Freitag, 6. August 2010

Die Lehre klingt, doch das Leben zwingt

"Pablo Neruda sagte, das Lachen ist die Sprache der Seele." Lisa Simpson
"Ich kenne die Lehren von Pablo Neruda." Bart Simpson

"Erstens halt' ich nicht viel von Faustregeln, jeder soll seinen [...] Haussegen selbst auspegeln" sinngemäß Dendemann

„Es muss hier endlich mal wieder etwas stehen“ - Texte soll es bei mir nicht geben. Weil ich trotzdem das Bedürfnis hatte etwas zu veröffentlichen, wollte ich mich von anderen Bloggern inspirieren lassen. Nur erzählen die alle von Inception oder verlinken etwas Prestigeträchtiges in der Hoffnung einwenig vom Glamour eines Künstlers oder Sportlers falle dabei auf sie ab. So etwas gibt es hier ebenfalls nicht. Lahm, ich weiß, stattdessen muss man hier immer so viel lesen und so…

Jedenfalls dachte ich mir: schreib doch einfach mal etwas, das zur Überschrift passt.
Es geht um Axiome. Philosophisch aufbereitete Leitsätze, die über Jahrhunderte von schlauen Köpfen ausgeklügelt und weiterverbreitet wurden, bis ins Internet drinne rein. Jedem leuchten diese erleuchteten Sätze sofort ein, man denkt, klar, so funktioniert das, das ist mehr als eine Theorie. Dabei wird vergessen, dass sich Praxis und Theorie immer noch unterscheiden. Viele nutzen solche Zitate und Lebensweisheiten um sich, und noch viel mehr den anderen, aufzuzeigen in welche Richtung ihr Leben verläuft. Verlaufen sollte. Sie entdecken einen klugen Satz, können ihn nachvollziehen und tragen ihn seitdem vor sich her. Wie anstrengend sind Menschen, die eine Erkenntnis mit einer unglaublichen Sicherheit mit sich herumtragen, als hätten sie gerade den Sinn des Lebens entdeckt, jedoch gar nicht danach handeln? Nach dem Motto: Einfach mal die Hand heben und hoffen, man wird nicht drangenommen.

Vielleicht ist es ja wirklich so und sie werden zu besseren Menschen, wenn sie erahnen, dass Kunst den Staub des Alltags von der Seele wäscht oder dass man sich das innere Kind bewahren soll, dennoch würde ich damit sehr vorsichtig umgehen. Das alles bewusst unbewusst zu adaptieren, halte ich für sinnlos ohne die richtige Ambition dahinter. Man sollte sich viel öfters mal fragen: bin das noch ich?
Es ist wie mit der Kleidung: man zieht sich immer nur an wie jemand, der man gerne wäre, nie wie man wirklich ist. Du schon? Nee, auch du nicht. Es ist ja kein Vorwurf, nur bei vielen von uns fest verankert. Man legt immer vor und versucht dann hineinzuwachsen.

Ich dachte schon bei so manchen Sinnsprüchen: ja, so sieht das aus. Aber noch nie kam ich auf die Idee vollkommen umzudenken oder einzulenken und mich dem zu verpflichten. Instinktiv macht man schon irgendwie alles richtig und wenn nicht, dann sollte man mal anfangen selbst zu denken anstatt immer nur das was schon da ist nach zu denken.
Es ist völlig unmöglich manche Ratschläge für ein besseres, freies, unbeschwertes, erfülltes Leben umzusetzen. Im Gegenteil, ich fühle mich davon wahnsinnig unter Druck gesetzt, gar versklavt. Das ist der Grund warum ich diesen ganzen nett gemeinten Scheiß hinter mir gelassen habe. Gerade diejenigen, die sich von den Weisheiten weiser Menschen inspirieren lassen und dies zu allem Überfluss noch in ihre Profile oder auf die T-Shirts schreiben, kommen mir völlig uninspiriert vor. Die Angst ihre Zeit zu verschwenden steht ihnen ins Gesicht geschrieben. "Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen." sagte einst Mahatma Gandhi. Das Wort Geschwindigkeit könnte man auch durch die Wörter Intensität oder Bedeutung ersetzen.

Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter. Tue ich nicht, halte ich auch für völligen Bullshit. Meine Mutter würde sagen: wenn das jeder machen würde! Die Menschen, die ihren letzten Tag bereits hinter sich haben, haben diesen womöglich genauso verbracht wie jeden anderen Tag auch, bis plötzlich das Klavier vom Himmel fiel. So habe ich das für mich ebenfalls vorgesehen. Oder schlimmer, sie haben den Tag in Angst verbracht. Mal so als Beispiel wie belastend der letzte Tag sein kann. Man soll sich frei von Sorgen machen, der Gedanke dahinter ist klar, aber ich möchte meine Sorgen nicht unterschätzen. Schließlich interessiert es mich, was daraus wird. Wer so lebt, als wolle er später nichts bereuen, wird es bereuen. Wette! Entweder du kommst lachend durch das Leben oder gar nicht. Da kannste Fehler machen wie du willst, dumm sein wie du willst, Pech haben, behindert, schwul und schwarz sein... wer mit dem bereuen anfängt, hat sich für letzteres entschieden.

Diese Lehren klingen verdammt gut und richtig, es ist aber selten das, was einem für den Moment wirklich weiterhilft. Gestern sagte ich zu einer Freundin aufgrund ihrer Probleme, sie solle nach vorne schauen und kam mir dabei gleichzeitig genau so vor, wie dieser Satz ist: saudämlich. Ich habe es daraufhin mit ehrlicheren Worten wieder gutmachen wollen. Hoffentlich hat es geklappt.

Kluge Lebenslehren machen niemanden klüger, sie lassen einen eher achtloser mit seinen Freunden oder mit sich selbst umgehen. Der Satz heiligt ja bekanntlich die Mittel.
Picasso hat Dutzend solcher klugen Gedanken herausgehauen und heute ist er tot. Soviel dazu.
Empfehlen möchte ich trotzdem das Hagakure. Das Lehrbuch der Samurai. Es gibt auch eine gelesene Version von der lebenden Legende MC Torch. Die Lehren drängen sich nicht so auf, haben sich in der Praxis bewährt und der Samurai Hintergrund ist einfach nur cool.

Für das Wochenende genug Leuten ein schelchtes Gewissen gemacht. Bis Montag wenn es wieder heißt:
Viel Lesestoff für einen langen Arbeitstag!

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