Freitag, 20. Februar 2009

Ein Kompromiss - Draußen ist nicht Drinnen

„Man muss sich seine Koordinaten selbst stecken, sonst verläuft man sich im Informationsdschungel.“ Sinngemäß von Heinz Strunk

Dass das Fernsehen wie verrückt mit unseren Reizen spielt ist jedem begannt. Auch die Tatsache, dass Werbung unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte wecken soll, langweilt mittlerweile jeden. Nur Lätta schafft es dem Hormon überladenen Treiben noch einen drauf zu setzen. Die Werbung von denen war ja früher schon völlig übersext. Man erinnere sich nur an das Model, das, von zwei männlichen Kollegen flankiert, aus dem Bett steigt und zum Kühlschrank geht, zum Butter naschen! Die neue Werbung haut dem Fass aber den Boden weg. Die Verantwortlichen müssen ihre Inspiration aus diversen Sodomie Pornos gewinnen. Perfekte Menschen, Strand, Meer, Sonnenuntergang und eine Schaufelladung Magarine zum frühen Glück (oder Frühstück, wie es früher mal hieß). Die Stelle an der sich Jesus Himself vor diesen Menschen niederkniet musste wohl oder übel, unter heftigsten Protesten der Werber, herausgenommen werden. Wegen der militanten Christenverbände. Ansonsten ist es schwer nachzuvollziehen warum Lätta diesen Schritt noch nicht gewagt hat.


Eine abgeschwächte Version davon präsentiert uns Pro 7 mittlerweile in der vierten Staffel. War ja klar, dass das Thema jetzt kommt. „Germanys next Topmodel“ ist wie „Wer wird Millionär“, man kann auch ohne Ton gut mit raten. Wie Max Goldt schon richtig sagte, das Problem an der Sendung ist nicht das neue Frauenbild, sondern das Problem ist, dass die kaum einen vernünftigen Satz rausbekommen. Die Girls sind eben richtig was für draußen. Nur die allerwenigsten Mädchen sehen wirklich so aus wie die Kandidatinnen. So bemitleidenswert dünn. Da ist im Grunde kein Trend auf den Straßen zu erkennen. Selbst in Bremen nicht. Aber wenn mal eine vorbeiwalkt, dann sieht die auch fantastisch aus (vorausgesetzt man steht nicht unbedingt auf Brüste).

Jeder der sich für intelligent hält, wird jetzt meinen: „Wie kann man diese „Topmodels“ nur toll finden? Assi! Schlimm ist so was, schlimm, schlimm, schlimm.“

Natürlich ist das gewollt und manipulativ und geil, aber ich kaufe ja auch keine Lätta!


„Und ich setze noch einen drauf, wie der Vater seinen Sohn, wenn der beim Kacken Hilfe braucht.“ Das BO


Was den Frauen ihr „Topmodel“ ist, ist den Männern ihr „Moderner Mann“.

Eigentlich könnte ich hier schon wieder aufhören, wenn ich da nicht letztens in einem Laden einen Brusthaarentferner (teurer Rasierer) für den modernen Mann gesehen hätte. Da stand wirklich groß drauf „für den modernen Mann“. Ich bekam sofort Gewissensbisse. Leider scheint es nicht zu reichen ein iPhone zu besitzen. Das wird nicht gemeint sein, wenn da steht „modern“. Mein schlechtes Gewissen wuchs, als mein gebraucht gekauftes Samsung Handy die Melodie eines recht sexistischen Soulsängers spielte. Selbst der Kauf einer unverschämt teueren Dose Nivea Creme änderte nichts daran. Ich bin ja schon an so einer Kleinigkeit wie einem Waschbrettbauch völlig gescheitert. Trotz lieb gemeinter Tipps diverser --Herrenmagazine. Men`s Health, Maxim oder FHM habe ich bei Artikeln wie:


- 10 Tipps wie man einen Hai auf offener See mit bloßen Händen tötet!

- Was tun, wenn man plötzlich von 20 Ninjas umstellt wird!

- Miss Rolltreppe, auch Deine Stimme zählt!

- Die 10 besten Flirttaktiken unter Wasser!


immer in Richtung MAD Magazin abgetan.

So einen Scheiß traue ich mir noch nicht einmal ungelesen ins Bad zu legen. Früher hieß das noch Coupé und jeder wusste, dass das nicht ernst gemeint sein konnte. Nachdenklich und vor allem betrübt bin ich durch die Stadt geschlichen, auf der Suche nach einem Kompromiss mit mir selbst. Die Stadt hilft wenig dabei. Die grauen Schaufensterpuppen bei diversen Herrenausstattern sehen fantastisch aus und haben dabei noch nicht einmal einen Kopf! Wozu auch noch? Die Gesellschaft der grauen Herren, denke ich. Ein kleines Mädchen mit schwarzen Locken und schwarzen Augen, im Schlepptau ihrer Mutter, taucht plötzlich auf und zeigt mit dem Finger auf mich und sagt: „Ieeh, Mama, Mama, der Mann da sieht ja aus wie das scheiß echte Leben!“ Als die Mutter ihr Kind tadelt, es solle da nicht so hin starren, bin ich schon um die Ecke verschwunden. Verflucht. Erst am Abend finde ich Trost in dem Gedanken, dass es genug Frauen gibt, die intelligent sind und jetzt meinen: „Wie kann man diese Metrosexuellen nur toll finden? Assis! Schlimm ist so was, schlimm, schlimm, schlimm.“

Lätta haben die bestimmt trotzdem alle im Kühlschrank.

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