Montag, 17. April 2017
Donnerstag, 2. Februar 2017
Geht ein Einarmiger in den Second-Hand Shop
"Doch wer A sagt, muss auch B zahlen
Wir warten alle auf dein' Einsatz
Drei, Zwo, Eins, Tschüß, nix geht mehr
Für krumme Spiele ist hier kein Platz" Dendemann
Wir warten alle auf dein' Einsatz
Drei, Zwo, Eins, Tschüß, nix geht mehr
Für krumme Spiele ist hier kein Platz" Dendemann
Ganz aktuelles Thema: Das Internet!
Letztens sah ich im Fernsehen eine Reportage über den
Onlinehandel und dessen Tücken. Dort hieß es, die Händlerseiten erkennen mit
welchem Gerät du online gehst und passen die Preise entsprechend an. Soll
heißen, gehst du mit dem iPhone 7 auf Amazon, gehen die Preise mit.
In der Reportage wurden übrigens als günstigste Variante das
Internetcafé und als teuerste Variante sämtliche Apple Produkte genannt.
Man möchte ja immer derjenige mit dem Durchblick sein und
nicht hinter die Fichte geführt werden. Das Gelernte konnte ich kurz darauf
anwenden. Zufällig zwar, oder sagen wir: instinktiv alles richtig gemacht.
Ich hatte von einer Bestellung aus dem Netz einen 10€
Gutschein für einen Onlinehändler, der gebrauchte Medien verkauft und ankauft, mitgeliefert
bekommen. Der Gutschein war an einen Mindestbestellwert von 50€ gebunden. Für 50€
bekommt man richtig viel an gebrauchten Büchern, CDs, Konsolenspiele oder DVDs.
Eine Wunschliste halte ich bei dem Händler eh immer auf dem Laufenden. Nicht
dass ich etwas vergesse, das ich sonst in meinem Regal vermissen würde.
Zu Hause am Laptop stellte ich mir ein Paket zusammen.
Bücher, Filme, CDs, Hörbücher… zwei Stunden später kam ich genau auf die 50€ Mindestbestellwert.
Punktlandung, gut gelaunt speicherte ich die Liste und klappte den Laptop zu. Direkt
bestellen konnte ich leider nicht. Der Gutschein mit dem Gutscheincode lag bei
mir am Arbeitsplatz. In der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitspause öffnete
ich die Händlerseite, rief die Wunschliste auf und was musste ich feststellen?
Gesamtkosten von 48,50€! Die ganze nächtliche Arbeit war zwar für`n Arsch, aber so ging noch ein Buch mehr in den Warenkorb.
Drei Prozent günstiger als vom heimischen Laptop. Was sagt
das über den PC am Arbeitsplatz oder dem sozialen Umfeld aus?
Aber es wird noch merkwürdiger! Beim Zusammenstellen meiner
Bestellung gab ich altbewährte Autoren und Musiker in die Suchfunktion ein und
war bei so manchen Angeboten aufgrund des hohen Wiederverkaufswertes erschrocken.
Zum Beispiel wurde dort eine Maxi CD einer deutschen HipHop Band, die gerade
mit ihrem neuen Album durch die Charts tingelt, angeboten. Die Single war
damals limitiert und ist sicherlich selten, insofern man mehrere zehntausend
Exemplare als selten bezeichnen möchte. Ob selten oder nicht, was rechtfertigt
einen Preis von 3500€ für digitale Medien? Zumal ich die Single in einem guten
Zustand bei mir im Regal stehen habe! Das gleiche Phänomen wiederholte sich bei
den Büchern. Drittauflagen kosteten 300€.
Ein Grund mehr da mal anzurufen. Mein Vorschlag war, die geben mir für
meine limitierte Maxi CD 2000€ und machen somit eine Marge von über
1500€. Für das Geld müssten die normalerweise eintausend Bücher
weiterverkaufen. Ein sogenannter Quick Win. Eine Quick Win Win
Situation. Gedanklich hatte ich das Geld
bereits ausgegeben eingeplant. Der junge Mann am Telefon sagte mir, der
Einkaufspreis der CD liege aktuell bei 59 Cent. Frustriert fragte ich ihn, ob ihm bewusst
sei, dass Niemand für eine deutschsprachige CD über 3500€ zahlen würde. Vielleicht
in Dubai, meinte er. Deutsche leben überall. Mit anderen Worten, es besteht
überhaupt gar keine Nachfrage, wo kommt also der Preis her?
