Montag, 6. Dezember 2010

Sechstes Türchen

Ich habe mir heute ein Buch gekauft. Mängelexemplar. Nicht dieses schreckliche Werk von der hippeligen MTV Tante, sondern eins vom Grabbeltisch, eins mit Mängelexemplarstempel auf den Rücken der Buchseiten. Dazu noch am Bahnhof.

Der Verkäufer fragte mich, ob ich wüsste wieso man diese Bücher aussortieren würde.
Weils kapot is oder ne Seite fehlt? die sind doch nicht umsonst durchnummeriert, war meine verwunderte Antwort. Hätte ja sein können, dass ich bewusst unbewusst an einer Gameshow teilnahm und kampflos wollte ich mir den Gewinn nicht durch die Lappen gehen lassen. In einer Gameshow befand ich mich nicht, der Verkäufer war nur mitteilungsbedürftig oder ganz einfach ein strebsamer Verkäufer. Egal, die Antwort war eh falsch. Vor Augen hatte ich ein Teppichmesser, das beim öffnen des Bücherkartons den Buchdeckel der ersten Lage einen sauberen Cut versetzt. Die Wahrheit ist, so erklärte er mir, wenn sich ein Buch nicht gut verkauft oder es keine Publicity hat, dann kommt auf den völlig intakten Büchern der Mängelexemplarstempel drauf, weil man Bücher sonst nicht unter dem festgelegten Preis verkaufen darf. Soll heißen: Das ist es die einzige Möglichkeit das Buch vergünstig anzubieten.
Über die Qualität des Drucks sagt das gar nichts aus. Über den Inhalt eventuell schon. In diesem Fall bin ich mir aber sicher für die drei Euro ein Schnäppchen gemacht zu haben. Also kein schlechtes Gewissen mehr beim Verschenken von Mägelexemplaren. Die Erklärung kann man ja später betrunken anhängen.

Gekauft habe ich mir Aufforderung zum Tanz von Christine Westermann und Jörg Thadeusz. Beide kennt man aus der Sendung Zimmer Frei. Gelesen habe ich es noch nicht, aber beim ersten reinschauen fielen mir gleich die aus dem Kontext gerissenen Sätze auf, die dem charmanten Briefwechsel der beiden voraus gehen. Eine aufgelistet Auswahl hier vorab, bevor sie zu Facebook-Statusmeldungen verkommen.

Die linke Hälfte Deines Gesichts, die ernste Hälfte…

Und uns hin und wieder auch mal auf die Füße treten. Wahlweise mit Stiefeln oder Lackschuhen

Denn eigentlich bin ich ein ständiger Segen.

Völker, schaut auf diesen Gang!

Diese Unbeschwertheit untenrum findet sich in ihrem Lächeln wieder.

Als habe der Liebe Gott etwas Besonderes mit mir vorgehabt.

Ich habe ihn lange angeguckt und gebetet, dass der Funke zwischen uns Überspringt.

Die Wiedergeburt ist so sicher wie ein Elfmeterschießen beim DFB Pokalspiel nach 120 Minuten unentschieden.

„I will always Love you“ – so etwas kommt mir nicht ins Krematorium.

Wenn etwas zwischen zwei Menschen gründlich schiefläuft, kann es dann nicht daran liegen, dass einer von beiden eine ziemliche Pfeife ist?

Die Liebe: Der Singular hält um die Hand der Moral an.

„Liebe ist vor allem Theater.“

Die Nullnummern waren immer ein großes Erlebnis.

Wir haben in allem recht – aber warum haben die hier mehr Spaß?

Schau mir in die Augen, aber hör nicht so genau hin…

Eine Hand am Colt, die andere in den Bohnen

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