Donnerstag, 6. August 2009

Lanzenbruch

Es gibt Personen, die von der Öffentlichkeit gewaltig unterschätzt werden. Für diese Menschen möchte ich eine Lanze brechen, wie man so schön sagt.

Wem besonders der Rücken gestärkt gehört sind...



Uli Hoeneß



Uli hat einen gewaltig schlechten Stand in der Gesellschaft. Er ist wie die Bildzeitung. Man kann unmöglich alles ernst nehmen, aber der Sportteil ist gut. Oft werden Uli´s Taten vom Proletariat zerredet, das nur wenig Ahnung vom Fußball hat. Gegen Hoeneß zu sein, suggeriert den meisten Sportanhängern ja bereits eine gewisse Kompetenz. Glauben sie. Noch heute wird ihm gerne der verschossene Elfmeter im EM Finale 76 vorgehalten. Wenn einem ein verschossener Elfmeter über 30 Jahre später noch verfolgt, dann kann man davon ausgehen, dass man sonst alles richtig gemacht hat. Was das Fußballmanagement angeht, ist Uli der Beste in Deutschland. Vielleicht sogar der Beste der Welt und seiner Zeit weit voraus. Erfolg kommt nicht von ungefähr.

Ihm und seinem FC Bayern wird ständig Arroganz nachgesagt, ich habe aber nicht die geringste Vorstellung, wie sich die äußern soll und würde das gerne mal erklärt bekommen. Wenn er vor der Saison sagt, er wolle Meister werden, dann ist das doch nur realistisch und für die Fans genau das, was sie hören wollen. Erstrecht wenn der Verein FC Bayern heißt. Er hat sehr oft recht mit seinen Aussagen, auch wenn sie unpopulär sind. Öfters als andere aus dem Bundesligaumfeld, dabei haben die viel seltener die Gelegenheit Blödsinn in die Kamera zu palavern und lassen sich die Chance dennoch nicht nehmen. Der Fall Daum zum Beispiel.

Zudem ist Hoeneß unheimlich unterhaltsam und hat auch einen guten Humor, man muss sich nur die Sendungen anschauen, in denen er nicht von dilettantischen Journalisten auf das kommende Jahrhunderttalent oder der Stimmung im Stadion angesprochen wird.

Bayern ist der einzige Verein mit richtigen Fans, alle anderen Fans sind eine Mischung aus bequemer Antipathie gegenüber Bayern und Lokalpatriotismus...

So fühlt es sich an, wenn einem ständig Vorwürfe wegen seiner Vereinsloyalität gemacht werden.

Für jedes Argument dagegen, gibt es auch eins dafür!



Deutsche Synchronsprecher



„Ey, du musst dir das englischsprachige Original angucken!“ Wie ich diesen Satz hasse. Als ob die jedes Wort verstehen würden was da geredet wird, bzw. die Hintergründe der Gags sofort durchleuchten, weil sie jede amerikanische oder englische B-Prominenz auf die angespielt wird, kennen. Wenn ich englische Originale gucke, fällt es mir schwer hundertprozentig in den Film einzutauchen. Ich kenne die englischen Originalstimmen nur aus Interviews oder Making of Sendungen und assoziiere sie auch damit. Wenn ich also einen Film auf Englisch sehe, warte ich jedes Mal darauf, dass gleich die Kulisse umfällt oder der Regisseur „CUT“ ruft oder mir jemand aus dem Off erklärt was da gerade geschieht. Dazu kommen nervig gebrabbelte Akzente, bei denen ich endgültig passen muss. Mir macht es keine Freude einen Film in der Originalsprache zu sehen und ich schätze, dass diejenigen, die behaupten ihre Lieblingsserie im Originalton zu schauen, heimlich zu Hause die Synchronisierte Fassung im Regal stehen haben und nur bei Besuch die Tonspur wechseln.



In Deutschland wird sich, was die Synchronisation angeht, noch richtig viel Mühe gegeben. Die größte Fehlerquelle ist dabei die Übersetzung. Es ist unheimlich schwer den Insider Gag ins deutsche zu übertragen. Shit happens... Scheiße passiert.

