Mittwoch, 8. Dezember 2010

Achtes Türchen

Als Kind habe ich mich gefreut, wenn ich morgens mehr als ein Türchen am Adventskalender öffnen durfte, weil ich die Tage zuvor zu beschäftigt war, um dran zu denken. Die Zeit bis Weihnachten vergeht schneller, wenn man die Tage bis zum Vierundzwanzigsten mit Schlittenfahren oder Iglubauen verbringt. Möglichst abgelenkt durch die Vorweihnachtszeit zu kommen, war das Geheimnis. Sonst war die Spannung nicht auszuhalten. Die Geschenke vorab im elterlichen Schlafzimmer zu suchen, konnten wir vergessen, viel zu riskant. Wir hätten auf den gemachten Betten Spuren hinterlassen, die wir aufgrund unserer schlampigen Einstellung zu gemachten Betten nicht hätten vertuschen können. Und eine plausible Erklärung was wir sonst in dem Zimmer zu suchen hatten, fällt mir bis heute nicht ein. Wenn die Geschenke nicht im Heizungsraum lagen, konnten wir die Suche eigentlich aufgeben. Stattdessen: Freizeit.

Bereits vor dem Mittagessen verabredeten wir uns hinter Familie Göllners Haus. Dort konnte man super den Abhang runterrodeln. Ganzkörperschneeanzug, Teenage Mutant Ninja Turtles Winterboots, Schal, Handschuhe, Mütze, Holzschlitten und ab ging die wilde Fahrt. Christian wollte ständig schummeln und hat Zahngel auf seine Kufen geschmiert, in der Hoffnung, gefroren verliehe diese seinem Schlitten eine bessere Oberflächenspannung auf dem Schnee. Das Zeugs ist noch nicht einmal ansatzweise gefroren.
Paddy ritt auf einen Kunststoffschlitten ein, der verheißungsvoll nach Geschwindigkeit aussah. Langsam war das Biest jedenfalls nicht. Aber Kunststoff… Leute Leute, da lachte sich doch so ein Baum oder Weidezaun drüber kaputt und dass Paddy keinen Sinn für Gewichtsverlagerung besaß, hatte er bereits im Sommer auf dem Rad beim freihändig fahren unter Beweis gestellt. Immer schön geradeaus die Schleusenauffahrt hinunter, ab durch die Dornenhecke. Keine ernstzunehmende Konkurrenz also. Da hatte man schon mehr Respekt vor der Leibesfülle eines Volkers. Mittlerweile geht es bei ihm nur noch steil bergauf, aber damals halt rasendschnell bergab. Der war selbst im Tandemmodus nicht zu schlagen.

Eine der wichtigsten Komponenten zum Sieg, neben den gut geschliffenen Kufen, war das Seil vorne am Schlitten. War es zu kurz, zog man sich den Schlitten beim Aufstieg ständig in die Hacken, war es zu lang, war es schnell im Weg oder fesselte einen im Falle eines Zusammenstoßes an den Schlitten des Konkurrenten. Ben Hur gesehen? Irgendwer? Zerschellungen waren vorprogrammiert. Thomas Gottschalk hätte die Sache nach 20 Minuten abgebrochen.
Gewinner war derjenige, der nach dem Mittagessen wieder kommen durfte.

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