Mittwoch, 29. Juli 2009

How to be an engineer…

„Ich habe da ein Problem, Thomas, du bist doch Ingenieur…“ sagt man so

Ein Ingenieur zu werden ist mehr oder weniger schwer. Wie jedes Studium ist es eine Fleißfrage, man geht oft schematisch vor und operiert nach Fahrplan. Am wichtigsten ist im Grunde der Sachverstand. Jedenfalls bekommt man keine guten Noten geschenkt, wie in einem Biologie, Mathe oder Architektur Studium. Ob das immer alles gerecht ist, sei mal dahingestellt und interessiert auch nicht. Es ist nämlich etwas ganz anderes, wenn man erstmal Ingenieur ist.

In meinem Studium wurden die Professoren nicht müde von ihren grandiosen Erfolgen in der freien Welt zu berichten, wiesen weniger unterschwellig auf ihre Kompetenzen hin und streuten nebenbei ein, dass die Errungenschaften auf jenem Sektor ihnen zu verdanken seien. Wenn man das so hört, während man sich den Hintern auf den harten Klappsitzen des Hörsaales breit sitzt, zudem chronisch pleite ist, denkt man schnell, da will ich auch hin. Das Bild des unheimlich innovativen Bastlers mit unermüdlichen Forschungsdrang und einen Haufen Ideen in der Schublade brannte sich in meinen Hinterkopf ein. Ein Ingenieur schafft Lösungen, rettet die Umwelt, revolutioniert Denkweisen, trifft schwerwiegende Entscheidungen und lässt sich dafür den Arsch vergolden. Ein Gedanke, der mir häufig die Motivation verlieh, der Hausarbeit doch mehr als nur einen oberflächlichen Blick zu gönnen.

Ich erinnere gerne an den Werbespot, in dem ein Ingenieur aus seinem Strandhaus auf das Wasser schaut und über Bewegung nachdenkt. Kurz darauf watschelt ein klappriges, vom Wind getriebenes „Fortbewegungsmittel“ über den Strand. Schon wieder etwas erfunden. Ich glaube, es ging in der Werbung um ein Auto. Oder Scotti, aus der alten Star Trek Reihe. Der Mann benötigte für die Reparatur eines Warpantriebes nur einen Tag und rettete am Schluss die gesamte Besatzung.

Die, zugegeben schöne, Vorstellung des Ingenieurberufes ist ziemlich unrealistisch. Das kann man sich immer wieder sagen, dennoch, der Druck nun endlich sein persönliches Rad zu erfinden, bleibt. Es ist kein „9 to 5“ Job, sondern ein „Entweder Du bist es oder Du warst es nie“ Job. Ideen möchten realisiert werden, auch nach Feierabend.

Zurzeit denke ich viel darüber nach, wie man dieses Bild nach unten korrigieren kann, ohne eine Inflation des Berufstandes zu provozieren. Die Ärzte haben das doch auch geschafft. Nicht jeder entdeckt ein Mittel gegen oder für etwas. Im Gegenteil, viele sind einfach Durchschnitt, beraten auch mal falsch und wirken dabei glücklich mit ihren Schluckimpfungen an Grundschulen. Kann sein, dass bei denen ein „warum bin ich nicht wie Dr. House“ in den Hinterköpfen rum schwiert, aber anmerken tut man es ihnen nicht.

Mir geht es nicht darum in Zukunft mit gerissenen Sätzen Kunden, Arbeit- oder Auftragsgeber zu beschwichtigen oder Kompetenz zu suggerieren, Hauptsache eine gewisse Seriosität zu vermitteln oder ganz einfach weniger zu tun. Ich möchte die Sichtweise auf das was ich tue ändern. Angefangen habe ich damit, meinen Beruf als Job zu bezeichnen. Das nimmt erstmal wenigstens verbal eine gewisse Last, die ich während meiner Berufsfindung und Abwägung meiner Zukunftsperspektiven nicht gebrauchen kann. Geholfen hat mir dabei ein Gespräch mit meinem Teamleiter von der Arbeit. Dem ging es vor kurzem noch ähnlich, nur dass er Frau und Kinder hat und ihm die Entscheidung den Job zum Beruf zu machen somit abgenommen wurde.

Seit diesem Jahr werden keine Diplom Ingenieure mehr ausgebildet. Stattdessen heißen die Abschlüsse nun Master of Science. Wie sich das auswirken wird weiß ich nicht, ich weiß nur, dass ich sehr froh bin noch ein diplomierter Ingenieur geworden zu sein.

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