Dienstag, 10. April 2007

Jungessellenabschied – Dead Man Walking

let there be more Light - so Jung kommen...

Zum heiraten braucht man keine Freundin, zum heiraten braucht man eine Frau. Olli hat so eine Frau gefunden, bereits seit zehn Jahren, aber das soll kein Vorwurf sein. Jetzt wird geheiratet. Eine Freundin allerdings braucht man dann spätestens als Begleitung auf der Hochzeit. Für den Jungessellenabschied genügen die Freunde. Herrenabend, die letzten Tage in Freiheit. Das ist auch das Motto des Abends, das ich meinem Mannschaftskollegen gut sichtbar um den Hals hänge. Ein anderes Motto wäre gewesen: Knast? Fast! - die Idee hebe ich mir für den Nächsten auf.

Um unerkannt zubleiben wenn man sich in der großen Stadt zum Affen macht, bekommt er obendrauf noch eine Perücke im Stiele vom letztem Luden und einen Regenmantel in bester Dittsche Manier. Außerdem wird ihm sein Weg ins Glück durch eine Fußkette mit einer Kugel daran erschwert, wie in den Lucky Luke Comics. Allerdings ist unsere Version aus Plastik und mit Schrauben gefüllt, alle locker. Nicht sehr unauffällig. Der rote Faden des Abends ist eine Liste verschiedener Aufgaben für den Bräutigam in spé, die darüber hinweg täuscht, warum wir wirklich hier sind: rotes und blaues Licht!
Hannover war das erklärte Ziel. Betrunken und am Ende der Woche macht selbst so eine Stadt wie Hannover Spaß. Wie es sich für Leute unserer Bohème gehört, haben wir einen Tisch im Braushaus das Hannöversch gebucht.

Küsschen links, rechts, links, weil wir blendend aussehen. Die Liste der Schande wird, im wahrsten Sinne des Wortes, schrittweise abgearbeitet. Es geht ums tanzen und zwar mit Frauen, die das Heiraten und alles sonst bereits hinter sich gelassen haben. In mir macht sich der Wunsch breit, diesen Frauen für den Wiederaufbau zu danken. Ich habe es gelassen, rausgeflogen sind wir dann aber trotzdem. Eifersüchtige Barkeeper? Ich weiß es nicht.

Das Rockhouse ist mir immer in guter Erinnerung geblieben, also führe ich die Gruppe schnurstracks, ohne Umwege dorthin. Endlich ist die Musik gut laut. Metal und Rock vom feinsten. Es ist Mitternacht, die letzten Züge sind weg und jetzt heißt es durchhalten bis zum Morgengrauen. Die Spreu trennt sich vom Weizen, die harten bleiben am Ball - an dieser Stelle merkt man, dass wir eine Fußballmannschaft sind, versoffen und im Training.
Weil es im Rockhouse zwar tanzbar, aber zu laut für geistreiche Konversation ist, ziehen wir weiter ins Rotlichtmilieu. Als wir gehen, spielen sie: Everything in it´s right place von Radiohead. Gerade gut genug für unseren Abgang.

Auf der Meile geht es nicht um solche Oberflächlichkeiten, die stören nur. Hier geht es um Kohle. Hätte ich nur welche. In den, meist vierstöckigen, Gebäuden, in denen Freude auf fünf Etagen gepriesen wird (der Keller ist für die Harten?), beobachten wir was passiert, wenn so eine Zweckehe aus dem Katalog scheitert. Thainutten.
Ansehnlich dagegen wird es in der Drehscheibe. Eintritt nur 2 €, Bier nur 8 € und dafür bekommt man auch noch eine Vorstellung davon, wie Warmmachübungen zum Dreh für die Sexy Sportclip auf DSF aussehen könnten. Deshalb Drehscheibe, vielleicht. Nichts mit Osteuropa, Hannover. Wäre das viele Bier und das Fast Food nicht gewesen… ich weiß auch nicht.

Unserem Heiratsschwindler in spé, fehlten noch die Königsdisziplinen seiner, ihm gestellten, Aufgaben. Er musste noch einen BH und einen Slip einsammeln und einem Kerl einen Prosecco ausgeben. Tatsächlich erschleicht er sich den BH von einer gewissen Renate, die hier nicht namentlich erwähnt werden will. Der Slip stellt sich als etwas schwieriger heraus. Auf der Bühne des Brauhauses, sich als ehemaliges Caught in the Act Mitglied ausgebend, hätte man jetzt bereits fünf Wäschekollektionen von Quelle zusammen. Wer weiß schon, wie die Jungs heute aussehen? Stattdessen kommt Phil Collins auf einem zu und verschenkt seine getragene, dunkelblaue Unterhose. Ich schwöre, so war es. Den Prosecco hat er auch gleich eingeheimst. I can feel it coming in the air tonight, Oh Lord.
Der zweite Zug zurück soll unserer sein. Hätte ich Arbeit, würde ich heute nicht hingehen.

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