Donnerstag, 23. Oktober 2008

Teilzeit Part IV - Coming back to life

"While the days slipped by
from my window watching" Pink Floyd

Schon wieder musste ich sehr weit für meine Mission fahren. Erfahren hatte ich das um 5 Uhr morgens am Telefon. Viel zu kurze Wegbeschreibung für einen viel zu langen Weg und ab ins Auto. Ich kam nur eine Stunde zu spät zu meinem neuen Job als Fensterbauer. Die Kunststofffenster wurden am Rollband in Fließbandarbeit zusammengesetzt und letztendlich verladen. Es war wie damals im Werkunterricht. Über den großen Werktischen hingen Bohrer, Heißluftklebepistolen, Druckluftdinger und Stromverteiler herunter. Ich wurde fast ans Ende der Produktionskette eingeteilt. Meine Aufgabe war es, die Unterlegscheiben für das Fensterglas einzusetzen und wenn sie nicht hielten, eben auch festzukleben. Links neben mir stand ein Familienvater der hier seit geraumer Zeit arbeitete und Angst um seinen Job hatte. Er fragte mich sehr genau über die Arbeitsbedingungen bei der Teilzeitfirma aus. Ich erzählte ihm, dass die Arbeitsvermittler jeden Mitarbeiter primär in seinem erlernten Beruf einsetzen würden. Ihn, der schon so lange Erfahrungen auf dem Fenstersektor gesammelt hatte, würden die nicht, so wie mich, ins Moor jagen oder sonst wohin. Nachdem ich ihm erzählte, ich hätte mich von vornherein als Produktionshelfer ausgegeben, merkte er an, dass ich neben ihn stehen und dieselbe Arbeit verrichten würde wie er. Oh. Gibt es den Beruf „Fensterbauer“ überhaupt? Etwas Unruhe machte sich breit.

Zu meiner Rechten stand ein Mensch, selbst so groß wie die 2m Fensterelemente, die wir herstellten und mindestens genauso breit. Er hatte etwas von einem Indianer. Heute würde ich sagen, er sah aus wie der Wrestler und Schauspieler „The Rock“. Er beförderte ohne Hilfmittel die fertigen Fenster mühelos in den Laster. Somit war er für den letzen Arbeitsgang zuständig, die Fenster in die Fassung setzen, ankleben und die Sprossen vorknallen. Fertig. Hin und wieder setze auch ich die Scheiben für ihn ein. Endlich Verantwortung.

Am zweiten Tag bekam ich Handschuhe, weil ich das Pflasterfach im Erstehilfekasten leer gemacht hatte. Die Fensterscheiben haben, trotz ihrer Dicke, doch sehr scharfe Kanten. Die beiden Kollegen waren nett, die Arbeit war okey und auch sonst konnte man es hier gut aushalten. Es war das erste Mal, dass ich nicht ausrechnete wie viel ich mit jedem Handgriff verdiene. Das einzige was mich nervte, war der lange Hinweg. Ich begann im Dunkeln und fuhr im Dunkeln nach Hause. Es gab zwar reichlich Fenster in der Halle, aber man bekam trotzdem die Sonnendämmerung nicht mit. „The Rock“ schenkte mir seine Mitarbeiterkarte für den Getränkeautomaten und ich setze ab jetzt für ihn die kleineren Fensterscheiben ein und half ihm beim Einladen. Er kloppte mir auf die Schulter, wobei er sie fast abriss und meinte, wenn ich mal ordentlich was essen würde, könnte aus mir auch mal ein richtiger Kerl werden. Den Ratschlag befolge ich bis heute. Und, was soll ich sagen? er hatte Recht! In den drei Tagen bekam ich eine Vorstellung davon, dass ich es vielleicht doch bis zum Studienbeginn im März aushalten konnte. Ich hatte mich bewert, die Jobs wurden so langsam humaner. Die nächste Mission lief unter dem Decknamen: Müllabfuhr.

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