Mittwoch, 9. Februar 2011

Abenteuer Alltag Revolution

„Mr. Sulu, Elegie!“ Captain James T. Kirk


Abenteuer Alltag (08/2007)
Abenteuer Alltag Reloaded (02/2009)

Eineinhalbstunden lang liege ich nach dem ersten Weckerklingeln noch wach im Bett und denke nach oder mir etwas vor. Das ist die Zweitbeste Zeit des Tages. Die Kälte draußen lähmt mich. Wenn es wenigstens trocken wäre. Das Radio nervt mit immer neuen Schreckensmeldungen. „Es wird wieder frieren, wir müssen alle Kratzen“. Ab, denke ich.
Die Küche betrete ich nur morgens zum Frühstück, ansonsten wird in der Mittagspause gegessen. Wenn man mittags nicht zum Essen geht, kann man nirgendwo hingehen. Das Wohnzimmer hingegen sehe ich nur selten. Höchstens mal, um mir eine CD für den CD-Wecker aus dem Regal zunehmen. Wecker, die Geißel der Menschheit.

Sobald ich aus dem Haus bin, folgt die Drittbeste Zeit des Tages. Arbeiten.
Ich komme im Dunkeln zur Arbeit und ich fahre im Dunkel wieder nach Hause. Zwischen durch ist es grau und alles andere als heiter.

Die Beste Zeit des Tages bricht am Abend an. Zu Hause angekommen gehe ich, mit einem kleinen Umweg über das Badezimmer, direkt ins Bett und lese. Die Wohnung ist kalt, da es keinen programmierbaren Thermostat gibt. Das vermisse ich in der neuen Wohnung.

Neben dem Bett liegen ein Kugelschreiber und ein College Block. Ich mache mir Notizen aus dem Gelesenen und bringe sie, wenn es denn spontan gelingt, in einen persönlichen Zusammenhang. Die Zeit fühlt sich sehr gut genutzt an. Alleine schon, weil ich das Internet meide. Ich komme fast vollkommen zur Ruhe. Selbst die Egalhaltung gegenüber einiger Dinge den Haushalt betreffend, nehme ich ernst. Das kann so bleiben, das stört mich nicht. Siegen lernen, heißt Liegen lernen. Mal von der Seite betrachtet. Zudem schlafe ich problemlos ein, was mir früher, als ich mir die Zubettgehzeiten aufzwingen musste, schwer fiel.

Im letzten Monat habe ich mir 20 Bücher bestellt. Fast alle gebraucht. Einige davon habe ich bereits gelesen, nur noch nicht besessen. Es steckt mehr als bloß eine Sammelleidenschaft dahinter. Lesen bedeutet wieder lesen, ein Zitat von Thomas Bernhard. Im Zweifel könnte ich an mein Bücherregal treten und das Zitat nachschlagen. Ein beruhigender Gedanke. An seine Worte gehalten, habe ich mich bisher jedoch nicht. Ich schlage höchstens mal etwas nach. Die Zeit ist besser in ungelesene Bücher investiert. Gerade wenn man bedenkt wie viel Bukowski oder Bernhard veröffentlicht haben. Schriftsteller, dessen Gesamtwerke ich mir für Zeiten, in denen ich keine Lust auf literarische Experimente habe, aufhebe. Genau wie die Klassiker, denen ich mich nur sehr mühselig nähere. Die Geschichten wurden sooft besprochen, verfilmt, aufgeführt und sonst wie umgesetzt, dass ich nicht gerade neugierig auf den Inhalt bin.

Die bestellten Bücher sind keine Hochliteratur oder besonders spannend, sie sind vor allem eines: Originell. Mir geht es um die Komprimierung einiger Gedanken, um Motivation und hauptsächlich um die Vermittlung eines vorangehenden Lebensgefühls. Geschichten um Moral und alles andere was inhaltlich mitgeliefert wird, kenne ich bereits seit Marshall Bravestarr und was sonst noch so in den Achtzigern geboten wurde.
Es stimmt mich etwas wehmütig, dass manche Gedanken und herausragende Sätze bereits 50 Jahre alt sind und ich mich damit erst jetzt beschäftige und wieso bin ich da eigentlich nicht selber drauf gekommen?
In der Schule lernt man einen Scheiß über das Leben. Dazu kommt: alles was gut erzählt ist, wird gerne geglaubt und gut geklaut, ist halb erfunden.
Deshalb halte ich es wie Walter Moers: „Bei einem Dichter klauen ist Diebstahl, bei vielen Dichtern klauen ist Recherche.“

Zu den wenigen geregelten Abläufen gehören das Fitnessstudio, dreimal die Woche, und das überladen und anstellen der Waschmaschine. Aus hingegen bleibt die Heizung. Morgens lohnt es sich nicht zu warten bis eines der kaum genutzten Zimmer beheizt ist, nach der Dusche geht es vom Empfinden her eh, und abends bin ich, wie erwähnt, schnell im Bett. Einkäufe, sowie andere Botengänge erledige ich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit.

Die Wochenenden schlagen weiterhin aus der Art und dem Fass den Boden aus. Es stehen viele Konzerte und andere Besuche öffentlicher Einrichtungen an.

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