Freitag, 8. Januar 2010

Als McD noch ein Abenteuer war

„Nenn mich den Mac ohne Donalds, den King ohne Burger.
Ich schreib wie'n Gestörter jede Nacht neue Burner.“ Samy Deluxe

Fast Food Ketten sind in meiner Familie recht verpönt. McDonalds zum Beispiel heißt bei meinem Vater, einfallsreich wie er ist, McDoof. Burger King und andere Anbieter kennt er erst gar nicht. Für ihn ist der Hähnchengrillwagen vor dem Supermarkt das Hochgefühl des Fingerfoods. Ein Grund mehr sich schon früh nach den unerreichbaren Hochgenüssen zu verzerren. Mein einziger Zugang zum amerikanischen Lebensgefühl waren Geburtstage von Freunden, dessen Eltern keine Lust hatten die Kinder anderweitig zu beschäftigen oder Schulausflüge in die nächstgelegene Stadt.

Die Zeit, in der das Spielzeug, das im Happy Meal steckt, noch interessant für mich war und das Happy Meal noch Junior Tüte hieß, gab es in der näheren Umgebung keinen einzigen McDonalds. Auf dem Lande durften wir uns mit Nachahmern begnügen, dessen Küchen vermuten ließen, dass sie mehr mit dem Gesundheitsamt als mit Millionenklagen zu kämpfen hatten. Heute würde ich sagen es schmeckt dort besser, aber bei Spielautomatenambiente war es unmöglich einen coolen, weltmännischen Eindruck bei den umworbenen Klassenkameradinnen zu hinterlassen. Da half es auch nicht, wenn man den Vornamen der Bedienung kannte.
Solange Big Bull, Kochlöffel und die Hamburger Ranch halbe Hähnchen auf ihrer Karte stehen hatten, konnte ich sie einfach nicht als Burger Buden akzeptieren.

Als Freunde ihren Mofaführerschein machten und die ersten Mädels mit ihrer neuen Mobilität beeindrucken konnten, nutzte ich die Gunst und ließ mir jedes Mal etwas von McDonalds mitbringen. Damals waren Mädels noch Bodys, im Sinne von Kumpels. Wir saßen, aßen und schauten diesen neuen, individuellen Scheiß im Fernsehen. Bullyparade und wie das alles hieß.
Mit dem ersten Autoführerscheinbesitzer stieg der Level erheblich an. Drive-in ist das Stichwort. Wer ist nicht schon mal mit einer Fahrgemeinschaft an den Bestellschalter gecruist, die wummernde Rapmusik bis zum letzten Moment auf Anschlag, und hat versucht so lässig wie möglich vom Beifahrersitz aus zu bestellen? Gegessen wurde dann direkt auf dem Parkplatz. Das hatte was von Autokino, nur ohne Kino. David Lynch Szenario, wie Harald Schmidt es nannte.

Christoph hat es sogar mal fertig gebracht, die leere Burgertüte von der Fahrerseite aus, über das Autodach, direkt in den Müllbehälter auf der Beifahrerseite zu werfen. No Look Hakenwurf. Danach sind wir natürlich im Leerlauf lässig vom Hof gerollt. Waren ja keine Amateure mehr.

Nach dem Disco oder Club Besuch noch bei McDonalds vorzufahren, war so selbstverständlich wie mein herbei getrunkener Heißhunger. Außerdem eine gute Gelegenheit der Begleitung ihren Fahrdienst mit Essen zu vergelten.
Es macht ungeheuren Spaß nach Mitternacht einem naiven, aber süßen, Mädchen in einem unaufgeregtem Burger Restaurante gegenüberzusitzen und ihren angelesenen Theorien über die Machenschaften diverser Weltunternehmen wie McDonalds zu lauschen.
Schöner kann man nicht in Erfahrung bringen, dass McD seine Kunden gar nicht zum bleiben animieren möchte. Alles sei auf nervig und schrill ausgerichtet, vom Ambiente bis zur Musik. Die Bedienungen täte ihr übriges. Man solle dort nicht rumlungern. Außerdem solle man immer zum mitnehmen bestellen, auch wenn man sich an einen Tisch setzt. Warum habe ich vergessen.

In den vielen Jahren, in denen ich nun kurz entschlossen jederzeit einen McDonalds aufsuchen konnte, entwickelte ich beim Essen eine gewisse Vorgehensweise.
Da die Pommes nur zwei Längen kennen, über kurz oder lang, nehme ich immer gleich fünf Stück von einer Länge auf einmal und tunke sie in die Majo ein. Keinen Ketchup zu den Pommes, der ist schon reichlich auf den Burgern drauf. Zuerst esse ich die Pommes, dann erst den Burger. Wenn es überhaupt so etwas wie ein Sättigungsgefühl gibt, soll wenigstens der Burger dafür verantwortlich sein. wie so oft steht das Fleisch im Mittelpunkt. Erst kürzlich ist die Angewohnheit dazugekommen, bei Menus auf das Getränk zu verzichten und stattdessen zweimal Pommes zu ordern. Das funktioniert ohne Diskussionen. Was soll man mit einem Getränk? Es sieht schon merkwürdig aus wie das Sirup Wasser Gemisch in den Becher läuft, zudem nervt der kalt/warm Wechsel beim essen. Zu trinken hat man im Auto oder im Supermarkt nebenan.

Für diejenigen, die auf irgendwelche Charakterzüge aus der Wahl zwischen McDonalds oder Burger King schließen möchten, sei abschließend gesagt: Burger King schmeckt besser.

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