Mittwoch, 29. Oktober 2008

Teilzeit Part VI - Run like hell

"You better run like hell
You better run all day
And run all night
And keep your dirty feelings
Deep inside" Pink Floyd

Ich hatte die Fresse voll von der Teilzeitfirma und ihrer Angewohnheit mir erst im letzten Moment meine Missionen mitzuteilen. Mein Plan war es, am kommenden Mittwoch meinen Kofferraum ordentlich mit Weizenkornflaschen aufzufüllen. Entweder schmeißen sie mich raus, für den Fall würde ich noch zwei Flaschen Korn in meiner Jacke verstecken, oder ich kündige und mache mich als Schnapsbaron selbstständig. So war der Plan. Am Dienstag um 16 Uhr klingelte mein Handy und ich wurde an eine andere Firma ausgeliehen. Genau das meinte ich. Auf nach Minden, Nachtschicht. Für mich war klar, dies ist mein letzter Arbeitstag, also konnte ich die Sache ruhig angehen lassen.

Am Empfang hing ein Zettel für mich mit der Aufschrift: Meister, einmal ums Gebäude, dann Halle 3. Ich saß an einem Fließband einer Firma, die Aschenbecher von und vermutlich auch für Beck´s herstellte. Hier arbeiteten nur geheimnisvoll tuende Inder und Teilzeit Hausfrauen, die in ihrer Freizeit sicherlich von ihren Männern geschlagen wurden. Ich saß in einer Reihe mit zwei weiteren Arbeitern, am Kopf des Fließbandes. Die Aschenbecher köddelten im Schneckentempo aus der Maschine und schlichen an mir vorbei. Sechs Aschenbecher kamen in eine Verpackung. Ich alleine hätte bei diesem Intervall das Fließband jedes Mal Leerräumen können. Damit meine beiden Kollegen aber nicht untätig rum saßen, musste ich 2/3 der Aschenbecher an mir vorbeitrudeln lassen. Ich malte mir aus, wo einer der, oberflächlich leicht mit Terroristen zu verwechselnden, Mitarbeiter eine Bombe verstecken würde. Möglichkeiten gab es genug. Zum Beispiel hinter dem Getränkeautomaten. Dort hätte es mich jedenfalls erwischt. Die Zeit verging nicht. Es gibt einen Grund warum keine Uhren an die Wände solcher Fabriken gehängt werden. Mein perfekt geplantes Verbrechen und den damit verbundenen Lebensabend als Schnapsbaron, hatte ich schnell der Situation angepasst. Ich würde Aschenbecher mitgehen lassen. Okey, ich rauche nicht, aber es gab damals schon genug Idioten, die bereits weiter oben im Text gedacht haben: cool, Beck´s Aschenbecher!
Denen könnte man damit sicherlich eine Freude machen. Ich blieb gewohnt professionell und steckte pro Jackentasche nur einen Aschenbecher ein, sonst klimpert es. Das machte insgesamt drei Aschenbecher. Nur dank meiner Selbstauferlegten Scheißegal-Haltung, drehte ich nicht durch. Dazu kam die Müdigkeit. Als die Schicht vorbei war, ging ich, mitsamt meinem Diebesgut, zu den zuständigen Schichtleitern, oder wie die sich auch immer betitelten, und fragte ob sie mir eine Unterschrift für den heutigen Tag geben würden.
Schichtleiter: „Ich dachte, Du kommst morgen noch mal wieder.“
Ich: „Nein.“

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