Samstag, 15. August 2009

Nach Hause kommen

„Aber wo war noch mal hier?
Tja, genau genommen geht's nicht um die Richtung,
beides ist nach Hause kommen.
Trotzdem ist da hier und hier da geworden.
Im Westen nichts Neues, alles klar im Norden“ Dendemann

Dank Christian Kracht weiß ich, dass sich einem die Stadt vom Bahnhof aus erschließt. Sie lässt sich daran beurteilen, wie es sich anfühlt, wenn man aus dem Bahnhof tritt und in ihre Innenstadt geht. In Bremen ist es so, dass mir der Bahnhof sehr klein vorkommt, nicht nur im Vergleich zu anderen Großstädten. Die Menschen drängeln bereits an den Treppen zum Bahnsteig und ist man erstmal im Menschenstrom, wird am Ausgang wieder gequetscht und getrieben. Kein wunder, dass es einem zu eng verkommt.

Wenn ich an einem Sonntag nach Bremen zurückkehre, bin ich nie vom Wochenende erholt, sondern immer noch angeditscht vom vielen Feiern und dem Suff.
Wie ein gekochtes Ei, das vom Tisch fällt. Man kann es zwar noch essen, aber keinem mehr anbieten.
Nimmt man Kracht`s Maßstab, hinterlässt Bremen einen recht miesen ersten Eindruck. Vom Bahnhof aus in Richtung Innenstadt kommt erstmal eine Unterführung, darunter billiges Rotlichtmilieu und Fast Food Läden. Wer wo mehr reinspuckt kann man nur erahnen.

Die Straßenbahnstation ist an einem Sonntag, und sonst auch immer, überfüllt. Wenn nicht gerade meine S-Bahn einfährt, kann ich getrost zu Fuß gehen. Dort wartend rum stehen und angebettelt werden ist anstrengender, als die halbe Stunde Fußmarsch zu meiner Wohnung in der Neustadt und außerdem soll man ja die Stadt, das Leben zu Fuß erkunden.
Bevor man die Sögestraße erreicht, kommen reichlich Dönerläden, an denen man seinen Elektrolyte Haushalt wieder ausgleichen kann. Mein Rekord waren sage und schreibe drei Stopps an drei verschiedenen Buden bis ich vollgefressen auf dem Sofa lag. Das war aber auch kein normaler Tag.

Sollte ich am Freitag vergessen haben den Kühlschrank leer zu fressen, erwartet mich am Sonntagabend welkes Gemüse, hartes Brot und schwappeliges Obst. Es kam auch schon vor, dass ich nichts mehr zu trinken im Haus hatte. Ätzend wenn man vorher dehydriert im Zug saß. Ich war gezwungen mir beim Dönerladen um die Ecke eine 1 Liter Flasche Fanta zu kaufen. Nur 2 Euro, das ging noch in anbetracht meiner verzweifelten Lage. Aus dem Wasserhahn trinke ich nichts. Wenn schon kein Alkohol drin ist, muss es wenigstens sprudeln. Fanta ist natürlich flüssige Diabetes und nicht das Beste für den Nachdurst, Stichwort: Pappmaul, aber in der Not trinkt der Teufel eben sein eigenes Produkt.

Den Rest dieser angebrochenen Sonntage verbringe ich vor dem Fernseher. Selbst sonntags gibt die Prime Time selten etwas Gutes her. Besser man legt sich vorher DVDs zurecht oder man gibt sich im Netz die untertitelten Naruto Folgen der letzten Wochen. Früh ins Bett, oder wie in meinem Fall, überhaupt mal ins Bett, ist letztendlich der beste Grundsatz und meine größte Motivation für das „nach Hause kommen“.

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