Mir wurde erklärt, ein Algorithmus sucht das Internet nach weiteren
Pressungen dieser CD ab. Falls bei Amazon, eBay, Shpock, rebuy oder oder oder die
CD ebenfalls zum Verkauf steht, fließt die Anzahl und der angebotene Preis in
den Algorithmus ein. Die besagte Maxi CD gab es offensichtlich nirgends sonst
zu kaufen. Meine Recherchen bestätigten die Aussage. Obwohl auf Vinyl mit Bonus
Tracks und weiteren Instrumentals wurde die Single für 17€ angeboten. Verstand oder
ein Kontrollsystem steckt demnach nicht dahinter. Den Algorithmus für den
Einkauf, der geschieht über eine App und den Scan des Barcodes, konnte er mir
nicht nennen. Bei meinen Büchern, egal wie selten, kam jedes Mal der Hinweis:
behalt deinen Scheiß! Die Angebote für CDs lagen im Cent-Bereich und Videospiele
gehen für circa zwei bis drei Euro weg. Keine Konkurrenz zum Flohmarkt, dem
echten, draußen.
Jetzt wo ich das weiß… Für gewisse DVD Boxen werden auf der
gleichen Händlerseite ebenfalls horrende, aber leider marktübliche Preise
angesetzt. Wenn ich nun bei eBay Kleinanzeigen eine Anzeige für genau diese DVD
Box reinstelle und die Stückzahl auf 5 setze, was macht der Algorithmus daraus?
Ein Bild des Covers der DVD Box nehme ich aus dem Netz, das Einstellen einer
Anzeige kostet auch nichts. Den Interessenten kann ich einfach schreiben, dass
die letzte DVD gerade verkauft wurde und ich die Anzeige zeitnah rausnehmen
werde. Eigentlich müsste sich der Preis für das von mir angestrebte Produkt
doch senken?
Möchte das mal jemand ausprobieren und berichten?
Übrigens ist der Preis für die Maxi CD mittlerweile auf
50,79€ runtergerechnet.
Montag, 30. Januar 2017
Losing my Religion
„And here I lay“ Mark Hollis
Als Bewegungsbruder der zweiten deutschen HipHop Stunde Ende
der 90er Jahre, muss ich mit Entsetzen, also enttäuscht, feststellen, dass
genau dieser Eckpfeiler meines Lebens einzustürzen droht. Statisch unbestimmt,
sagt der Ingenieur im weitesten Sinne.
Wenn ich bei Saturn die Deutschrap-Ecke durchstöbere, kenne
ich die meisten Interpreten zwar vom Namen, aber nicht deren Musik. Den Inhalt
kann ich mir denken bei Albumtiteln wie Asphalt Massaker oder High & Hungrig. Den Moment, in dem die deutsche Hip Hop Kultur für mich zu einer lediglich deutschen Hip Hop Szene verkümmerte, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Phillie MC habe ich problemlos ignoriert, der ging ja spurlos an allem vorbei. Bis heute feilt er womöglich an den sieben Sätzen, die seinen Wikipedia Eintrag ausmachen.
Vielleicht
war es die Aggro Berlin Ansage Nr. 3 im Jahr 2003? Irgendwann dann kamen die
ersten Idioten auf den Plan. Insgesamt ein schleichender Prozess.
An eine wesentliche Änderung im Hip Hop kann ich mich dagegen gut erinnern. Die Konzerte von Samy Deluxe und Dendemann wurden seit 2010 von einer Live Band begleitet. Der DJ durfte zwar ein paar Cuts beisteuern, was aber weit vom klassischen "zwei Plattenspieler und ein Mikrofon" Standard entfernt war. Keine schlechte Entwicklung, im Grunde. Ein Konzept, das zumindest eine nachvollziehbare
Richtung vorweist und durch die Roots, Beste Live Band ever, erprobt war.
Peinlich wurde es allerdings, als plötzlich viele Rapper
meinten, sie beherrschen ebenfalls das Singer Songwriter Genre. Was mich früher mit
Clueso oder Jazzkantine nur peripher erreichte, scheint heute eine nicht zu
unterschätzende Quote bei den Radiosendern zu haben.
Man kann sicherlich nicht jedem vorwerfen auf den Zug der
Singer Songwriter aufgesprungen zu sein, bei Chima und Max Herre zum Beispiel funktioniert
das, aber mal ernsthaft, kann Dennis Lisk von den ABs Gitarre spielen? Vielleicht,
aber sollte er? Sam Sorge experimentiere ebenfalls in dieser Sparte, heraus kamen Verschwörungstheorien mit schönen Melodien.
Der
bürgerliche Name auf den Alben sollte wohl Seriosität vermitteln und
gleichzeitig die street credibility nicht gefährden. Hatte Curse nicht auch solche Nummern verzapft…? Aber sind ja Künstler, lasse
machen.
Die Rap Musik hat sich also verändert, besonders inhaltlich. Okay,
akzeptiert. Zwanzig Jahre später. Wenn es damit mal abgehakt wäre. Mit der
Musik wandelt sich natürlich auch das Lebensgefühl, die Werte und die Sprache. Ich jedenfalls kann mich damit nicht mehr identifizieren. Die Hip Hop Kultur hockt im Früherbunker und verharrt der Dinge, die da kommen.
Gibt es überhaupt noch Jams? Hip Hop Tanz
wird in der Provinz für 28 Euro im Monat angeboten, erinnert an Bollywoodgehampel
und Jochen Distelmeyer singt dazu. Graffiti Künstler studieren Design und haben
eine eigene Homepage mit ausführlichem Impressum.
Die Jugendbewegung Hip Hop ist
durch. Ich behaupte an mir erkennen zu können, was damals bewegt wurde, umso
trauriger, dass sich eine gute Idee nicht fortsetzt.
Mein Kleiderschrank ist voll mit Klamotten von Marc Ecko und
Enyce. Beides Marken, die heute nicht mehr produzieren. Pleite. Letztens lachte
mich ein auf jugendlich machender, etwa vierzigjähriger Verkäufer bei Backslash aus, weil ich mich nach den
beiden Marken erkundigte und echte Jugendliche fragten mich, wo ich denn die coolen
Vintage Sachen her hätte. 15 Jahre Waschmaschine, Bro.
Irgendwo bei meinen Eltern liegen meine Baggy Pants rum. Herrlich ungeeignet für das Büro. Die ziehe ich mal wieder an. Sie werden nicht mehr passen, weiß ich jetzt schon, in der Weite nämlich! Mein Cap habe ich im Zug liegen gelassen, ich komme eh nicht mehr dazu es zu tragen… Wieso habe ich es im Zug überhaupt abgenommen? Achja, Ich saß im Bord Bistro des ICEs auf dem Weg nach München zum Oktoberfest. Man selbst ist womöglich auch nicht mehr ganz der Alte. Halb der Alte, maximal.
Irgendwo bei meinen Eltern liegen meine Baggy Pants rum. Herrlich ungeeignet für das Büro. Die ziehe ich mal wieder an. Sie werden nicht mehr passen, weiß ich jetzt schon, in der Weite nämlich! Mein Cap habe ich im Zug liegen gelassen, ich komme eh nicht mehr dazu es zu tragen… Wieso habe ich es im Zug überhaupt abgenommen? Achja, Ich saß im Bord Bistro des ICEs auf dem Weg nach München zum Oktoberfest. Man selbst ist womöglich auch nicht mehr ganz der Alte. Halb der Alte, maximal.
Dendemann hat beim Neon Magazin Royal aufgehört,
Hip Hop is dead von NAS ist über zehn Jahre her, das Beste am neuen Beginner
Album sind die Vocal Cuts, Dein Lieblingsmensch bloggt nicht mehr und keiner sagt: so, das war es!
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