Dienstag, 10. April 2007

Held der Arbeit - get rich or die tryin

SS mag mal für Schutzstaffel gestanden haben, für mich steht es für Sommersemester und wenn nicht bald Geld an den Laden kommt, steht es für Spätschicht auf Lebenszeit.
Ich habe so wenig Geld, dass es eigentlich schon wieder egal ist. Ich kann mir nicht mal bei eBay günstig Lebensmittel wie Bücher und Platten kaufen, weil die Buchungen, die über mein Konto laufen aufgrund des derben Solls nicht in Auftrag gehen können. Die Bank nimmt kein Bargeld an für Überweisungen, die sagen, das läuft nur von Konto zu Konto. Also gar nicht, zumindest bei meiner Bank. Ich kaufe doch tatsächlich die Bücher neu in dem kleinen, sympathischen Bücherladen um die Ecke und Platten auf der Plattenbörse.
Dort kosten A Tribe Called Quest Singles mal eben 40 €, nur weil der Plattendealer ein kleines Schildchen auf dem „US Original“ steht auf die Platte geklebt hat. Wenn man die Dinger runter haben will, reißt man gleich Teile des Covers mit ab. Aber diese Leute nehmen halt mein Bargeld... anderes Thema.

Ich bin bei mehreren Teilzeitfirmen gelistet und keine hat einen Job für mich, dabei bin ich zu allem bereit und habe ein Auto und die Zeit.
Auf einer Party werde ich von einem Kumpel auf einen Produktionshelfer Job in Bremen angesprochen. Das nennt man dann wohl Networking. Die Firma heißt Unisono und hat ihren Sitz an der Schlachte in Bremen. Worum es bei dem Job geht, weiß keiner von uns, aber bei 8 € die Stunde gehe ich gerne das Risiko ein als Schlachter oder so zu enden. Ich schicke meine Daten nach Bremen und warte auf Antwort. Ich soll persönlich vorbeikommen und meine Unterschrift leisten. Zwei Tage malochen in der Frühschicht à acht Stunden. Das macht dann 128 Schleifen, das geht. Hoffentlich bar. Die Mitarbeiter der Firma Unisono sind allesamt adrett gekleidet und machen, zumindest optisch, den Eindruck als wären sie organisiert und nicht für Geschäfte unter der Hand zu haben.

Der Aufwand für die beiden Tage ist meiner Meinung nach etwas zu groß. Ich kann umsonst nach Bremen fahren, aber mein Kumpel und neuerdings Kollege hat nicht das Glück.
Hinfahrt, Rückfahrt und einmal falsch geparkt, da sind die ersten Stunden Arbeit bereits umsonst. Wir haben die Frühschicht, das bedeutet um 4 Uhr aufstehen und um 4 Uhr 45 an der Schlachte sein. Ich habe bei einem anderen Kumpel, der in Bremen ansässig ist und das Geld genauso nötig hat wie ich, eingezeckt. Ich hätte das Frühaufstehen vorher mal üben sollen, todmüde kommen wir bei der Teilzeitfirma an. Wir sind ca. 20 Leute und mit dreien kann ich mich sogar unterhalten. Ein Bus bringt uns nach Osterholz zu einer Firma die Grilleinzelteile aus Vietnam und China importiert, um sie hier zusammenzusetzen. Zusammensetzen zulassen, von uns nämlich. Woher die anderen Arbeiter für diesen Job importiert wurden, kann ich nur raten...

dieses Chaos möchte überblickt werden

insgesamt waren es 7000 Stück

Die Schwenkgrills kommen als Reklamation zurück an den Absender. Es sind die falschen Schrauben, sowie Bastelanleitung beigelegt worden. Wir tauschen die Teile aus und verpacken sie neu. Die Zeit steht bei so einer stupiden Arbeit still. Zum Glück habe ich keine Uhr, sonst hätte ich da jede Minute draufgeschaut.
Der Zweite Tag geht einfacher und schneller über die Zeit, weil es auch gleichzeitig der letzte Tag ist. Ich dachte, ich könnte besser meinen Kopf abschalten, schließlich klappt das in den Klausuren ja auch prima. Um mir die Zeit zu vertreiben rechne ich ständig nach, wie viele Kartons und Paletten wir noch packen müssen, damit der Auftrag rechtzeitig erfüllt wird.
Leider hat mir der TÜV selbst daran den Spaß genommen. Die gesamte Produktion weißt Mängel auf. Die Teleskopstangen des Schwenkgrills passen nicht zueinander. Jetzt schleppt es sich noch mehr hin, die angesetzte Anzahl Paletten zu schaffen. Ich hoffe, derjenige, der diese Produktion versaut hat wird gefeuert, alles andere würde nicht meinem Bild der deutschen Wirtschaft entsprechen: hart und erbarmungslos. Ich muss ja selber irgendwann diese Lektionen lernen. Zu Feierabend kursieren Gerüchte, dass die gesamte Geschichte von ganz oben eingestellt wurde. In jedem Betrieb sitzt ein kleiner Bernd Stromberg.

Die Kohle kommt erst in zwei bis drei Wochen auf das Konto. Auf diesen Weg bekomme ich wahrscheinlich gar nicht mit, dass ich überhaupt Geld verdient habe. Als ich wieder zu Hause bin, liegt ein Brief von der Bank auf dem Küchentisch. Denen ist doch wirklich aufgefallen, dass mein Konto den bereitgestellten Dispokredit bei weitem überschreitet. Sie nehmen ab sofort 18 % Zinsen... ich habe das Gefühl der Aufwand hat sich nicht gelohnt.

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