Mittwoch, 8. Juli 2009

Sommerferien

"In the summertime when the weather is fine you got women on your mind" Mungo Jerry

Ohne mich wiederholen zu wollen, wirklichen Urlaub hatte ich nie. Wie auch, wirklich Arbeiten tue ich erst seit Dezember. Vorher konnte ich einfach wegfahren, da nannte das Niemand Urlaub, sondern „Thomas ist gerade woanders oder im Garten oder im Bett“.
Das Büro hier, ist nur noch sporadisch besetzt. Viele nutzen die Sommerferien um wegzufliegen oder wegzufahren, Hauptsache weg, allein schon wegen der Kinder.
Der Gedanke von der Arbeit mindestens einmal für zwei bis drei Wochen im Jahr wegkommen zu müssen, zu entfliehen, macht mich betroffen. Das spiegelt für mich nur wieder, wie organisatorisch man durch das Leben geht. Da behalte ich doch lieber den Gedanken aufrecht hin und wieder woanders zu sein. Nicht so zwanghaft.

Gerade lese ich bei Facebook eine Nachricht, aus dem Urlaub eines Dritten kommend:
„Ich bin gerade im Urlaub, grüße aus [hier beliebtes Urlaubsziel eintragen].“

Was muss das für ein toller Urlaub sein, wenn man Internet hat und anstatt mühseligen, aber oft ehrlich gemeinten Postkarten einfach Wasserstandmeldungen via Web 2.0 abgeben kann. Ein recht beschissener, stelle ich mir vor. Internet im Urlaub, ist wie mit der eigenen Freundin auf Malle. Da bremst doch was.
Wenigstens dieses durchtriebene Gefühl etwas im Grunde schönes vorzeitig beenden zu müssen, um endlich den anderen davon erzählen zu können, wer kennt es nicht? hat sich ja mit einer Live Reportage dann erledigt. Und bloß nicht zu sehr ins schwärmen geraten, hier und da auch mal ein klein bisschen Kritik üben, damit die eh schon genervten, freundlich bemühten Zuhörer nicht sofort abspenstig reagieren.

Ich höre gerne Urlaubsgeschichten von Menschen, die wirklich in jede Touristenfalle tappen. Betrug beim Wechselgeld, 5 Kilometer vom Strand entfernt, anstatt den angepriesenen 50 Metern, selbst Google Earth wurde von der Hotelleitung bestochen! ein Stern sind nicht vier Sterne, das Hotelzimmer wurde leer geräumt, die gesamte Familie entführt und man selbst bekommt Tripper. Im Nachhinein ruft die Urlaubsliebe an, man benötige dringend Geld für eine lebensrettende Operation des Vaters, Haialarm und Montezumas Rache. Das sind Themen, von denen ich gerne lese. Nicht wegen der viel gelobten Schadensfreude, sondern, weil das so schön in meine Vorstellungen passt. Man kann das ganze ja auch mit Humor nehmen.
Meinen Idealen nach, bist du zumindest für die Zeit im Ausland ein Globetrotter und benimmst dich auch so, sprich, du erlebst was und redest nicht darüber. Oder du bist eben zwei bis drei Wochen weg von deinem Arbeitsplatz und spielst woanders den Touristen. Sollte das so sein, dann sind das doch die Geschichten mit dem größten Unterhaltungsfaktor, wenn schon berichtet werden muss. Gönnen tue ich diesen Leuten 49 – 50 Wochen Spaß auf der Arbeit, vorausgesetzt, sie lassen mich damit in ruhe.

Urban Hymns

Die folgende Geschichte ist wahr und meinen Bekannten wirklich passiert.
Ein mir bekanntes Ehepaar, wenn eine Geschichte so beginnt, gibt es allen Grund zur Skepsis, verbrachten vor Jahren ihren Urlaub in einer der vielen Touristenanlagen Europas. Sonne, Strand, All Inklusive, das volle Programm. Als sie gut gelaunt vom Strand in ihre angemietete Hütte zurückkamen, war diese auf links gezogen. Koffer wurden durchwühlt, Schubladen aufgerissen, das klassische Bild eines Einbruchs eben. Der Verdacht liegt nahe, dass ein oder mehrere Buhmänner im Haus waren. Natürlich rufen sie erstmal die verantwortliche Hotelleitung oder den Hüttenwart an oder wer auch immer dort die Verantwortung hat. Eine schnelle Inventur zeigt, dass es nichts zum notieren für die Versicherung gibt. Es ist tatsächlich noch alles da. Man geht davon aus, dass die Einbrecher überrascht wurden und schnell das Weite suchten. Glück im Unglück. Der Urlaub konnte mit einem kleinen Schrecken entspannt fortgeführt werden. Eine Woche später laden meine Bekannten die Nachbarn und Freunde zu einem Diaabend ein. Früher war noch nicht alles digital und solche Abende durchaus üblich. Dias Dias oh buenos días. Als dann die ersten Bilder des Fluges und der Anreise durch waren, zeigten die nächsten Bilder, die nach deren Entwicklung direkt unbegutachtet in den Diaprojektor gelegt wurden, ein paar zwielichtige Gestalten, die sich offensichtlich gegenseitig fotografierten. Nur wobei sie sich fotografierten, ist selbst in Abgeschiedenheit von Gästen noch rasend peinlich. Die Einheimischen suchten kein Geld oder sonstige Wertsachen in der Urlaubshütte meiner Bekannten, sondern nur deren Fotoapparat. Fündig geworden, gingen sie ins Bad und steckten sich die Zahnbürsten der Betroffenen in ihre Hintern! und machten Bilder davon. Danach packten sie den Fotoapparat und die Zahnbürsten wieder dorthin wo sie am wenigsten auffallen, dorthin, wo sie die Sachen gefunden haben. Dass man sich auch im Urlaub mindestens zweimal am Tag die Zähne putzt, sollte jedem klar sein. Scheiß Gefühl.

Meinen Bekannten ist das, wie man sich denken kann, nie passiert. So was passiert immer nur Bekannten von Bekannten und anderen Unbekannten.

Wenn ihr das hier lesen könnt, viel Spaß im Urlaub.

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