Freitag, 5. November 2010

Beziehungsstatus

„Sie hat Würmer und er angelt gerne.“ Heinz Strunk

Mit Beziehungen, Ehen oder anderen Arrangements wie Langeweile werde ich zwangsläufig jeden Tag konfrontiert. Wenn man sich mit etwas beschäftigt, taucht es plötzlich überall auf. In der Stadt kann man sie beobachten, aktiver am Bahngleis und sowieso an den Abenden auf Partys oder im Bekanntenkreis. Es ist eine leidige Angewohnheit geworden, Paare zu kategorisieren. Nicht selten wird es einem auch einfach lautstark aufgedrängt. Es ist ja nicht so, dass ich es mir immer aussuchen kann, was um mich herum passiert.

Ich frage mich im vorübergehen, sowie im stillen Beisein, wie die sich wohl kennengelernt haben, was finden die aneinander, wie sind sie zusammen gekommen, was verbindet sie und wieso sind sie dann noch zusammen? Die Fragen beantworte ich mir anhand ihrer gegenseitigen Bemühungen umeinander, ihren verschiedenen Charakteren, ihrem Umfeld, dem gemeinsamen Stil und der Attraktivität natürlich, falls vorhanden. Falls nicht, ist der Fall auch klar.
Und findet man wirklich keine Antwort auf diese Fragen, kann man ja immer noch resignieren und feige von Liebe sprechen.

Was will die vom dem Spinner? ich bin doch ein viel größerer Spinner!
Diese Frage hat sich wohl schon jeder gestellt. Der Idealfall, und favorisiertes Hollywood Ende, schlecht hin, die große Liebe, lässt sich auf die wenigsten Beziehungen, die man so sieht und kennt, anwenden. Selbst ich bringe nicht soviel Kurzsichtigkeit auf, um den meisten Paaren das Bewusstsein für die ganz großen Gefühle bedingungslos zuzusprechen.
Letztendlich kann man heutzutage jede handelseinige Beziehung auf vier elementare Dinge herunter brechen: Geld, Sex, Macht und Langeweile.

Dreiecksbeziehung:

Hippie Scheiße. Man ist immer eifersüchtig, egal ob man es raushängen lässt oder nicht. Funktioniert also nicht, genau wie die...

Fernbeziehung:

Gemeinsam einsam. Im Grunde wie jede andere Beziehung, nur auf einem schwierigeren Level. Fangen wir leichter an.

Hauptschulbeziehung:

Du hast Zeit, ich habe Zeit, warum sind wir nicht zusammen? Ok.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Ich nenne diese Form des Zeittotschlagens liebevoll Hauptschulbeziehung, weil der Anspruch an den Partner erschreckend gering scheint. Dumm und Dumm gesellt sich gern, für denjenigen, der es etwas aussagekräftiger mag. Halten diese wie zufällig zusammen gewürfelten Paarungen länger bis ewig, redet man davon, dass die beiden sich wunderbar ergänzen würden. Ich meine, es ist schlicht weg der Mangel an Alternativen. Alles ist besser als der Status Single. Als Single stimmt etwas mit dir nicht. Ständig ist man das fünfte Rad am, mit befreundeten Paaren beladenen, Familienwagen auf den Weg ins Vergnügen. Alles immer noch harmonischer als die…

Einbahnstraßenbeziehung:

Bei der Einbahnstraßenbeziehung ist noch nicht einmal der gemeinsame Faktor: viel überflüssige Zeit, vorhanden. Er und sie unterscheiden sich in jeglicher Hinsicht. Oft geht es schon damit los, dass er ein Mann und sie eine Frau ist. Einer der beiden dominiert gnadenlos. Der Begriff Partnerschaft hat hier nichts verloren. Entweder sieht sie viel zu gut für ihn aus oder er hat weitaus mehr in der Rübe als sie oder es besteht ein nicht zu leugnendes finanzielles Gefälle oder umgekehrt. Aus der Offensichtlichkeit der unpassenden Besetzung heraus, schäme ich mich nicht selten für das Paar fremd. Reiner Hohn! entfährt es mir zuweilen. Geld oder Sex, wie es so schön bei Jürgen von der Lippe hieß, sind die Indikatoren solcher Beziehungen. Dazwischen wird gestritten.
Kommt es zu Kombinationen der Gegensätzlichkeiten, zum Beispiel: sie sieht um einiges besser aus und er wiegt das in Gold auf, dann passt es zuweilen wieder und man spricht von der…

