Montag, 31. August 2009

Von Studentenpartys, Gespräche wie sie sein sollten mit Frauen wie sie sein sollten und der Unfähigkeit einen treffenden Titel zu finden Teil II

"Sie denkt: „Irgendwie ist er einfach zu still.“
Und er denkt: „ich bleib ruhig bis ich weiß, was sie will.“
Sie fragt: „Ey was haben wir Beiden noch vor?“
Er sagt: „Sag du es mir und ich leih dir mein Ohr.“
Sie fragt: „Hast du Lust mit mir Tanzen zu gehen?“
Und er denkt: „Keine Meinung, ist ganz schön bequem.“
Sie fragt: „Oder trinken wir noch 2,3,4?“
Er sagt: „Ganz wie du meinst, ja, ich bleib bei dir.“" Dendemann

Den Gastgeber habe ich längst abgeschrieben. Die Party ist wirklich gut besucht, da kann ich ihm auch egal sein. Julia hat ihre Mädchen gefunden. Ein gackernder Hühnerhaufen mit selbstgemachten Cocktails in ihren bemalten Fingern. Sie sehen alle recht gut aus. Frauen suchen sich immer Freundinnen, die vom Aussehen her mithalten können. Sie orientieren sich nur nach unten, um sich von dem hässlichen Entlein die Authentizität zu leihen - Schaut her, ich sehe vielleicht so aus, bin aber gar nicht oberflächlich. Ganz im Gegenteil, mit mir kann man sogar Spaß haben.
Es gibt keine Loyalität unter Frauen. Wenn die alle im ersten Semester sind, dann muss es ja einen Grund haben, warum sich ausgerechnet diese Clikke gefunden hat. Es hat alles einen Grund.

Ich stelle mich erst dazu, dann vor. Dabei versuche ich die Geschichte des VWL Studenten aufrecht zu erhalten. Bitte keine Fragen. Die Mädchen sind alle nett oder einfach nur nervös wegen des Studiumsbeginns. In der Überzeugung einen guten ersten Eindruck hinterlassen zu haben, schaue ich mich in der Wohnung um. Der zweite Raum wird als Dancefloor genutzt. Zum Glück tanzt Niemand. Alles wirkt sehr entspannt, keiner reißt sich ein Bein aus. In der Küche treffe ich Julia wieder. Sie bietet mir ein Oettinger an und verzieht verschwörerisch das Gesicht. Ich erzähle ihr, dass Oettinger im Ausland damit wirbt, Deutschlands beliebtestes Bier zu sein. Sie glaubt mir nicht.

In der Küche ist es, wie so oft auf Partys, am angenehmsten. Ich frage sie, ob sie den Song von Jona Lewie „you always find me in the kitchen at parties“ kennt. Kennt sie. Ich glaube ihr. Bei solchen Fragen kann man sowieso immer mit ja antworten, der Titel verrät doch schon was ich meine. In der Küche haben sich ein paar Mädels um einen Jungen mit Afrolook versammelt. Es ist der spanischer Erasmusstudent, wie mir erzählt wird.
Er erklärt den Mädchen wie man sich in seiner Landessprache zuprostet. Sie sind alle hellauf begeistert und geben mit ihren Spanischkenntnissen an. Ich wette, würde der perfekt deutsch sprechen, hätte keine mehr Bock auf den.
Julia meint, das schlimmste was man zu einer Frau sagen könnte, wäre: sei doch bitte nicht so deutsch. Da gebe ich ihr recht. Ich bin sogar der Meinung, dass man bereits einiges an Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschen Frauen feststellen kann. Richtig begründen kann ich die These nicht und schiebe es der Einfachheit halber auf das System.

Ich beobachte es immer wieder wie Frauen durchdrehen, wenn sie eine längere Zeit im Ausland verbracht haben. Alles ist besser, freundlicher, sonniger, schöner dort und dann fangen sie an mit den nervenden Storys von Kultur und der Geschichte des Landes und meinen eigentlich die Strandpartys im Oktober mit José. Wenn sie dann zurück in Deutschland sind, benehmen sie sich, als wäre ihr Leben hier nur ein Aufenthalt für sie. Sie fühlen sich heimlich überlegen und wenn das nicht so ein schlechtes Karma hätte, würden sie es laut herausschreien. Ich nehme mir vor dem nächsten Mädchen, das von ihrem spannenden Erasmusjahr erzählt, zu sagen, dass sie doch bitte nicht so deutsch sein solle. Das wird eskalieren

Was das schönste ist, das man zu einer Frau sagen könnte, weiß Julia jetzt gerade auch nicht.

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