Die Simpsons ist ein gutes Beispiel. Da wird ein Subway Sandwich mit U-Boot Sandwich übersetzt und einem eine Halfpipe als Halbröhre verkauft. Wer sich da nicht denken kann was gemeint ist, sollte Serien via Stream im Internet schauen. Viele Gags aus den Zeichentrickserien kann man prima auf den Alltag übertragen. Mach das mal, wenn du im Kopf den Gag erst sinngemäß übersetzen musst. Da darfst du dich aber des Öfteren mit einem „Im Original ist das wirklich voll lustig“ rechtfertigen. Zumal keiner weiß, was du eigentlich meinst.



Die Stimmen selbst sind besser und fassettenreicher als die englischen, auch weil nicht eine Person gleich zehn Rollen übernimmt und so die Tonlagen auch mal ändern darf ohne gleich wie ein Nebencharakter zu klingen. Homer Simpsons deutsche Synchronstimme Norbert Gastell gilt unter Kennern sogar international als die Beste und wer möchte mir erzählen, dass Marge sich auf Englisch besser anhört als Elisabeth Volkmann´s Version? Als ich das erste Mal etwas von Ice Age gesehen habe, dachte ich, es wäre eine deutsche Produktion. So gut passt Ottos stimme und Wesen zu Sid dem Faultier. Ich habe keine Lust mir das vom Original versauen zu lassen.



Bei Lost, einer Serie bei der man in jeden Satz eine Anspielung hineindeuten kann, ist es wichtig, dass der Satz inhaltlich richtig übersetzt wird. Was aber viele beim Original schauen vergessen ist, dass sie selber es ja auch übersetzen müssen und nicht wie selbstverständlich das richtige dabei herauskommt. Ganze Foren werden damit vollgeschrieben wie welcher Satz übersetzt welchen Sinn ergibt. Na da macht das Original schauen ja richtigen Spaß. Ich halte die deutschen Synchronisationen für sehr gelungen, da lohnt sich auch das warten auf den deutschen Release. Hört euch mal spanische Fassungen an, die haben nur einen Synchronsprecher für alles. Das letzte Wort in diesem Fall hat Santiago Ziesmer.



Dorfjugend



Die Jugendlichen auf den Dörfern haben einen schweren Stand bei den Städtern. Früher, vor den DSL Leitungen und der Revolution des Internets im Allgemeinen, mag das auch gestimmt haben. Ich bin auf einem Dorf aufgewachsen und das sehr behütet. No alarms and no surprises and no allergies. Man lernte die Tugenden und die dazugehörigen Menschen besser kennen als sonst irgendwo. Man hat ja auch nichts anderes, weshalb Freundschaften noch gepflegt werden. Ich habe die Zeit für die Charakterbildung effektiv genutzt.

Meiner Meinung nach muss ein Kind die Chance gegeben werden Buden zu bauen, von Bäumen zu fallen und sich im Wald zu verlaufen. Es spricht nichts dagegen in großen Häusern aufzuwachsen, mit großen Gärten und viel Platz drum herum. Wir Dorfkinder mussten sicherlich mehr schuften, aber geschadet hat das keinem von uns. Heute weisen Manager und Politiker sogar auf ihren Stallgeruch hin, um kompetenter und vertrauenswürdiger zu wirken.

Die schönsten Kindheitserinnerungen von Jugendlichen aus einer Metropole sind gewiss der Abenteuerurlaub auf dem Bauernhof oder die Reitstunden auf dem Ponyhof, der in den Sommerferien besucht wurde oder die Kinderserien von Astrid Lindgren oder „Die Kinder vom Süderhof“. Der Hof als großes Plus des Dorfes.



Jetzt, wo allmählich jedes 100 Seelen Kaff mit der Außenwelt via Internet verbunden ist, unterscheiden sich Dorfkinder kaum noch von den Städtern. Das Konsumverhalten kann man im Netz schnell anpassen und auch die Informationen, die man benötigt, um auf dem aktuellsten Stand der Subkulturen zu bleiben, holt man sich per Knopfdruck. In Bremen treffe zwangsläufig auf Menschen die in der Stadt groß geworden sind und muss feststellen, dass viele doch sehr langweilig sind. Die Fähigkeit sich für etwas zu begeistern wird von ihnen mit Naivität verwechselt und sowieso fehlt es denen an Kommunikationsbereitschaft. Mir gefällt es sehr gut einen Zugang zu beiden Lebensmodellen zu haben und weiß dass es den anderen, die vom Dorf in die Stadt gezogen sind, genauso geht. Feldwegpartys sind eine Lebenseinstellung und wir sind viele.

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