„Ich besuche deine Frau und mach mich in deinem Haus breit als wärst du ein Fitnessclubbesitzer“ Kollegah
Seit dem 26. Januar gehe ich nach einem Jahr wieder in ein Fitnessstudio. Mein altes Studio war gar kein richtiges Studio. Eher ein therapeutischer Turnverein. Es war sehr Familiär dort und nie überfüllt. Die Beratung war gut. Es muss an mir gelegen haben, dass die Muskelpartien falsch belastet wurden und mein Rücken wieder anfing zu schmerzen.
Der neue Laden passt genau in das Klischeebeladene Bild der Fitnessszene. Angefangen hat alles mit Arnold Schwarzenegger, das hatte damals wenigstens noch einen fundierten Hintergrund. Immerhin Mr. Universum und ich meine, Conan der Barbar ohne Muskeln hätte auch scheiße ausgesehen.
Die Proleten in meinem Studio wollen alle nicht aussehen wie Conan, sondern wie Zuhälter. Das schaffen die auch. Fünf komplett identische Türken, gleich groß, gleicher Bart, gleiche Frisur, gleicher Kleidungsstil, trainieren sogar mit Goldkette um den dicken Hals. Ich schwör. Voll den Körper wollte ich mir nicht reinziehen. Die übertriebenen Hohlkreuze lassen diese Nachwuchsluden aussehen wie Howard the Duck. Bei mir dreht sich alles um den Rücken und Bauch. Die Stabilität und Kondition sollen her. Die Wäsche, die zurzeit auf meinem Waschbrettbauch liegt, bekomme ich so schnell nicht runter, das ist mir klar. 5 bis traumhafte 10 Kilo weniger wären dennoch wünschenswert. Um den Überblick zu behalten, habe ich mir eine Tabelle an die Badezimmertür geheftet. Datum, Gewicht und Differenz werden jetzt einmal die Woche dort festgehalten.
Die Muskelprotze posen ja nicht umsonst. Das Fitnessstudio hat eine relativ hohe Frauenquote zu bieten. Vielen Frauen sieht man an weshalb sie die Mitgliedschaft unterschrieben haben. Die besseren sind die, bei denen man das Gefühl hat, sie begleiten nur ihre plumpe Freundin oder sie sind aus demselben, latenten Grund hier wie ich: mal schauen was so geht.
Wie hoch mag wohl der Flirtfaktor sein, wenn mich die Feuerwehr aus einer dieser Foltermaschinen raus schneiden muss?
Um die Ecke gibt es einen Laden, der meinen Trainingserfolg beschleunigen könnte. Aber gesünder sehen die Menschen auf den Abbildungen auch nicht aus und die handgeschriebenen Preisschilder wirken auf mich ebenfalls unseriös. Als ob der Laden innerhalb einer Stunde die Segel streichen könnte, falls er müsste. Thomas, der Kampfkoloss.
Im Vertrag sind zwei Monate Solarium inbegriffen. Ich habe bisher diese ausgeleuchteten Särge gemieden. Gar nicht mal wegen der Karzinome, ich finde ganz einfach, dass Bräune etwas für Rentner ist. Mal ehrlich, wer findet denn lederbraune Menschen attraktiv? Frauen, die regelmäßig ins Solarium gehen, hinterlassen immer dasselbe Bild. Die Haare strohig, zuviel Schminke, zu viel Make up, zu große Sonnenbrille, zu dünn, die Titten zu hoch gebunden, zu tätowiert, zu hohe Absätze, zu hoher IQ… von allem zuviel. Gebräunte Männer sehen dagegen schnell aus wie Indianer bei Karl May. Ausprobieren möchte ich das aber trotzdem unbedingt, allein schon wegen der angeblich positiven Wirkung auf das, von den dunklen Wintertagen getrübte, Seelenleben. Böse Zungen behaupten, bei meinem Hauttyp würde ich unter intensiver UV Bestrahlung elendig zugrunde gehen. Ich sage: es ist kostenlos!