Montag, 27. August 2007

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„Scheißegal, ob extrabreit oder abstinent
jeder, der diesen Spasti kennt
schreit: Hurra, die Klapse brennt
wir haben noch nichts vom Leben gesehen
lass uns doch mal daneben benehmen
weil die meisten Spacken nur heiße Backen
statt große Reden verstehen.“ Dendemann

"Antifa, das haben uns die Rechten eingebrockt!" Linus Volkman

Vom 17. – 19.08. war in Stemwede ein Open Air (draußen) Festival gewesen. Kein Kartenverkauf, also umsonst das Ganze. Es ist das erste Festival auf dem ich bin, bei dem das Auto mit auf den Zeltplatz gestellt werden darf. Ist das ein Segen. Keine Schlepperei. Die Laune steigt weiter, als wir mein Zelt in zwei Minuten aufgestellt haben. Das Zelt der anderen braucht länger. Es ist das Model Tibet 2. Was wohl mit Tibet 1 passiert ist? Wahrscheinlich zusammen mit der letzten Nordpolexpedition erfroren.

Das Line-up geht mir, genau wie diese kuriosen Menschen, die dieses Festival besuchen, am Arsch vorbei. Schön, wenn man sich keinerlei Stress machen muss, weil man sonst Angst hätte z.B. die legendären Spermbirds zu verpassen. Wir sind zu viert. Es regnet nicht, die mitgebrachten, rohen Mikrowellenburger schmecken auch ohne Mikrowelleneinsatz überraschend gut und die glatzköpfigen Zeltnachbarn grüßen ebenfalls noch. Es gab viele Punks, Hippies und Metaltypen. Alle sind harmlos und drehen ihren Scheiß laut. Es stört mich nicht. Wir sitzen in unseren Campingstühlen, trinken Springer, rauchen und lauschen den völlig übertriebenen Geschichten eines mitteilungsbedürftigen LKW Fahrers. Er ist hier, weil einer ja fahren muss. Das Festivalgelände ist groß, angeblich sollen hier 20.000 Menschen herumlungern. Viele von denen laufen in skurrilen Verkleidungen rum, zu denen ich auch Bademäntel und Camouflage zähle. Ich kenne Punks nur vom Schulhof oder aus Hannover. Die weiblichen Punks vom Schulhof waren Punks, weil sie ein körperliches Gebrechen hatten, dem in der Punkszene keine so große Bedeutung zugeteilt wurde, wie in der Mitte der Gesellschaft. Oder sie wollten Jemanden beeindrucken. Ich habe mal das Buch „Verschwende deine Jungend“ von Jürgen Teipel gelesen. Keiner der hier anwesenden Punks sah so aus, als ob er mir die Punkphilosophie erklären könnte. Jedenfalls nicht so schlüssig wie Jürgen Teipel. Oi. Mit einigen möchte ich mich über Vivian Westwood und Andy Warhol unterhalten. Es kommt nicht viel dabei herum. Ich sehe immer noch nicht ein, warum man aus Langeweile gleich einen Lebensstiel machen muss. Eine Zecke, mit offensichtlich schwarz gefärbten Haaren, sieht unser geparktes Auto, einen neuen Audi A4 und mit Abstand das Auto mit dem höchsten Widerverkaufswert, und fragte mich, ob das mein Auto sei. Danach sprach er den nächsten an, bis er ein ja bekam und fragte gleich weiter nach Zigaretten. Es gibt keine Zigaretten für den kleinen Schnorrer. Ich lege ihm nahe, beim nächsten Mal besser ein Mitleiderweckendes Zirkustier mitzubringen. Ein Ankommer.

Hippies sind auch schlimm. Man muss kein Hypochonder sein, um ansteckende Infektionen zu fürchten. Die sind so leichtgläubig, denen kann man alles erzählen. Nur sieht keiner von den Hippies so aus, als ob sie sich schon viele Waschmaschinen haben anquatschen lassen. Für die Alternativen beginnt die Pubertät mit einem paar Chucks und endet mit Billy Talent.

Die Nacht kommt, wir gehen. Wir schauen uns an der Hauptbühne um. Vor der Bühne ist kein Geschupse, es ist eher angenehm voll. Ich auch, obwohl ich nie vor der Bühne war. Ich verbringe die meiste Zeit in einem Musikzelt, in dem Drum & Bass und Dancehall gespielt wird. Hendrik und ich rempeln im Dunkeln Autos und Zelte an und reden viel betrunkenen Unsinn. Hendrik war bei „das Model und der Freak“ und dabei wurde er von den Models bestohlen, während er in der Umkleidekabine von GAP sein neues Outfit bekam. Gleichzeitig ist er Profi Dressurreiter. Übrigens, sein Pferd heißt Battlecat. Irgendwann falle ich ins Zelt. Es ist meins.

Am nächsten Morgen sind die Metaller neben uns wieder gut laut. Die Sonne scheint. Wir latschen über das Gelände und schauen, was wir gestern übrig gelassen haben. Lange bleiben wir nicht mehr. Mein Zelt lässt sich genau so schnell wieder abbauen, wie aufbauen. Die beiden Tage haben sich auf jeden Fall gelohnt. Nächstes Jahr kommen wir wieder und bringen Verstärkung mit. Ich habe ein Video von dem Festival gemacht. Vielleicht stelle ich es ins Internet. Es ist eigentlich zu gut für alle.

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