In der einen Stunde, die ich täglich für außer strukturelle Angelegenheiten entbehren kann, feile ich an meinen Bewerbungen, frage mich wie man die Berufe nennt, die mit meinem Interessen übereinstimmen und übe vor dem Spiegel einen Gesichtsausdruck, der mehr aussagt als: mir egal, oder: bin geil.
Bewerbungsfotos werden nächste Woche angefertigt, wenn mein Haar nach dem letzten Friseurbesuch wieder eine herzeigbare Länge aufweißt, in die man auf gar keinen Fall eine politische Gesinnung hineininterpretieren kann. Schwieriger wird es, sich in diese beklemmende Vorstellungsgesprächsatmosphäre hineinzudenken, wenn es wieder heißt: haben sie auch Schwächen? Alle Fragen und Gesprächsansätze wirken wie auf Arbeitgeberseminaren auswendig gelernt und wiederholen sich bei jedem Vorstellungsgespräch.
Die Anforderungen an die Person sind in allen Stellenausschreibungen ebenfalls recht ähnlich. Die Flexibilität und die Berufserfahrung dürfen nie fehlen. Das mit der Berufserfahrung ist nicht ganz unbelastet. Nach Beendigung meines Studiums bekam ich ein latent schlechtes Gewissen wenn ich las, für die Einstellung sei Berufserfahrung vorausgesetzt. Mehrjährige. Damit konnte ich mit meinen 25 Jahren nicht dienen. Auch war ich nie beim BUND oder habe nebenbei einen Doktortitel gemacht. Wie es da überhaupt jemals zu einem Arbeitsverhältnis kam, ohne vorher "lebenslang" Praktikant gewesen zu sein, ist mir ein Rätsel.
Heute weiß ich, wer Berufserfahrung hat, muss nicht erst lange eingearbeitet werden, das spart Zeit und Geld. Die ausgeschriebene Stelle ist nämlich in der Regel befristet. Sucht ein Betrieb dringend einen erfahrenen, qualifizierten Angestellten, dann hat er meist schlecht gewirtschaftet und eine befristete Stelle bedeutet, er hat auch nicht vor, dies in Zukunft zu ändern. Ausnahmen wie Blitzschwangerschaften oder jemand kündigt innerhalb der Vierwochenfrist kommen ja nun nicht allzu häufig vor.
Deutschland fehlen die Ingenieure heißt es, jetzt wisst ihr warum. In meinem Berufszweig kommt es mir nicht so vor, als ob da welche fehlen. Um das Potenzial deutscher Ingenieure auszuschöpfen, müssten die Betriebe so wirtschaften, dass die Einarbeitung und die Trainee Programme sich über eine dauerhafte Beschäftigung rentieren, anstatt die sich plötzlich auftuenden Aufgabenfelder kurzfristig mit einer „qualifizierten Arbeitskraft“ zu stopfen. Der Grund warum eine langfristige Planung nur die großen Konzerne hinbekommen, die deshalb so gut wie nie kurzfristig etwas suchen oder befriset einstellen, liegt wohl letztendlich in der Politik.
So wie das da unten, sieht dann der Bedarf aus. Befristet, natürlich.
Ihr Profil: abgeschlossenes Studium Bauingenieurwesen (FH oder Uni) oder eine Ausbildung als Technikerin/Techniker im Bauhauptgewerbe, mehrjährige Berufserfahrung bei der Planung, Ausschreibung und Bauleitung im Bereich Sanierung bzw. Modernisierung von Wohngebäuden, EDV-Kenntnisse der gängigen Standardsoftware, sicheres Auftreten und Verhandlungsgeschick, kostenorientiertes Handeln, angenehme Umgangsformen, Flexibilität, hohe Einsatzbereitschaft, Freude am Umgang mit Menschen und teamorientiertes sowie selbständiges Arbeiten, Führerschein und PKW.
Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Mir kam schon der Gedanke, das in die Erste Person Singular umzuschreiben und mich damit bei Single-Börsen zu bewerben. Denn: „Ich brauch` nur eines auf der Welt, ne`schöne Frau mit Geld“. Das wäre IDEAL. Dann bräuchte ich auch keinen dritten Gesichtsausdruck mehr.