stillen viel besser.
Einige machen sich noch nicht einmal die Mühe Rest in Peace auszuschreiben.
Und warum auf Englisch, warum nicht auf Chinesisch? Hat man sich das etwa irgendwo abgeschaut? Genau wie das Verhalten in solchen Situationen einfach kopiert wird? Nach dem Motto: Mein gewissen ist rein, ich habe ein Kreuz an den virtuellen Straßenrand gestellt?
Eine StudiVz Gruppe zum Gedenken an einen verstorbenen Menschen zu gründen, macht aus dir noch lange keinen besseren Menschen.
Allgemein wurde sich dieses Jahr wie bescheuert auf Gutmensch Themen gestürzt: Trauer, Mitleid, Toleranz, Ein Herz für Blogs, daran sieht man mal wie verunsichert alle sind.
Der King of Pop lebt im Kühlregal
Die mediale Inszenierung von verstorbenen Personen des öffentlichen Lebens ist zum einen Berichterstattung und zum anderen ein Fluch für die Verbliebenen. Wenn es hieß Michael Jackson wurde in einem Studio gesehen, dann interessierte mich das genauso wie dessen Todesursache. Nämlich sehr. Was da dieses Jahr in den Medien passierte, war nur die logische Konsequenz eines arrangierten Lebens und die ganzen R.I.P. - Schreiber kaufen konsequenterweise die CD Regale leer.
Ich wurde tatsächlich von jemand gefragt, ob bei 6 GB Michael Jackson Material alles dabei sei…
Wen Michael Jackson nicht als Kinderstar oder Frontmann der Jacksons oder als Solokünstler erreicht hat, den hat er spätestens mit seinem Tod erreicht. Wie viele das letztendlich wirklich waren, soll jeder für sich einschätzen.
Ich bin mal gespannt, wann die Werbung Michael Jackson ausschlachtet, wie bei Elvis mit dem Curry King...
Courage und Suizid
Dominik Brunner wird vor lauter Zivilcourage von ein paar Jugendlichen erstochen und Robert Enke hat Depressionen und schmeißt sich vor einen Zug. Natürlich besteht besonders im zweiten Fall ein öffentliches Interesse. Nur wie mit der Trauer umgegangen wurde, war für viele wieder die falsche Art. Der Trubel war pietätlos und wer das behauptete war selber pietätlos und kann sich mal bitte jemand Gedanken um den Lokführer machen usw.
Hätten die mal alle die Schnauze gehalten. Klar haben die Medienmacher am Modell Michael Jackson gesehen, wie sich mit der Verunsicherung der Menschen und deren daraus entstehender Auseinandersetzung mit dem Reizthemen Tod und Anteilnahme, Kasse machen lässt. Wäre Michael Jackson noch am Leben, dann hätte es keine Kerner Sondersendung über den Tod von Robert Enke gegeben. Sage ich.
Wie wenig wirklich nachgedacht wird, sah man an dem Länderspiel Deuschland : Elfenbeinküste. Vor dem Spiel fanden eine Schweigeminute und sonstige Huldigen für den verstorbenen Nationaltorhüter statt. Es wurde nochmals an die schwere Last erinnert, die Robert Enke mit sich herum trug. Alles verständnis- und rücksichtsvolle Menschen im Stadion, denkt man. Als dann in der circa 70. Minute Mario Gomez eingewechselt wurde, wurde dieser von demselben Publikum, noch vor dessen ersten Ballkontakt, ausgepfiffen. Idiotie, wie sie die Simpsons-Macher nicht besser hätten inszenieren können.
Außerdem wette ich, dass Leser mich darauf ansprechen werden, dass ich ja selber Stellung nehmen würde und dass man so was nicht schreiben dürfe. Dazu kann ich nur sagen: lasst mich, ich habe Depressionen.
Apropos, das Thema Depression ist zurzeit total hip. Wenn jetzt eine weitere Staffel von Germanys next Topmodel laufen würde, dann gäbe es keine Diskussion über mangelnde Bildung oder Magersucht, sondern die dummen Bohnenstangen wären alle Depressiv. Mit Sicherheit.
Musik, Buch, Film – Glück ist positiver Cashflow
Musik, Buch und Film bleiben in Kombination ein guter Parameter um das Jahr einzuschätzen.
Ich bin oft ins Kino gegangen. Die kindliche Vorfreude musste ich mir nie erhalten, für mich wird der Kinobesuch immer ein Ereignis, auf das es sich zufreuen lohnt, bleiben. Egal wie der Film letztendlich war. Ähnlich wie beim Stadionbesuch, für Licht- wie Fußballspiel gilt: beides kann ereignislos ablaufen.