Prominentenbeziehung:

Bei der Prominenz zu Hause, jedoch abgeschwächt jedem aus seinem Bekanntenkreis bekannt, die magersüchtig anmutende Blondine an der Seite des BMW Fahrers. Der in die Jahre gekommene Taxiunternehmer mit der jungen Telefonistin usw. Die Anziehungskraft der F-Prominenz zählt ebenfalls dazu. Der Surf-Guru vom Baggersee, sowie der beste Fußballer der Bezirksliga oder jemand mit einer Klampfe im Hausflur, hat schnell damit aufgehört sich noch die Mühe zu machen sich nach oben zu orientieren. Die Musiker nehmen einem die ganzen tollen Frauen weg. Ein Satz, den man öfters als einmal am Abend hört, bei McDonalds oder vor der Konsole sitzend. Wenn beide Seiten so drauf sind, spricht man von einer…

Interessenbeziehung:

Wenn man sich für etwas überdurchschnittlich interessiert, sodass man behaupten kann: das ist genau mein Ding, dann ist es nicht abwegig wenn man mit jemanden zusammen ist, der dieselben Interessen vertritt. Eine gemeinsame Vergangenheit haut in dieselbe Kerbe.
Sei es die Musik und der damit verbundene Lebensstil, sei es das gemeinsame Arrangement für irgendwas, sei es das Essverhalten oder sei es nur die Tatsache, dass man immer gemeinsam hinter der Turnhalle heimlich geraucht hat, wenn man das durch zwei teilt, kommt merkwürdigerweise das Doppelte dabei raus. Ein gemeinsames Interesse an der Modemarke Ed Hardy, würde ich weiter oben einordnen.
Vorsicht Falle! Es kann vorkommen, dass das Interesse nur vorgetäuscht wird, um sich an die ehrliche Haut des anderen ranzumachen. Was uns zu dem letzten Beziehungsstatus bringt, die…

Kurzbeziehung:

Geschmäcker werden einfach ungefragt übernommen, Interessen geheuchelt, der Freundeskreis des anderen wird vereinnahmt, es werden einseitige Kompromisse eingegangen, also es wird im großen Stile verzichtet und das alles um sich freiwillig abhängig zu machen. Das Wort "Klammern" wäre durchaus angebracht. Auf Dauer wird das eine traurige Geschichte oder es bleibt eine Kurzbeziehung. Kurzbeziehungen sind auffällig oft auch die ersten Beziehungen.

Hollywood Ende:

Man beobachtet zwar ständig wie es nicht geht, kann aber leider nur hoffen, dass man es gemeinsam besser hinbekommt. Natürlich kann man mit wenig bis nichts, unglaublich glücklich sein. Auf meiner Habenseite stand eine ganze Weile lang nur: viel Zeit. Das ging auch. Ich hatte kein Handy, geschweige denn ein Auto oder einen Schlüssel für die Vordertür des Elternhauses, denke aber, die Zeit gut genutzt zu haben. Wenn man miteinander reden und lachen kann, wie über diesen Text zum Beispiel, und sich gegenseitigen Respekt erweißt, dann macht man schon sehr viel richtig. Geld, Sex, Macht und Langeweile können dann nur dienlich sein.

8 Kommentare:

  1. Das kenne ich, hast du mir das schon mal gezeigt?
    Alles was ich brauch in der Welt, ist eine Frau mit Geld

    AntwortenLöschen
  2. Bravo!!! Mein Blog bzw meine Erläuterungen darüber, dass manche Paare irgendwie ekelhaft sind, sind nun überflüssig. Oder ich behaupte einfach ab sofort, dass das hier mein Zweit-Blog ist.

    AntwortenLöschen
  3. Ein Lob! und das auch noch von einer Lehrerin. Mit der Behauptung wäre ich vorsichtig, rechtlich ist das hier bestimmt nicht alles astrein.

    AntwortenLöschen
  4. Kleiner Hinweis, ich bin keine Lehrerin, sondern Mediengestalterin :) Die Dame, die auf meinem Blog über ihre Schul-Erlebnisse schreibt, ist eine andere.

    AntwortenLöschen
  5. Ah ja, also nicht Franziska Lenz. Dann frage ich mich, wem ich den Blumenstrauß geschickt habe.

    AntwortenLöschen
  6. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  7. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen