Mittwoch, 4. März 2009

Versicherungen

"Ich muss Versicherungen checken sonst gibt es noch weniger Rente
wenn ich so weiter mache, brauche ich jede Mark für Medikamente" Dendemann

"Das ist von unserer Seite so minimal kalkuliert, da würde selbst der geizigste Schotte feucht werden unterm Rock." Stromberg

Eigentlich wollte ich über meine inkompetente Maklerin schreiben, der Text war sogar fertig. Dann dachte ich mir: wer will was über fremde Menschen lesen, die ihren Job nicht beherrschen und unsympathisch sind? Dafür gibt es doch die Tageszeitung.
Also jetzt mal etwas positiveres. Dem Klischee zum Trotz, habe ich in meinem Versicherungsvertreter einen fähigen Mann. Was heißt fähig? Er macht keinen besonders fähigen Eindruck, ist aber sympathisch, weil durchschaubar.
Bisher hatte ich drei Termine bei ihm. Beim ersten Termin bin ich noch von Versicherer zu Versicherer gelaufen und habe mir Preislisten ausdrucken lassen und halt verglichen.

Sein Büro ist in derselben Straße wie mein Arbeitsplatz. Ein altes, maritimes Gebäude, das noch von wirtschaftlich besseren Zeiten erzählt. Marmor, breite Treppenläufe und sein Büroschild ist nicht wie üblich neben der Tür angeschraubt, sondern direkt auf die Wand gepinselt. Ich stolzierte ohne Termin in sein Büro, es sollte ja nicht lange dauern. Ich wurde höfflich, fast überschwänglich empfangen. Mir wurde die Jacke entgegengenommen und sofort ein Stuhl angeboten. Alles wurde mir fein säuferlich erklärt und meine dümmlichen, nicht immer ganz ernst gemeinten Zwischenfragen störten auch nicht. Der Herr machte einen lässigen Eindruck auf mich. Hin und wieder gelang es auch mir einen Gag einzubauen. Nach unserem einstündigem Gespräch, wusste ich nicht nur bescheid, sondern hatte mich heimlich bereits entschieden. Beim verlassen des Büros bedankte ich mich für die freundliche Beratung und er meinte, ich solle das mal alles schön in meinem Testbericht erwähnen. Testbericht? Der Honk hat mich für einen Testkäufer gehalten, deshalb auch diese Ausführliche Beratung.
Beim nächsten ausgemachten Termin war er besser vorbereitet.
Er stellte mir eine Fangfrage, auf die ich nicht antworten konnte. Daraufhin rollte er von seinem Schreibtisch weg und schrie:

„HA! Dann kannste auch kein Testkäufer sein. Die wissen so was nämlich!“
„Clever!“

Ich fand zwar, das bewies gar nichts, aber ich hatte mich ja eh schon entschieden. Er meinte, Testkäufer kämen immer ohne einen festen Termin, deshalb sein anfänglicher Verdacht. Meinen Einwand, dass sich dann ja jeder Testkäufer von vornherein verraten würde, wenn das immer so sei, schließlich ist eine terminliche Vereinbarung doch die Regel, winkte er ab.

Ich unterschrieb eine Haftpflichtversicherung, sowie eine Hausratversicherung bei ihm. Im Preisvergleich bin ich absolut zufrieden, dazu kommt noch die gute Beratung natürlich.

Gestern unterhielten wir uns über eine Unfallversicherung.
Wir haben das ganze sehr genau auf den Punkt gebracht. Umso jünger du bist, desto mehr ist die Unfallversicherung nur eine Einstiegshilfe in eine qualitativ beschissenere Zukunft. Man fällt, nur man schlägt nicht mehr so hart auf. Wenn man alt ist, kommt einem das Modell schon eher entgegen. Als ich nachfragte, ob es bei der Police überhaupt einen Break-Even-Point gäbe, musste er den Begriff im Wirtschaftslexikon nachschlagen.

„Wenn sie das eben gegooglet hätten, wäre es mir gar nicht so sehr aufgefallen!“
„Das wichtigste Buch im Studium, neben dem Duden, war das Wirtschaftslexikon! Damals gab es nämlich noch kein Google, das einem die Hausarbeiten schrieb.“

Touché, dennoch irgendwie arm. Seine Rechtfertigungen waren aber insgesamt sehr amüsant. Außerdem gab es keinen BEP, es sei denn man bleibt gesund. Aber da habe ich dann auch nichts gegen.
50 Prozent Invaliditätsrate bei Verlust eines Auges! Eins von vieren, damit kommt man noch gut durchs Leben, sagte ich. Wieder ein Brüller. Dafür waren seine Worse-Case-Scenarios genial.
„Nehmen wir mal an, ein Schwarzer NEIN NEIN NEIN, so wollte ich das nicht sagen… ein Ausländer fährt dir mit seiner gestohlenen Moffa ins Fahrrad. Der ist natürlich illegal im Land. Den kannst du nicht verklagen. Der hat nichts. Dann ist nichts mit Schmerzensgeld…“
This is not America baby, fügte ich in Gedanken hinzu. Noch habe ich mich nicht entschieden. Ich wurde übrigens während der ganzen Gespräche nicht einmal an Stromberg erinnert.

Dinge, die ich mir für das Berufsleben merken möchte:
Zwei Minuten nachdem ich das Büro betrat klingelte das Handy (alter Knochen) des Versicherungsvertreters.

„Ja, Mensch Klaus alter Kumpel, schön von Dir zu hören. Du, passt gerade ganz schlecht, aber erzähl mir doch bitte kurz in drei Sätzen wie es gelaufen ist […] Prima, siehst du! Wie ich es dir gesagt habe. Freut mich, dass ich dir in der Angelegenheit weiterhelfen konnte. Tschüüüüß.“

Ganz schön gerissen was?

Außerdem sollte man einen bescheidenen aber wirkungsvollen Ehering tragen. Es ist mir vorher nie aufgefallen, aber so ein Ding ist ein echter Sympathieträger. Besonders in dieser Branche.

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