Sonntag, 18. Januar 2015

I forgot to remember

„Was war, das war! Ja, so war das, Leute! Heute lach’ ich über gestern, morgen lach’ ich über heute!“ Mutter Natur

Vor kurzem rollte ich meine Socken paarweise zusammen und dieses Wochenende machte ich meine Steuererklärung. So einwenig den Spießer zuzulassen kann nicht schaden. Es sorgt jedenfalls für einen aufgeräumten Schreibtisch und Sockenfach. Während meiner Recherchen in den Schreibtischschubladen, auf der Suche nach diversen Nachweisen und Fahrkarten, stieß ich auf einen Berg von Erinnerungen. Gruß-, Urlaubs-, Eintritts-, Dankeskarten usw. Ich muss die Sachen beim Umzug in die hintere Ecke der Schubladen gefeuert haben, merkwürdig, dafür gibt es doch Schuhkartons und Bettkästen. In meiner kaltherzigen Steuerbetrügermentalität wollte ich erst den ganzen Haufen direkt absetzen wegwerfen.
Bei einer oberflächlichen Durchsicht fielen mir jedoch ein paar Zahlen ins Auge. Ein Datum aus dem Jahr 2000 und ein Eintrittspreis gewannen meine Aufmerksamkeit. Es handelte sich um die Eintrittskarte für das Flash Festival im Hamburger Millerntor. Das Flash Festival 2000 kostete damals lächerliche 46,70 DM. Auf dem Festival traten Künstler wie die Absoluten Beginner, Eins Zwo, Ferris MC, Dynamite Deluxe, Davis P, Spax, Nico Suave, Flowin Immo und D-Flame auf. Im Jahr 2000 hatte der deutsche HipHop Hochkonjunktur. Nochmal: Alles für 46,70 DM.
Ich habe kürzlich für das Olli Schulz Konzert in Hannover knapp 30 EUR bezahlt. Die Relation muss mir mal jemand erklären. Ich rolle zwar meine Socken zusammen, aber den Begriff Inflation habe ich dennoch nicht begriffen.
Warum ich welche Eintrittskarte aufbewahrt habe, lässt sich nur erahnen. Viele Konzerte oder Festivals fehlen auf dem Papier, trotzdem kann ich mich sehr genau an sie erinnern. Erinnerungsstützen wie Fotos oder Armbändchen habe ich in dem Sinne nie benötigt. Ob die Menschen, mit denen ich damals auf den Konzerten war, sich ebenfalls noch daran erinnern können? Das würde mich wirklich interessieren.


Zwischen dutzenden Eintrittskarten fand ich Hochzeitsfotos mit den entsprechenden Einladungen und Danksagungen. Noch sind die Veränderungen im Gesicht oder der Kleidergrößen nicht gravierend genug um bei mir Wehmut auszulösen. Glückwunschkarten zu meinen einzelnen Geburtstagen bewegen mich da mehr. Allein schon, weil Grüße und Glückwünsche heutzutage mit einem Facebook Eintrag beiläufig erledigt werden. Nicht wenige haben sich richtig reingehängt und eigene Karten gebastelt. Sehr aufwendig, sehr nett.


Nachdem ich die Erinnerungen in einen extra dafür bereitgestellten Schuhkarton verstaut hatte, meldete sich die ELSTER Online Steuererklärungsplattform mit dem Hinweis, dass die Aktionszeit abgelaufen ist und mein gesamter Fortschritt nicht gespeichert wurde. Naja, so wichtig ist das jetzt auch nicht, das hat noch Zeit.




 1 Etage höher Wohnung Links mit der ganzen Musik 

2 Kommentare:

  1. Über Ticketpreise darf man gar nicht erst nachdenken! 1997 hab ich für mein erstes U2-Konzert in Köln über 80 Mark bezahlt, was ein Monats-Taschengeld war und damit extrem viel. Heute zahlt man mehr als 80 Euro für den schlechtesten Sitzplatz. Als Schüler wäre ich jetzt aufgeschmissen - oder kriegen die jetzt auch so viel mehr Taschengeld?
    Und bei Olli Schulz überleg ich auch noch, ob ich mir ein Ticket hole...

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    1. Kann natürlich sein, dass U2 einfach immer besser wird und sich das bezahlen lässt... naja. Bei Olli Schulz ist es sicherlich seine mediale Präsenz, die die Ticketpreise hochjagt. Wenn er für 30 Euro die Hütte vollbekommt, ich würde es auch so machen. Ins Dschungelcamp kann er immer noch gehen.

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