Ganz in meiner Nähe wohnt eine Videothek, mit einer bisher ungekannten Vielfalt. Man kann nachfragen, bekommt Empfehlungen und sogenannte Geheimtipps. Da kann das Internet nicht mithalten. Der Preis ist ungeschlagen, billiger als jede Abmahnung, weshalb ich auch dutzende Filme in diesem Jahr gesehen habe. Der beste von Ihnen war Inglorious Bastards.
Das Knalleralbum dieses Jahres kam bereits 2008 heraus. The way I see it von Raphael Saadiq. Ansonsten wurden 2009 viele gute Alben veröffentlicht. Jay Z, Reakwon, Jan Delay, Depeche Mode, U2, Air, Jochen Distelmeyer, Element of Crime, Muse, Williams usw. Wirklich gekauft habe ich mir davon keins. Das wird aber nachgeholt, sobald ich einen neuen CD-Player, bzw. mich mit iTunes angefreundet habe. Meine größte Aufmerksamkeit genießt weiterhin das totgesagte HipHop Genre und dem damit verbundenen Ausverkauf der Vinyl Scheiben. Eine Single für 3 Euro, Ein Album 6 Euro, bitte!
Viele gute Bands erschlossen sich mir, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte. Bei anderen, mir bekannten Interpreten, entdeckte ich wiederum in den Tiefen ihrer Discographie so manche Perle. Die Charts habe ich mir mittlerweile, eher unfreiwillig, völlig abgewöhnt.
Drei Jahre ohne MTV oder Viva gehen spurlos an einem vorbei.
Genau wie die großen Festivals wieder Mal an mir vorbei gingen. Trotzdem war ich, für meine Verhältnisse, auf vielen Konzerten vertreten. Ob die Band Live besser ist, kommt natürlich auf die Band an. Der Zustand Live garantiert noch lange kein gutes Konzert. Das denken häufig kleine Jungen mit Zahnspange, die trotz allem eine Chance bei Mädchen haben wollen, die genauso denken. Ich wurde aber nicht enttäuscht, gerade Kool Savas hat seit dem Splash Finale von 2005 nicht nachgelassen.
Meinen Vielleserstatus (ab 30 Bücher im Jahr. Habe ich mal irgendwo gelesen, was sonst?) dürfte ich knapp verfehlt haben. Ist mir eigentlich nicht wichtig, nur, wenn man die Zeit für Bücher findet, hat man anderes ebenfalls im Griff. Diesen Eindruck bekam ich jedenfalls über die letzten Jahre. Total simpel, wer braucht da noch Feng Shui?
Der Verein
Klinsmann ist dann doch voreilig entlassen worden, was natürlich einzig an den hohen Erwartungen lag. Experiment fehlgeschlagen und mit van Gaal auf nun mal sicher gehen. Von wegen. Schwierige Holländer. Die Saison verläuft nicht optimal, aber ich habe auch schon gute Spiele in diesem Jahr gesehen.
Was mich beruhigt, obwohl es gar keinen Grund zur Unruhe gibt, ist die Tatsache, dass Bayern selbst bei einem Neuanfang nach der Ära Hoeneß und einem eventuellen Scheitern van Gaals mit den jungen Spielern eine super Mannschaft zusammen hat. Kroos, Müller, Badstuber, Lahm, Schweinsteiger und Gomez sind über die nächsten Jahre eine gute Grundlage um Deutscher Meister zu werden. Wer die Mannschaft erweitern wird, seien es schwer zu haltende Stars wie Ribery, Robben oder Demichelis, oder ob neu eingekauft werden muss, ist dabei egal. Aber wie es aussieht nimmt alles ein glückliches Ende. Wie so oft.
Bayern Kontext gehört in jeden Jahresrückblick.
Dein Lieblingsmensch
Die Gefühlslage schwankte so vor sich hin. Ein paar Menschen haben mich positiv überrascht und andere hingegen nachhaltig enttäuscht. Nachhaltig ist gut... auch nicht mehr als sonst. Unabhängig von meiner Erwartungshaltung. Das betrachte ich aber als normal. Dafür kenne ich einfach zu viele Menschen, als dass es immer untereinander glatt läuft und außerdem ist es ja schon schwierig genug mit sich selbst klar zukommen. Leider habe ich viele Dinge, die ich ändern oder anpacken wollte, nicht geändert oder angepackt. Das muss ich mir vorwerfen lassen. Mir gegenüber.
Ich wollte die Hände mehr in die Hosentaschen stecken, anstatt sie in den Jackenärmel verschwinden zu lassen. Das sieht so unreif aus. Im Taxi wollte ich mich nach hinten setzen. Bei allen drei Taxifahrten in diesem Jahr saß ich wieder vorne. Das Thema Fremdsprachen habe ich fast aufgegeben, ich kann es einfach nicht. Guido, mach was.
Optimistisch gesehen, gehen mir für 2010 die Vorhaben so schnell nicht aus.
Das Archiv reflektiert mein Jahr im Grunde genug.
2009… This is it.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.
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