Freitag, 25. März 2011

Cruisin`

"Your gonna fly away, glad your going my way
I love it when we're cruisin' together" Smokey Robinson

Wer den Roman On the Road von Jack Kerouac gelesen hat, wird nachvollziehen können was mir Autofahren bedeutet. Der Roman spielt in den 50ern der USA. Autofahren war ein Privileg. Es gab kaum Autos, die Straßen waren leer und das Design stellte sich hinter den Nutzen. Diese romantische Vorstellung, dem Fahren etwas Zeit abzugewinnen, anstatt durch das Fahren Zeit zu sparen, habe ich dank Kerouac damals verinnerlicht.
Neben eines der interessantesten Romanfiguren, Dean Moriarty; vermittelt der Roman ein befreiendes Gefühl von Fortbewegung, das ich gerne beim Fahren provoziere. Andere empfinden dieses Gefühl, diesen Auftrag den Alltag hinter sich zu lassen höchstens noch beim Fliegen.

Einen Strich durch diese Rechnung macht mir die Notwendigkeit. Besorgungen oder Arbeitswegen kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Es ist wie auf Schienen. Dazu kommen terminlicher Druck, Verkehr, Orientierungslosigkeit, Konzentrationsschwächen, Restalkohol und Beschilderung, die erst nach 2001 eingeführt wurde. Solche Strecken lege ich lieber alleine zurück. Mit dem Straßenverkehr verhält es sich wie mit Sandstränden, andere nerven.

Gerade diejenigen, für die Autofahren ein heiliger Sport ist. Sie profilieren sich über das Auto und ihre Fahrkünste. Sie würden auch am liebsten den Weg zur Toilette motorisiert zurücklegen. Ich bin da anders. Ich habe ja bisher noch nicht einmal die Hupe eines Autos betätigt. Warum auch? Die meisten hupen eh erst, wenn es zu spät ist. Solche Typen, für die Autofahren zu einer Selbstverständlichkeit verkommen ist, kann ich auf den Pflichtfahrten nicht gebrauchen. Die merken gar nicht, dass sich ihr Gehege mit dem Anlassen des Motors nur etwas vergrößert und nicht verschwindet. Die glauben auch, der Zoo sei für die Tiere da.

Die Benzinpreise und die lädierte Umwelt haben das ungenierte Fahren leider ins gesellschaftliche Abseits verfrachtet. Einfach so das Wochenende durch die Gegend fahren, irgendwohin, wo es was geboten gibt, auch mal an den anderen Tagen ein Sonntagsfahrer sein, ist leider verpönt. Aber ich sehe es sowieso als etwas Besonderes, als etwas aus der Reihe an. Dann geht das schon in Ordnung. Solche Fahrten sollte man wiederum unbedingt in Gesellschaft unternehmen. Es müssen nicht gleich ganze Trips sein, unangekündigte Besuche bei Freunden reichen mir aus. Der Weg beginnt damit, dass man kurz vorm einsteigen überlegt, ob man es den Duke Brüdern gleichtun und durch das heruntergekurbelte Fenster auf den Sitz springen sollte, setzt sich fort indem man seinen Mantel unbedacht auf den Rücksitz feuert, eine Kassette von Smokey Robinson einlegt und endet darin, am Ziel angekommen, einfach dort zu parken, wo das Auto ausrollt.

Wenn der Weg wichtiger wird als das Autofahren an sich, dann ist man angekommen.

Для Вас

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