Samstag, 18. April 2009

Rad versus Stadt

"Freie Fahrt für den Typ auf dem Rad, mit dem iPod am Start, Volume auf Anschlag, Berg ab, Vierspurig, ich fahre Schlangenlinien, so kann es weiter gehen, von mir aus bis Argentinien" Jan Eißfeld

Aufgrund meiner geographisch vorteilhaften Wohnsituation brauche ich in Bremen kein Auto. Der Stress, der mit dem Auto in Verbindung steht, ist auch zu groß. Das ständige Parkplatzsuchen und nicht finden, dann das anstrengende Fahrverhalten der Eingeborenen und natürlich die rücksichtslosen Radfahrer. If you can´t beat ´em, join ´em.

So mein naiver erster Eindruck, bevor ich nach Bremen zog. Heute, als Radfahrer lautet mein Motto: if you can´t join ´em, beat ´em

Auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit wurde ich von kleinen Studentinnen überholt, die kerzengerade auf ihren zu großen Damenrädern sitzen und Omis, die als erstes das Nonfood Angebot bei Aldi oder so abgreifen wollen. An jeder roten Ampel traf ich sie dann wieder. „Hallöchen… GRÜN!“ Haha, die Idioten sind so geil darauf einen Kickstart hinzulegen, dass sie auf jedes Muskelzucken des Nachbarn reagieren. Der Fluch der Pole Position.

An meinem Alu Kettler Herren Rad (Bike) funktionieren nur noch 2 von 5 Gänge, aber das reicht. Brücke hoch (2. Gang), Brücke runter (3. Gang). Ätzend ist es, wenn Fußgänger, in der Nahrungskette ganz unten, einen mit einem Ausfallschritt den Schwung nehmen. Die Klingel brauche ich selten, mein Rad klappert so laut, dass jeder denken muss, ich würde unbereift durch die Straßen eiern.

Wenn man sich langsam an den Verkehrsfluss und die bösen Blicke der gegnerischen Fahrradfahrer, weil man auf der falschen Seite der Straße fährt, gewöhnt hat, kann man seine Skillz an der Profistrecke durch das Viertel testen. Das Viertel verzichtet stellenweise ganz auf Radwege und man teilt sich das Kopfsteinpflaster mit der dazu gehörigen Bahn. Nachts und betrunken… ein Debakel.

Mittlerweile halte ich mich für einen relativ fortgeschrittenen Bremer Radfahrer. Ich balanciere 12 Liter Wasser am Lenkrad, weiche dabei erfolgreich Außenspiegeln aus und kenne die meisten Ampelintervalle.

Wenn ich anfange entgegenkommende Radfahrer den bösen Blick zu zuwerfen, bin ich Bremer. Vorausgesetzt die beiden größten Feinde des Radfahrers kommen mir nicht vorher in die Quere.

Zum einen der Fahrraddieb. Es gibt in Bremen eine unheimliche hohe Fahrraddiebstahlquote. So hoch, dass eine Fahrradversicherung teurer ist als eine normale Hausratsversicherung.

Zum anderen meine Hassliebe, die attraktive Fußgängerin. Irgendwann baue ich noch einen „Tödlichen“, weil ich einer von denen zulange hinterher schaue. Biester.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen